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Mer Tageblatt KW Mzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentliche« Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. n MachsabegeUea^üÄ« Sprechftrmöe öer Ne-atti-a mit MrsrrahmO -er Eormta-e oachmitta-O 4—- Uhr. — Lele-ramm-Mrrffe r Tageblatt MeerAgeblrge. Fernsprecher öS. w«m M» unvnlaagt etngefanSte Mauugriptt kam, «nvLhr «lcht gelüsttt w»rSm. «<uu>ftn,t,ich.»«üi<u»»^,n. »-»! Nr. 122. Freitag, 29. Mai 1914. Diese Nummer umfaßt 14 Seite«. Das Wichtigste vom Tage. Das bayrische KöntgSpaar wohnt« gestern in Aichach der 800-Jahr-yeter der Burg Wtt- telsbach bet.*) * DaS Herzog-Paar von Braunschweig begibt sich am 5. Juni -um Besuche des bayrischen Hofes nach München und von dort am 7. Juni nach Gmunden. * Die Reichsregierung trügt den Anforderungen v ' wirtschaftlichen und politischen Entwik kelung des Reiches im Auslands durch r richtung neuer Konsulate ^tech.tu.iu * Das neue Institut für Schiffs- und Tropen krankheiten in Hamburg ist gestern in Anwesen heit des Staatssekretärs Dr. Solf ein geweiht worden. * Di« Erdrutschungen am Hopfeilberge nehmen neuerdings eine im höchsten Grad« besorg niserregende Ausdehnung an. Der Dampfer of Arland mit I7«n Personen an Bord ist Infolge Snsammenftotze» mit P. «em Eisverge gessnnko«; Einzelheiten fehlen Der Aufruhr in Albanien ist, wie die jüngsten Nachrichten erkennen' lassen, von jungtürkt- scher «eite unterftsttzt worden.*) W Ein Erlaß Juanschikat» gibt di« stetig Mitglie der des neuen Verwaltungsrat«» bekannt.*) »1 NL-««» st«-» <m <md«« Itill,. UM" Mutmaßliche Witterung am Sü. Mair Nordwind«, zeitweise aufhe ternd, etwa, wärmen Win erheblicher Nie, verschlag, schwache Gewitterneigung. Heitere Ruhe. Xi? Der italienische Minister de» Aoußern, Marquis di San Giuliano, will den Schwierigkeiten in Al banien mit hellerer Ruhe entgegensetzen. Diese Worte klingen gerade jetzt, da in dem jüngsten Staate Europa alles drunter und drüber geht und da nur da- eine fest steht, daß die Gewalt des Mbvet nicht über Durazzo htn- ausgeht, zunächst wie dos Bekenntnis eine» unverbesser lichen Optimisten oder auch eines Spötters. Aber der italienische Minister ist weder das eine noch das andere. Und seine hellere Ruhe ist weiter nichts, als der Aus druck der Entschlossenhell und Energie, mit der Italien seine Stellung an der Adria wahrt. Wenn man Gras Berchtold» übervorsichttge Sprache und selbst Herrn SassonowS etwas gezwungen friedfertige Erklärungen mit dem Exposee Gan Giuliano» zusammenhütt, so wird einem die außerordentlich stark« und gefestigte Stellung erst recht bewußt, die Italien heute in der Welt und vor allem im Bereich des Mtttelmeeres einntnrmt. Daß San Giuliano dem Toben der italienischen Nationalisten presse einen Dämpfer aufsetzen würde, das war ja Vor auszusehen. Ein Bruch mit dem Verbündeten an der Donau würde schwerlich in Italiens Interesse liegen, und ebe so wenig würe es vorteilhaft für die italienisch« Diplomatie, den Fürsten Wilhelm jetzt preiszugeben, da ihn die anderen Mächte noch halten. Sich etwa aus Es sad festzulegen, wie es manche italienische Blätter ge fordert haben, das wies San Giuliano mit der sehr vernünftigen Bemerkung zurück, es sei ein großer Feh ler, wenn eine Macht in Ländern wie Albanien und Aegypten den Anschein erwecke, als ob sie ihr Interesse mit der einen oder der anderen lokalen Persönlichkeit