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Das aufsteigende Jahr im Sinnbild des Hakenkreuzes. / Don K^s«-« Zeit ist M« Ewigkeit und Ewigkeit wie Zeit. So du nur selber nicht machst einen Unterscheid. Ich selbst bin Ewigkeit, wann ich die Zeit verlasse Und mich in Sott und Gott in mich zusammenfasse. Dar sagte Angelus Silesius vor -rei Jahrhunderten in der berühmten Spruchsammlung «Der Eherubinische Wan» -er-mann*. Ein anderer Spruch de» Lichter» formt deü Gedanken noch einprägsamer: Du selber machst die Zett; da» Uhrwerk sind di« Sinnen; Hemmst du die Unruh nur, so ist die Zett von hinnen. So kann uns das Wort „Jahr* eben nur ein Wort, einen Begriff, eine aus der Ewigkeit .herausgegriffene* kurze Spanne Zeit bedeuten, deren Teilung und Begren» Mw in solche Strecken wir brauchen, nicht nur um die uns chischließbaren Zeiträume besser Übersehen und beherrschen zu türmen: vor allem, um uns auch das Gepäck des Lebens durch Raststellen auf der unbekannten Bahn tragbarer zu machen. So heißt uns also Lahr* im bürgerlichen Sinn« her Zeitraum zwischen zwei angenommenen Punkten der Sonnenbahn unserer Erde, die nach unserer Erfahrung den Wechsel der Jahreszeiten begrenzen: «ährend wir im astro nomischen Sinne unter einem Jahr« die sekundengenaue Wnlaufszett -er Erde um die Sonne verstehen. Ebenso sprechen wir von Planetenjahr«» unserer nach barlichen Bruder- und Schwesternsterne, worunter wir ebenfalls deren Sonnenumlaufszett „begreifen*. Gleichviel, wie groß oder gering die zeitlichen Unterschiede dieser pla- netavschen. Sonnenumläufe nun auch sein mögen — sie alle sichren zu einer dem Forscher gewifsen Wiederkehr der un- terschiewichen Lebensbedingungen des betreffenden Ge stirns: zu einem Wechsel der Jahreszeiten. Uno so bleutet un» di« kosmische Einordnung unseres Lebens in das be herrschende Sonnenjahr und den Kreislauf aller Dinge mit der reoelmähigen Wiederkehr des aufwachsenden Lichtes MÜ> -Ed auch der zunehmenden Wärme die ewige Gewähr Das war schon die Erkenntnis unserer Altvordern, al» sie zum SinnmoS des.Seins das Sonnenrad erwählten: di« kosmisch« Scheibe mit dem gehakten oder wohl besser: dem a« qrl»t « n Speichekkreuze, das nun heute wieder das Zeichen unserer Zeit geworden ist. ' /Das Lichtfest der Wintersonnenwende -er alten Genna- st«, 'da- unter dem heiligen Zeichen Les Rades, des „jol*, Wölk Tage und heilige Nächte währte, die mit der ersten Weiyenacht vom 24. zum 2S. Dezember begannen und mit der Hochfeier -es Lichtes am 6. Januar ihr Ende fanden, war das GÄurtsfest der Sonne, das Julfest. Die christliche Kirche hat es dann in zwei Feste, Weihnachten und Neu- fahr, geteilt und umgebrldet, die mit -en Zwischentaaen nur äußerlich noch di« gleiche Zeit umspannen: von Heiligabend bis Hohneujcchr, dem Dreikönigstage. Und die erst heut« wieder unter dem uralten Sinnmal stehen, dem Sonnen kreuze, wenn auch heut« nur al» einem Zeichen des Schutze» und wohl nur fetten im Bewußtsein seines Irrsinnes. Erkennen wir in den sogenannten „Haken* dieses viel deutigen Radspeichenkreuzes vielleicht mit noch besserem Recht vier angedeutete Arme, so erschließt sich uns von dem heiligen Ursvmbole der Ahnen eine noch vertiefende Bedeutung. „Haken*, als Mittel des Hemmens und Hal ten», — waren sie nicht schon an einem gewöhnlichen Rade, wieviel mehr aber an dem sonnenhaft rollenden Rade der Ewigkeit, eigentlich sinnlose, weil zweckwidrige Teile? M« anders