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veilaae ,u Rr. 1Ä de» Atm Taaedlatte« und »nzetarr« für da« Grzqrbirg« Mittwoch. d« 8. Juni 1914. Morganatische Ehen lm Hohenzollernhause. «US Anlaß der Verlobung de» Prinzen Qstar mit der Gräfin «. Bassewitz wiüd der Korrespondenz Heer und Politik von unterrichteter Seite vstchrtrben: Die Ber- lobuntz de» Prinzen Oskar mit der mecklenburgischen Gräfin Ina v. vassewitz stellt dm ersten Fall darr, dich sich ein deutscher Kaisersohn zur Eingehung einer moyganatffche^ Verbindung entschlicht. Dennoch stnd mm männssichen Mit« gliedern de» Hochoiyallernhcwlse» -solche morganatischen Ehen häufiger geschlossen -worden^ al» man gemeinhin an« zunehmen geneigt sein möchte. Zwar «die befreundeten Dynastien der Habsburger und der Romanow» -Überbieten in dieser Beziehung die Hohenzüllern bei -weitem, aber die Liste der morganatischen Verbindungen -van Hohenzollern- sprossen mit Damen, die nach Hausgesetz. u-nd FUrst-nrecht a-l» unebenbüirtig zu gelten haben, ist doch ganz stattlich. König Friedrich Wilhelm II. «ar bekanntlich so gar zweimal morganatisch getraut -worden, das erste Mal im Jahr« 1789 mit Julie v. Bost, die dann dein Titel einer Gräfin Jugenheim erhielt, und deren Nachkommen im Mmrnessta-mme- noch heute leben. Eine zweite morgana tische Verbindung dieses Herrischer» mit einer MMgc-n ge schah im Jahr« 1794. E« war, die Gräfin Dönhoff, der der König den Namen einer Gräfin Brandenburg verlieh. Aus. dieser Verbindung gingen der bekannte, im Jahre 1880 verstorbene preußisch« Ministerpräsident Friedrich Wilhelm, Gross von Bvaffdemlburg und d'e Gräfin Julie, die Wter« Gemahlin de» Her-og» von An halt-Köthen, Hervor. Heute ist da» -Geschlecht der Bran denburg» erloschen. Me nächste morganatische Ehe «ine» Hohenzollern entfällt dann auf den Prinzen August von Preußen, einen Bruder Friedrich Mlhiem» III. Auch er ging zweimal eine un-ebenbürtige Ehe ein. .Da» erste Mal mit der Tochter Friederike de» preußischen Re- gierungSMte» Wichmann, die den Namen einer Frau o. Waldenburg erhielt, das zweite Mal mit Maria Arndt, de: der Titel einer Frau v» Prilliwitz zuteil wurde. Nach kommen aus diesen Ehen sind noch heute vorhanden. Wir kommen nun zu «iner berühmt gewordenen morgana tischen Verbindung eine» Hohenzollernpvinzen mit einer Bürgerlichen. G» ist di« d« genialen P r iirzen Loui» Ferdinand von Preußen, der bei -Saalfeld dm Helden tod starb. Au» -seiner Verbindung mit dem einfachen Bürgerkinde Henriette Fromm gingen zwei Kinder Lud wig und Manko hervor, die im Jahre 1810 -von-Friedrich Wilhelm III. unter dem Namen v. Mildonbruch geadel wurden. Gs ist heute noch nicht ganz klargestellt, ob die Verbindung Louis Ferdinands mit der schönen Henriette Fromm eine rein natürliche geblieben ist, -oder -ob der Prinz wie behauptet wird, bevor er in den Krieg gegen Frankreich zog, sich heimlich mit dem Mädchen hat trauen lasten. Ernst o. Wi ldqmb-r u ch, der bedeutende Dich ter, war also ein Enkel des Helden -von -Sa-alfekd, woraus ec Zeit seines Lebens nicht wenig -stolz -war. Damit ist die Reihe morganatischer Hohenz-ollern-ehen aber noch nicht erschöpft. Der Betten Kaffer Wilhelm» I., Prinz Adal bert von Preußen, der sich als ObeffÄommandierender der preußischen Marine einen rühmlichen Namen. gemacht hat, vermählte sich mit Therese Elßler. Sie erhielt den Namen einer Frau v. Barnim und schenkte dem Prinzen im Jahre 1841 einen Sohn, den 1860 in Aegypten ver storbenen Freiherrin Adalbert v. Barnim. Könbg Friedrich Wilhelm HI. hat sich bekanntlich mit der Gräfin August« v. .Harrach, di« er zur Fürstin van Lieg- nitz erhob, im Jahre 18L4 morpainatisch -vermählt. Diese Ehe blieb kinderlos, die Fürstin -Liegnitz stach 1878 in Homburg. Prinz Albrecht vvn Preutzen, besten Eh« mit der Prinzesstn Mariann« der Niederlande wieder ge schieden wurde, ließ sich im Jahre 18SS Rosalie v. Rtruch unter dem Namen einer Gräfin -v. Hohenau zur linken Hand antr-auen. Auch der letzte Fürst, von Hoh-enzollerm- Hechingen, Friedrich Wilhelm, heiratete nicht ebenbürtig. Seine Gattin wunde im Jahre 1880 Wma-lie Freii-n 'Schenck von Geyern, der vom preußischen König der Name einer Gräfin Rothenburg verliehen, wurde. Wie man steht, kann also Prinz Oskar, der fünfte S-ohn unseres 'Kaiserpaares, bereits auf eine ganz stattliche Reihe Vorbilder au» vem eigenen Hause sich bevufen. LäMsches vom mexikanischen Soläatenleben. Di« mexikanische Arm« besteht, wenn man von den Offizieren absteht, ausschließlich au» Indio», da» heißt au» Vollblutindianern oder Mischlingen. Trotz der -äu ßerlichen Hülle der Christentum» ist der mexikanische Soldat nicht imstande, seine tierischen Instinkt« ntederzuhalten, njcht» imponiert ihm außer roher Ge walt. Ein« Aushebung im europäischen Sinne gibt es nicht. Jeder junge Mann, namentlich, wenn er ein armer Teufel ist, wird im Bedarfsfall« aufgegriffen und in di« Uniform gesteckt. Labet stellen die Pelvne», di« Geschwo renen, die Insassen der Gefängnisse und Zuchthäuser ei nen recht bedeutenden Prozentsatz. Auch freiwilliger Ein tritt kommt vor, dazu finden sich aber aü-ch nur Ele mente, di« mit der Justiz Irgendwie in Konflikt gera ten stnd. Alle» was in Mexiko und anderen Hauptstädten arbeitslos herumlungert, oder sich nicht au»we1s«n kann, auch jabend» ein Glas über sd en Durst getrunken hat^ wird ohne Gnade in die Uniform gesteckt und Ist dem Moloch de» MtlttariSmu« verfallen. AehnNch wi« in der hollän dischen Kolontalarm« spielen di« Goldader«» (die Sol- datenweiber) «in« groß« Roll«. Si« komm«» mit in di« Kasernen, werden hier irntergebvacht und sorgen für» leiblich« Wohl der Juane», ihrer Männe, oder G«N«L- ten tn geradezu mustergültiger weis«. St« folg,» diesen auf allen Märschen And stnd dabei imstande, selbst Li« Kavallerie «tnzuholen. Im Gefechte haben sie, ähnlich' wie tn Montenegro, wichtig« Aufgaben Munition-vev- sorgung.) La» Kochgeschirr fehlt im Gepäck de» mexika nischen Troupter». Di« Soldadera» tragen es, ebenfo Hol» und Proviant, «in Vag« der Truppen Huerta» ob« sei«« Gogn« mahnt, nach d»r lvarftallmP -« Allgemeinen Schweizerischen Militürzettung, an die wallensteinsch« Zett. Kaffe« und Tortilla», auf einem heißen Stein au» Maismehl und Wasser gebacken« dünne Kuchen, die da» Brot ersetzen, erscheinen, sobald da» Lag« bezogen, mit verblüffender Schnelligkeit wie ein Tischlein deck dich. Frauen mit Kindern an der Brust, von Rudeln ihr« Sprüßling« in den verschiedensten Altersklassen gefolgt, gehören zur Staffage. In dem glei chen Rahmen greifen di« Juane», wenn sie durch die ver schiedenen au» den gegö-r-enen Säften der Agave herge- stellten Getränke, wie Pulque oder da» gefährlichere Meseal und Tequilla erregt sind, zur Austragung von Eifersuchtsszene« zum Dolch. Die ganze Ausbildung ftn- det nach veralteten, meist französischen Vorbildern, statt. An Dienstvorschriften, über 80, ist kein Mangel. Di« me- xikanische Armee präsentiert sich für da» Auge de» Fremden keineswegs ungünstig. Da» Auftreten eine» In- fanterteregtments aus der Plaza major in Mexiko bet festlichen Gelegenheiten macht auch tn der Bekleidung ei nen soliden, Achtung erweckenden Eindruck. Anders ist e» in den Grenz-garnisonen, besonder» gegen die Berei nigten Staaten, wo der äußerlich« Unterschied im Auf treten des Soldaten und des