identifiziere. Aber er hat sich doch mit dieser Mahnung nicht nur an Essads Freunde, sondern auch an die Oester reicher gewandt. Wir erfuhren aus San Giulianos Munde, daß der italienische Botschafter in Wien tatsäch lich den Grafen Berchtold interpellierte, ob Freund« Oesterreichs an den letzten Ereignissen in Albanien teil genommen hätten; es war das ein zarter, aber sehr ver ständlicher Hinweis auf die von der italienischen Presse unverhüllt behauptete Verschwörung gegen Essad, die ja, wenn man dieser Press« Glauben schenk« wollte, von den Oesterreichern selbst auSgtng. Soweit ging natür lich San Giuliano nicht, und für «ine österreichische Jn- trtgue gegen Essad fehlt ja in der Tat auch jeglicher Be weis. Aber schon allein, daß di« italienische Regie rung dies« peinliche Anfrage nach Wien richtete und Graf Bevchtvld übereifrige Freunde Oesterreichs kräftig abschütteln mutzt«, hat die Politik der Donaumonarchie in ein« gewiss« Defensive gebracht s sie Weitz, datz man sw scharf beobachtet, und di« Besorgnis, irgendeinen Fehltritt zu begehen, hemmt natürlich ihr« Schritte. Ss- sad- Verhaftung wird von dem italienischen Außenmi nister unzweideutig als Ergebnis übertriebener Aengst- lichkell im Konak von Durazzo hingestellt. Und man ge winnt schließlich aus San Giulianos Ausführungen den Eindruck, daß Italien in der Tat den Dingen in Alba nien mit Heller« Ruhe entgegensetzen kann, da ihm alle Trümpfe in die Hand gespielt wurden. Di« starke Stellung, die sich Italien durch sein ruhi ge» Zielbewußtsein im nahen Orient erworben hat, hat 9. Jahrgang. ihm auch zweifellos die Durchsetzung sein« Ansprüche in Kleinasien «leichtert. Freilich hat da der Eon- sulta, ein unvorsichtig« und zweideutiger Ausdruck Str Eward Greys, das Spiel «leichtert. Der «Misch« Staats sekretär des Auswärtigen hatte die Besetzung der Tode- fanesoS durch Italien als anormal bezeichnet und mußte sich nun auf eine Anfrage des italienischen Botschafter in London zu einer authentischen Interpretation die- ser Worte verstehen, die den Vertreter de» stolzen Albion sicherlich noch well persönlich« war, »l» für dem Grasen Berchtold die Abschüttelung hitzig« Freun de. Ab« eS blieb nicht bei ein« Umdeutung der Worte; auch mit der Tat suchte jetzt Str Edward Grey den Ita lienern seine Freundschaft zu versichern und seinen un vorsichtigen Ausdruck vergessen zu machen, und das kam unzweifelhaft den italienischen Eisenbahnwünschen in Kleinasien zugute. Bereits am 19. Mai wurde, das konnte San Giuliano d« Kammer mitteilen, ein Abkom men unterzeichnet, das vorbehaltlich der ottomanischen Regierung einem italienischen Syndikat den Bau ein« Bahn nach den Häfen von Makri und SdaltS gestattet. Auch in Anatolien faßt also jetzt Italien festen Fuß; auch hi« kann es mit heiter« Ruhe den Ereignissen entgegensehen. Im klebrigen darf man nicht übersehen, wie unzweideutig San Guiliano hervorgehoben hat, daß Oesterreich und Italien in Albanien auch weiterhin ein trächtig an dem Programm festhalten, keine Landerwer bung in Albanien anzustveben, sondern einmütig entschlossen sind, die Komilidativn de» albanischen Staates und die Autorität dar Fürsten zu stützen. Solche klaren Versicherungen entziehen den tendenziösen Dar stellungen eines Teil» der italienischen Press« von ern sten Unstimmigkeiten zwischen Oesterreich und Italien jeden Boden. Man ist Parum auch an maßgebend« Stellv in Berltn von den Ausführungen d«S italienischen Mi nister» de» Auswärtigen durchaus befriedigt. All« Freunde de» Dreibünde» werden sie mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen, während seine Gegner durch sie üran- che hämische Hoffnung vernichtet sehen. Die Wirren in Albanien. Die Nvis« de» albanischen -ofmarschall» «ach Berkin. Zur Reise de» HofMarsschall» de» Westen von Albanien, v. Trotha, nach Berltst, glaubt die KrsuhHtg.