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-ojrwerLa. 145,25 1,461 U.4S6 19.75 SS.75 99,75 vs^o SS.75 68- 86,75 142,- 142.- eass 183,- 153,- >12M 0,754 42,04 0U61 8,053 85^3 47,10 12,585 88,07 S.48 S.S2S 2,357 137,60 15,3g 55,30 13,11 (4723 SM 2,M 4tf10 4202 62,27 4S,(iS 47.10 11,25 rser» i.«. SIL Krone« 4,00 Schill. »LS S»I-«n SLS Frant«, 74,0 Franken :.ss RM. et) KSn^nnisttsal 18b- 1tz4,S0 152^0 134,'/. 170,50 85,50 212,25 121.- iso,- 161,'/. 127.«" L NI- 1VS,- 218.75 icn'/, 126,- 111, iea- I1V,5 178,- 85,25 393,- 106,- s« 1«0 «gl in i. Fvüergerste (H XM) 159; mehl Type 812 0: für «leie 1L8. Roggen- 1,780 41M ^189 .047 L21 7M) LOS 7.S3 8.47 ,31t LS3 7^3 5,85 5,27 »M 721 «St 4S^ 400 ,94 ,15 »98 ,0« ,23 83,88 S7.2S 17,02 1,982 «rse Lombard Sgg , 1.9. »«Id t Brief Oer Sächsische Erzähler Donner »tag, den 2. Septemder 1VS7 S. Betdlatt -» srvmmer 204 „Nein, ich komme nicht gerade vom Gletscher", antwor tete er, „wenn auch da aus der Nähe. Aber bleiben kann ich nicht, ich muß zum Meer." Sie wollte sagen: „Das mußte der Großvater auch", unterließ es aber. Zusammen gingen sie dem Hof zu, ob- wobl dort ja nur ein einziger alter Mann war, der dem Kahn nichts nützen konnte. „Und dann nahm der Großvater die Großmutter", sagte Lukas und lachte. Sie blieb ernst. „Ja", sagte sie, „und es war ein Glück, daß der Strom ihn schickte. Großmutters Eltern waren ge- rade gestorben, an einer Seuche, die auch den Strom herab gekommen war — es kommt so vieles herab mit dem Was ser, weißt du. Großmutter war noch sehr jung, und da war ein Bursche, ein sehr schlechter Bursche, ja, es war ein Glück, daß der Strom ihr hals." Der Mann sah sie ein wenig betroffen an. „Wie du sprichst!" sagte er, „nun, hoffentlich wurden sie wenigstens glücklich!" „Ich glaub' schon. Nur, daß die beiden ersten Buben ertranken, kurz hintereinander. Der Strom gibt, der Strom Nilllinl» Lukas wandte den Mick nicht von ihr. Klar und schön stand das reine Proffl des Mädchens gegen den Hinter grund von Himmel und Wasser. „Ich will aber zum Meer", sagte er unvermittelt. „Ja", erwiderte sie voll tiefer und unbewußter Weis heit, „alle wollen zum Meer!" — Alle wollen zum Meer, aber wieviel erreichen es? Lu kas war nicht unter ihnen. Er blieb auf -em Hof, bis stei gendes Wasser das Boot flott macht«, und dann stellte er zur Weiterfahrt einen Ersatzmann. Er selbst heiratete Bap tista und wurde Bauer und Fischer, wie alle am Strom. Es wurde eine glückliche Ehe, alles ging gut. Freilich nahm der Strom im ersten Jahr» hoch anschwellend, den Stall mit. Mer dann kam der Bub, Tobias, und drei Jah re spater das Mädchen Johanna. Ws Tobias vier Jahre alt war, erzählte Lukas ihm vom Meer, das er nie gesehen hatte. Er erzählte so wun derbar, daß Tobias stürmisch danach verlangte, dies gewal tige Meer zu sehen. „Später", sagte Lukas hastig und etwas unruhig, denn Baptista kam. Tobias gina geradewegs auf die Mutter zu. „Wenn ich groß bin, gehe ich ans Meer!" verkündete er. „Wenn du groß bist, bekommst du den Hof", sagte Bap tista. Die Lösung für diese» Problem fand Tobias erst meh rere Jahre später. „Johanna kann dm Hof haben", sagte er. Er schwamm wie ein Fisch, baute sich Boote, und wenn Lukas zuweilen am Strom stand und ziellos ins Weite blickte, drängte er sich an ihn und fragte: „Denkst du an" Die Leute vom Strom Skizze von I. Hu ff chmi e d (Nachdruck verboten) Während di« jung« Baptista so dastand, in der Morgen frühe, am Ufer des großen Stromes, und die Wäsche in dem klaren Wasftr spülte, das