Banditen ein kaum nen nenswerter ist. Die Ausbildung im Schießen dagegen ist eine sehr mäßig«. Die MuntttonSverschwendung tn den bürgerlichen Kämpfen ist eine geradezu erschreckende. Unter den Truppen Huerta» wurde im Oktober 1913 von einem Korporal, Carlos Gonzales, erzählt, welcher fit > den Rekord geleistet hatte, tn einer Stunde 8000 Patro nen zu verschi«ßen und dabet wahrscheinlich so gut wie nicht» zu treffen. Sehr berechtigt ist daher «tn Dekret Huerta» au» den letzten Monaten an seine Infanterie, weniger zu schießen, aber dabet mehr zu treffen. B« der Gefechtsübung darf an dtejenig« europäischer Trutz- tzen gedacht werden. Der Mexikaner ist d«r geboren« Gue- rtllalämtzfer r auch liebt er den Straßenkampf. Mit gu tem militärischem Blick geht er bei diesem do-r allem so schnell wie möglich in «ine ausreichende Deckung, meist in oder hinter Häuser. kaltblütige Patienten. - Im Newyoker Aquarium ist-vor einiger Zeit dort «ich« Leut« gchmgm hsttwtz st» gmmrtM «G W» tötet haben, und auch «ist« der Martermerchmg» stutz aich- gefunden worden. Eine» Dage» wandert« «in itali-enpsch« Ehepaar in Newyork «in. Di« rothaarig« Gouwttz» fist der Jtaltenerbantz« durch iHv, außn-ochentlich« Schönheit «ff. Si« schassten Ihren Mann heistitst tackten-A» Rn ihr« Netze und zwangen sie, sich ihrem GehstmHuntz» «w zuschlteßen. Man kann sich denkeitz daß in Ihren Reih« alrbald Kämpf« um den vffitz der schönen- Frauen au» brachen; dies« führten dazu, daß di« Polizei der Mörder- Lande deren Mitglieder nun- einander aÄschlachtetntz -euch Vie Spur kam. Im Yeh-mar de, -Jahre» 191L fand die Polizei, nach dem Spricht« de« Newyorker Wertem» die Leiche eine» gewissen Fifippo Darido in schrecklich ver stümmelten Zustande. Sie kam gleich auf die richtige Spur, allein die Kette von Beweisen enthielt solche Lücken, doch der Sicherheitsdienst wicht» unternehmen- konnte. Zwei Monate später wurde ein Vetter des ermordeten Co Vido von einem 19 jährigen Burschen- angrschostem, den er nach nie gesehen hatte. Der Angreifer wurde gchmmen ge nommen, allein es war Nichts au» ihm he-rmwzubrin-em. Tarido ging fortan nie unbewaffnet au», ja er sah sich gezwungen, die Polizei um Schutz «NMkufem, allein di« Newyorker Polizisten konnten ihm -nur ratxn, da» Ldnd zu verlassen, was er nicht wollt«. Er tat sich mtit einem Ver wandten zusammen, der ihm auf Schritt und Tritt stützte, um über ihn zu wachen-. C-arido ging eine» Tage» zu seiner Arbeitsstätte,, al» hinter einem Zaune heyoar Mr Schuß auf ihn abgegeben wurde, der ihn sogleich tötete. Der Mörder, ReLacei mit Namen, wurde ergriffen unv vor Gericht gestellt und zum L-ode verurteilt. Er ist «», durch dessen Geständnis der Sitz der Mtzrderband« «unge sunden worden ist. Die näheren Untersuchungen Haven. bereit» ergeben, daß die Mordb-amde in der Nähe de» Hause» der 1000 Mörder eine große Höhle al» Versammlungsort hatte. Die Untersuchungen über die Kellerräume de» Hauses der 1000 Mörder sind noch nicht abgchhloflem, allein es kann schon jetzt als festgestellt gelten, daß die Nüw- yorker Polizei eine sehr gefährliche und zugleich auch roeitverb-eitete Mörderbande entdeckt hat. Einige der Mörder stnd bereits dem Minen wach bekannt und werden von der Polizei gesucht, weiteren ist man auf der Spur und eine Anzahl sitzt bereits hinter Schloß und Riegel. eine Art Krankenhaus mit Operationq-immern u-nd Be obachtung Sstation en für die Behandlung und Pflege er krankter Fische errichtet worden. Man stellte jedoch bald fest, daß Chloroform und die -anderen unempfindlich machen den Mittel bei Tieren mit kaltem Blut nicht di« gsringste Wirkung haben, so daß Fische, die operiert -werden