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Sonderausgabe. Mer Tageblatt 0»r«»e»»e»>»r V«ch onfer, Sotea frei In» kau. monatlich t» pfa. Sei ter »efchäfl-stell« ad» »ed.ti monatlich »» pfa. u. wichent» vchl-pf». Vet ter Post bestellt unt selbst ad,»holt vlertelftdrlich 1.« Mk., monatllch t» pfa. durch ten driestriaer frei in» hau, oiertel» -hrtich L« Mk., monatlich 74 pf^ Erfcheint tt,llch in üenMlttagostiui» ten, mit Ku»nahm« von Sonn» unt r«I«rta,,n. Unser» Aeitun-oauo» irt.er unt stu»,ad,stellen, sowi» all» postanstatten unt driestr«,»» -«dmea d,st,llua,,n «nt,,,,n. Mzeiger für -as Erzgebirge mit öer wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. Sprechstunde ter N,»aktiv.. mtt Musnahm» »er Sonntag» nachmittag« 4—S Uhr. — Telegramm»flSr»ss«, Sägeblatt Nuerrzgebtrg». Z»n,fpr»ch«f SS. für unverlangt »lngesanüt» Manuskript» kann Srwühr nicht g»l»lst»t w»rt»n. Montag» äen 27. Zuli» vormittags /-10 Uhr. ver öllrMWG-serbische I^onMl. * Budapest, 26. Juli. Der serbische Gencralstabschef Putnil!, -er auf der Durchreise von Reichenberg verhaftet wurde, zog seinen Revolver und versuchte Wider stand zu lle'sten. Ein Wachmann siel ihm in den Arm und entwand ihm mit geschicktem Griff den Revolver. Put- nik lvuvde nach dem Platzkommando gebracht, während seine Tochtcr in einem Hotel einlogiert wurde. * Budapest, 26. Juli. Hiesige Blätter berichten aus Semlin, daß in der Nähe der Stadt rin heftiger Ge schütz k a mp f im Gange zu sein scheint. Heftiger Kanonen donner ist vernehmbar, ohne dass man Grund hat anzuneh. men, daß sich die serbischen Truppen zur Wehr gesetzt haben. * Petersburg, 26. Juli. Die Mobilisation der russischen Armee wird Hetzen Augenblick erwartet. An angesehenen MilitiirkrSisen verlautet, daß General Nen nen kampf, der Eeneralkommandant dbs Militärbezirks Wilwa, und General Jwanop, der Generalkommandanli d.» Militärbezirks Kiew, zu Armecführern ernannt werden sollen. Ferner soll eine hochstehende Persönlichkeit, deren Name vorläufig noch nicht genannt wird, die aber keine an dere als der Lhefkommandayt der Eardetruppen und des Militärbezirks St. PchcrSburg, Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch, sein dürfte, mit der Führung »iner Armee beauftragt werden. Der Militärbezirk Wilna um faßt das russische 2^ 3-, 4. und 2V. Armeekorps, der Militär bezirk Kiew das 9., 10., 11^ 12. und 21. Armeekorps. Der Militärbezirk Petersburg das Gardekorps, mit Ausnahme der dritten Garde-Infanteriedivision, sowie das 1., 18. und 22« Armceöorps. Dem Kiewer Militärbezirk ist ferner die zweite Eisenbahnbrigade Machiert. * London, 26. Juli. Ein der Regierung nahestehen des Blatt, das uuch Beziehungen zu hohen Kreisen unter hält, veröffentlicht heute früh an hervorragender Stelle eine interessante Note über die Stellungnahme Englands zu einem onentl. europäischen Konflikt. Danach bcabsichüigt England geradeso wie auch Italien unter allen Um ständen neutral zu bleiben. England ist in keiner Weise durch irgendwelche Verträge verpflichtet, an einem kontinentalen Krieg teilzunehmen, selbst wenn Frankreich und Rußland hineingezogen werben sollten. Die gleiche Absicht spricht übrigens auch eine große Anzahl der bekannte sten englischen Morgenblätter aus. Man hält es hier für ausgeschlossen, daß tailsächlich ein bewaffneter Konflikt zwl, schen sämtlichen Großmächten Serbiens wegen ausbrechen würd' und glaubt bestimmt, daß der Kampf lokalisiert blei, ben wird. * Brllssöl, 28. Juli. In hiesigen diplomatischen Kre». se„ verlauset, daß Frankri« ich und England epnen gemeinsamen Schritt bei der österreichischen und ser bischen Regierung unternehmen werden, um in letzter Stunde noch einen friedlichen Ausweg aug den Verwicklun gen zu finden. * Paris, 26. Juli. Der Belgrader Korrespondent des Journal hatte eine längere Unterredung Mit dem serbischen Ministerpräsidenten Pasitsch, der u. a. erklärte: Wenn die serbische Regierung klein betgegebon hätte, so hätten wir unsere Konstitution vollkommen ändern müssen und geradezu einen Staatsstreich begehen müssen. Das konn ten wir natürlich nicht. Wir sind bereit, vernünftige Kon zessionen zu -machen und wollen auch die Verbrecher, falls sie tatsächlich Helfershelfer an dem Dvama von Serafowo ge wesen sind, nach dem serbischen Gesetz bestrafen. Wir kön nen aber nicht die Mitarbeit der österreichischen Polizei auf unserem Territorium annehmen. Die Note enthält außer dem noch eine ganze Reihe anderer unerfüllbarer Bedingungen. Mas auch immer geschehen möge, wir sind entschlossen, nicht nachzugeben und Haffen, daß sich die ganze öffentliche Meinung Europas auf unsere Seite stellen wird. Auf dem Hinweis des Pressevertreters, daß Oesterreich be, drohliche militärische Maßnahmen ergreife, erwiderte Pa sitsch, daß Serbien bisher keinerlei Gegenmaßnahmen