in funkelnden Tropfen von dm Stoffen floß, sah sie öfters als sonst nach Süden, von wo das breite reißende G«väss«r kam. Sie bebt« «in we nig in dem frischen Mnd, der mit der Sonne zugleich her gekommen war, sie von Osten und «r von Norden. Nach Norden, wußte Baptista, ging der Strom hin, durch das immer breiter werdende Tal, bis in die Ebene, die große ewige Ebene des Meeres. Er flöß und floß, unaufhörlich, Tag und Nacht, Som mer und Winter, jahrelang, jahrhundertelang — jahrtau- tendelang, sagte man. Baptista versuchte, sich das vorzu stellen, aber es gelang ihr nicht. In der Biegung oberhalb ward ein Schiff sichtbar, ein Lastkahn, wahrscheinlich mit Holz beladen, der die ewige Unrast de» Stromes ausnutzte, um ebenfalls in die große Ebene zu gelangen. Es kamen viel« solcher Kähne von Sü den her, dennoch sah das Mädchen ihm gespannt entgegen. Das Wasser stand niedrig, würde der Kahn an der Sand bank vorbeikommen? Er kam nicht vorbei, schon saß er fest. Baptista ging näher, sie freute sich in aller Unschuld. Nun gab es ein biß chen Gesellschaft, der Hof lag sehr einsam. Auf dem Deck fluchte der Schiffer, einer seiner Leute hals ihm dabei. Ein zweiter machte allerband Anstrengun gen mit einer langen Stange, es hatte aber keinen Zweck, da sprang er in das seichte Wasser und watete an Land. „Vorsicht!" ries Baptista. Der Mann stutzte, dann sah er den mächtigen Strudel dicht vor sich, hier hört« die Sand bank aus. Der Mann umging geschickt den Strudel, kam ans User, lachte und sagt«: „Du hast mir da» Leben gerettet." Das Mädchen lachte auch und schüttelte den Kopf. Er fragte: „Du gehörst dort auf den Hof?" Sie nickte nur. „Sind Mannsleut dort, die helfen könnten, Len Kahn von der Bank zu schleppen?" fragte er wieder. „Es ist nur der Vater «La , erwiderte sie, „aber der ist alt." „Und du bist noch so jung", versetzte er unwillkürlich. "Ganze fiinf Jahre jünger als ich." „Kommst du vom Gleicher? fragte sie und sah ihn aufmerksam an, „wie heißt du?" — „Lukas", erwiderte er, „welchen Gletscher meinst du?" „Den, aus dem der Strom kommt." — „Kennst du ihn?" Nein, sie kannte ihn nicht, sie hatte nur durch den Großvater von ihm gehört. „Der Großvater kam vom Gletscher", sagt« sie und lacht« ein wenig, „auch mit dem Holzkahn. Und dann bk«- er hier." Lukäs antwortete nickt. Dachte er ans Meer, wo er hingewollt hatte, oder an das Gebirge, von dem er gekom men war? Baptista weinte ost, wenn der Bub vom Meer sprach. „Ist das verwunderlich?" fragte Lukas. „Wollte ich nicht auch dahin?" „Aber du bist Hievgeblieben", erwiderte sie, „und bist du nicht glücklich geworden? Tobias wird auch hier bleiben." „Erbteil ist Erbteil, man redet es nicht fort." „Erbteil? Gut, soll er ins Gebirge, das ist sein Erb teil. Was geht euch das Meer an?" Lukas fragte den Knaben: „Möchtest du nicht dahin, wo der Strom herkommt?" u. schilderte ihm das Flammen der Gletscher im Morgenlicht, die Tore aus funkelndem Eis und die Regenbogenfarben der Kristalle. Tobias hörte zu, dann sagte er: „Ich möchte dahin, wo der Strom hingeht." „Niemand will zu seinem Ursprung zurück", dachte der Vater. , Als Tobias sechzehn Jahre war, fuhr er eines Nachts heimlich mit einem vorbeikommenden Lastkahn mit. „Er kommt ja wieder!" tröstete Lukas die fassungslose Frau. Hatte er etwa von der Abfahrt gewußt? „Der Weg zum Meer ist ja nicht ewig!" Aber Tobias nahm im Hafen Heuer auf einem Damp fer, der wsiterfuhr in ferne Länder. Er Hao« großes Gluck gehabt, schrieb er, daß er solchen Posten bekommen