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WWWMM -4-- noch immer nicht von stimm M K' ich antworte Ihnen nicht mehr, wenn Sie wollen, daß ich nicht mein Tod Sie kümmern würde W rasender Math, daß sie kaum dagegen anzukommen und die wenigen Schritte nm da» Hau» anszuführen vermochten. Außerdem war es so dunkel geworden, daß sie an der Mauer entlang tasten mußten. Durch eine kleine Gartenpforte, die der Wind los gerissen und die hin und her schlug, dann weiter an einem Schuppen hin. Endlich — da war eine Antcrthür, doch ebenfalls verschlossen. Der junge Mann hieb dröhnend mit der Hand dagegen, allein es kam abermals keine Antwort. „Die müssen ja wie Ratten schlafen", murmelte er. Doch zugleich kam ihm ein Gedanke. Er tastete mit der Hand an. der breiten Thürspalte hin und griff in die Tasche, aus der er ein dolchartiges Einschlagemesser zog, da» er durch die Ritze schob. »Die Thür ist richtig nicht verschlossen, sondern nur von drinnen eingehakt" — er operirte einige Minuten und zugleich mit einem leist klirrenden Ton von Innen gab die Thür nach und öffnete sich. „Die Schlafmützen werden sich wundern, aber wir sind wenigstens am Ziel", sagte er lachend, „kommen Sie schnell, Fräulein I" Er faßte Hanne'S Hand, die sie ihm widerstrebend ließ, zog sie nach sich in'S Dunkel des Hauses und schloß die Thür wieder gegen den nachheulenden Sturm. Dann entflammte er eine Zündwachskerze und sah sich um. ES war ein kleines ärmliches Bauernhäuschen, in dem sie sich befanden. Nur eine Thür, die eine Stube andcutete, führte vom mit ländischen Geräth- schaften ungefüllten Flurraum ab. Der junge Miinn öffnete diese und leuchtete hinein, während Hanne zitternd draußen stehen blieb. Dann stieß er einen Laut der Verwunderung aus, denn das Zimmer war völlig menschenleer und da» am Ende iy einer Art von Alkoven befindliche breite Bett ebenfalls. „Ja, ist dies denn ein Haus aus den Kinder märchen, in dem Niemand wohnt?" rief er unwill kürlich. Wie er den Kopf dabei drehte, sah er in das Gesicht der jungen Dame, die hinter ihm ein getreten war und mit steigender Angst in den Augen gleichfalls umherblickle. Plötzlich schlug Hans Huflacker sich mit der Hand vor die Stirn. „Wie dumm man sein kann! Die Leute sind natürlich auch zum Jahrmarkt hin über und können wegen des heillosen Wetters nicht zurück!" Doch er hatte es kaum gesprochen, als seine Begleiterin mit fliegender Hand ihr triefendes Kleid über dem Kopf zusammenraffte und wieder auf die Thür zuflog. „Was thun Sie? Was wollen Sie?" fragte er, ihr nacheilend. Sie stammelte: „Hinaus! Lassen Sie mich!" denn er hielt sie gewaltsam an der Hand zurück. „Warum? Um Gotteswillen! Sie sind rasend, es ist kein HauS mehr im ganzen Thal — Sie würden in den Tod laufen! " „Einerlei!" Ihre Augen wichen irr an seinen vorüber, „hier, in dem öden Hause kann ich nicht bleiben." . , , , . ..... , . Druck «ad »Mag von Friedrich May, rrdigirt imttr Verantwortlichkeit »on Smit Ray in Bischeftvek-a- „Fürchten Sie sich vor Geistern?" fragte er lächelnd. . H „Nein ich fürchte mich nicht - aber lassen Sie mich, ich bitte Sie flehentlich —" „Sie sprachen vorgestern Morgen drüben am Bache anders", versetzte er mit freundlichem Ernst. „Damals sagten Sie, daß in meiner Gegenwart Ihnen nicht der Gedanke an eine Gefahr auf kommen könne. Vertrauen Sie auch jetzt darauf, daß ich zu Ihrem Schutze da bin." „Daß Sie meiner in solcher Lage noch spotte«, L ist unedelmüthig, Herr von Brauneck", erwiderte sie ' mit blaffen, zitternden Lippen. - Er sah sie betroffen an. „Sie wissen — Sie '7 kennen — ?" „Sie besser al» Sie mich kennen, aber fragen Sie mich nicht, Lassen Sie mich, hinaus soll, wenn — geh'» Sie —" Er hatte sich Staunen erholt, doch zugleich umfingen seine Augen trunken ihre anmuthreiche Gestalt, die in der kargen Beleuchtung — er hatte mit der Zündkerze ein aüf 7 dem Tisch stehendes Unschlittlicht entflammt — und in den nassen Gewändern mädchenhaft denn je erschien. „Ich soll — Sie wollen, ich soll wieder in die Nacht hinaus und Sie allein hier zu rücklassen?" fragte er. Sie antwortete nichts. „Gut, wenn Sie es so ? wollen", setzte er, auf die Thür zutretend, hinzu. X „Nein!" Sie hielt ihn mit einer willenlostn Be- E wegung, daß es in seinen Augen aufglänzte. „Aber, - mein Gott, was soll denn werden?" „Ich suchte Sie heut' Nachmittag auf dem Hof, um Sie das Nämliche zu fragen", versetzte er, ihre beiden Hände wieder ergreifend. „Ich kam, um eS von Ihnen zu hören, was aus meinem Leben werden solle, um Dich zu fragen, Mädchen —" K Doch sie riß sich mit krampfhafter Stärke los und flüchtete, die Hände abwehrend ausgestreckt, in den äußersten Winkel des Gemaches. Dort stand sie, das aufgewehte naßglänzende Haar fiel ihr auf di« Schultern, Frost durchschauterte sie in ihrem regendurchtränkten Kleide und doch schlug es ihr zu gleich wie Fiebergluth in die Wangen. Ihre " Augen irrten in namenloser Angst über den jungen Mann und suchten die stinizen und wichen wieder aus, wenn sie dieselben getroffen, und sie sagte mit . bebender Stimme: „Herr von Brauneck, Sie haben sich in mir ge täuscht, denn ich bin nicht das, wofür Sie mich halten. Sobald ich es ausgesprochen, weiß ich, werden Sie freiwillig thun, um was ich Sie ge beten, und dies Zimmer verlassen, denn ich bin das, wovor Sie den meisten Abscheu besitzen, eine Wittwe — ja, noch mehr, ich bin Diejenige, vor der Sie, wie vor der Pest geflohen sind und mit der ein unbegreifliches Unglück Sie dadurch grade zu sammengeführt hat — Helene von SeehauS." (Fortsetzung folgt.)