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Der sächsische Erzähler : 24.06.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193706241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19370624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19370624
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-06
- Tag 1937-06-24
-
Monat
1937-06
-
Jahr
1937
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 24.06.1937
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^edem heimlichen „Ich kann es nicht", ein offenes »Also muß >4" ! enigegenstellen! > Michael. efen blauen Sänne und konnte. Der Mann einer Kaisersbergsjhen Ahn ¬ in Freud dran haben?" von Coretzky. Daoierü^ö müssen", scherzte der Graf. Henning Staeamai... „Oh, nicht doch, Herr Gr« Bloß anschau'n macht ich d , , Ehebruch bin ich rvahryastia' nichts Er wurde plötzlich ernst. „Nein, so was töt' ich «occhrhaftta nicht. Denn mei ner Mutter Glück ging drüber zugrund'l" , Der Graf Hopst« ihm ritterlich auf di« Schulter. „Nicht sentimental, mein Lieder! So wa» kommt vor. — Nam men Sie ruhig mit! Schaan Sie sich da« wunderliche Nest Hwingenherger legt« diese wichtige Frage am Dienstag in einer ofkntllchen Beratung den Ratsyerren vor, die zu dem grundsätzlichen Entschluß kamen, die neuzubildende Schule > in städtische Regie zu übernehmen. . Sebnitz, 24. Juni. Sachlage. Aus einem Bauernaut in Hertigmvalde haben in den letzten Wochen Fücbse nicht weniger al, 21 Rassehühner und einen Hahn geraubt. Sie holten sich di« Deute am Hellen Tage. Meist waren es meh rere Füchse, die dem Bauerichof zu gleicher Zeit «inen Be such abstatteten. Trotz eifrigster Aufmerksamkeit de« Dauern war es nur einmal möglich, einem räubernden Fuchs di« Beute wieder abzunehmen. Wahrscheinlich haben sich di« Räuber auch an Jungwild hevanaemacht. Pirna, 24. Juni. Vie erst«, holttransvorte elnge- troffe«. Di« alljährlich auf der Elbe um diese Zeit einsetzen den großen Holzfrachtentransporte haben begonnen. Da» Holz, da» in Lübeck aus Finnland in SeesMen eintrifft, wird dort in Elbkähne geladen und nach Pirna verfrach tet. Sestern trafen die ersten Kähne hier «in. Augustusburg, 24. Juni. Tödlicher Absturz lm Skein- bruch. Am Dienstagabend erklettert« ein unbekannter 20 bi« 22 Jahre alter Mann im Steinbruch Augustusburg di« etwa SO Meter hohe Felswand. Ziemlich oben angekom- M«n, stürzte er ab. Er erlitt einen Schädelbruch, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Oberlungwitz, 24. Juni. Drei Schwerverletzte bel einem ttraftwagenunfall. Al» in einer Kurve des Mittelbacher Berg«? ein Personenkraftwagen, einen Lastzug Überholen wollte, blieb das Personenauto mit der Stoßstange an dem Lastkraftwagen hängen. Es überschlug sich dadurch und stürzte dann eine Böschung hinab. Bon den vier Insassen wurden drei schwer verletzt und mußten ins Zwickauer Krankenhaus gebracht werden. Wechselburg, 24. Juni. Weihe d« Muttergarken« lm Kreise Rochlitz. Hunderte von Erziehern und Gifften hatten sich in Wechselburg zur Weihe des ersten Muttergarten» im Kreise Rochlitz eingefunden. Die Ide« ist eine rein« sächsi sche Angelegenheit. Sie ist erwachsen aus der Notwendig keit, daß sich Deutschland von der Heilkräuter- und Gewürz einfuhr