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sche Wortgut uns überhaupt nur in Familiennamen erhalten geblieben Ist. So erzählen uns z. B. nur noch einige Orts- und Fami liennamen von der jahrtausendealten germanischen Bezeich nung sür Muller und Mühle. Diese beiden Wort?« find ja bekanntlich Entlehnungen aus dem Lateinischen, wenn auch so aut eingedeutscht daß man ihnen ihre Herkunft nicht mehr so leicht ansieht. Die altere, rein germanische Bezeichnung für Mühle lautete jedoch im Gotischen quairnuS. im Alt hochdeutschen quirn/und in den Familiennamen Korner, Ker ner, Kürner, Äirner, Querner wurde sie ünS bis in unsere Tage überliefert. Diese sämtlichen Namen sind also in der Regel gleichbedeutend mit Müller. So ist uns ferner in dem Familiennamen Lachner die alte germanische Bezeichnung für den Heilkundigen erhalten, die in späterer Zeit durch das aus dem Griechischen stammende ,Ilrzt" vollständig verdrängt Morden ist. Manger, Menger, Eisenmenger, Pferdemenaer usw. Haven nichts mit metrgen zu tun, sondern enthalten die alte Bezeichnung für den Händler, den Kaufmann; sie ist längst aus der Gebrauchssprache ver schwunden, in Familiennamen aber bis in die Tage des Rundfunks und deS Flugzeugs hinübergerett t. Bevor man den Verfertiger der Schuhbekleidung Schuster oder Schuhmacher nannte, gab es für ihn andere Bezeichnun gen. Sie find unS überkommen in Sauter, Schuchard, Schuk- kert, Schubart, Schubert. Wer sich mit einem dieser Namen schreibt, hat unter seinen Vorvätern also einmal einen ehr samen Schuster gehabt, auf den sein Familienname zurückgeht. Schröter, Schröder, Schrader ist der Bedeutung nach genau dasselbe wie Schneider, in der Gebrauchssprache aber wird es seit langem nicht mehr in diesem Sinne angewendet. Der LerSner und der Lersch machten «Lersen*, d. h. hohe Leder stiefel oder -Hosen, die außer den Fußen auch die ganzen Beine biS an die Oberschenkel einschlossen. Die Schäffler, Scheffler, Scheffel machten kleine „Schaffe" — Fässer, Bütten; heute würde man sie Böttcher nennen. Die Gartenschläger ließen nicht etwa ihre Wut an einem unschuldigen Garten auS, son dern schlugen im Walde Gerten, Stäbe, z. B. solche ausgesuch ter Art fiir Lanzen und Speere (althochdeutsch garta — Gerte, Stab). WaS sich heute Posamentier nennt, dafür hatte unsere Sprach« einst die Bezeichnung Bresser, Premier: in diesen beiden Familiennamen ist un» mittelhochdeutsch Krisen — schnüren, nesteln erhalten. ES ist also tatsächlich der Fall, daß zahlreiche GmiNen- namen unS von Wörtern künden, die wir heute nicht mehr oder nur noch in ganz anderer Bedeutung kennen, und der Fortschritt in der Namenforschung wird die vorstehende, lang« nicht erschöpfende Liste sicher noch verlängern. Gelt ddr Machtübernahme des Nationalsozialismus ist auch darin ein sehr erfreulicher, aber auch notwendiger Um schwung eingetreten. Der Staat sieht heute in der Eheschlie ßung zweier Volksgenossen einen .der wichtigM-Vorgänge ihres Lebens, schon weil jede Eheschließung oie BörbSingung zur Familie, mithin zur Urzelle allen völkischen Seins ist. So gibt man denn jetzt auch der StandeSamtStrauung nicht nur-etsten würdigen, stimmungsvollen Rahmen, sondern gestaltet auch die Handlung der Eheschließung selbst zu einem feierlichen und festlichen Staatsakt, der UM so freudiger empfunden wird, weil wegen der von Jähr zu Jähr sich stei gernden Kirchenaustritte eine kirchliche Trauung meist nicht mehr stattfindet. Wenn jetzt das neue Personenstandgesetz (veröffentlicht