habe, obwohl er noch nichts Rechtes versteh«. Und in zwei Jah ren sei er daheim. Was nützte es nun, daß der Strom in diesem Jahr so viel Fische lieferte, daß man sie gar nicht berAen konnte? Mochte er doch seine Fische behalten und den Sohn zurück geben, den er verführt und geraubt hatte! Die alle Baptista steht in der Morgenfrühe am Ufer Les Stromes und spült Wäsche, um Johanna zu helfen, die jetzt Bäuerin und Fischersfrau auf dem Hof ist und drei Kmder hat. Sie zittert ein wenig, ist e». well der Wind kühl weht, oder weil er aus jener Weite herkommt, in die der Strom geht und in die Tobias ging, um ebensowenig wivderzukommen, wie das Wasser wiederkommt, da» hinab fließt? Die alle Baptista schaut stromauf und stromab, denkt sie an den Sohn oder an Lukas, der mm schon lange auf dem kleinen Friedhof liegt, eine Viertelstunde stromab? Vielleicht denkt sie überhaupt gar nichts Besonderes, son dern nur daran, daß di« Strömung nicht die Netze zerrei ßen möchte, die man ausgelegt hat. Sie ist heute besonder reißend, im Hochgebirge hat die Schneeschmetze eingesetzt. Ihre Enkelin kommt gelaufen, in der kleinen Faust hält sie einen ganz wunderbar bunten Stein, ein wahres Kleinod, und ist sehr glücklich. „Der gute Strom!" sagt sie, „gerade vor die MH« hat er es mir geworfen!" — „Ja, der gute Strom!" wiederholl die alle Baptista, und ohne daß sie es selbst weiß, geh« chre Mick« stromauf bis zur Sandbank, über di« vor vm«n Jah ren Lukas stieg, ihr und dem Land entgegen. —* kirchlicher Männer ab end. Heute abend 8 Uhr fin det im üuther-immer der Kirchschule, Kirchplatz, ein kirch-' Ücher Männerabend statt, zu dem alle Manner der Ge meinde herzlich «ingeladen sind. —* Alle Mitglied-Unterlagen sofort umlauschen! Die alten Mitgliedsbücher und -karten der früheren Angestell ten-, Arbeiter-Verbände und Gewerkschaften werden am 1. Oktober 1S37 außer Kraft gesetzt. Wer seine Unterlagen noch nicht zum Umtausch gegen ein neue» DAF.-Mitgliäs- buch abgegeben Hot, tue dies sofort. Nach dem SO. Septem ber 1937 kann kein« Anrechnung der früher erworbenen Anwartschaften mehr erfolgen. —* 24. Awingerlollerie. Zur weiteren Erhaltung des Dresdner Zwingers und zur Förderung des Innenaus baues ist die 24. Zwingerlotterie mit 100000 Losen zu je 1 RM. genehmigt worben. Die Lotterie führt wieder der Landesoerein Sächsischer Heimatschutz durch. Die Ziehung findet bestimmt am 4. und S. Oktober statt. —* Ein guter Rat! Man soll zwar keinen Hund zur Jaah tragen und keinen Menschen zu seinem Glück zwingen wollen. Immerhin aber kann man ja mal im Vertrauen seinen guten Freunden einen guten Rat geben: Kaufen Sie Lei einer Dienststelle des Relchsluftschutzbundes oder einem Luftschutz-Amtsträger, bei Ihrer Bank oder bei einer durch ein Plakat gekennzeichneten Vertriebest«!!« ein Los der 2. .Geldlotterie des Reichslustschutzbundes. Nehmen Sie ein Einzöllos zum Preise von SO Pfg., so können Sie im günstigsten Falle 25 000 RM. gewinnen, für ein Doppellos von RM. 1.— gibt es 50 000 RM. (Selbstverständlich nur einmal; insgesamt aber gelangen über 75 000 Gewinne mit 200 000 RM. zur Ausspielung.) — Der Rat, ein Los der Reichsluftschutz-Lotterie zu kaufen, ist aber auch noch in einer anderen Beziehung vortreWch. Der Reingewinn der Lotterie nämlich kommt dem Reichsluftschutzbund zugute und damit der Sicherheit des ganzen Volkes gegen di« Wir kungen von Luftangriffen. Selbst wer mit seinem Los nichts gewinnen solüe, hat also gewissermaßen doch gewon nen. Und zwar «inen kleinen Beitrag zu seinem