ge troffen habe und vollständig und voraussichtlich auch nicht ergreifen werde. * Berlin, 26. Juli. Der serbische Geschäftsträger in Berlin hat heute früh von seiner Regierung folgendes Tele gramm erhalten: Gestern nachmittag um 5^ Uhr habe ich die Antwortnote auf die österreichisch-ungarische Note überreicht. Als der österreichische Gesandte die Note ent- gegengenommen hatte erklärte er, er müsse diese erst mit seinen Instruktionen vergleichen und er werde sodann sofort daraus eine Antwort erteilen. Als ich ins Ministerium zurllckkam, erhielt ich von dem österreichischen Gesandten die Mitteilung, daß er durch die Erklärung Serbiens nicht befriedigt sei. Er verließ Belgrad mit dem gesamten Gesandtschaftspersonal und übergab die Gesandtschaft und deren Archiv dem deutschen Gesandten, dem er auch den Schutz der österreichischen Untertanen in Serbien übertrug. In der Antwort des österreichischen Gesandten war zugleich auch hevvorgehobcn, daß die diplomatischen Beziehungen nun mehr völlig abgebrochen seien. Die serbische Regierung hat die Skupschtina zum 27. Juli einberufen und der Kronprinz hat im Namen des Königs den Mobil- machungÄefehl an die Armee ausgeyeben. Morgen oder übermorgen wird eine Proklamation erscheinen, in der ge sagt wird, daß diejenigen serbischen Staatsangehörigen, die nicht militärpflichtig sind, ruhig ihren Geschäften nachgehen können. Die Militärpflichtigen müssen sich sofort zu ihren Kommandos begeben, um Serbien zu verteidigen, wenn es angegriffen rverden sollte. Heut« abend werden sie weitere Informationen erhalten, aus denen sie ersehen, daß wir in unserer Nöte bis an die äußerste Grenze des möglichen ge gangen sind. Pasitsch. * Petersburg, 28. Juli. Im Kronrat, der heute uniter Vorsitz des Zaren in Pcsterhof »attfand, erklärte der Kricgsminister Suchemlinow, daß ar für die Schlagfer tigkeit der russischen Armee ijede Garantie übernehme. , * Sofia, 26. Juki. Die serbische R-gierrrny Nest hier anfragen, welche Haltung Bulgarien im sKonflikt mit Oester, reich-llngarn einnehmen werde. Ministerpräsident Ria- Äoslawow antwortete, daß Bulgarien sich neutral ver halten werde. Hierauf erwiderte Pasitsch mit einer Danb> adresse an Radoslawaw und fügte hinzu, daß Bulgarien Wr seine Neutralität entschädigt würde. * Paris, 26. Juli. Die Blätter veröffentlichten gestern abend sehr spät noch Extraausgaben, in denen die Zurück weisung des Ultimatums durch Serbien dem Publikum mit geteilt wurden Es war eine gewisse Erregung «ruf den Boulevards zu bemerken, doch hörte man immer wieder, daß das französisch« Publikum nicht im entferntesten an die Möglichkeit eines bewaffneten Konfliktes zwischen De «ft sch, land und Frankreich wegen, Serbien glaubte. Man hielt hier ,est an der Ansicht, daß, wenn, der Krieg -wischen Oesterreich und Serbien unvermeidlich ist, er unbedingt auch auf den Balkan lokalisiert bleiben würde. Wulf dem Place de la Republiaue versuchten morgens gegen 1 Uhr eine An zahl halbwüchsiger Bursü-en eine Manifestation gegen Österreich und Deutschland zu veranstalten, sie wurden je doch von der Polizei sehr bald zerstreut. * London, 28. Inti. Der Sonderkorrespondent der Daily Mail in Belgrad meldet- feinem Watte: Die «Ilie tärische Lage Serbien» ist augenblicklich stnßerft schlecht, da di« gesamten Truppen sich kn Süden und an der albanischen Grenze befinden. Belgrad und die umliegen den Städte find somit von jeder Verteidigung entblößt. An serbischen politischen Kreiße« erklärt man, dich di« österreichi sche Note «ine Beleidigung darstelle, wie fie m de, EWchlcht» der Diplomatie unerhört sei. Die BeoMmMg Belgrads ist auf das äußerst- entrüscht, doch herrscht in de» S.adt Ruhe. Bereits g^tern hatte de, österreichisch-ungari sche Botschafter die wichtigsten Aktenstücke au» d« Gestmdb. schäft nach dem österreichische« Donauufer htnübertrmwpow tieren lassen. * Rom, 28. Juli. Gerüchtweise verHwtet, daß Meise» Fran, Joseph vom Papst «m «us-echterhalitung de» Friedens aebete« worden sei. Diese Gerücht« müsse» jedoch als verfrüht bezeichnet werden. Doch ist e» immerhin möglich daß in Anbetracht der Situation der PaM Deine« Einfluß geltend machen wird. Bor einigen Tage« hat Papst Pius X. an Kaiser Franz J-seph «invn » v i e f gerichtet, 1» dem er ihn baitz, gegen Serbien mit möglichste, Schmnmg vorzugehen und einen Ksstg zu vermeiden. De, Papst so« sich dabei der Vermittlung der Prhnzesst« Zit« bedient ha ben. Bekanntlich unterhält di» Prinzessin Zita enge Be ziehungen zum päpstlich«« Hof «och von der Zeit her, al» sie Prinzessin von Parma war. In Rom glaubt man, daß eine Intervention de, Papste» sicherlich von einigem Erfolg sein werde. Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Arnhold. — Druck: Auer Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Aue t. Erzgeb.