im Reichsgesetzblatt Nr. 119 vom S. 11.1937), dasfitn kommen den Jahre am 1. Juli in Kraft tritt, die Einführung eines Familienbuches vorschreibt, so geht auch darauS hervor, welche Bedeutung das Dritte Reich der Eheschließung vor dem Standesamt beimißt, das damit zur Schutz- und Weihestätte der deutschen Familie erhoben wird! Dieses Familienbuch, dessen Führung dem Standesbeamten obliegt, hat die Aufgabe, die verwandtschaftlichen Zusammen hänge der Angehör gen einer Familie ersichtlich zu machen. Jeder neugegründeten Familie wird künftig bei der Eheschlie ßung im Familienbuch nn besondere- Blatt gewidmet, daS au» zwet Teilen besteht. Während der erste Teil per Beurkundung der Heirat dient, dient der zweite Teil der Feststellung der ver wandtschaftlichen Zusammenhänge der einzelnen Familien mitglieder, der Vorfahren und der Nachfahren. Im Familien buch soll auch die rassische Einordnung der Ehegatten vermerkt werden, die der Standesbeamte schon jetzt vor der Eheschlie ßung zur Ermittlung etwaiger Ehehindernifse feststellen mutz. Dieses Familienbuch kann mit Recht als der organische Abschluß des Wege» bezeichnet werden, den der Staat vom Augenblick der Einführung der Zivilehe Vi» heute gegangen ist; ein Weg, der zugleich die Wandlung und die neue Sinn deutung der Ehe aufzeigt. Da» aber will besagen: Vordem SkandSamt wirst Du und wird mit Dir Dein Ehegatte ein gegliedert in die lebendige Kette Deine» Volke», da» ewig ist. Altes Wortgut in Familiennamen „ Mit llem Aufbllihen der Ahnenforschung ist auch der Sinn für M«re Familiennamen wieder , stärker aewoÄen. Wer seine Ahnentafel aufstellt, der kommt von selbst zmn Nachden ken über die Namen seiner Vorfahren. Er wird dabei nicht zuletzt die Entdeckung machen, daß manche» e-rwüMge deut — ' — » p We GßkkV !k -eit «n tzVß ße «MM?!».«! durch chnUtder Kauliche Umgestaltung Kerltrw beginnt Der Führer legt dm Grundstein zum Neubau vTr rVLYNLtyMsiyeN JuNUNN «rli«, 27. November. Am hentiat« Sonnabend, uO 1» findet auf dem vorbereiteten Gellude im Grünewald an der Tenfelssee-Ehauffe« die GrunLMalegnn de- wehrtechnische« Fakultät der Technische« den Führer statt. Damit wird der er« «rotze vom Führer angeordnete« Umgestaltung der Rei i« Angriff genommen. Die Wehrmacht, sämtliche Gliederungen der Partei und die angeschloffenen Verbände werden mit Ehrenformationen daran teilnehmen. Nach Ansprachen deS Dekans der wehr technischen Fakultät, General der Artillerie Professor Dr. Becker, und deS ReichSerziehungSuünisters Rust wird, der Führer die Grundsteinlegung vornehmen. Die Veranstaltung wird über alle deutschen Sender übertragen. Ein Landesverräter feinem verdienten Schicksal erlegen Berlin, 27. November. Die Justizpreffestelle beim Volks gerichtshof teilt mit: Der vom Volksgerichtshof wegen Lan desverrats zum Tode und zu dauerndem Ehrverlust verur teilte 28jährige Hubert Sprengel ist heute morgen hirtge- richtet worden. Der Berurteitte ist inS Ausland geflohen, weil er in Deusschländ eine längere Gefängnisstrafe zu er warten hatte. Al» er in der Fremde nach kurzer Zeit in Not geriet, ist er der Versuchung erlegen, sich für Geld dem gegen sein Vaterland- arbeitenden ausländischen Nachrichtendienst zur Verfügung zu stellen. Sobald er sich ave- einmal an hie fremde Macht verkauft hatte, hat sie ibn immer Mehr in ihren Bann ge-oüen. Ein Jahr lang ist- der Verur teilte auf immer neue Susspähungsreisen nach Deutschland auSgeschickt worden, bis schließlich die Treue eines deut schen