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Der sächsische Erzähler : 24.06.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193706241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19370624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19370624
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-06
- Tag 1937-06-24
-
Monat
1937-06
-
Jahr
1937
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 24.06.1937
- Autor
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tionen gebracht werde« am! Rehmen wir B. einmal eine inPost, und zwar im Abend« Frankfurt a. M. Obwohl die Brteffendungen und Zeitungen (keine Drucksachen, Päckchen und Pakete) bearbeitet, müssen die größten Wagen mit hem hochstzulässigen Ladegewicht ein» aescht werden, denn durchschnittlich werden hier 600 Post« beutel mit Briesen im Gewicht von 16 000 Kilogramm be« fördert. / Ueberall, im Schutzabteil, in den ZeitunaSkästen, unter Len rischplatten und wo nur ein Platz frei ist, liegen Säcke ausaekapelt. Bott den 600 Beuteln wird etwa der vierte Teil bearbeitet, wozu noch durchschnittlich 3S00 Einschreibe« briefe kommen. Air sollten öfter einmal an jene Postbeam ten, denken, die einen so schweren, aufreibenden Dienst zu versehen haben. Pie arbeiten hier fast hie ganze Nacht hin- durch stehend, bet dem leichten Schaukeln unh Vibrieren deS Wagen- müssen die Tausende von Briefen gesichtet und sor tiert, müssen über die Wert- und Einschreibsendungen die ! schriftlichen Eintragungen und Vermerke gemacht werden. Dabei wird nach der Uhr gearbeitet. »Noch zehn Minuten bi- Merseburg, beißt es vielleicht, und dann müssen inra- sende« Tempo die für Merseburg bestimmten Sendungen fertiggemacht werden. Da- AuS- und Einladen der Post aus aere Wagen einzustellen. Bei der Ei -Zug-Bahnpostwagen ist weitgehend an daS der in den Wagen arbeitenden Menschen und M des Amtes „Schönheit der Arbeit" ge- ">en die neuen V-Zug-Bahnpost- den Bahnhöfen geschieht ebenfalls in allergrößter Eile, denn da die Fahrzeiten der Reichsbahn ständig verkürzt werden, so werben auch die AufenthaltSzetten auf den Stationen im« mer kürzer. Es ist selbstverständlich, daß die Postbehörbe bemüht ist, ihren Beamten den aufreibenden Dienst in den Bahnpost wagen nach Möglichkeit -»'erleichtern und immer modernere und zweckmäßigere Wagen einzustellen. Bei der Entwicklung der neuen V.Zug-Bahnpostwagen ist weitgehend an daS Wohlbefinden be.r in den Wagen arbeitenden Menschen und an die Forderungen des Amtes „Schönheit der Arbeit" ge dacht worden. So entsprechen die neuen V-Zug-Bahnpost- wagen, die die Deutsche Reichspost setzt in Berlin erstmalig zeigte, wirklich in jeder Beziehung allen Anforderungen an Zweckmäßigkeit und Schönheit. Sie fink besonders gut ge federt, der Fußboden ist noch mit einer Filzunterlage ver sehen, um die Erschütterung des Fahrens für die stehend ar beitenden Beamten abzuschwächen. Gute Be- und Entlük- tungsanlagen, Waschgelegenheit, Kleiderschränke, geschmack volle und gute Beleuchtung find neben der zweckmäßigen Ausstattung der Wagen mit guten Arbeitstischen, Fächern und Regalen für die Post besonders hervorzuheben. Viele solcher Bahnpostwagen werden mit der Zeit gebaut werden. -tr. . .