^u wissen, dah es sich hier um feine politisch« Mission Han- Heft, jedoch Hat der Wisst einige Wünsche« mehr persönlich« Natur, deren Erfüllung freilich auch eine Rückwirkung auf sein« Stellung hüben dürft«. Herr o. Trotha wird nach Be endigung seiner MMan nach Duvagzo zurüMtzren. Dio Voss. Zig. nimmt an, daß Herr o. Trotha >don Auftrag hat, an zuständig« militärischer Stelle Aufklärungen zu geben üb«-dws Verhalten de» Fürsten anläßlich der Flucht aus die Kriegsschiffe, da dem Wvsten, Die Geselligkeit äer Tiere. Plauderei von Dr. Fritz Lhmormuek. Nachdruck «rrLatrn In der Anwendung de» Begriff» Geselligkeit liegt bereits ein Vergleich rN't menschlichen Zuständen, der nicht beabsichtigt ist, weil sich ja erst am Schluß ergeben soll, ob di« Tiere aus denselben oder ähnlichen Gründen wie wir Menschen di« Geselligkeit pflegen. Ban vornherein kann man di« raffinierten Beweggründe auesschetdm, die in der menschlichen Gesellschaft al» Produkt der verfeinerten 'Kul tur oder eigensüchtiger Berechnung aUftreten. Gemeint ist damit die sogenannte Geselligkeit, die infolge irgend welcher Vorteile veranstaltet wird. Nein, Mn Vergleich kann nur die Geselligkeit heramgezogen werden, bet der die Menschen au» reinen Motiven die Geselligkeit ihres gleichen ,suchen, um Freud und Leid zu teilen, von denen ein altes, wahres Watt behauptet: Geteilte» Leid ist Halbe» Leid, Geteilte Freud isst doppelt« Freud. Nun ließe sich di« Frage sehr leicht beantworten, im- dem man eine Anzahl Beispiele ansühtt, au» denen in der Tat heroorgetzt, daß die Tiere sich zu einander gesellen. Tine solche Auszählung hat aber keinen psychologischen Wert, wenn man nicht auch die Gründ« berücksichtigt, die dabei Mitwirken, oder ausschlaggebend.sind Sie sind in den meisten Fällen leicht zu erkennen. In erst« Linie dient sie Vergesellschaftung — da» häßlich« Wort läßt sich leid« nicht umgehen --- zur Vermehrung der Sicherheit. Da» beste »ck^tel sind die gra»slv«lss«nden Llierfützle«. Ihre Nahrung ist meisten» In so reicher Mille vorhanden, daß kein Fulde meid entstehen kann. Und ftMt wenn die Ncchrung im Winter knapp wkd, bringt die Vereinzelung, die Trennung von der Herde keimen Vorteil. Der Zusam menschluß dagegen erhöht, die Sicherheit ganz bedeutend, sei «» durch Verstärkung der Kräfte zur Abwchr. Dch efti Wckftk Hirsche sich «ps lach di« Wdchswstkeit «ine» Mft- tieve» verläßt, spricht durchaus nicht dagegen. Darin zeigt sich nur,die imteressante Ausnutzung der größer«« Er fahrung. , Etwa» schwieriger wird schon die Erklärung für den Zusammenschluß der Vogelschwärme im Herbst. Di« Art ihrer Fortpflanzung und Brutpflege bringt es Mit sich daß bei dm allermeisten Dogelarten sich die Paare im Frühjahr vereinzeln müssen, um den geeigneten Rist platz zu finden. Bei dm Ausnahmen, mutz man sehr scharf unterscheiden, Pb di« Vergesellschaftung nicht bloß durch ote Gleichmäßigkeit günstiger Bedingungen hervorgeb rächt wird, wie -. B. bei den Schwalben und Spatzen, die dicht bei einander