aus dem Auslande frei machen müsse. Das Land für den Muttergarten hatte Graf Schönberg unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Waldenburg, 24. Juni. Mil der Gabel in« Auge ge- stochen. In Hinteruhlmannsdorf gerieten die Brüder Iwan und Florus Dackmann in Streit, der in Schlägerei ausar tete. Plötzlich ergriff Iwan Backmann eine Gabel und stach seinen Bruder damit ins Gesicht. Die Verletzungen Wan-, und in i »soviel Warmes und 8 Le , daß num ihn benei! arbeitet« gerade an dem Bild «im frau und besserte ihr den Brüsseler Spitzenkragen aus. „Weiß der Kuckuck, Malersmann, die alten Damen und Ritter mdg man ordentlich leiden, seitdem Sie sie unter den Händen «habt haben!" sagte der Graf, «in vergnügter Sechziger. „Und fleißig sind Si«, das muß Man JHMen lassen. Zur Belohnung sollen Sie die schönste Frau des «inzen Kreises sehen in dem verwunschenen Schloß da drü ben auf Herzsprung!" „Ich denke, da darf reiner rein, Herr Graf?" antwor tet« der Künstler mit dem ver«tügt«n Gesicht. > - - „Ein Stacheldrahtzaun geht um den Dornröschengar- ten, und ein Drache vchütet das Schloß, gelt?" „Gerade kein Drache! Denn Drachen sind weiblichen Geschlechts, obwohl man si« männlich schreibt! Aber Ro bert der Teufel ist der Wächter! Na, Sie werden sehen und Stoff für schauerliche Bilder sammeln, Staegema nnl Ich habe telephonisch gesraat, ob ich meinen Gast mitbrinaen darf. Natürlich darf ich. Das ging doch sonst gegen die vielgepriesen« Gastfreundschaft!" „Ich dank tausendmal!^ sagte der Maler in unver fälschtem Süddeutsch. „Ich freue mich arg! Denn ich hab mal im Herzsvrunger Kirchenstuhl ein so bildschönes Mädle gesehen mit einem halbwüchsigen Buben. S' ist gewiß di« Erzicherin gewesen oder «in Töchter! vom Freiherr»? In das Mädl« hab ich mich verliebt, Herr Graf, ich könnt Wo chen net schlafen! Hab Sie aber nie wieder zu sehen ge kriegt." „Der Freiherr hat keine Kinder! Das kann niemand anders gewesen sein, als die schön« Frau! Oh, in di« dürfen Sie sich nicht verlieben , Äta«gemann! Der wilde Robert schlägt Ihnen di« Knochen entzwei!" — Der Graf lacht« und Henning Staegemann legte di« Palette au» der Hand und kramt« in seinen SkigzenolSttern. „Da ist sie, Herr Graf! Das ist doch mein Tag ein Mädle und keine Frau. Ich ha- Mir'« nicht versagen kön nen, der Herr Pfarrer wird» nicht gemerkt haben, daß wäh rend seiner heiligen Predigt einer mit dem Bleistift gebetet hat. Da schaun's! — Muß der liebe Gott nicht selbst sei Freud dran haben?" „Sie ist'» wahrhaftig, Staegemann! Di« schön« Frau loretzky. Da werd ich Sie doch lieber zu Hause lassen Henning Staegmann bettelte wie ein kleiner Junge Ich will ja ganz brav sein! chöne Frau «och mal. — Für nichts Er wurde Mißlich wahrhaftig nicht. Denn mei- rzvgnmrff" . vor. — Kam- „ ..... Ti« sich da« wunderliche Nest an. Schade, daß «« nicht Sommerszeit ist. denn der Bark init Stacheldraht ist inne» schenswert. Und Sie sollten schon lange ein Porträt Mr die jung« Frau machen, das Bild von ihrem Dater. Der wilde Robert sprach mal da- von. Aber dann wurde er krank und allerhand kam ihm dazwischen. Vielleicht wird'« noch wa« mit dem Bild vom alten Pfarrer. Si« fänden dort drüben allechand, war Sie berühmt machen kann!" — Henning