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Nr. SSI. SechNer Jahrgang. Ilittt chvoo ntlAt» lttüntn Insertion,prei»: Vie flebengeh>alten« Rorpuszeile oder deren Raum für Inserat« au, kine und dm ktmtrhauptmannschast Schwarzenberg to Pfg., sonst t» pfg. ReNmnexetitzeile 2» pfg. Bei grSßeren örtlicher Bebakt«»,: «ritz Hrvbottl. Für die Inserat» verantwortlich: Matter Nr»o» Beide in Rue i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. —— Sprechstunde der Redaktion mit Bumnchm, der Sonntag, nachmittag, von 4—» Uhr. — Lelegramm-Bdreffer Tageblatt Bueerzgemq,« Fernhir« - Für unverlangt eingesandt» Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. > Druck und Verlag ll«e vruetl- u. veriig^steoelttrstü» m. b. H. in ktue i. Lrzgeb. Bezug,prei«: Durch unsere Botm frei in, Hau, monatlich »o pfg. Lei der Seschäfttstelle abgeholt monatlich 40 pfg. und wöchentlich ,0 pfg. — Bei der Post bestellt undselbst abgeholt vierteljährlich ,.»o Mk., monatlich so pfg. — Durch dm Briefträger frei in. Hau, vierteljährlich ,.-2 Mk„ monatlich «4 pfg. — Einzelne Nummer <0 Pfg. — Deutsch« Postzeitungikatalog. — Erscheint täglich in dm Mttzagostunden, mtt Kuinahm« von Sonn- und Feiertagen. Mitwochs 4. Oktober 1911 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge »Kl« viMAtt «ttaN » N»« Da- Wichtiges vom Lage Helene v. Dünnige«, um deretwiüen einst Lussalle im Duell erschossen wurde, starb gestern durch G > fi in München. o Nach B-endig-iig der Arbeiten k>.» P-risgerickl« oer Internationalen Gewerbe- ui-d Induftrle » Ausstellung in Turin ergibt sich, datz Deutsch land unter den Preisträgern an erster Stelle steht. » Die Bemühungen um Wiederher st ellungveSFrieden» zwischen der Türkei und Italien werden von den -dächten fortgesetzt und scheinen Erfolg zu haben. D r König von Schweden Hal oen Führer oer librra- len Partei Sr aas mit der Bildung eine» neuen Kabinetts beauftragt. Nm Dienstag fand inToulondi« Be « rdigung der Opfer der Libenö-Katastrophe stall. Die Blockade. Di« italienische Regierung hat die Blockade der Küsten von Tripoli« und Lyreiwtka von per tunesischen di« zur ägyptischen Grenze «ttlärtj. Die Verhängung der Blockade über die trtpolttantsche Küste ist so ziemlich Vie einzige militärische Aktion in dem gegenwär tigen Kriege, die man al» feststehende Tatsache betrachten kann. Was sonst an Seegefechten, Truppenlandungen, Bombardements, vernichteten Flotten usw. gemeldet würde, wird teil» von türki scher, teils von italienischer Sette als unrichtig bezeichnet. In den vier Tagen des italienisch-türkischen Krieges hat der Demen tierapparat eine wett regere Tätigkeit entfaltet, al» die ttalieni. schen 24-Zenttmeter-Göschütze und Torpedolancierrohre. Die jetzt erklärte Blockade hat ein Dementi nicht zu befürchten, denn sie ist eine selbstverständliche Kriegsmahregel, die erst dann praktische Bedeutung gewinnt, wenn der Feind oder Schiffe einer dritten Macht den Versuch machen, einen blockierten Hafen zu erreichen. Bisher ist jedoch kein Anzeichen dafür vorhanden, daß die mari tim den Italienern weitaus nicht gewachsene Türkei einen sol ¬ chen Versuch unternehmen wird; und Vie übrigen Mächte, die bei jeder Gelegenheit ihre strenge Neutralität betonen, werden erst recht von einem solchen Unternehme/. ALsiuitd nchnurn. Unter Blockade versieht man die Absp err aug ron Lüft«. Flußmündungen oder Mstengebieten durch Kriegsschiff«, um die Ein. und Ausfuhr von Schiffen zu hindern und den Verkehr zu unterbinden. Nach dem jetzigen Völkerrecht, da» zu letzt in der Londoner Konferenz über Seekriegsrecht im Winter 1908/09 bestätigt ist, mutz di« Blockade eine wirkliche (effektive) 'ein, da, heißt, der blockierende