die organische, die verlebendigende Deutung! Sind diese ausgreifenden Umbiegungen des Gespeiches als ange- deutete Sttme anzusprechen, so gewinnt das Zeichen als «in Mahnmal einen geradezu erhabenen, zwar nicht, wie man billig sagen könnte, „ungeahnten", aber vielleicht — ur- geahnten Sinn. Der ausgreifend« Arm des Sonnenrade» (l) -- was kann er uys denn anders bedeuten als ewiges Tun und Taten, ewiges Wirken und Wachsen, ewiges Schaffen und Steigern über uns selbst hinaus? Das wohl ist es! Dann — in dieser letzten Erkenntnis -es Symbols — könnte uns vielleicht auch -er vermeintliche „Haken* noch etwas zu sagen haben. Melleicht — es mag sein — ist es ein doppeldeutiges Zeichen: einmal greifender und einmal tragender Arm! Nicht anders als der schreitende Fuß, der einmal ausgreifender und einmal den Körper tragender Fuß ist. Da wäre ein Sinn gegeben und wahrhaftiakein flacher Sinn. Denn schon alles Schreiten in der Well: Dorwärtsschreiten, Hindurchschreiten, Aufwärtsschreiten — es ist nur dann möglich, wenn der Fuß Halt auf festem Grund und Boden findet. Und nur dann allein, wenn der fchrttt» fas send« Fuß dem ausgreifenden Arme, der schritt - stützend« Fuß dem tragenden Atme ein guter Stand- und Fahrtgefährte ist, kann die Zusammenwirkung von Fassen und Hallen, Erkämpfen und Bewahren, Schrei ten und Schirmen jenen Einklang von Puls und Atem ge winnen, der die erst« Voraussetzung alle» Schaffens ist, das über un» hinaus zu höheren Sonnen tragen soll. Kein Fort schritt in der Wett, -er in der Luft hinge. Kein Hall- uiw Leitseil, das nicht angeknüpft wäre. Kein Mauerwerk, da» nicht di« Erde unter sich hat. Nur der Gegenwärtig« lgeginwartt, worin warti wohl wartend und wahrend be deutet!), der auf dem festen Boden des Bewährten der Ver gangenheit fußt und alle Weisheit der Väter mit sich trägt: nur der allein hat die ganze Möglichkeit, mit sicherer Hand in die Zukunft zu greifen und sie zu unterteusen auf unerschütterlichem Grunde. „Was du ererbt von deinen Vä tern hast: erwirb es, um es zu besitzen!* Die Zukunft wird zum Homunkulus, die nicht in der gesunden Legattu-ra der Gegenwart mtt der Vergangenheit gezeugt ist: st« m kein« willkürlich gezimmerte — sie ist die organische, die ge wurzelt« und gewachsen« Steigerung des Lebens. Keine Frucht auf Erden, die nicht ihr Samenkorn hatte, darin sie in ihrer schon „vorfertigen", aber noch dem Sonnenlicht ver borgnen Anlage schlummerte. Ein ewige» Gebären. Und das zukunststrächtige Ziel alles Strebens kein zu „erfin dend«»*, sondern, von User zu User, das immer und immer wieder zu entdeckende Neuland. Kein Traum- und Zaubergeschehen, sondern das in alle Ewigkeit sich wieder kokende Offenbarungswunder des schaffenden Weltgeistes, der uns alle in sich einschließt. Urgesetz zwischen Leben und Tod. — Darüber hinaus hat uns das Zeichen der Sonnenwende zum aufsteigenden Jahre, das Lichtkreuz, aber auch jenseits des Irdischen mit seinem Mahnmal Nachdenkliches zu sagen. Das Fest der Sonnenwende unserer Altvordern galt ja nicht allein dem Ausstieg des neuen Jahres und dem Leben, das es auf seinen Schultern trug — es gatt -em Leben übers Haupt, der Wiederkehr des Lebens in alle ftnendlichkeiten: Es war die Rune der Ewigkeit. Und in diesem Spiegel nun gewinnt unser Sinnmal geradezu eine unausdenkllche Be deutung. Der zugreifende Arm in Raum und Zeit hinaus und der mitreißende Arm aller Werte der Vergangenheit — das ist