und seiner Nächsten Schutz. —* Erweiterte Tätigkeit der vog.elschuhn>arte Nesch witz. Die Dogvlschutzwarte Neschwitz des ücmdesvereins Sächsischer Heimatschutz, die unter der Leitung des Forst meisters Dr. Arnold Freiherr v. Dietinghoff-Riesch st«yt, wurde vom Reichsforstmeister staatlich anerkannt und ihre Tätigkeit auf di« preußischen Provinzen Brandenburg und Pommern ausgedehnt. In der Zeit vom 28. bis 30. Sep tember findet hier wieder ein Vogelschutz-Lehrgang statt. Anmeldungen sind bereits jetzt an die Vogelschutzwarte Neschwitz Les Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Nesch witz i. Sa., zu richten. * —* Das Storchvorkommen in Sachsen 1937. Nachdem in den Jahren 1035 und 1836 in Sachsen eine Anzahl Neu ansiedlungen von Störchen zu verzeichnen war, schien es in diesem Frühjahre, als ob recht viele Storchnester unbe wohnt bleiben sollten. Schließlich kehrten jedoch auf manch« Nester deren Bewohner zurück, freilich erheblich später, als dies sonst der Fall ist. Um den Besitz der Nester entspan nen sich dann vielfach Kämpfe, die mit einer ganz besonde ren Heftigkeit geführt wurden und in deren Verlauf man cher Vogel zugrunde ging. Diese Kämpfe zusammen mit der ungewöhnlich späten Rückkehr wurden wohl auch die, Ursache, daß auf solch spät bezogenen Nestern die Bö«! zu keiner Brut mehr schritten. Verschieden« Nester mieden ohnehin leer oder wurden wieder verlassen, so Laß in die sem Jahre auch in Sachsen ein nicht unbeträchtlicher Aus- all von Storchbruten zu verzeichnen ist. Seine Höh« läßt ich augrnblicklich mit Sicherheit noch nicht übersehen; die mit Unterstützung des Landesvereins Sächsischer Heimat schutz vom Verein sächsischer Ornithologen angestellten Er hebungen sind noch nicht abgeschlossen. Ob der diesjährige Ausfall ein Zeichen dafür ist, daß der Höhepunkt der Zu nahme des Storches überschritten ist und daß dem seit 1828 ununterbrochen vor sich gegangenen Aufstieg wieder eine Periode des Abstieges folgt, läßt sich vorläufig noch nicht sagen. «ach wenn Sa nicht persönlich in Nürnberg aas -em Leichs- Parteitag fein kannst — Vein Serz wir- -ort stink Zeige es an» äußerlich -nrch -en Lrwerb -er Reichsparteitagplaketle und irage sie! Amtsgericht Bischofswerda Des fortgesetzten Betruges schuldig gemacht hatte sich der 1905 geb. Walter Karl Götschmann aus Bischofswerda. Bon Januar bis März 1937 hatte er von einer auswärtigen Firma für 351 RM. Ware bezogen, worauf er nur insgesamt 45 RM. gezahlt hatte. Den übrigen Erlös der wieder verkauften Ware hatte er für sich verwendet. Das Gericht warf mit Rücksicht auf seine erlittenen Vorstrafen eine Gefängnisstrafe von 1 Monat aus, wobei es seine schlechten finanziellen Ver hältnisse sowie sein längeres Strafsreihalten mildernd berück sichtigte. Wegen Beleidigung von Behörden mußte sich der 1916 geb. Arno Martin Pietrobelli aus Schmölln vor dem Einzelrichter verantworten. Der Angeklagte, der italienischer Staatsan gehöriger ist, erfüllt seine Verpflichtungen, die in Deutsch land lebenden Ausländern auferlegt sind, nur in wider williger Weise und muß dazu immer und immer wieder er mahnt werden. Im Juli traf ein Beamter der Gemeinde den Angeklagten auf der Straße und mahnte ihn zum wiederhol ten Male wegen Erledigung einer Formalität. Dabei ließ sich der Angeklagte in bezug auf das Arbeitsamt dazu hin reißen, das bekannte Zitat aus dem „Götz von Berltchingen" zu äußern und mit einer anderen beleidigenden Redensart die Amtshauptmannschaft anzugreifen. In der Hauptver handlung leugnete