Staat muß vor dem Hafen usw. so viel Kriegsschiffe haben, dah er wirklich den Schiffsverkehr vollkommen hindern kann. Früher wurde vielfach die Blockade nur. erklärt, di« sogenannte fiktive Blockade. Man konnte auf diese Weise große Küstenstrscken in Blockadezustand versetzen, um bei günstiger Gelegenheit Handelsschiff« wegzuneh men. Diese Art der Blockade ist jetzt nicht mehr zulässig. Eine Blockade muß ferner vom kriegführenden Staat unter genauer Angabe der Blockierung»-»»« gehörig bekannt gemacht werden und muß ununterbrochen sein. Ein« solche Blockade muß auch von d«n neutralen Staaten und ihren Angehörigen geachtet wer den. Wie nun die Italiener die etwp 2000 Kilometer lange tri- politanische Küste effektiv blockieren wollen, da» wird abzuwar- ten sein. - Dem Zwecke nach unterscheidet man eine Handel»- und ein« militärische Blockade, der Form nach enge und los« Blockade. Die militärischeBlockade richtet sich nur gegen Kriegsschiffe, k die Handelsblockade gegen Handelsschiffe. Bei ersterer will man I den Gegner vernichten, wenn er ausläuft. Der Hafen, in dem sich die feindliche Flotte befindet, wird bewacht und beobachtet, I die eigene Flotte befindet sich in entsprechender Entfernung aus hoher See. Sowie die feindliche Flotte ausläuft, wird sie an gegriffen. Bei der Handelsblockade will man dem Gegner die Seezufuhr von Kriegsmaterial und Lebensmitteln, die ihm die materielle Möglichkeit zur Weiterführung de» Kriege» gibt, ! und die Ausfuhr von Landesprodukten, die ihm die finanziellen ' Mittel dazu sichert, gänzlich unterbinden. Die Häfen müssen I deshalb so bewacht werden, daß kein Schiff, sei es neutral oder I feindlich^ ein- oder auslaufen kann, ohne bemerkt und verfolgt ! zu werden. Eine derartige enge Einschließung fetzt eine große Ueberkgenheit von Schiffen voraus. iÄe ist in den letzten Jahr zehnten durch die Vervollkommnung der Torpedo- Und Minen waffe, sowie durch die Wirksamkeit der Torpedo» und Untersee boote sehr viel schwieriger geworden. Man wird daher in der , Regel von einer engen Einschließung Abstand nehmen, sich wei- ter ab halten, sich zunächst auf die Beobachtung beschränken und das Gros weiter entfernt stationieren. Dadurch wird den ein. zelnen Handelsschiffen aber natürlich die Möglichkeit erleichtert, die Blockadelinie zu durchbrechen. Deshalb müßten gerade die Staaten, die au» finanziellen Gründen keine starke Hochseeflotte unterhalten können, ihr Kastenverteidigungssystem mit ganz be sonderer Sorgfalt Lurch Beschaffung von unterseeischen Waffe« vervollständig/)!'.. Leider hat die Türkei auch die» arg vernach- ässigt, so daß sie die Blockade der Italiener nicht bekämpfen kann. Diejenigen Schiffe, die die Blockade zu durchbrechen suchen, nennt man Vlockadebrech«r. Werden diese von der blockie rend«» Flott« aufgebracht, so wird da» Schiff, unter Umständen auch die Ladung beschlagnahmt, w«nn dich« dem Eigentümer de» Schiffe» gehört. Im anderen Falle -rur dann, wenn der Eigen- tümer zur Zett der Absendung Kenntnis von der Blockade hatte. Da, Verfahren darüber richtet sich nach dem sogenannten Prisen, recht, das auf internationalen Vereinbarungen beruht und vor besonderen Prisen-Gerichtshöfen stattfindet. Italien würde nach seinem Cchiffsbestand wohl in der Lag« sein, «ine derartige Blockade durchzuführen, namentlich wenn «» die zahlreichen Hilf», kreuz« heranzieht. E» ist aber zu bedenken, daß der türkische Handel nicht sehr entwickelt ist und sich zudem meist in fremden Händen befindet. Am meisten «Erden also die neutralen Staaten geschädigt, und es ist fraglich, ob diese sich da» auf die Dauer- gefallen lassen würden. Bevor stehende U«dergab«,o»nr»1p»k,i »7 Di« vgenzia Ltrfani