Staegemann lacht« und da« stand ihm ganz prächtig. „S wird -alt Zeit Mit dem Berühmtwerden. Ich wollt«, daß mein Mutt«rl da« noch erlebte!" Dann malte er wieder unentwegt «eiter, und der Graf schaute ihm über di« Schulter. „N«t kiebitzen, Herr Graf!" bat Staegemann. „Dar ver tragt meine Kunst schlecht!" „Graf Kaysersberg ging schmunzelnd die Leeppe hin unter. „Der Kerl wirkt erfrischend!" sagt« er zu sein«" Frau. „Der wird un« fehlen, wenn er fertig ist! (Fortsetzung fol-L) OIL MKVOMK von Nek28PKVN6 Ein Originalroman von Hertha Fricke Urheber-Rechttschllh durch Hertha Fricke, (18. Fortsetzung Potsdam. (Nachdruck verboten.) Rosemarie schwieg. Sie fühlte sich schuldig, daß si« den Mann mit dem häßlichen Gesicht, der doch ihr Gatte war, nicht so lieben konnte, wie es wohl sein sollte! Daß sie seine Lieb« nur duldete und so wenig erwidern konnte. Sie fühlt«, daß all ihr Freundlichsein gegen ihn nur Mitleid oder Pflichtgefühl war, und er tat ihr leid. Sie legte ihr Köpf chen an seine Schulter und hatte di« besten Vorsätze. Robert legt« die Zigarette weg un- sah verwundert auf das schöne Haar, dessen feiner Duft ihn entzückte. Er wartete und wartete, ob sie nicht einen Wunsch haben würde. — Denn Zärtlichkeiten und Wünsche, — bei Frauen hing das eng zusammen nach seinen Erfahrungen. Aber Rosemarie schwieg. Da streichelte er das schöne Haar un- sagte: „Dein Dater war ein sehr kluger Mann!" „Woran denkst du dabei?" - fragte die kleine Frau. „An den Trautext, den er wählte!" antwortete der Freiherr. Der Trautext hatte gelautet: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Kron« des Lebens geben!" Rosemarie schwieg. Aber sie dachte daran, -aß ihr Vater diesen Spruch ihr als Stab gegeben, auf den sie sich einmal stützen könne, wenn es not tue. Dieser Graf Carl August war ihr nichts. Er hatte sie gekränkt, oder mehr noch sein Vater, der getan hatte, als sei sie seiner unwürdig! — Aber es lebte ein halb unbewußtes Gefühl in ihr, das ihr sagte, daß ihre junge Seele könnte noch anderes fühlen, als dieses Mitleid, mit Robert, den niemand liebt«, diese Dank barkeit und diese Pflicht. Und daß etwas anderes kommen würde! — - „In Kallehnen soll ein geschickter Maler wohnen, Rose marie, ein ausgezeichneter Porträtkünstler, erzählte mir neu lich Graf Kaysersberg, — der frischt di« Ahnenbilder dort auf, die bei dem Brande gelitten haben. Er malt auch -en Grafen und die Gräfin als letzte Sprossen dieses Geschlechts. Es würde dir gewiß Freude machen, — und mir natürlich auch, ein lebensgroßes Porträt deines Vaters zu bekommen, Rosemarie!" „Oh!" macht« die kleine Freifrau dankbar. „Wie gut von dir, Robert!" — Der Gedanke war doch ganz herrlich von ihrem Mann. „Suche nur mal zusammen, was du von Photographien deines Vaters hast, Kindl Da war -och eine Gruppe von der Synode, — ich glaube, das wird sich eignen! Er sitzt so recht behaglich und freundlich zwischen all den geistlichen Herren! — Wenn der Maler seine Sache gut macht unh ein anständiger Kerl ist, dann kann er auch die schöne Baronin Rosemarie von CorHky malen!" „Wie heißt -er Mann?" fragte Rosemarie beglückt. - „Ich weiß es nicht! Ich hört« nur, daß er eine soge nannte Kanone in seiner Kunst ist. Die Adresse können