Soldaten, den der Verurteilte vergeblich für die ausländische Spionage zu gewinnen suchte, seinem Treiben ein Ende gesetzt hat. Neuer Weltrekord in der Segel« fttegerei Westerland, 27. Noo. (Eig. Funkmeldg-) Der Segelflieger Ernst Jachtmann stellte am Freitag mit einem zweisitzigen kombi nierten Wasser-Land-Segelflugzeug einen neuen Weltrekord auf. Mit einer Zeitdauer von 14 Stunden und 3 Minuten gelang es ihm, die bisherig« Weltbestleistung von Schulz (9 Stunden) erheb lich zu überbieten. . Dl« französischen »«Hörden hüllen sich all diesen Tatsachen geaenüber in Stillschweigen! Unter den Flüchtlingen au» Normpansen, dje in den letzten Monät-n in Südwestsrankreich «intrafen, befinden sich verschiedene berüchtigte Verbrecher, Zuchthäusler und Anarchisten, die in der letzten Zeit nach amtlichen Feststellun- gen im Gebiet von Bayonne und Bordeaux 1»0 Diebstähle verübten. Die französischen volksfronkbchörde« übest diesen «e- menten geaenüber weitaeheNdc Nachsicht und lassest sogar Verbrecher «uaefchorest, wie den anarchistische« Vruder den Geistltchen von Los Arena», von den» beknnut ist, daß er die spanische Grafenfamllie Zubiria ermordete und Vstakn und Privatwohnungen plünderte. Eia« Anzeige bei dm französischen Polizeibehörden blieb unbeachtet. Im Gebiet von Perpignan treiben ausländische Juden unter wohlwollender Duldung der fr<mzösilchen Behörden einen schwunghaften Handel mit in Spanien gestohlenen Schmucksachen. - Die französische Volksfront hat im Dienst der spanischen Bolschewisten in Südfrankreich ein ausgedehntes Spionage netz aufgezogen, in das mit Vorliebe vorbestrafte Elemente «ingespannt werden. Die rotsvanischen Spitzel arbeiten zu sammen mit einem Pariser Büro und der Splonagezenirale der Komintern. Einer der Hauptspione ist der Rechtsbei stand der sowjetspanischen Vertretung in Paris, der ein Vertrauter Pietros ist und in St. Jean de Luz wohnt. Jeder Diplomat — St. Jean de Luz ist Sitz des in Madrid ehemals akkreditierten diplomatischen Korps —, je der ausländische Journalist oder Kurgast wird täglich und stündlich bespitzelt. Offiziell wohnt zwar in St. Jean de Luz kein Sowjetrufse, tatsächlich befinden sich dort aber zahlreiche Spitzel der. GPU.; sie alle sind im Besitz von falschen Nässen und fallen auf durch das Beherrschen Mehrerer Sprachen. Der von der französischen Volksfront -ege« franco- freundliche Personen geübte Terror steht zwar im Gegen satz zu dem internationalen Meinunasumschwung zugunsten der nationalsvanlschen Sache, stellt aber di« Erfüllung de» Programm« dar, da, die französischen Marxisten bei den letzten Wahlen im französischen Pyrenäengebiet aufstellten. AationalspaMe Anklagen gegen Arankreich Aufstellung französischer Hilfeleistungen für die fowsetspanifche Lüfichafse DNB. Salamanca, 27. November. Nätionalspänische Stellen geben eine Liste über die von Frankreich der sowjet spanischen Luftwaffe während der letzten Wochen geleistete Hilfe bekannt. Danach landete am 9. Oktober ein sowietspani- scher Flieger auf dem Flugplatz von Toulouse, lud dort Kriegsmaterial und kehrte zwei Tage später, nach Barcelona zurück. AM 17. Oktober landete auf drnr französischen Flug platz Francazal ein in sowjessvättsschep-Dirnsten stehendes dreimotoriges Flugzeug. Am 20. Oktober landeten bei Biar- ritz S sowjetspanische Flugzeuge, die mit Kriegsmaterial eben falls nach Barcelona weiterflogen. In einer dieser Maschi nen befand sich der rpte Flughafenkommandant von Gijon. Ende Oktober wurden in Marseille 48 