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und Anzeiger für das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur: 7rltz R'ndola. Für die Inserate »««antwortlich: Walter k!r,lr. Beide in Aue i. Lrzgeb. Sprechstunde der R»daV«n mit Aurnahm« der Sonntage nachmittag, von 4—» Uhr. — Telegramm-Adr »ff»: Tageblatt Ao«. — Fernsprecher Für unverlangt eingesandt« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet «erden. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. ^v.^rs.iil».n m. d. H. in Aue i. Lrzgeb. Bezugspreis: Durch unser» Boten frei in, Hao, monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich 40 pfg. und wdchentlich ,0 pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.ro Mk. — Durch den Briefträger frei in, kau, vierteljährlich 1.92 Mk. — Einzeln« Nummer ,o Pfg. — Deutscher Postzeitung», katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi, spätesten, 9'/, Uhr vormittag,. Für Aufnahme von grdüeren Anzeigen an bestimmt« Stellen kann nur dann gebürgt werden, wen« sie am Tage vorher bel un, »ingehen. Insertion,prei»; Di» fiebengespalten« Xorposzeil« oder deren Raum >0 pfg., Reklamen 2» pfg. Bei größeren Aufträge« entsprechender Rabatt. viele Nulvwei- um lagt s Seiten Das Wichtigste vom Tage. Die Abberufung des bisherigen kommandierenden Generals der französischen Okkupationstrupp^n im Schaujagebiet, Moinier, wird bestätigt. At Die nächstjährige Tagung der deutschen Ortrkran- kenkassen findet in Dresden statt. Das belgische Königspaar ist in Paris eingetrof fen, um dort dem Präsidenten Falliöret. seinen Antrittsbesuch zn machen. * Die englis ch: Presse beginnt von neuem mit Angriffen gegen Deutschland. Das koreanische Parlament ist durch einen von Japan erzwungenen Erlaß geschlossen worden. 1» Im ungarischen Abgeordnetenhause hielt Graf Tisza ein Rede, in der er den Moment für günstig erklärte, eine Annäherung zwischen Ungarn und Rumänien herbeizuführen, IM* Mutmaßliche Witterung am IS. Juli: Nordostwind, aufheiternd, wärmer, trocken, Gewitterneigung. "ML Miihel-ser Gewinn. Im Dorfe Heppens bei Wilhelmshaven wurde eine Land stelle für 800 VV0 Mark verbaust, die der Besitzer vor 14 Jahren für 83 «00 Mark gekauft hatte. Wertzuwachs: 780 00« Mark! Ein Mitglied des Kreistags von Teltow kaufte im Dorfe Schöneiche ei» Gelände für etwa 90 vvv Mark. Wenige Monate darauf lauste das Reich dies Gelände für 220 0»« Mark; un verdienter Wertzuwachs 1300V« Mark! Diese beiden Fälle zeigen, wie leicht man Gold gewin nen kann, wenn man am rechten Ort und zur rechten Zeit Land ¬ besitz hat. Das haben auch die st ä d t i s ch e n Körperschaf- t e n A u e s erkannt, als sie eine Wertzuwachs st euer für unsere Stadt einfühlten. Bekanntlich soll aber eine Reichs- wertzuwachssteuer geschaffen werden, in welchem Falle die Gemeinden dieser Steuerquelle verlustig gehen würden, voraus sichtlich allerdings gegen eine Entschädigung, die ihnen durch den Staat zuteil wird. Gegenwärtig verbreitet der Bund deutscher Bodenreform:! einen Aufruf zur Vorbereitung einer Reichswert- zuwachssteuer, in dem es mit Bezug auf die oiben angeführten Fälle in Heppens und Schöneichen heißt: Kein Zweifel, da» die Aufwendung aller Steuerzahler zur Vermehrung unserer Flotte, unserer Marineanlagen, den un verdienten Wertzuwachs von 750 VVV Mark erzeugt hat! Ein Beamter oder Gewerbetreibender oder Landwirt, der ein Jah reseinkommen von 2500 Mark hat, müßte SV« Jahre lang ar« beiten, um durch seine Arbeit soviel zu gewinnen, wie hier arbeitslos einem Stück Boden durch unser aller Tätigkeit zu gewachsen ist. Wer erwägt, wieviel Steuern eine solche Fami lie direkt und indirekt in 300 Jahren zu tragen hätte, der erkennt, wie