wir ja jederzeit von Kaysersberg erfahren, oder Kaysersberg kann ihn uns schicken. — Uebrigens muß ich endlich mal ein gaadeffen geben. Ist es dir recht im nächsten Monat? — Ja? — Du sollst nicht viel Mühe und Not davon haben und brauchst auch nur während des Essens dabei zu sein! — Es artete ja stet» in eine tolle Trinkerei aus. Dann hast du dich ja schon zurückgezogen li — Ha, die alten Kerle werden Augen machen, wa» Mr eine schöne Burgfrau auf Herz- dichte. Aber sein Lachen klang nie herzerfreuend, es war wie gesprungenes Glas, wie ein Akkord, der nicht tttn ist. Der kleine. Graf Christian entwickelte sich ganz merk würdig auf HerzspÄng. Ob es die gute Ernährung tat oder ok« herbe Salzlust, -le von Nordost über den Hark kam, er wurde größer und ein kräftiger Bursche. Noch unterrichtete ihn der Lehrer vom Dorf und der Pastor, der Hebenstreits Nachfolger war. Mit «iner an Schwärmerei grenzenden Liebe und Dankbarkeit hing er an Rosemarie. Sie betreut« den großen Jungen mit aller Mütterlich keit ihres Herzens. Christel batte künstlerische Neigungen, er zeichnete ganz nett und dichtete hier und da. Der Lehrer, der ihn unterrichtete, «ar zugleich Organist und ein sehr musikalischer Mann. Er lehrte den Knaben Geige spielen, entgegen den Wünschen Les Freiherrn, der „brotlose Kün ste nicht liebte und einen Landwirt aus Christian machen wollte. Er ging rauh und barsch mit dem Jungen um. Ein« ganz unzweideutig« Eifersucht war der Grund feines rauhen Wesens, dfnn er sah täglich, wieviel glücklicher un froher Rosemarie war, wenn sie mit dem Jungen spazieren ging oder mit ihm musizierte, als wenn er, ihr Gatte, um sie war. Seine leidenschaftliche Art hatte sich noch gesteigert, seine Heftigkeit nahm zu, er sah «lend aus. Christian wich ihm aus und schloß sich um so zärtlicher an seine junge, schone Pflegemutter an, -le wiederum an dem mutterlosen, begabten Jungen ihre Freude hatte. Sie teilte seine künst- lerrschen Neigungen, suchte ihn, wo sie konnte, vor seines Vormunds hartem Wese» zu schützen, und eine eigene Mut ter hätte ihm kaum mehr sein können. Das Jagdftst auf Herzsprung verschob sich bis nach Weihnachten. Der Freiherr war monatelang nicht recht auf dem Posten gewesen. Eine Heftige Erkältung hatte ihn zu Bett geworfen, in der Gegend grassierend« Grippe kam dazu. Als die Krankheit vorüber war, quälte ihn noch wochenlang der Kopfschmerz. Rosemarie pflegte ihn rüh rend. Christel hatte nicht viel von chr in dieser Zeit. Er benützte sie, um eine große, farbig« Zeichnung anzufertigen, mit.der er sein Mütterchen überraschen wollt«. Es war ihr Lieblingsplatz an dem kleinen Weiher im Park, so wie es dort im Fvuhherbst ausgesehen hatte. Neben den grün lichen blanken Blättern der Nixenblumen schwamm da» goldbraun« Buchenlaub, das der Wind auf da» Wasser ge- streut hatt«. In der Sandsteinvas« am Ufer blühten noch voll und -rennendrot di« Gerani«n. Und di« schneeweiße Bank leuchtete aus dem braunroten Laub. Es wurde na türlich keine künstlerische Leistung, sondern ein kindliches, buntes Bild. Aber nicht ohne Geschick und Talent. Trotz dem war er nicht zufrieden mit seiner Arbeit und er wurde traurig. „Ohne Mütterchen Rosemari« geht doch nichts!" dachte er betrübt und