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84 Akte die Treth' den Tod sand. Die Kath' lachte. „Pah! Froh soll sie sein, die Ereth'; bei den Deutschen ist eine andere Disziplin, und spater, wenn sie Invaliden sind, bekommen sie eine tüchtige Beihilfe vom Staat . . . Was hat eurer bekommen, he? Von den Fran zosen? Nix! So gut wie nix. Geht mir weg mit Len Wind beuteln, den Welschen! Froh wollen wir sein, dasi wir deutsch sind da im Elsaß." Aber die Ereth' begriff es trotz allem nicht. Tag für Tag wanderte sie von Dorf zu Dors, im ganzen Waldbezirk des Tals umher, besorgte ihre Aufträge und klagte über den Schorsch, der ein deutscher Soldat sein mutzte. Im ganzen Tal gab es keine geschicktere und flinkere Boten frau als die Kreth', trotzdem sie ihre dreiundsiebzig Fahre in der Hucke mit sich trug. * Der Tag war strahlend; der ganze Wald prangte in Gold. Die Vögel sangen, Eichhörnchen sprangen von Baum zu Baum, und wenn nicht in der Ferne das schwermütig düstere Donnern der Kanonon gewesen wäre, hätte man nicht denken sollen, daß auch in diesen weiten, prachtvollen Wäl dern bereits der unerbittliche Krieg wütete. Die Greth' stieg rüstig den steilen Fahrweg hinauf, der sie in das nächste Dorf bringen sollte. Sie duihre an ihren Pierre, der bei den Franzosen Husar gewesen war ... Oft hatte er später, in friedlichen Zeiten geklagt, datz man ihn schlecht behandelt habe und die Welschen sich ihrer tapsern Söhne nicht zu erinnern liebten, sobald sie in Not gekom men waren . . . „Ja, er hat kein leichtes Leben gehabt, der Pierre," murmelte die Greisin vor sich hin. „Aber das dünkt mich kein Grund zu sein, daß jetzt der Schorsch bei den Deutschen dient. Ich mein' alleweil, er mutz es büßen, die Franzosen werden ihn strafen, mein ich . . ." Ein wilder Zorn ergriff sie, daß sie mitten im Wege stehen bleiben mußte, um die Fäuste zu schütteln. „Durchbrennen hält' er sollen, wo's geheißen hat, daß Krieg wird," murmelte sie. „Das ist mir ein rechter Sohn, wo gegen die Soldaten von seinem eigenen Vater schießt!" In ihrem Kopfe, der bereits die klare Denkkraft einge- büßt hatte, begannen sich die Vorstellungen närrisch zu ver wirren. Sie kam über hunderterlei verstümmelte und will kürliche Gedanken zu einer sonderbaren und in ihrer Hart näckigkeit schauerlichen Überzeugung: „Ja, so ist's und net anders," murrte sic, 'rschreitend, „der Schorsch schießt auf seinen eigenen Vater.. Wilde Angst bemächtigte sich ihrer bei diesem Gedanken. Sie sah sich mit weitoffenen, flehenden Augen im Kreise um, ob sich niemand und nichts finden ließe, diesen Vatermord zu verhüten Ein einsames Marienbild lehnte schwermütig lächelnd an einer hohen Fichte. Vor ihm sank die Ereth' in die Knie und betete, die heilige Mutter Gottes möge den Sohn er leuchten und sein hartes Herz bekehren . . . Sie stammelte in tausendfachen verwirrten Worten ihre Not zu Füßen der Madonna und erhob sich endlich, nicht völlig beruhigt, doch aber von unbestimmten, nebelhaften Hoffnungen erfrischt und gekräftigt. „Ja, ja, das wär so ein Bissen für den Deifel," schmun zelte sie vor sich hin, während sie ihren Weg auf die Höhe fortsetzte. „Daß der Sohn den Vater umbringt . . ." Dann erschrak sie über der Erinnerung, daß der Pierre selbst in seinen alten Tagen auf die Welschen geschimpft und die Deutschen gelobt und verteidigt hatte .... Wenn es am Ende doch recht und ehrlich war, daß der Schorsch .... „Ah bah! Französisch sind wir gewesen und haben wir bleiben wollen, und die Schwaben" haben unser Lande! m>t Gewalt genommen, und der Pierre ist ein französischer Husar gewesen wie keiner, — und