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feuergelbcn Löwenzahn kn das taufeuchte Sras gesät. Das leuchtet und brennt mit dem Sonnenball um die Wette und tau send Bienen sumsen über die unzähligen Flämmchen dahin, krab beln alle Wüten aus und fliegen, reich mit süßer Beut« beladen, in» Dorf hinab. „Die Maiblumen blühen!" sagen die Schmiede felder. Ab begehrtes Trünfutter sticht man sie mitsamt der Wur zel gern aus. Dann erfährt auch im Stalle die Kuh und Ziege des kleinen Mannes, daß es draußen wieder Mai geworden ist. Aus dem saftigen Klee, der wie ein dunkelgrüner Teppich am Berg abhange sich breitet, schwingt mit raschen Fkügelschlägen «ine Lerche himmelwärts. Die kleine Vogelbrust jubelt allen Klein mut, all« Verzagtheit zu Boden. Immer höher windet sie sich in da» schimmernde Blau empor. Als feines Pünktchen schwebt sie in Erdenkerne. Nun ist st« unsichtbar geworden, doch ihre jauch zenden Triller künden gleich Sphärenmusik: „Dieser Monat ist «in Kuß, d«n der Himmel gibt der Erde." Unten, in den Gärten des Dorfes, leuchtet fruchtverheißend der Blütenschnee der Bäume. Mitten in solches Grünen und Blühen siel am 24. Mai 1802 in hiesiger Gegend richtiger Schnee und blieb volle 24 Stunden liegen. Der Chronist Praßer berichtet darüber: „Da das Korn schon in voller Blüte stand und vom Schnee zu Boden gedrückt worden war, so glaubte man, in diesem Jahr« auf eine Ernt« nicht rechnen zu können. Mele wollten den Saaten zu Hilfe kommen und streiften mit ausgespannten Seilen den Schnee von ihren Kornfeldern. Mein, eben diejenigen, die dies taten, bekamen wenig Körner, weil sie mit dem Schnee auch »«gleich di« Blüte,« abgestrichen hatten. Diejenigen aber, die den Gang der Natur nicht störten, hotten sich einer reichlichen Ernte zu erfreuen." Heute wirbelt nicht weißer Flockentanz über die Kornfelder, sondern liebkosend streichelt sommerlicher Odem da» Heer der Halme, in denen bereit» die kommende Brotfrucht träumt. Zwei farbenfrohe Faller flattern, einander neckend, den Rain entlang. Fliegen schwirren, sonnentrunken, durch die wann« Frühtingsluft. Wattlich glaubt man den Herzschlag der lebensträchtigen Erde zu Ein solcher sonnengoldener Frühlingstag war auch der 12. Mai de» Jahres 1813, als Mars die Fluren hier zerstampfte und Schmiedefeld in Flammen aufgehen ließ. Russische Artillerie stand auf dem Kapellenberg und schickte ihre eisernen Grüße ins Dorf hinab, das die Franzosen besetzt hielten. Schon beim dritten Schuß brannte die Kirche. Unmittelbar darauf gingen auch das Pfarrhaus, die Schule, das Erbgericht und der Posthof nebst an deren Gebäuden des Oberdorfes in Flammen auf. Was der Brand verschonte, wurde später «in Raub der Franzosen, die in der Nähe von Schmiedefeld «in mehrwöchiges Lager bezogen. -Sartenzäune, Möbel, Dielen, sogar die Strohbedachungen wur den ins Lager geschleppt. 14 Häuser und 35 Scheunen mit Seiten gebäuden hatten die Soldaten weggerissen und 42 Häuser schwer beschädigt. Gleichzeitig schlich das Neroenfieber von Haus zu Haus und raffte in dieser schlimmen Kriegszeit allein in Schmie defeld 103 Einwohner hinweg. Fast menschenleer war das Dorf geworden und bot den Anblick einer schaurigen Einöde. Menschenleer soll Schmiedefeld auch in Pestzeiten geworden sein. Erzählt doch die Sage, nur der Totengräber sei von der schrecklichen Seuche verschont geblieben. Er durfte sich das beste Bauerngut auswählen und in Besitz nehmen. Schwere, harte Zeiten hat Schmiedefeld gesehen. Mochten Krieg und Feuer das Dorf versetzen, Pestilenz wie ein schrecklicher Würger von Haus zu Haus schleichen, immer wieder rafften sich die wenigen Ueberlebenden auf, um mit Pflug und Hacke die Wunden zu heilen, zu säen und zu ernten. Stille lagert auf der übersonnten Straße, die sich längs durch das Dorf windet. Dafür regen sich draußen auf den Fluren die fleißigen Arbeitshänd«. Ein Kätzchen sonnt sich am geöffneten Fenster und sieht teilnahmslos zu, wie eine Kückenmutter ihre pie penden Kleinen zum Düngerhaufen führt. Auch der klein« Teich mr Seite der Dorfftraße hat seine Gäste. Gründelnd suchen sich Enten im Schlamme ihren Küchenzettel zu bereichern. Und am Ende probieren zwei Knirpse mit nackten Füßen, ob die