sowjetrussifche Bom benflugzeuge nach Sowjetspanien verladen. ZUr selben Zeit wurden 56 fabrikneue französische Devoitine-Appäräte auf dem Luftwege nach Sowietspanien gebracht. Am 2. Novem ber tankten m Francazal drei Maschinen, die Nach Rotspa nien weiterflogen. . Die nationalspanische« Stelle« hebe« ausdrücklich hervor, Latz Frankreich Sowjetspanien nicht allein mit Flugzeugen unterstützt, seine Flughäfen den spanischen Bolschewisten zur Verfügung stellt, ihnen das Ueberflieaen französischen Ge biete- gestattet, sondern auch Brennstäff, Motoren, wie über haupt Einzelteile liefert, ohne die die sowjetspanische Fliegerei längst bankrott gemacht hätte. Besonders in der letzten Z<' häbe der Mugverkehr zwischen Frankreich und Söwfeispani, stark zugenommen. Welthafeo Sambag rta-l-bes^ -er»»om» — «DeWWmd den« nlchkdarau, sich wirtfchaflllch ,v ifotleren- MtnistetMsideM Generaloberst «»ring stattet« «M Frei- tag feinen angekündlgten Staatsbesuch in Hamburg ab. Ler Ministerpräsident wurde am Dammtärbahnbof emvfan- gen, vor dem Ehrenkompanien der Luftwaffe, der st Standarte „Germania^ und der Schutzvottzei sowie Formatiomn aller «lie- drmügen der Partei Ausstellung genommen hatten. Sofort nach Ankunft begab sich Ministerpräsident «»ring zur Kunst Halle. Sm Vorraum erwartet« ein« Abordnung von S«ereuten den Ministerpräsidenten, um ihm den httzllchen Dank der deutschen Seefahrer für dl« durch fein« Entscheidung her- betgeführt« Besserung ihrer sozialen Laa« alyustatkn. In der «unsthqll- besichtigte Göring sodann di« Modell« über dl« Aus-«- staitung «roßbamburg» und di« Ausstellung einiger bisher durch geführter Projekte de« Bierjahresplanes. «enerallnsprftor Dr. Todt berichtet« deiy MiNtsterMsidenten an Hand der Modelle zunächst über dtn Plan der «lbehochbrllcke in Homburgs di« fLdie künftige Entwicklung des.Hafen» und Industriegebietes «rundachse der Ausrichtung de» Stäbtebtlde» fein wird. Lin« Besichtigung der ausgestellten Projett« de» Vierjahresplanes schloß sich an. Am Nachmittag fand im Rathaus «in feierlicher Empfang statt. Reichsstattdalter Gauleiter Kaufmann begrüßt« Her mann «»ring aufl herzllchste. In seiner Entgegnung führte Ministerpräsident Gürt», u. a. aus: Ich weiß, wie unendlich wichtig die Wirtschaft für da» Leben unseres Volke» ist und wie unendlich große Aufgaben gerade auf wirtschaftlichem Gebiet zu löst» sind als Voraussetzung für den weiteren Aufstieg und vor allem auch für dl« Sicherheit unftws Volke». Daß Hamburg in diesem Nahmen von ganz besonderer Wichtigkeit ist, steht von vornherein «fest. Hambuch ist «ine Stadt von besonderer Nrbeuwug, di« der well zelgsa soll, daß Deutschland sich keine»»«-,. Nach nicht »w Rntzwe« b«s Vletsahrssplnn«,. ab- schlletzen will vo« all dem «eichchea in der West, von ihrem Wandel «std Handel. Welmch^vWist der Ausbau Hamburgs, die Schaffung «rotzhamburg», welch große Bedeutung «ir dem Welthandel, dem. Weltverkehr und der Wettwirffchäsf beileg«». So wie V«rli« das Gepräge der politische« welkgelkvng Deutschland, bekommen soll, soll Hamburg da» ««präge der wirtschaftlichen welt-«l«ta- Deutschland, gegeben werden. Richt lm Herz« Deusschländ», nicht im Ruhrgebiet, nicht im Industriezentrum Sachsen liegt die» Zeichen wirtschaftlicher Weltgeltung, wabern in sei«« größten Westhofen, dort, wo Deutschland mit der übrigen WM «ürffchafillch am engsten verbun den ist. L, ist ein Zeichen, daß Deutschland nicht daran deut«, sich za isolieren, sondern tm lliqwutM daß Deutschland gedenN. fich