-For- neuen Er- Als AostaMWIer ins Sollakland Die Schule-er 3000 Erlebnisse eines Teilnehmers am Larl-Schurz- Schülerauskausch Nach dem feierlichen Empfang der hundert deutschen Austauschschüler und Austauschschülerinnen durch die Stadt Clsveland in der „Public Hall" wurden wir von unfern amerikanischen Pflegeeltern in Empfang genommen und in ihre Häuser geführt, die uns nun während sechs Wochen als Heimat dienen sollen. Da die Stadt Cleveland vor kurzem die Millionengrenze an Einwohnern überschritten hat, und wir über die ganze Stadt verteilt wurden, so "wohnen wir weit auseinander und kamen daher auch in den ersten Tagen selten zueinander. Jeder von uns erlebt also Cleveland aus seine eigene Weise. Das erste, womit ich mich in meiner neuen „Heimat" beschäftigte, war die Schule. Hier ist man ja am sachver ständigsten! So ging ich denn bereits am zweiten Tage mit memM neuen Kameraden, dem Sohn meiner Pflegeeltern, die in einem 100 000 Einwohner zählenden Mllenvorort, Lakewood, ein hübsches, zweistöckiges Landhaus besitzen, zur Schule. Mein Kamerad erzählte mir, daß er zunächst sechs Jahr« eine „Elementary-School" (eine Art Volks- oder Grundschule), dann drei Jahre eine „Iunior-High-School" (Mittel- oder Realschule) besucht habe und nun im dritten und letzten Schuljahr den Unterricht in einer „High-School" genießt, di« man vielleicht mit den drei Oberklassen unserer deutschen Höheren Lehranstalten vergleichen kann. Doch welch ein Unterschied im Schulleben gegenüber Jude« gegen Bauern AuS -en Anfängen -ee jüdischen Finanz, und Han-elSwirtschaft — Der Zu. sannnen-ruch gefun-er Bauernvölker durch semitisches Parasitentum gestaltet. Der erste Schritt war die Umwandlung des Boden rechtes, das mit dem Vordringen der Semiten in ein neues Recht städtisch geldlicher Herkunft ausgestaltet wurde. Das Bauernvolk der Sumerer ging hierbei zugrunde. Wir sehen, Mittel und Ziele des Judentums in der Ausbeutung der Völker haben sich seit Jahrtausenden nicht gewandelt. Wie das Sumerer-Reich die Vorstufe für die babylonische Kapi talistenherrschaft wurde, so ist schließlich auch der phönizische Staat auf-der Grundlage des Kretischen Reiches aufgebaut worden. Auch die Zersetzung deS römischen Weltreiches und die Umgestaltung zu einer völlig semitischen Kasserherrschaft tragen dieselben Grundzüge. Es war einmal notwendig, diese geschichtlichen Tatsachen ganz klar herauszustellen, da noch viel alter Glaube und Unwissen daS Geschichtsbild der Vergangenheit in völlig fal schem Licht erscheinen lassen. Schon damals gab es die Gegen sätze, die auch heute noch das Geschichtsbild beherrschen: ein mal die kulturelle Werte schaffenden Bäuernvölker, deren Lebensgrundlage die Reinerhaltung der Rasse und die enge Bindung an den Boden ist, und zum anderen die semitischen Nomadenvölker, deren Lebensziel es ist, als Parasiten daS Eigenleben eines jeden Volkes zu vernichten, um dann ungehemmt auf Kosten anderer Völker leben zu können. S. U. , USL. Erst im Laufe der letzten SO Jahre ist unsere Kennt nis um die Frühgeschichte der Welt immer stärker auSgebaut Worden. Einzelne Funde und planmäßige geschichtliche For schung haben unser Wissen vertieft. Durch die neuen Er kenntnisse find wir auch zu völlig neuen Urteilen über die geschichtliche Entwicklung und insbesondere über die Kräfte, die.die geschichtliche Entwicklung beeinflussen, gekommen. Noch bei unseren Vorfahren fing jede Geschichte mit dem Schicksal deS „auserwählten Volk«" an; die Quelle jeder Ge- schichtskenntnis