berechtigt, ja notwendig eine Zuwachssteuer ist. Wir können dem — so schreibt die Neue Vogtländische Zei tung — noch hinzufügen, daß der Gewerbetreibende oder Beamte während der 300 Jahre natürlich die Einnahmen auch sofort wieder verbraucht hätte, so daß er am Ende immer noch kein Kapital zur Verfügung hätte, wie der glückliche Landwirt in Heppen, der von den Zinsen allein recht friedlich leben kann. Doch betrachten wir die Sache näher! Die angeführten Fälle sind natürlich nur als Ausnahmen zu betrachten. Immerhin werden häufig Spekulationsgewinne gemacht, die nicht im min desten inr Verhältnis stehen zur aufgewandten Mühe, nicht ein mal zum Risiko. Und man kann sehr wohl anerkennen, daß da eine angemessene Besteuerung einen Ausgleich bringen kann, ohne ungerecht zu wirken. Fraglich aber ist es natürlich, ob stets, wie die Vodenreformer behaupten, allein der Staat oder das Reich der überwiegend wertschaffende Faktor ist. Gerade bei der großen Masse der weniger auffallenden Bodengewinne wird häufig die Gemernde nicht nur ihren Teil zur Werterhöhung beigetragen, sondern sie allein veranlaßt haben. Die Boden reformer werfen nun die Frage auf, warum dann von den etwa 56000 in Betracht kommenden Gemeinden nur 470 eine Wert zuwachssteuer cingefuhrt haben, die anderen 55 530 aber nicht. Sie nennen auch den Grund, der nach ihrer Meinung vorliegt: Wer den Einfluß kennt, Len gerade die kapitalkräftigen Grundstücksspekulanten vielfach in den Gemeinden besitzen, wird stch darüber nicht wundern. Und als alleiniges Mittel gegen solche verschiedenartige, also in gewisser Weise ungerechte Belastung empfehlen sie die Reichswertzuwachssteuer: Der unverdiente Wertzuwachs kann allgemein nur erfaßt werden, wenn eine Regelung durch das Reich eintritt, wobei natürlich jeder Gemeinde selbst ein namhafter Anteil an dem Ertrag gesichert bleiben muß. Nach der Gesetzesvorlage sollen dem Reiche 50 v. H., den Staaten 10 v. H. und den Gemeinden 40 v. H. zufließen. Wer hätte den Vorteil von einer sol chen Regelung? Die gesamte werktätige Bevölkerung, Handel, Industrie, Landwirtschaft, Beamtentum; denn natürlich braucht jeder Pfennig Geld, der hier eingenommen wird, nicht durch Steuern genommen zu «erden, die die Arbeit belasten und die Lebenshaltung erschweren. Trotzdem versuchen kleine, aber mächtige Jnteressentengruppen, unter Führung derTerrain. Gesellschaften, diesen Gesetzentwurf zu Fall zu bringen. Man droht mit der Wucht des hinter diesen Kreisen stehenden Kapitals (allein an der Berliner Börse sind 250 Millionen Tarrainaktien eingetragen!) und wer seinen offenen und ge heimen Einfluß kennt, weiß, was das bedeutet. Dem Treiben dieser Kreise gegenüber ist es nötig, daß auch die Stimme der ehrlichen Arbeit gehört werde. — Mm laste stch nicht durch den Hinweis auf irgendwelche Schwierigkeiten täu schen. Natürlich gibt es solche. Wb ist die Steuer, deren Durchführung nicht Schwierigkeiten zeitigte? — England hat vor kurzem eine Reichs-Zuwachssteuer eingeführt — warum sollte uns das nicht möglich sein? Worauf es jetzt ankommt, ist allein die große Frage, ob das organisierte Großkapital, das unsere vaterländische Erde ass ein Spekulationsobjekt betrach tet und auf Kosten der gesamten Entwicklung Jahr für Jahr Hunderte von Millionen unverdienten Wertzuwach ses einstreicht: ob dieses Spekulantentum gezwungen werden kann, einen Teil dieser Wertsteigerungen für die Zwecke der Allgemeinheit abzugeben oder nicht! Nun, die Bestrebungen der Bodenreformer haben zweifellos einen gesunden Kern, besonders, wo es sich um eigentlich unver dienten Wertzuwachs handelt. Aber so einfach ist die Frage wohl nicht zu lösen. Dort, wo der Zuwachs an Boden wert vorwiegend auf das Konto der lokalen Entwicklung, auf die wertsteigeende Tätigkeit der Gemeinden zu setzen ist, werden Wafferjagd. Plauderei von Fritz Skowronnek. «Nachdruck »:edolen.