unter demselben Dach nisten. Dieise Ursache ist völlig au «geschloffen bei den Nistkolonim der Reih«, Kormoran« mch Krähen. Man.könnte «her behaupten, datz es Mr da» einzelne Paar vorteilhafter wäre, wenn e» allein siedelte, weil e» ihm leichter wär«, die Nahrung Mr di« Jungen zu beschaffen. Vielleicht wird später noch ein anderer Beweggrund Mr dm Zusammenschluß beim Nisten gefunden. Solange da» ober nicht der Fall ist, muh man darin «in Beispiel wiMicher EHelligskeit erblicken. Zu dieser Ueberyeugung kommt jeder, der .solch eine Ntstkolomie hat beobachten können Fast auf jedem Paulm sind mehrer« Nest« und ost so nahe aneinander, daß die brütenden Wcktbchen »sich ohne Mühe berühren können. Für di« Phan tast« sehr verlockend, sich auszum«len, wie die pflichteifrigen Vögel sich die Zett de» Brüten» durch Unterhaltung ver kürzen! Geteilte» Leid oder getcklte Freud? Ob man die Tnstehung der großen Bogelschwitrme im Herbst auf das vedürfni» nach Geselligkeit zurMühren kann, isst schwer zu entscheiden. Lei manchen Arten, vfiie -. B. bet Kranichen, wilden GLnsM und Enten, tritt sehr deutlich der Zweck einer Vermehrung der Sicherheit hervor. Da» zeigt fich beim Rosten de» Schwarm» durch Aufstellen von W^tpostm, dl« ihre Pflicht mit Wunderbarer Treue er füllen. E» fft nahezu unmöglich, ihre Wachsamkeit zu täuschen. Vie vmkleidung al» harmloser Sandmann oder al» Frag hilft dm, Mgm «ichw. Ja, ftLst da» lWtztz same Vorrücken eines künstlichen Strauches, hinter dem fich der Jäger verbirgt, erregt ihr Mißtrauen. Bei. den Arten, die in keilförmiger Ordnung zu fliegen pflegen, um dm Widerstand der Luft wie wir es Uns «Mären leichter zu überwinden, kann man muh.dieses als Beweggrund Mr den Zusammenschluß Metzen. Bot den Schwärmen der kleinen Singvögel ist es nicht Möglich, pine dieser Trieb federn Mr dm Zusammenschluß zu entdecken. Es ist wenig bekannt, daß inan auch von einem Lertzstgessang der Zug. Vögel sprechen kann. E» ist Nicht das fröhliche Singen und lustige Schmettern, wie zur Liebeqzeit im Frühjahr, sondern ein Zwitschern, au» dem «in empfindsame» Dichtevgemüt die wehmütige Abschiedsstimmumg heraus- hören könnte. Es ist wohl bester Mr di« Erkenntnis der Natur, wmn wir unser« sentimentalen Empfindungen beiseite lassen. Sonst müßte man auch die Laute eines Schwarme» iSing- drosseln, die auf einen mit. goldgelben Dolden behangenen Dbersschenbaum einfallen, al» Frohlocken deuten, was viel schwerer von der Hand -u weisen märe, vorläufig tun wir noch gut daran, unsere Empfindungen bei solchen Deutungen grundsätzlich auszuschließm, wmn sie uns auch noch so beguom erscheinen. Für die Mehrzahl aller Fäll, wird di« Erklärung genügen, daß der Herhstgesang nichts weiter ist, als da» Mittel, dm Schwarm beisammen zu halten. DaMr .spricht unter and«em die verbürgte Tat sache, daß di« Kraniche beim Aufsteiger» laut schreien, bi» die Keilförmige Yilugordmmg tzergestellt isst. Die Laute sind also unzmpftlhaft da» Mittel zur .Herstellung der Ordnung. Und demselben Zweck dient da» Schreien der in dunkler Nacht ziehenden Gänse. Mr dm otzvMbetäu- Lenden Lärm, dm di« zu Schwärmen vom vielen Musen- dm vereinigtm Siam* im Herbst verursachen, würde um» t*d« ErSäamg fehlen, wenn wir ihn sticht als dm Ausdruck froh« Geselligkeit deutm dürften. Dio Anschauung daß den kleinen Vögeln vor der weitm Neffe nach dem Süden bange fein müßt«, beacht doch auch nur auf menschlich« I i