über die früheste Vorgeschichte war in den mttsttn Fällen allein daS Alte Testament. Die geschichtliche Forschung hat ab« inzwischen ergeben, daß die Geschichte so, wie wir ste im Alten Testament finden, absolut nicht den Tat sachen entspricht, daß auch damals schon dieselben Kräfte für die geschichtliche Entwicklung gestaltend gewesen sind wie heute noch. - Die ältesten Kulturdenkmäler aus der Frühzeit, die uns erhalten find, stammen von nordischen Bauernvöl- körn, die vom Norden nach Süden wanderten und dort vorbildliche Kulturen schufen, die ihre Grundlage in der ras sischen Reinheit dieser Völker hatten. Am Euphrat und Ti gris entstand so damals das gewaltige Reich der Sume rer, von deren kultureller Hohe uns heute noch zahlreiche Zeugen erhalten find. Im Reich der Sumerer kamen, wie - wir auf Grund der uns erhaltenen geschichtlichen Dokumente einwandfrei feststellen können, zum erstenmal nordische Bäuernvölker mit den semitischen Völkerschaften, vor allem Arabien», zusammen, Die semitischen Nomadenstämme, die allein von Beutezügen lebten, verstanden eS, immer mehr in > da» Reich der Sumerer einzudringen, bis sie es schließlich so weit gebracht hatten, daß sie mit die einflußgebendsten Stel lungen in diesem Reiche bekleideten. Ein gewaltiges völkisches Drama hat sich hier in dem Raume zwischen Euphrat und Tigris abgespielt, in dem sich nach biblischer Neberlieferuna ja auch das „Paradies" befun den haben soll. Ein paradiesisches Land war es schon, in daS sich die semitischen Stämme im Laufe mehrerer Jahrhunderte -Ängenistet hätten. DaS nordische Bauernvolk hatte es ver standen, durch Bewässerung und regelmäßigen Anbau daS Land zu einem der fruchtbarsten Teile der damaligen Welt werden zu lassen. In dieses wohlgebaute Nest fielen die semi tischen Nomaden ein. Sie unterhöhlten die völkische Kraft Kes sumerischen Bauerntums. Auf der Grundlage des Sume- rer-RetcheS gründeten sie den babylonischen Welthandels staat, der als der erste kapitalistische Staat der Weltgeschichte angesprochen werden kann. Ferdinand Fried hat unS in einem soeben im ,Blut-uno-Boden-Verlag" erschienenen Buch „Der Ausstieg der Juden" ausführlich diese Entwicklung beschrieben, die aus dem Bauernreich einen kapi talistischen HandelSstaat werden ließ. A AIS eigentlicher Begründer dieses Handelsstaates muß Ehammurabi angesehen werden, den die Ueberlieferung als den ersten großen Gesetzgeber der Menschheit feiert. So gar als Kriegsheld und Staatengründer wurde er unS bis her in der Geschichtsüberlieferung, die,, wie üblich^gefälscht war, dargestellt. In Wirklichkeit entstand unter Chammu« räbi das Gesch, bas die Wucher- und Ausbeuterwirt schaft des Judentums -Um erstenmal in Formen brach te, die uns aus unserer jüngsten Vergangenheit nicht unbe kannt find. Auf der Grundlage eines kulturell hochstehenden I . , . . _ , - Bauernvvlkes wurde dieses AuSbeUtershstem im großen aus- Deutschland! Die „Highschool , tue mecn Kamerad besucht, zählt nicht mehr und nicht weniger al, — 8000 Schüler und Schülerinnen, die cchn« Trennung der Geschlechter unterrich tet werden. Dementsprechend groß ist auch da, Schulge bäude, in dem man sich immer wieder verläuft. So wundert es «inen nicht, daß in den Klassen Telefone angebracht und im Treppenhaus Fahrstühle vorhanden sind. Telefone und Fahrstühle sind aber nur für di« Lehrer da. Da« Schuljahr