so muß es bleiben in der Familie. Heilige Maria, Mutter Gottes, bekehr ihn, daß er seine Flint' fortwirft und zu den Brüdern 'nübergcht!" In Hast und Ungeduld besorgte sie ihre Geschäfte. Wenn sie heimkam, wollte sie dem Schorsch einen Brief schreiben. Und wenn die Mutter Gottes ihr Teil dazutat, so konnte es nicht fehlen, daß der Schorsch sich seiner P,licht erinnerte. „Ja, denkt, es gefällt ihm im Krieg," erzählte sie mit be dauerndem Achselzucken einem der Bauern, dem sie sein Pfund Tabak gebracht hatte, „es gefällt ihm bei den Schwaben. Man sollt's net glauben, he? Wo mein Pierre doch so eil braver Franzose gewesen ist und ich selber lieber in französi scher als in deutscher Erd' begraben sein möcht' . . ." Während sie aber ihren kleinen Geschäften nachging, rillte ein Bataillon deutscher Infanterie ein Stück im Walde vor. bis es sich ganz nahe an einen französischen Schützengraben herangepirscht hatte. Im weichen Moose hatte man sich baro genug eingebuddelt. Die Ereth' kam ahnungslos des Weges. Sie dachte nur an das eine. An den Schorsch, der ein Franzos werden mußte, wenn anders es ihr Ruhe lasten sollte im Grabe. Und während sie so bergabwärts schritt, sah sie drüben wieder das Madonnenbild holdselig lächeln, — ja, ja, liebe Mutter Gottes, dachte sie zärtlich, wir zwei, wir wollen es schon ein richten, daß es gut ist . . . Da fuhr ein zischendes Pfeifen jäh durch die Stille. Die Ereth' blieb stehen, hob erschrocken den Kopf, duckte sich un willkürlich . . . Drüben, keine zehn Schritte von ihr, begann die deutsche Infanterie das Gefecht. Und wie es in Augen blicken der Verwirrung zu gehen pflegt: Statt in entgegen gesetzter Richtung ihr Heil zu suchen, rannte die Ereth' ge radeswegs in das heftige Eewehrfeuer hinein, wie Tiere bei einem Brande in die Flammen laufen Man schrie ihr zu; allein das verstörte sie noch mehr, schon geriet sie zwischen die ersten herüber- und hinüber zischenden Kugeln, als sich plötzlich im deutschen Schützen graben ein Mann aufrichtete und mit heiserer Stimme zu ihr hinschrie: „So bleibt doch stehn, Mutter, lauft doch zu rück, um Eotteswillen!" Auch diesen Nuf vernahm sie nicht in ihrer Todesangst. Da blutete dem Schorsch das Herz in der Brust, er schwang sich aus dem Graben und lief der Mutter entgegen. Ehe er sie erreicht hatte, sah er sie wanken, mit den Händen um sich schlagen, zu Boden sinken. Ein Blutstrom quoll aus ihrem Munde. Eine französische Kugel hatte sie ins Leben ge troffen. Ter Schorsch kauerte sich neben sie, ohne der um ihn her sausenden Geschosse zu achten. Er stützte ihren Kopf, r-de-e bast.g zu ihr. Sie blickte ihn aus großen, schon halb ver glasten Augen an, stammelte noch mit mühsame: Stimme: „Den Franzosen . . . den Franzosen hab' ich dich zum Prä sent machen wollen, und jetzt. . . jetzt schießen die mich tot . . .!" Er ließ sanft ihren Kopf auf die Erde nieder, sprang, ver folgt von wütenden Schüssen, in seinen Graben zurück und begann ein wildes, grausames Feuern auf die Franzosen, die ihm die Mutter getötet hatten. * Verächtlicher Ausdruck für Deutsche. n- ÜX»«I »,! so>N al» Be l»nnt jw< Zchwm K" Sollst Herz. Auf t Ruhst Will Jil d- Doch Und Läßt « Engel Diese, Süße Daß i Freud- Da G< Wie e; Mag e Schein Aber I In de Samm Liebre Der di Schenk! Die st Nebst Will n Dir in Laß, o Festige, Mem, wa< Mn her Rar ist der Mr Erziel D einströiw Ml-ches, w Mn entmi D;nde seine Mial recht Murnotwcn Me und F Mb dann i Mchse cini W Zwang W wollten Ule ist ni, M allen E U ue Ziel M -r beher M-Uch von M des M , Sklav M-' t entgl Dgl. 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