gibt folge«»«» Telegramm de» Vize, admiral, Faravelli bekannt. da» dieser gestern früh i« Tri poli» aufgegeben hat und da, abend», au, vistoria (viztlien) kommend, in Nom «tugettoffrn ist, La» Telegramm besagt, daß auf di« Aufforderung zur Ergebung u«d AustteserUng der Stadt Tripoli» am Montag der türkisch« Kommandant mit der Bitte um Aufschub geantwortet hab«. Der Aufschub, der -ugeftan« den wurde, sollt« gestern mittag aLlqusm. SWtdre Nachricht« fehlen zur Stund« noch. Griechenland, Stellungnahme. Die griechische Regierung wird in ihrer friedlichen Politik beharren, die sie seit der Bildung de» Kabinett, Venizelos befolgt, «sofern nicht Tatsachen beweisen, daß grtechi- sches Gebiet bedroht ist oder Leben»interessen Griechenland» durch das Vorgehen Dritter gefährdet .sind. In diesem Falle wäre Griechenland genötigt, di« Maßnahmen zu tröffen, die durch sein« Verpflichtung zum Schutze seiner bedrohten Interessen erforderlich sind. , Ta, neutrale England, Im Hinblick auf den türkisch-italienischen Krieg veröffent licht da» englische Amtsblatt die britische Neutralitätserklärung und droht Strafenan Lei Verletzung de» Neutralitätsgesetze» durch englische Staatsangehörige. Auch Rußland fordert Komspeussativnen. wie der Korrespondent des Re« Pott -evald ,vk» Autorita tiver Quell« erfährt, werde demnächst unter dem Vorsitz dm Aare, Jahre de« 1V. Jahrhundert» hier reist«, wurden ihm von dieser wichtigsten Organisation in Nordafrika keine Schwierigkeiten ve. rettet. So lange Mohammed-el-Mahdi in der Dschaghbub-Oast lebte, hielt sein friedvoller und großer religiöser Einfluß die wil den Beduinen der Smussisekt« im Zügel, aber al» der weise alte Prophet 1894 südwärts zog, da verschwand auch mit ihm der milde versöhnlich« Geist, und in wenigen Jahren war der Fanatismus der Emussis zu einer schweren Gefahr nicht nur für die tripolita. Nischen äHändler angewachsen, sondern auch Mr die, die die ägyp tischen Karawanenstraßen Lenkten. Seitdem gährt es unter ihnen, und es bedarf nur eine» besonderen Anlasses, daß sie ihre Palmenhaine verlassen und den Kriegspfad beschreiten. Der Einfluß der Söhne A! i», wie di« Smussi» sich stolz nennen, ist überall gewaltig; ein Sturm der Erregung braust -wit schen Dschaghbub und LeSba, und wenn «inm Tage» der - silig « Krieg verkündet wird, dann könnte dieser Sturm zum Orkan anwachsen, der ganz Tripoli» und sogar da, ägyptische Delta mit einer Flut wilder Araber der Sahara überströmt. Werden diese Geister de» religiösen Glauben» und milden Haffe» in der heißen Atmosphäre dm tripolitanischen Hinterland«» entfesselt, dann er wächst Italien «in Gegner, wie es ihn so furchtbar kaum erwarten dürst«. Die Gesamtheit der Smussi, kann man in drei sozial« Klassen «inteilen. Da ist zunächst der Karawanen-Ära- ber, der sein Leben damit verbring^ kreuz und ouer durch die Sahara zu ziehen, jetzt nach Norden, dann nach Süden, jetzt nach Osten, dann nach Westen. Sein Heim hat bitter ruhelos» See mann der wüst» in einer der Oasenketten, die sich von Ywtzan zum Tschadsee und von vatta nach Kafta in der lydischen Wiste er strecken. Hier hält er sein« Weiber, Kinder, Kamele, Pferd» Und Sklaven, sein ganz« »eite« Ha» und Gut, da» er nur selten -»sucht, manchmal in Jahren nur einmal. Gr Mtdmet sich gang seinem G,schäft, und wenn er nicht jun- stirbt oder getötet wird, erwirbt er^trächtliche Reichtümer, Leoor er sein, Reisen auf gibt und wie «in kleiner König in Ruhe aufftinem Besch schal tet. Sch befucht. da» Heim ein« dieser Wüsten^wleute, er. Mit der Engländer. G» lag in einem kleinen Tal an einem Dte B-wohner des Hinterlandes von Tripolis. In dem schweren Konflikt, der nun -wischen Italien und der Türkei