Maien sonne das Wasser bereits genügend erwärmt hat. Geschäftig trippelt am Ufer eine Bachstelze und zwei Li bellen schweben tänzelnd über die sonnenüberglitzerte Wasserfläche dahin: Drüben drängt sich «in Häuschen dicht bis zur Dorfftraße. Ludwig-Richter-Romantik umwittert- das hochgiebelige Fachwerk, dieses Stück Alt-Schmiedefeld. Bor der Tür spielen klein« runde Mädchen mit ihren Puppen „Mutter und Kind". Es ist ein be- stnnllches Spiel. Die empfindsamen Kknderseelen spüren den Wtlsschtag der Lebenrerneuerung in der Natur. Als Puppenmüt- i« spielen sie das große Spiel der bräutlich geschmückten Erde «all, die unter dem Kuß der Malensonn« bereits von mütterlicher Erfüllung träumt. Kinder sind unsere Frühllngshoffnung, sind die ewigen Mitten am Menschheitsbaum. Der erste Grenadier Frankreichs. Ein Bild vom Vorabend der Schlacht bei Vauhen. Die Geißel des Korsen schwang wieder durchs Land. Stampfende Hufe zertraten die aufstrebenden Halme. Dör fer sanken in Brand und Schutt. Noch wollte der in Ruß land Geschlagene retten, was es zu retten gab. Blutig waren Großgörschen und Lützen gewesen. LanÄam wälzten sich die Heere in enger Fühlung durch das Sachsen land nach Osten. Budissin und die Spree geboten Einhalt. Ein letztes Mal in ihrer kamvfdurchwbten Geschichte rüstete die alte Feste, um den Lauf der Welschen aufzuhalten. Es half ihr Nichts. Der Feind bezwang sie. Einem heißen Tage folgte ein milder Maienabend. AE dem Kornmarkte der Stadt marschierte ein franzö sisches Grenadierragiment auf. Dienstverlesen! Neugierige Bürger, noch verschüchtert von den Ereig nissen des Tages, standen beiseite und lauschten dem Auf rufen welscher Namen. Ernste Gesichter blickten auf den Korporal. Zerrissene Uniformen hatten ihren schönen, bun ten Glanz verloren. Dann und wann nach einem Namen tiefes Schweigen, als wolle der Frieden sich selbst Hemieder beugen. Der Namensträger fehlte und mit ihm viele. Für sie war Budissin ein letztes Ziel gewesen. Da rief der Korporal schon weiter: „Grenadier Latoull d'Auvevgnel" Ein Unteroffizier trat aus dem Glied« vor die Front« In seiner Rechten hielt er eine blinkende Kapsel. Mit ern ster Stimme hob er an: „Er ist nicht dal" „Wo ist er?" fragte der Korporal. „Gefallen auf dem Felde der Ehre!" Nun erstholl die Kommandostimme des Kapitäns. „Präsentiert das Gewehr!" Schweigen über dem Markte, tiefes Schweigen auf ern sten Gesichtem. Die Grenadiere ehrten den ersten Grenadier Frankreichs. Und erst als die harten Kolben wieder auf den Boden stampften, ging das Verlesen weiter. * Ergriffen hatten die Bürger dem Schauspiel zugesehen, Wer war dieser Auvergne, daß man ihn so besonders ehrte?, Er stammte aus Carhaix, wo er am 23. Non 1743 da« Licht der Welt erblickte. Mit 24 Jahren trat er in den Waf fendienst und brachte es bis zum Hauptmann. Freiwillig zog er in den Befreiungskrieg der Amerikaner. Dann kehrte er Henn in sein Vaterland, als die Fackel der Revolution auflohte und focht bei der höllischen Kolonne des Grenadier korps der Vorhut. Ein seltsamer Mensch, schlug er jede Beförderung aus« Er war ein Vorbild in seiner Pflichterfüllung. Mitten im Feldlager trieb er seine Studien und kehrte still wieder heim« Und wieder ging er zu den Waffen. Diesmal für den Sohn eines Freundes. Unter Mässen« kämpfte er in der Schweiz. Und 1800 stand er als Grenadier bei der Rhein armee. Beharrlich schlug er jode Beförderung aus. Da zeich nete ihn der Kaiser aus und ernannte ihn zum ersten Gre nadier Frankreichs. Kurz darauf, beim Treffen von Neu burg am 27. Juni 1800, fiel er für sein Vaterland. Sein Herz ward balsamiert und in einer Kapsel von einem Grenadier getragen. Sein Name blieb in der Liste des Regiments und wurde bei jedem Verlesen genannt. Und jedesmal ehrte das Regiment den ersten Grenadier Frank reichs. So ging das Herz Latours auch durch die heißen Tage der Schlacht bei Bautzen. Herbert Heakner. Sieh, ein Vater ist -er Wald, mein Kind, Jeder Fichtenzweig ein kleiner Bube! Laß sie hier, wo sie zu Hause sind. Trag sie nicht in eine fremde Stube. Vater Wald gibt ihnen Bett und Brot, Du verstehst's nicht und sie sterben balde: Hundert Jahre lebt der Zweig im Walde, Und bei dir ist er schon morgen tot.