> Dgs deutsche Weidlied hat sich in den letzten fünfzig Jah ren redlich bemüht, das Raubzeug zu vertilgen und das nützliche Wild, das uns als Nahrung dient, zu vermehren. Das ist bei den Arten, die sich dem modernen Betrieb der Landwirtschaft an- zupasten vermögen, bei Reh, Hase, Rebhuhn und Fasan mit bestem Erfolg geschehen. Die Arten jedoch, denen der Mensch selbst die Möglichkeit der Existenz abschneidet, gehen trotz der größten Schonung in ihrer Zahl zurück. Dazu gehören auch die Wildenten, denen die Landwirtschaft die Brutstätten nimmt. Die Ente nistet nicht, wie man wohl annehmen könnte, im Schilf und Röhricht der Flüsse und Seen, sondern in feuchten Mooren und Brüchen, die mit Gebüsch bestanden. Und gerade diese Stellen fallen der vorschreitenden Bodenkultur unweigerlich zum Opfer; sie werden abgeholzt und entwässert und liefern dann als Kunstwiesen der Landwirtschaft das wertvollste Viehfutter. Unter diese» wirtschaftlichen Interessen muß die Jagd natür lich zurücktreten. Es scheint aber, als ob wenigstens eine Art, die St 0 ß - oder Märzente, sich den veränderten Verhält nissen anzupassen beginnt, indem sie auf Bäumen nistet. Früher betrachtete man es als eine seltene Ausnahme, jetzt hat man je doch festgestellt, daß die Märzente überall da auf Bäumen nistet, wo ihr die Bedingungen für die Aufzucht der Jungen günstig er scheinen. Sie bevorzugt alte Weidenbäume, die Licht am Wasser stehen, verschmäht aber auch verlassene Nester von Krähen oder Raubvögeln nicht. Das beste Beispiel dafür ist der Tiergarten in Berlin, der von zahlreichen Märzenten bevölkert ist. Sie verlieren in dem Verkehr, der sie umflutet, jede Scheu vor dem Menschen, und lassen sich füttern wie Haustiere. Aber so ver trauensselig sind sie nur in der Großstadt. Draußen im freien Gelände, sind sie ebenso scheu und vorsichtig, wie ihre Vettern, die nie das Eroßsladtleben kennen gelernt habe» .... Dort im Tier garten wird man sehr selten ein Nest im Gebüsch auf der Erde finden. Fast alle liegen in Manneshöhe zwischen den Aesten eines Baumes oder Strauches. Die vielumftrittene Fhage, wie '-.- »r,Erde gelangen, ist dort durch häufige Beobachtun- >^Aus niedrig gelegenen Nestern wagen die Jungen schon wenige Stunden nach dem Verlassen des Eies den Sprung in die Tiefe. Von höhergelegenen Nestern werden sie von der Mutter im Schnabel herabgetragen. Es liegt auf der Hand, daß die Brutstätte auf dem Baum weitaus mehr geschützt ist, als auf der Erde; hier sind die Eier durch Fuchs, Iltis, Wiesel, Storch, Hütejungen und Fischerknechte stark gefährdet. Auf dem Baum findet sie nur der Edelmarder, der ja nicht so sehr häufig vorkommt, oder eine freche Krähe. Sind die Jungen erst auf dem Wasser, dann haben sie keine Nachstellungen mehr zu befürchten. Nur manchmal kommt es vor, daß sie in dunkler Nacht beim Tauchen in die Reuse oder ein Netz geraten und Larin umkommen. In den letzten Tagen des Juni werden sie flügge. Deshalb ist in ganz Deutschland der Beginn der Jagd auf Len 1. Juli festgesetzt. Merkwürdiger weise bleiben manche gutbesetzte Gewässer unbeschossen, weil die Besitzer oder Pächter keine Passion für die Wasserjagd haben. Das ist zwar unbegreiflich, alber kein Fehler. Im Gegenteil, es ist sogar wünschenswert, daß der Abschuß verringert wird. Von der Mehrzahl der Jäger jedoch wird die Wasserjagd leidenschaft lich betrieben. And mit Recht, denn das moderne Weidwerk ent behrt schon vielfach des größten Reizes ... es kennt wenig Stra pazen und noch weniger Gefahren. Beides