in friedlichem Wettbewerb mir d«r ganzen welk Z« verbinde«. Die Fondvner MeVe von «hantemps mrd Welda» Abfahrt am Sonntagnachmitlag DNB. Paris, 27. November. Ministerpräsident Ehäu- temps und Außenminister Delboswerben Sonntag um 16I0 Uhr nach London abfahren, wo sie mit Chamberlain und Eden zusammentreffen werden. In Begleitung der französi schen Minister befindet sich der Generalsekretär deS Quai d'Orsay Löger, sowie der Direktor für politische Angeletzen- höiten im Mltzenmintsterium, Massigli. Das e»sts TodsSurleU d« TMlUSrgerichts i« Palästina vollst«« s Der 8vjShriae Scheich Faehan Saadi Hingerichiel Jerusalem. 27. Noo. (Eig. Funkmeldg:) Der von de« WM- tärgericht in Haifa am Mittwoch znm Lode vernrtellte Araber- schelch Aarhan Saadi ist la dem «erichwgefäntznis von Atta heute früh durch den Strang hiagerichtE worden. Damit ist da, erste Todesurleil, da» von dem neuen Militärgericht in Palästina gcfällt wurd^ vollstreck« worden. Die Begnadigung, die man teilweise erwartete, ist als» auagebllebe«. > , Die zusammen mit dem «0jährigen Scheich verhafteten drei arabische» Fresschchrler sollen ebenfall, am Sonnabend abgearteilt werden. «a G»r»rt»h«»«» Nleum ». Pap», . W> deMesel all An ster«. «h. Du und das Standesamt Bon der Einführung der Zivilehe zum Familienbuch Bor kurzem wurde das neue deutsche Personen standgesetz veröffentlicht, das am 1. Juli 1938 in Kraft tritt. Daß eS vor dem Jahre 1875 im Deutschen Röiche weder eine Zivilehe noch ein Standesamt gab, haben die allermeisten unter unS erst erfahren, als sie wegen des Nachweises ihrer arischen Abstammung daran gingen, Ahnenforschuna zu be treiben. Nun erst wurde ihnen bekannt, daß die Beurkundung von Geburten, Taufen, Hochzeiten und Sterbefälken bis zum Jahre 1875 ausschließlich in den Händen der Kirchen gelegen hatte, und daß hierin erst das (alte) Personenstandgesetz von» 6. Februar 1875 für das ganze Deutsche Reich eine Wandlung herbeifübrte. Leute können wir uns nicht mehr vorstellen, daß um die ses PersonenstaNdgefetz und insbesondere um die mit ihm ein- geführte Zivilehe heiße Meinungskämpfe entfacht worden sind, ganz abgesehen von der Abwehr der Kirchen, die sich innerlich bis heute noch nicht damit abgefundea haben, daß eS allein dem Staate zusteht, die Personenstandregister seiner Bürger zu führen. Und doch haben sich solche heißen Meinunaskämpfe Sinst in allen Schichten der Bevölkerung abgespielt und nur zu oft zu der irrigen Ansicht geführt, daß erst die kirchliche Trauung di» „richtige" Eheschließung bedeute, obwohl eS den Geistlichen aller Konfessionen bei hohen und schweren Strafen Perboten war (und natürlich auch noch ist), kirchliche Trauun gen ohne Vorlage der Eheschließungsurkunde deS Standesam ts vorzunehmLn. Schon rein äußerlich kam die Meinung von bet (angeblichen) Unwichtigkeit der StandeSamtSträuung darin »um Ausdruck, daß man nicht im Feiertaäsklests öder yeier- tagSrock Mn Standesamt ging, sondern alle gesellschaftliche u. hochzeitliche Prächtentfaltung flir dieMrchentrNuung aüs- AllerdinaS hatte an dieser äußerlichen GeriügMtzunader StandeSamtStrauung auch der Staat selbst ein gerüttelt Maß von Schuld, weil er eS unterließ, der Zivilen" Trauung einen besonderen feierlichen und erhebenden Rahmen zu geben. So mußte und konnte in der Tat die StandeSamtStrauung vom Molke nur al» eine bürokratische Pflichtmaßnabme empmnden werden, bie — meist sogar in recht nüchternen, ja öden Räum lichkeiten — keine gehobene Feststimmung auszulösen ver-