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IKK Di> ^^xllctrn Dwiii»»lr!i Als er erwachte, lag er auf einem Ruhebett in einem spärlich möblierten Zimmer. Vor ihm saßen zwei Männer, die aber sofort aufstanden, als er die Augen öffnete. Er fühlte sich elend und übel, aber selbst in dieser Verfassung erkannte er die Beiden. Sie waren mit ihm in seinem Ab teil nach Paris gefahren. Der größere von den Beiden redete ihn mit einem ver bindlichen Lächeln an: „Es tut uns leid, Herr Solway, Ihnen so große Un annehmlichkeiten bereiten zu müssen, aber Sie haben zu fällig etwas bei sich, das für uns von größtem Interesse ist. Sie wissen jedenfalls, was wir meinen?" „Gewiß! Die Diamanten für die Braut des Herzogs von Albraye." „Za, die für die Dame bestimmt waren," antwortete der Mann ernst. „Verzeihung! Die für sie bestimmt sind," sagte Sol way. Er richtete sich auf. Sein Schädel brummte und er mußte sich fürchterlich zusammennehmen. „Haben Sie viel leicht einen Schluck Brandy oder Whisky? Sie haben mir etwas zu viel Chloroform gegeben." Die beiden Männer lächelten. Sie bewunderten die Kaltblütigkeit ihres Opfers. „Gewiß, w'sieu," sagte der kleinere der Franzosen und holte eine Flasche und ein Glas aus einem Wandschrank. Der scharfe Trank tat Solway gut. Sein Kopf wurde freier. Es wurde ihm klar, daß er in die Hände einer inter nationalen Gaunerbande geraten war. Diese Gentleman- Diebe waren gefährlicher, als gewöhnliche Etraßenräuber. Es galt also, alle Schlauheit zvfammenzunehmen, um wie der freizukommen. „Ä'oieu," sagte der eine Franzose, „wir haben Sie durch sucht und haben nichts gefunden." „Das glaub' ich," sagte Solway. „Also müssen wir noch einmal suchen. Jetzt wird es besser gehen, da Sie wieder bei Besinnung sind. Sie haben doch nichts dagegen einzuwenden?" „Nein, denn die.Untersuchung wird nur zeigen, daß ich die Diamanten nicht bei mir habe." Der Franzose lächelte höflich; er wußte, daß „ui'8iou" zu scherzen beliebte. Dann zogen sie ihn aus. Jedes Kleidungsstück unter suchten sie. Sie öffneten die Zigarrentasche und prüften das Leder. Endlich schnitten sie mit tausend Entschuldigungen die Kuverts in seiner Brieftasche auf. Als sie fertig waren, sahen sie einander erstaunt an. Solway nahm eine Zigarre und setzte sie in Brand. „Ich bitte um Verzeihung," sagte er, „vielleicht nehmen Sie auch eine?" „Während der Arbeitszeit rauchen wir nicht," antwor tete der kleine Franzose. „Aber mir gestatten Sie wohl das Rauchen," sagte Sol way. „Für Sie ist es Arbeit, für mich ein famoser Spaß." „Ein Spaß, w'iEu?" Ein ängstlicher Zug trat in das Gesicht der Franzosen. „Za, natürlich," sagte Solway, „weil Sie den Falschen erwischt haben! Ein Kollege fuhr mit mir nach Paris, und dem habe ich in Charing Croß die Juwelen übergeben." „Nein, nein, m'vn.-n. Wir haben Sie beobachtet. Das war eine - wie sagt mau — eine Täuschung. Es war viel zu unvorsichtig, viel zu offensichtlich!" Solway lachte. „Sie schmeicheln mir. Aber Sie irren. Ich dachte mir, wenn jemand sieht, daß ich das Paket öffent lich übergebe, wird er es für Absicht hallen —" „Nein, ur'vü-n!" Der kleine Franzose sah ihn un gläubig an. „Also, wenn mein Kollege die Juwelen nicht hat, dann muß ich sie doch haben. Wo sind sie denn? Sie haben mich doch genau untersucht!" „Sie werden uns sagen, wo sie sind!" Solway setzte sich aufs Kanapee. „Jetzt sind sie bei Levain. Wollen Sie so liebenswürdig sein, mich freizu lassen? Die Tür ist doch verschlossen?" Er ging quer durchs Zimmer. „Aha! Ich dachte es mir." „Wer bürgt uns dafür, daß Sie nicht zur Polizei gehen, in'sieu?" „Ich mit meinem Ehrenwort!" sagte Solway. „Zch gebe es Ihnen. Wir haben mit großem Einsatz gespielt, 800000 Mark, und ich habe gewonnen. Zch bin nicht nachtragend. Beim nächsten Mal gewinnen Sie vielleicht. — Ich will Ihnen nur das folgende sagen: Zch erkannte Sie in Charing Croß, und deshalb gab ich meinem Kollegen einen Zettel, auf dem ich notiert hatte, in welch angenehmer Gesellschaft ich reisen würde! Diesen Zettel sollte er der Polizei über geben, wenn ich nicht innerhalb dreier Stunden bei Levain eintreffen würde." Eine halbe Stunde später betrat Solway den Laden von Herrn Levain. Veevers stürzte auf ihn zu und schrie ihn an: „Wo haben Sie gesteckt?" „Ruhe, Ruhe!" sagte Solway lächelnd. „Haben Sie alles gut erledigt?" „Ja." Zch übergab Herrn Levain das Paket und er hatte die Unverschämtheit, zu behaupten, die Steine wären falsch! Eine schlechte Imitation!" „Meine Herren, regen Sie sich nicht auf!" Solway holte seine Zigarrentasche heraus. „Lassen Sie uns die Sache in Ruhe bei einer Zigarre besprechen. Bitte, Herr Levain! Nein? Na, denn Sie, Veevers! Ich rauche gern in Ge sellschaft." Solway nahm eine Zigarre und brach sie mitten durch. Sie war hohl und zum Erstaunen der beiden Herren fielen eine Menge glitzernder Steine auf das grüne Tuch des Ladentisches. „Oh!" sagte Monsieur Levain, „die sind echt — und ob!" . „Zch bitte tausendmal um Entschuldigung," sagte Sol way, „aber es war die einzige Möglichkeit, die Steine sicher hierher zu bringen. Wie ich vermutet hatte, wurde ich ab gefangen, und scheußlich war mir während einiger Minuten zumute, als die Kerle meine Zigarrentaschc durchsuchten. Ein Glück, daß sie während ihrer „Arbeitszeit" nicht rauchen!" — Solway lächelte bei der Erinnerung an sein Erlebnis.