der High-School schließt mit Beginn der Sommerferien, die drei Monate dauern. Dafür gibt es aber auch sonst keine Ferien im Schuljahr. Len Abschluß der Schule bildet eine Abgangsvrüfung, wie auch beim Ueberoang von -er „Iunior-High-School" zur „High- School" «ine Prüfung ahzulegen ist. Die tägliche Schulzeit beträgt v Stunden von je 45 Minuten Dauer mit einer Pause von 5 Minuten. In diese Schulzeit ist ein« „studv"- Stunde einbeschlossen, in der unter Aufsicht der Lehrer die täglichen Schularbeiten angefertigt werden; und ebenso ist in die tägliche Schulzeit eine „lunch"-Stunde einbegriffen, eine Frühstücksstunde, in der man sein mitgebrachtes Früh- stück verzehrt oder In dem weiträumigen Schulrestaurant eine Mahlzeit «innimmt. In der zweiten Hälfte der Früh- stücksstunde kann man auch in der Schulaula — Filme sehen. Seltsam berührt es uns Deutsche, daß nicht die Lehrer di« Klaffenzimmer wechseln, sondern die Schüler! Man kann sich vorftellen, welche Unruhe das Gelaufe und Gerenne von 3000 Schülern und Schülerinnen in den Unterrichtsbetrieb bringt. Die Sitzgelegenheiten in den Klassenzimmern für die Schüler bestehen meist aus bequemen Stühlen mit brei ten Armlehnen, die als Schreibunterlage dienen. Die Schü ler sitzen vor oder neben dem Lehrer; mitunter sitzt der Leh rer aber Mch im Rücken der Schüler. An allen Wänden der Klasse mit Ausnahme der Fensterwand sind Schultafeln angebracht, die mit einer Filzbürste gereinigt werden. Die Kreide Kat die Form einer Zigarette. Auf der High-School gibt es nur wenige Pflichtfächer, nämlich: Englisch und die Naturwissenschaften Physik, Che mie und Biologie. Sonst steht dem Schüler die Wahl der Fächer frei. Mein Kamerad zum Beispiel hat sich folgend« Fächer gewählt: „Studn", Gesang (Chor), Vortragslehr«, „Lunch", Englisch, Wirtschaftslehre, Geschichte, Chemie (zweistündig). Andere Unterrichtsfächer, die auch auf dieser High-School gelehrt werden, sind Schreibmaschinenschreiben und Buchführung. In der Stunde „Vortragslehre" üben sich die Schüler und Schülerinnen im Reden und Debattie ren! Ws werden kleine Vorträge von einer Viertelstunde gehalten und dann kritisiert. Themen solcher Vorträge sind: Tischtennis, Schach, Billard, aber auch Schlangen- kunde, Rettungsschwimmen und Aufzäumen eines Pferde»! Der Unterricht gestaltet sich sehr frei und ungezwungen. Natürlich gibt es auch Turnunterricht. Im 'Sommer besteht er aus — Baskettball, Fußball und Leichtathletik. Im Winter werden in der Turnhalle Freiübungen gemacht; auch wird auf einer zementierten Laufbahn, die in den Kurven schräg ansteigt, Lauflport getrieben. Ich hatte auch, da sich das Schuljahr seinem Ende nähert, Gelegenheit, zwei besondere Einrichtungen amerika nischer Schulen kennenzulernen: den „Honor-vay" und die „Wahlen". Am „Honor-day" oder Ehrentag werden die Schüler und Schülerinnen, die sich im letzten Jahr oder in den letzten Jahren besonders ausgezeichnet haben, mit einem Ehrenzeichen belohnt. Das Ehrenzeichen besteht in einem kleinen gelben Band, das die Aufschrift „Honor" („Ehre") trägt. Es wird an die Brust geheftet, stellt, also geunsser- maßen einen Schulvrden dar. Es gibt aber auch Plaketten. Im ganzen wurden 500 Auszeichnungen, das ist der sechste Teil der Schülerschaft, verteilt. Die Üeberreichuna ging im Rahmen einer hübschen Feier auf dem nahen Sportplatz vor sich, bei der