sollen, sich auf diese Weise wicht betäuben lassen. Nächstem man zahlreiche Versuche mit arideren Mitteln gemacht hatte, stellte ein Assistenzarzt fest, daß der Fisch iw sehr kaltem Wasser starr bleibe und sich nicht bewege; man brachte daraufhin sofort «inen zum Gefrieren, und erzielte tat sächlich eine -völlige Bewußtlosigkeit. Dor kurzem.hatte sich, wie di« Rivista Nautica erzählt, ein Aal, der aus dem Aquarium zu entweichen pichte, ein« breite - Hautab schürfung Leig-ebra-cht, so daß ihm auf dem Micken «in «neues Stück Haut eingesetzt -werden sollte. Er--wurde wach der erprobten Methode kalt gemacht, worauf man ihm da» fehlende Stück Haut, das man -von einem opheren, Nicht für da» Aquarium, sondern für die Küche bestimm ten Aal genommen hatte, unter Bemvendu-ng von Wismut «infügte. Dann wurde der kaltblütige Patient ordnungs- mäßig -verbunden und mittel» einiger Stäbe in den Zu stand der Unbeweglichkeit versetzt; -so legte man ihn in ein Bassin, in d«m sich nur wenig Wasser befand. Dort blieb er, bi» wach sechs Lagen di« Munde vollständig verheilt und vernarbt -war. Ein -antzevm-al brachte man im Qperationssaal des Aquarium» die Zähne eines jungen Haifisches, al» er die Spitze eines Sonnen schirm», den eine Dame ins Master gesteckt hatte a n - fressen wollte. Im Aquarium befinden sich ständig mehrere Spezialisten, darunter einige vom großem Rus. Einer der berühmtesten ist der SchtldkrAt«nchirurg. Obwohl die Schildkröten van der Natur einen guten Rücken, schütz mit auf den Lebensweg bekommen haben, stnd sie doch in der -Gefangenschaft verschiedenen Hautkrankheiten unterworfen. Di« stattlichste Schildkröte de» Newyorher Aquarium» litt jüngst am- einem Eitergeschwür, da» am Halse saß. -Si« wurde aus dem Operationstisch getragen, worauf ihr mit dem Messer der kranke Teil weggstchnitten wurde. Damit sie nicht zu viel Schmerzen litte, hatte man ihr ein paar Kokaineiiffpritzungen gemacht. Di« Waide wurde dann ausgebrannt, und. jetzt ist da» Tier vollständig gesund.... Das Haus äer 1000 Möräer. In der Nähe von N«wyork gibt e» in Westchester Tounty «ine Dillemstodt, iw der di« Rockefeller», die Gould» und andere der Gr-millionäre inmitten ausgedehnter Park- anlagen ihre prächtigen Landhäuser -hohen. Mitten in diesem Erholungsorte der reichen Leut« -aber liegt da» hau, der 1000 Mörder, -wi, e» die -amerikanischen Blätter nennen. War «» mit diesem Hause der 1000 Mörder fit-? ein Bewandtnis hat, ist jüngst durch da» Geständnis eines Mitglied«, einer großen Mordbvenn-erband« aufgeklärt worden, da» in Sing-Sing al» Moderkandidat sitzt. Die polizeilichen Untersuchungen hoben «"gehen, daß der -um Tod, verurteilte Mörder gvoßm-teil» z-u-vevlässige An- gab«n gemacht hat: tatsächlich mar da» Hau» der 1000 Mörder di« Sammelstätt« «iner Verbrecher' band«, di« ungezählte Mord« auf dem Gewissem hat In der Gegend, wo st« hausten, fand ,man freilich nur stten dst Seichen der Ermordeten, allein da, Geständnis „» Mörder» hat zur Entdeckung de« -mutmaßlichen Massen grab«» der Opfer geführt: tn den Kellern d-e» Mordhause» »«findet sich nämlich «in« dick« Schi« ungelöschten 'Kalke», tn dem man die Rest« der Ermordeten vermutet. Die Entdeckung de» Mordbunde» geht in letzter Linie aus ein« Frau zurück. Di« Mörder — fast lauter Italiener, den Namen nach zu schlichen — halt«, seit k-anger Z«it schon n der Villenstadt tz«r Millionär« ihr Hauptlag«r gehabt; durch da» Gtststckifi» de» ist «mtchn» daß st« Rus Chinas Jeitungswett. Vor einigen Tagen kam aus China die Nachricht von dem qualvollen Tode eines heroischen Journalisten, der im wahrsten Sinne «in Märtyrer seines Berufes gewor den war. Der Gouverneur der