fühlte sich trostlos verlassen, weil sie kein« Zeit fiir ihn hall«. — Gras Kaysersberg saß beim Frühstück, al» «r di« Ein ladung zur Jagd von Covetzto bekam. Der Freiherr war kaum genesen, aber bestand darauf, nun sein Jagdeflen geben zu wollen. Auf den Einwand seiner Frau, doch noch ein bißchen zu warten, bis «»ihm besser gehe, hatte er brüsk geantwortet, «r habe keine Lust, der Band« etwa» schuldig zu bleiben. Rosemarie erschrak. E» kam jetzt ost, daß er solche Ausdrücke gebrauM«, und sein ritterliche» Wesen hatte Hecht nachgelassen. Still ging di« jung« Frau Kimm», um mit der Wirtschafterin und dem Diener da» Nötig« zu besprechen. " So waren di« Jagdeinladung«» hinausgegangen, und di« Herr«» der Umgebung waren froh, beim so sehr abwechs lungsreich war hier da» Leben nicht. Graf Kays«r»berg sagt« zu sein«r Gattin, er wolle Co- retzky bitten, seinen Gast mitbringen zu dürfen, den mun teren Maler. Der Märchengart«» sei ja in Liefer Zeit nicht» Bewundernswert«» für den Künstler, aber Herzsvruna sei doch sonst interessant. Und dann die Gegensätze, die schöne jung« Frau uttd der häßlich« Kerl mit dem zerfetzten Ge- sicht! — Er ging hinauf in da» „Atelier", wi« da» Nord zimmer mit «st breiten Fenstern genannt wurde, um sei nem Gast davon zu erzählen. Dort saß ein Mann von etwa vierunddreißig Jahren mit einem unendlich gütigen Aus druck. Blondes Haar lag über der großen, freien Stirn, da» lei- ... ^...... ^ _!sal verdient, indem, er ei» in allen Teilen der musikalisch«» Kenntnisse zu einer vorzüglichen. Höhe gebracht hat." Slitzarbeit im Sahavoftlvageo! Neue Ueberraschurrgen -er Deutschen Reich-Post Die Deutsche ReichSpost führte Vertretern der' Presse soeben ihre neuesten, auf das modernste einge richteten Bahnpostwagen vor. Der Brief, den unser Urgrowater an seinen Geschäfts freund in einer andere» Stadt schickte, ließ sich Zeit. Denn mit der Postkutsche ging feine Beförderung, wenn der Weg weit war, nicht wen schnell. Heute ist der Brief, den wir abends in Berlin in den Kasten Wersen, am nächsten Morgen im Rheinland ober in Ostpreußen, liegt bei lieben Freunden auf dem Frühstückstisch wie etwas ganz Alltägliches. Nur wütige Menschen freilich wissen, welches ungeheure Maß von Arbeit in den Bahnpostwagen der Zuge bewältigt' werden mutz, die die Post durch ganz Deutschland und über die Grenzen in» Ausland befördern. Vielleicht will eS der Zufall, daß wir einmal nacht» irgendwo einen V-Zug vor überrasen sehen. Die Wag« sind fast alle verdunkelt, weil die Fahrgäste schlafen. Nur einer , ist hell erleuchtet: der Bahnposwagenl In diesem Wagen stehen etwa zwanzig Be amte und bearbeiten die Post, die zu den verschiedenen Sta- des Angegriffenen sind so schwer, daß' es fraglich «rscheiNt, ob da, Augenlicht erhalten bleibt. Der Täter «urd^ hem Gefängnis zugeführt, sein Bruder in» Krankenhau» ge bracht. , Der Erfinder -es Pianosorte — ein Sachse In der Rttterstratze in Nordhausen befindet sich an einem Wohnhause eine Gedenktafel an den Erfinder de» Piano forte, Christoph Gottlieb Schrötsr, zu dessen Ehren die Stadt Nordhausen auch eine Straße benannte. So wird in Niedersachsen da» Andenen eine» Manne» gepflegt, der für da» Musikleben seiner Zeit — er lebt« von 1699 vt- 1782 — eine nicht unbedeutende Roll« spielte. Weniger be kannt ist die Tatsache, daß Schröter ein Obersachse, eiu Kind de» freundlichen Städtchen» Hohnstein tm Meißner Hoch land« ist, wo er al» Sohn beS SammetweberS Ehristoph Schröter, der später Schulmeister und Organist im Dorfe Wilschdorf vei Stolpen war, am 19. August 16!)S geboren wurde. Ihm ist e» wie so vielen Erfindern seiner Zeit ergangen; er hat keinen materiellen Nutzen von seiner Erfindung gehabt. Die in der Gängerschar in der Kreuzschule in Dresden verbrachten Jahre waren bestimmend für Schröter» spätere» Leben. Sein landSmiinnischer Biograph Polster schreibt von ihm: „Ein Wunderjünglina von seltener Frühreife! Ak er 1717 nach Leipzig ging, um Theologie zu studieren, war er nicht nur de» Generalbasses durch SelbstfMdtüm völlig Herr geworden, sondern seine Spekulationen hatten ihn bereit» auf da» Gebiet der musikalischen Temperaturverechnunaen geführt. Bor allem aber war er mit der Erfindung des Pianoforte, da» den „Kielflügel" verdrängen sollte, vollstän dig zum bschluß gelangt. In zwei Modellen hatte er die Vorzüge seiner Erfindung klargelegt." , Da» Theologiestudium hat Schröter bald aufgegeven, um sich ungehindert musiktheoretischen Arbeiten und der Bervoll- kommnung seiner technischen Pläne widmen zu können. Nach bewegten Wanberjayren schien ihm endlich ein Erfolg beschieden zu sein. Durch Vermittlung einflußreicher Gön ner war e» ihm 1721 möglich geworden, Len Kurfürsten August den Starken für seine Erfindung zu interessieren. Dann aber kam die große Enttäuschung, obwohl er dem Kurfürsten sein Modell hatte vorführen und dabet viel An erkennung ernten können, blieb die erhoffte Förderung von dieser Seite vollkommen au». Während Schroter al» armer Teufel geduldig endlose Zeit auf-die ihm in Aussicht gestellt« Hilfe wartete, nutzten zwei damals in Dresden lebende Ita liener und Franzosen die Schrötersche Erfindung geschäfts tüchtig au» und machten bann mit eigenen „Erfindungen", die deutlich die Beeinflussung durch die EHretLfch«« Ar beiten erkennen ließen, da» Geschäft. Sin» äbnltche^Entwu- schuna, die Schröter später noch einmal mit snner inzwischen erheblich vervollkommneten Erfindung machft,veraiuaßt« ihn, diese» Tätigkeitsgebiet au»u«ben undsichalS Kompo- mft, Organist und al» Mufikschrsststeller zu betätigen. Auf diese» Gebieten waren ihm ungleich.größere Ersolae be- schjeden. Erbat eine große «ÄÄl ktrchenmustkalischer Werke geschrieben, und «»war gar «in Geringerer al» Bach, der Schröter, den nunmehrigen Organisten an 1«r Hmfitt- kirch« der Freien ReiAstaot Nordhausen, wiederholt auS- zeichnete md mit ihm einen lHhaften Briefverkehr pflegte. Trotz solcher Würdigung aber ist Schröter zeitlebens ein armer Schlucker geblieben, Smn er istin Len 48 Jechren sei ner Amtstätigkeit in Nordhausen nicht Ltzr ein JahreSge- SÄ Kleinste zu freuen, wenn eS schön und , mit war. Deshalb würbe eS ihm sicher auch eine reiche Entschädigung s gangen« materielle Erfolge gewesen sei«, wenn er va erleben können, baß der Lexikograph Gerber über ihn „Nach seinen Kenntnissen und Wissenschaften und r nem Meitze hätte er mit vollem Rechte «in bessere- verdient, indem
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