auch die Mutter zweier mit dem Ehrenband ausgezeichneten Kinder sprach. Die Wahlen, die ich miterlebte, waren Wahlen zum „stundencouncil" (Schülerrat). Sie sind ein kleines Abbild des in Amerika so beliebten und vielgeübten Parlamenta rismus. Zu wählen waren ein „Präsident", ein „Sekre tär" und ein „Schatzmeister". Drei Wahllisten waren auf gestellt: die „Jndependant", die „Progressive'' und die „Pro gressive Liberals" (etwa: Unabhängige, Fortschrittler und fortschrittliche Liberale). Die Schüler trugen in den letzten Tagen vor der Wahl zum großen Teil kreisrunde, farbige Pappabzeichen auf der Brust mit dem Namen ihrer Par tei und den Namen der Kandidaten. Am Vortage der Wahl wurden in der Schulaula vor Schulbeginn Wahlreden ge halten. Die Wahl selbst ging auf Zetteln, aber sehr öffentlich d. h., vor aller Augen vor sich. Es ist den Wählern frei- UnheirnNchtz Fuhre Skizze von Wolfgang Warth (Nachdruck verboten) Fragt einmal im Lüneburgischen Kirchspiel Küsten nach Johann Parum Schulzen Chromka; es gibt noch Leut« -«rüg, di« das aste Buch des Bauern kennen, das er bei seinem Tode Anno 1740 hinterließ. Es stehen noch ganz andere Dinge darin als die wahrhafte Geschichte, die ich hier erzähle, und all« sind si« wahrhaftig geschehen. Da lebte zu Tüten auf dem Hose, wo spater di« Kuffahls ansaßen, -er Bauer Niebuhr. Es war im Jahr« 1636 «ist feuchtheiher Frühsommer mit vielen Gewittern, und es ging m den Heidedörfern di« Rede, draußen im Lande sei wieder einmal die Pest. Noch war sie nicht im Kirchspiel, aber Furcht hatten all« schon im voraus. Niebuhr mußt« eines Tages nach Lüchau, wo er Geschäfte batte. Auch in der Stadt hörte er allerlei Neue», vom Kriege, vom Frieden, Len der Kaiser machen wolle, und nicht zuletzt von der Seuche, die schon im Braunschweigischen und in Westfalen war und hinraffte, was Schwede, Spanier und de» Kaiser» Bölter übriggÄlffen hatten. Wenn Bauern zur Stadt fuhren, tranken sie. Geld war im Sack und die Frau daheim, di« Pferde im Ausspann mußten Zeit zum Fressen haben, und manche Geschäfte lie ßen sich trocken gar nicht abschließen. Al» -er Bauer Nie- vuhr gegen Abend abfuhr, saß er schwer und dennoch un sicher, auf dem fedylosen Wagen. Nur mit Mich« konnte der Bauer sich wachhalten, um den ohnehin schlechten Weg Acht zu verlieren. Um so mehr erschrak er, ak da» Pferd plötzlich scheute und eine Gestalt au» den Ginsterbüschen auf die Straße trat. Ein Fremder war «», schon der Kleidung nach nicht au» der Gegend. M» Niebuhr ihn in seiner Mundan nach dem Begehr fragt«, gab der Mann ihm in der Heimatsprache Bescheid. Er wollte nur bis Sitten mit genommen werden; denn er sei den Tag schon weither ge wandert und müde. Der Bauer rückt« auf der harten Bank zur Seite, ließ den Fremden aufsteigen, und die Fahrt ging weiter. Keiner sprach ein Wort. Aber ein Heidebauer sieht selten Fremde, dazumal seltener noch als heute, und er muß wissen, wer ihm ins Dorf kommt und was er will. So frag te er ein-, , zweimal. Der Mann gab reine Antwort. Nie- buhr war noch immer nicht nüchtern. Kein Wunder darum, daß er immer härter und dringender zu wissen begehrt«, wen er fichr Endlich schaut« der unheimliche Fahrgast unter dem Schlapphut wild hervor, dem Dauern ins Gesicht: „Ich will mit in dein Dorf; da bin ich noch nicht gewesen. Denn ich bin der Pest." Unwillkürlich riß der Bauer das Pferd