der Angeklagte, selbst nach der beschwore nen Aussage des Beamten, die Aussprüche getan zu haben, dieselben seien wesentlich milder gefaßt gewesen. DaS Ge richt sah ihn als überführt an und verurteilte ihn zu 2 Wochen Gefängnis. Ein VerkehrSunfall bildete die Grundlage einer Ver handlung gegen den 1907 geb. Erich Werner Grünow und den 1907 geb. Paul Hermann Berger. Am 26. Mai war Berger mit seinem Lastwagen, nachdem er auf der Kamenzer Straße gehalten hatte, nach links in die Mrolastraße eingebogen, wo- ' bei er die Kurve geschnitten hatte. Grünow war die Kamenzer Straße mit einem als Lieferwagen benutzten alten Personen- ' wagen herabgekommen u. hatte zu spät bemerkt, daß der Last öl wagen nach links abbog, so daß es zum Zusammenstoß kam. j Dabei war Grünow etwa 12 Meter auf dem Fußsteig ge- Aus Bischofswerda und Umgegend Bischofswerda, 2. September Boten -es Herbste- Der Herbst zeigt auf die verschiedenste Art und Weise, daß seine Herrschaft etnsetzt. Erste Blätter beginnen sich zu färben. I stuf dem Boden raschelt eS schon manchmal beängstigend, wenn der Wind in stille Ecken abgefallenes Laub zusammen geweht hat. Drachen stehen im hohen Himmel, schräg gegen den Wind gestemmt, unL der Wettergott Weitz noch gar nicht so recht, wie er sich dazu stellen soll. Er hält sich zunächst noch alle Möglichkeiten offen. Einmal erfreut er unS mit Sonne und wolkenlosem Himmelsblau, einmal wieder zieht er daS Gesicht in tausend Falten und beginnt herzzerbrechend zu weinen und wieder ein andere- Mal brummt er unwillig und zorngeschwollen in seinen Bart. DaS bedenklichste Anzeichen für den aufziehenben Herbst find aber jene geheimnisvollen feinen Schleier, die durch die ! Luft schweben, als-wehten sie hinter unsichtbaren Elfen her. „Altweibersommer" nennen profane Menschen die spknn- webenartigen Mdengeflechte, deren genaue Zusammenstel lung, Entstehung und Beschaffenheit zu ergründen daS Vor recht von Spezialisten ist. Oder wenigstens von Menschen, die hinter dem milden Hervsthauch, der aus ihrem durchsich tigen Wehen spricht, Probleme sehen und suchen. Wenn man.durch die Stratzen wandert, und plötzlich sich ein solcher Schleier im Gesicht fängt, so glaubt man beinahe, vom Herbst persönlich und körperlich berührt worden zu sein. Der sanfte Gruß kühlerer Tage mit ihrer Abschiedstraurig keit von der üverfiille beS Sommers, von der Hitze der Sonne u. dem Glück froher Urlaubstage am Badestrand oder auf den Gipfeln der Berge läßt unS nachdenklich werden. Aber auch die Tage zwischen Sommer und Herbst, die Zeit der Um stellung, Haven ihre Reize, die keine andere Jahreszeit zu bie ten vermag. War der Frühling ein Beginn und ein tastendes BorwärtSfühlen und der Sonimer Höhepunkt und Rausch, so ist der Kerbst Abgeklärtheit. Es ist etwas wie die Weis heit deS Alters, daS jene Tage ausstrahlen. Güte und Ueber- legenheit sprechen auS einer Zeit, die einen Abschluß bildet und hinüberleitet in das Chaos deS Ringes um die Neu geburt. Die feinen Spinnweben scheinen aus dem Himmel selbst ! zu kommen, nirgends sieht man ihren Anfang, nirgends ihr Ende. Sie sind da und wehen über unS hin. Weihen unS mit I inner Hand dem Herbst und mahnen unS zu Bedachtsamkeit I und AbschiÄ, zu Sammlung und zu einer Abrechnung nach f öep Genüssen der Sommermonate. Wir sollen nicht traurig werden, wenn der Herbst, uns seine Boten sendet. Auch Liese Quartiermacher sind nur Abge ordnete einer Zeit, die auS ihrer übervollen Schale reife Ga den unter die verteilt, die sie zu nehmen wissen.