ausg«brochen ist, werden die kriegerischen Araber - ii nd Berber st ämm«, die da» Hinterland von Tripoli» be lohnen, Mne Rolle spielen, deren Bedeutung man zur Zeit noch nicht übWhen kann. Wird doch «in großer Teil de» Widerstan de», dem die Italiener in Tripoli» begegnen werden, von der Glut dy» Fanatismus abhängen^ dm di« Lütten unter dm Ein wohnern entfachen. Der Kampfruf d«r Anhänger de» Prophe- ten gegen die Fristen, der schon jetzt von «»manischer Seite ge hört wird, könnte ein« Bewegung entfesseln, deren Italien nur sehr schwer Herr werden dürfte. E» ist daher von großem Inte resse, etwa» Nähere« über diese Bewohner de» Hinterland« von Tripoli, zu erfahren, mit denen bt»her Mr wenig« Europäer in Berührung gekommen sind. Ein englischer Offizier, der da» Land bereist und den Charakter seiner Bqvohner studiert hat, ent- wirft ein Bild dieser fanatischen WMensShn«, die berufen schei nen, in den nächsten Stadien der Weltgeschichte ein, nicht un wichtig« Noll, zu spielen. wenn man von den lieblichen ipalmenhatnen der Oas, Sima nach den Oasen Lebba, DschaHLub und Abumtm zieht, dann be rührt inan da» tÄpolitanisch, Hinterland und verläßt die letzten «puren bekanntm ztviltstntm Gebiete» Hie« -rettet sich »in Land q», wo»» «in Rttht gibt, Leinen Handel, kein Gisch für ei nen Reisenden,»»sm denn, daß er es sicht mit seiner Flinte «rkau- fen kann. G» ist da» Reich derSm «ssi, dir Mitglieder jene» mo- hammedantschen Orden», der -e-m End» de» 18. Ja-L^ndert» gegründet wurde und dessm wichtigst« Ziel ist, den Islam rein von allen fremden Einflüssen g« erhalten und da» Eindringen dm Ungläubigen in Noichofttka m bttämpftn. Dt, Oas« Dschaghbub ist der eigentlich« Mittelpunkt diese» mächtigen Ordens, Tripoli» seine Heimal, von der au »er sich wttt- Hin bi» «ach Marokko verbreitete. Ah» NMf» au Eikd« der.SOer I -G 2 ! Brunntn etwa 18 Meilen von der Karawanenstratze südlich von Lebba. Di« ganze Ansiedlung von einigen SV Seeleuten war da» Eigentum meine» Gastfreunde,. Sttn Wort war da» einzig« Ge. setz, und wenn ein Diener ihm mißfiel, so tötet« er ihn, schon um sich vor einer eventuellen Rache de» anderen zu schützen. Er -eigt« mir seine Waffen, prachtvolle moderne Gewehre, und versichert« mir, daß er «inen großen Munittonsvorrat besäße. Vieser Mann konnte bewaffnen und mit Kamelen beritten machen zehn tapfere Krieger, und er war nur der Vertreter eine» Typ», den man zu Tausenden in diesen Gegenden findet. Ein glänzen der Schütze, ein furchtloser, tollkühner und da-»i besonnener Mann, mit einer genauen Kenntni» jttx« Wege» und jeder Was serstelle in Nordostafrtka ausgerüstet, so Mlt« er sicherlich einen furchtbaren Gegner dar, wmn sein religiöser Fanatismus oder di» Möglichkeit von Gewinn ihn -um Krieg reifem Di« -wett« Klasse der Smussi» könnt« man di« G»t»be- sttzer oder Bauern nennen; stefindmstch Latwtsächkich in den größeren Oasen, Kat« LseSba, Mur-Ul, Dschaghbub. Gin solcher LaNdmann besitzt einen PalmmhM und ein Stück Fttd und bewtrtschastet dtp»; d. h. er gibt Mr Anweisungen, die Ar beit verrichten seine Kinder und Frauen. G, unternimmt kur», Reisen von vier bi» fünf Lagen Dauer zusammen mit seinen Nach barn, um seine Produkt« vorteilhaft zu oettvuftn. Gr ist sehr religiös, aber kein, kriegerische Natur und würde nur dann zum Kampf zu beweg«, sein, wenn er seine eignen Oasen vettttdigen müßte. Die dritte Klasse bcheht au» den « »m -difche» Her. denbesitzern, die mit ihren Kamtten und Schafen hundett Meilen «eit ziehen und -ei der fttzhaften B liebt find. Siefind sehrgefährlich» tKriegt «»gerüstet und reicher Munition, kW dem st» ihr» Frauen und M an einem Herden »«checken und dann heiß» Samum ihm» Heimat U» in mit