zum Stehen. Im Augenblick ward er nüchtern. Schauer liefen ihm über die Haut. Den Lod sichr er; verloren war er und mit ihm ganz Güten, dar Kirchspiel, die ganze weite Heide. Dann aber packte ihn plötzlich verzweifelte Lebensgier. Nein, sterben wollt« er nicht, noch lange nicht. Er mußte leben, denn der Hof brauchte ihn; und er fing an, den grausigen Gast demütig um sein Leben zu bitten. „Fahr zu i" verlangte der Pest. „Ich will dir sirgen, wie du dein eigen Leben retten kannst. Vor dem Dorfe kältst du an. Dann zi«h deine Kleider aus, in denen sitzt schon der Tod. Nackend geh in dein Haus, nimm den Kes selhaken und trage ihn, wie die Sonne läuft, um deinen Hof. Lcmn vergrabe den Haken unter der Türschwelle. Er sperrt mir die Tur, und wenn niemand den Geruch von mir in dein Hau» trägt, werden alle auf dem Hofe gerettet sein." Niebuhr hbelt ein «eite» Stück vor -em Dorfe an, stieg zittern- vom Wagen, zog sich im Nu bis auf die Haut aus und lief in di« Dunkelheit. Die Angst trieb ihn, daß er um sein Leben lief. Leise trat er in Hof und Haus, hob den schwergeschmiedeten Kesselhaken aus dem Rauchfang und eilte -amt hinaus. Mit der Sonn« lief er, aber nicht nur um den eigenen Höf, sondern unt die ganze Dorfmark. Schwer zog die gewichtige Säge in seinen Handln, immer keuchender wurde des Bauern Atem, wie er so die ganze weite Heidemark umlief. Endlich, endlich war der Lauf um das Leben aber doch geschafft. Nicht nur er und di« Sei-- neu waren nun vor dem Pestmanne gefeit. Das Dorf war gerettet. Wohin aber mit dem Kesselhakens Unter der eigenen Tür wahrte er nur Niebuhrs Hof. Man mußte ihn unter die Brücke vor dem Dorfe stecken. Dann tonnte der Pest nicht herüber. Stolpernd, mit knickenden Beinen schleppte sich der Bauer das letzte Stück durch Heide und Ginster, warf di« Cisenlast in den Schlick unter der Bohlen brücke und schritt dann den Fahrweg zurück, dem Wagen, seinen Kleidern und dem Pest entgegen. Noch konnte er nur ungewiß im Dunkel der sternen losen Nacht den Wagen erblicken, da rief ihm der Pest zor nig entgegen: „Hätte ich das gewußt, daß du mir das gange Dorf zumachst, so wollte ich dir den Rat nicht gegeben haben/ Ein Lachen gellte auf, «in Peitschenschlag knallte auf das Pferd. Im langen Warten hatte der Fremde da, Gefährt gewendet, und durch den Sand vasten Wagen und Mann ins Dunkel davon. Verdutzt stand der Bauer. Den Wagen zu verlieren, war «in harter Verlust für einen Hei debauer. Aber das Pferd, das Pferd! Wer hatte nach achtzehn Jahren wildesten Raubkriege» noch ein Pferd? Jedoch, das eigene Leben, das Leben de» ganzen Dor fes war auch das letzte Pferd noch wert. Niebuhr zog sich wieder an, ging langsam heim, müde, sinnend. Der unheimliche Gast war fort, und weder von ihm, noch von Wagen und Gaul sah und Hörde man jemals wie der. Wer war der Mann gewesen? Ein Gauner und Land fahrer, meinten die Leute später. Di« Sütener von damals aber glaubten fest daran, daß er der Pest war, und der Bauernchronist Johann Parum Schulze, der uns di« wahte Geschichte erzählt, hat selber fein Lebtag fest daran ge glaubt. Denn das Dorf Süten hat im Jahr« 16S« nicht einen einzigen Pestkranken gehabt. Ueberdies hat Schulze den Kesselkaken noch selbst gesehen, den die Sütener im Jahre 1690 aus dem Schlamm Koben, -l» die Dorfbrücke neu gebaut wurde.
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