Stadt Kanffchu hatte einigen zwanzig seiner Untergebenen kurzerhand den Kopf abschlagen lassen und der Redakteur de» in jener Stadt erscheinenden Mattes Ta Kumg Pao hatte sich er- dreistet, einen Bericht darüber zu bringen. Das erregte den Zorn des gewaltigen Gouverneurs in solchem Maße, daß er den Zeitungsmann auff der Stelle gefangen setzte, umd als dieser sich weigerte, ihm den DevfaAr des Artikels namhaft zu machen, zu Mod« prügeln l'eß. Der Mann starb, ohne daß der erwünschte Nk-me über seine Lippen gekommen wär-«, starb, -als Märtyrer seines Be rufes. Es ist erstaunlich, welchen A-ußschwung das Zeitungsleben in China in der jüngsten Zeit genommen hat. Denn wenn das Reich der Mitte -sich -auch rühmen daff, in der Pekinger Zeitung (die allerdings -nicht» weiter al-» ein periodischer Hofbevicht war und die -vor wenigen Jahren erst sich zu einer Zeitung im eigentlichem Sinne gewandelt hat) die älteste Zeitung der Welt zu besitzen, so konnte doch bi» in die neueste Zeit hinein von einer ausgebildeten Presse im eigentlichen Sinne durchaus nicht die Rede sein. Di« erstem Zeitungen im modernen Sinne wurden im den Schanghaier privilegierten yremdenldloin-en herausgegeben, weil e» nur an diesem Platze Chinas mög lich war, eine freie Sprache zu Whren. Schanghai war auch sonst in mancher Hinsicht der gegebene Mittelpunkt de» chinesischen Zeitungswesens. Hatten doch alle vor 40 Jahren vorhandenem, zum Teil recht primitiven Verkehr seinttch- tungen u-nd Post-verbindungen, dort ihren Hauptsttz. Und auch heute noch ist Schanghai das Zeitungszentrum CHÜna, und nicht, wie man vielleicht an-nehmen könnte, die Haupt« t-adt Peking» Auch heute noch gibt es außerhalb Schanghai» n ganz China nicht eine einzig« täglich erscheinend« Zeitung, di« so hohe Auflage-Wern Nachweisen kann, wi« ie di« führenden Blätter dieser Stvtd haben. Betrachtet man da» Land- al» Ganze», so ist «» nicht zu hoch gegriffen, wenn man jetzt die Zahl der täglich erscheinenden Zeitungen in China auf rund 1000 annimmt. Aber mos mutz in der chinesischem P esse fchatf unter- cheiden zwischen dem Einfluß, den die zahlreichen, pilz artig aus der Erde geschossenen u-nd zum TM morvbrenne- rischen Blätter ausüben und dem weitere'chenden Einfluß lange bestehender Zeitungen. Der wirklich g«Wg hochs tehende und sich verantwortlich fühlend« Teil disr chinesischen Press« ist bemüht, Lei dem Volke Interesse an der Politik zu «ecken und führend in der -Ltfmtlichen Meinung über sozial« und sittliche Fragen v-oran-ugehen. Da« Optumlasttr, da» Ginschwünem der Füße, di« Sklaverei der Frau, da, Konkubinat und manche anderem geseWhaft- ichen Uebelfftände werden von der besserem chinesischen press« verurteilt. Ei« -geißelt auch in scharfen Ausdrücken >i« Bestechlichkeit und Unfähigkeit der Beamten. VoWs- ümltche Erziehung und Reformen auf dem Gebiet krs öffentlichen Gesundheitswesen», Vie Anpassung an euro päische GeLräuch«, kaufmännischen, industriellen und fin-an- iellen Charakter», R-ede- und Pr-ess-eirei-heit, Freiheit und ln-antastbarkett de» Staatsbürger», di, freiheitlich« Etel- umg der Frau, manchmal sogar yvauenmnanzipat'on, — tzrz jeder fortschrittlich« Gedanke genießt di« soft unge teilt, Unterstützung der bffse-e-n chinesischen Press«. Gehr u bedauern ist allerding» di« Tatsache, di« der trefflich« kenner auf dem Gebiete de» Zeitungswesen», Dr. N. jans«n vr den ErmPboten mitteilt, däß die europäischen kachrichtsn meist tendenziös gefärbt sind. Da» hat -seinem Grund darin, daß der Depeschen- umd Nachrichtendienst mit englischem und französischem Kapital «Kstttt. In der üngsten Zeit allerdings ist «ich hier manche» Lesser gemsrdsn.