bietet die Wasser jagd in reichem Maße. Deshalb wird sie ja von der einen Sorte Jäg>r so eifrig gemieden, wie von der anderen leidenschaftlich betrieben . . . Freilich: ein Wasser- oder Schlammbad darf man ebensowenig scheuen, wie nasse Füße. Beinkleider aus Gummi stoff, die bis unter die Arme reichen, wie sie in England üblich sind, verschmäht der deutsche Weidmann. Er bekleidet sich mit Stiefeln, die das Wasser ein- und auslassen, und dem ältesten Anzug, den er besitzt. Und so leicht, wie irgend möglich. Denn wenn man Wer schwimmende Wiesen tanzen und von einem Grasbüschel zum andern springen muß, darf man durch schwere Kleider nicht behindert werden . . . Im Jahre 1005, am 3. Juli, war ich in Ostpreußen zur Enten jagd geladen. Ein vorzügliches Revier! Ein See von 200 Mor gen, rings von schwimmenden Wiesen oder einem dichten Rohr gürtel umgeben. Enten in Hülle und Fülle! Um 5 Uhr mor gens versammelte sich die Jagdgesellschaft im Gutshause. Ein kompaktes Frühstück, wie es dort hinten an der russischen Grenze üblich ist, wurde aufgetragen. Da gab'» Eier, Würste, Schinken, kalten Braten, Käse, geräucherten Aal und dazu einen Kar- tofflinski, der zwölf Jahre in einem Rheinweinfaß abgelagert war . . . mild wie der Kuß einer jungen Braut. Die Erünröcke schmausten bedächtig, aber mit Ausdauer; sie wußten, daß erst am Wend das nächste Schüsseltreiben folgte. Die Stimmung, die schon nichts SU wünschen übrig ließ, hob sich noch bedeutend, al» der Jagdherr verkündete, daß mindestens 20 Koppeln junger En ten sich auf dem See befänden. Auf 250 Enten rechne er be stimmt. Das waren gute Aussichten .... In das Röhricht hatte er drei Meter breite Schnaufen mähen lassen, die mit je einem Schützen besetzt werden sollten. Acht erprobte Hühnerhunde waren vorhanden, sie wurden noch durch einige Dorflöter ver mehrt, die infolge ihrer natürlichen Passion beim Entenstöbern gute Dienste leisten. Den besten Platz erhielt ich, um den zwei ten losten die Grünröcke. Mein Platz war wirklich gut. In den See schob sich ein Zipfel des Röhrichts weit hinein. Dort wurden mir zwei etwa sechs Meter lange Stangen hingelegt, auf denen ich stehen sollte. Der Jagdherr fuhr mich selbst in einem Kahn, den man dort sehr richtig als Seelenverkäufer bezeichnet, an mei nen Platz. Ich stieg vorsichtig auf die Stangen und stand im nächsten Augenblick bis zu den Knien im Wasser. Wetter wür den sich die Stangen nicht eindrücken, versichterte der Jagd herr .... ich sollte unbesorgt sein! Als er mit dem Erünrock, der Len zweitbesten Platz erhalten hatte, an mir vovüberfuhr, stand ich schon bis zur Hälfte der Oberschenkel im Wasser/ Aber weiter ginge es nicht mehr, rief mir der Jagdherr tröstend zu . . . Eine halbe Stunde behielt er Recht. Dann wurde mir die Sache doch bedenklich. Aber der Platz war gut. Alles was -on Enten aufgestübert wurde, kam über mich gezogen ... zu bei den Seiten hatte ich Blänken im Wasser ... ich hatte reichlich damit zu tun, das Magazin meiner Browning zu füllen und zu schießen. Mein Stichelhaariger apportierte fleißig .... Schließlich merkte ich es doch, daß die Stangen durch da» Murzelgeflecht des Röhrichts, unter dem unergründlicher Moder lag, immer tiefer hinabsanken. Ich rief dem Jagdherrn zu, er möchte mich mit dem Kahn abholen oder mir wenigsten» helfe», die Stangen auf eine andere Stelle zu verlegen. Zu gleicher Zeit ertönte von dem Grünrock, der den zweitbesten Platz besetzt hatte, ein aufgeregtes 'Ulfegeschrei, er stände schon Li» über den Hüften im Wasser ... In diesem kritischen Augenblick bemerkt« ich, wie der Jagdherr und sein Kutscher, der ihn fuhr, mit aller Macht die Ruder einsetzten und hastig dem Ufer -uruderten. Dort