die Größe, die Weite, die Tiefe, ja die Weihe und Heiligkeit dieses bedeutungsmächtigen und tiefsinnigsten aller Symbole der Welt überhaupt . . . Das ist di« Rune der unendlichen Entwickelung, di« weder rückläufig noch be grenzt sein kann, sondern einzig nur ewig. Das ist der Arm, -er den Vorhang von den letzten Sternenufern reißt und einen Ausblick austut, wie er ungeheurer nicht vorzustellen ist. So wird das heilige Zeichen den Erkennenden noch ehr fürchtiger machen. Neujahrsgruß Schwärme wandernder Feuer Kreisen traft himmlischer Macht, So am erprobten Steuer Mrfi du durch Stürme gebracht. Vom überkommenen Kerne Zehrst du gleich aller Glut, Heimat und dunkle Ferne Sind in ererbtem Vlut. Max S an die Zungen. Liebend gezogene Bahnen Sind deiner Fahrt bestimmt; Deiner wachenden Ahnen Sorge beschenkt dich und nimmt. Latz deine Vorfahren ringen Mit dir in Herz und Hirn; Hebe mit ihnen die Schwingen, Bi» sie dein junges Gelinge» Grützen im hohem Gestirnt ittrich. Die Stunde der Besinnung. / Med KEM. Di« Stern«, nach denen wir Menschen di« Zeit messen, zeigen es wieher an. Nun ist es wieder einmal so weit — Stunde* zwischen Menschenjahr und Menschenjahr, und wo wir auch sein mögen, etwas rührt uns jetzt an, etwas ruft uns, mahnt uns. Ernst und lcmgsam und doch unablässig und unaufhaltsam geht geheimnisvoll der silbern schim mernde Zeiger. Nun ist di« letzt« Stunde des Jahres, und Brücken spannen sich zurück ins Vergangene, wir selbst se hen uns, schon im Schatten, der niedersinkt, aus ihnen schrei ten. Sie steigen in die Zukunft an, und wir bemühen uns, uns selbst aus ihnen zu erkennen. Aber da ist alles verhüllt, wie in Nebel und Dampf. Mr versuchen, dahinter zu sehen, zu raten, zu ahnen. Mr sind Menschen, dieser Blick ist uns versagt, au« — Gnade versagt! So sind da immer nur die steigenden, fallenden Schwaden und Nebel . . . Ja, wir mögen sein, wo wir wollen — wenn wir nicht gerade dies« Stund« in überkrampfiaer Lust zu vergeuden wünschen —, selbst wenn wir in fröhlichstem Kreise der Sil vesternacht sind, wir verspüren sie. Plötzlich sagt jemand, Und sein Lächeln ist anders geworden: „Nun ist es schon elf Uhr. Nur noch «ine Stunde . . .!* Jetzt ist es so wett. Wr hören den Zeiger gehen und Las groß«, leise rauschende Uhrwerk. Ein neuer Gast steht plötzlich neben uns, sieht uns an, und wir sehen nur mit halbem^ unsicherem Blick zu ihm auf, fragend in sein Ge- sicht, Las wir nicht erkennen können. Ist es ernst? Ist es gütig? Da, man spürt ihn, er ist gekommen. Er ist unter uns, der Bote der Ewigkeit. Wir lachen vielleicht weiter und erzählen uns weiter, und das ist wie ein falsches Brüsten mit Kraft, daß wir von dem Boten kein« Notiz nehmen. Aber wir nehmen Notiz, und unsere Gedanken wandern. Da ist das Tal, das ver gangene Jahr. . . War es gut? Emzelne Bilder stehen auf, gute und schöne, erfüllt mit Lebenslust und Lebens glanz, mtt Sommer und Sonne. Was war noch? Vieles, Schönes hast Lu von Menschen und Kameraden erlebt und Häßliches. Aber wie warst d u se l b st? Manche Stunde war nicht so klar, daß du auf sie mtt Zufriedenheit weisen könntest, du mußt weiterbauen an dir. Mcmche Stunde ist vertan, und jetzt spürst du, jetzt mit einemmal, in dieser Stunde, daß kein Men ch so reich ist, Stunden seines Lebens vertun zu können. Nun, aber manche Stunde ist auch ge nützt worden und manches ist vorwartsgebracht. Sorgen sind umsonst gewesen. Da» Geschick war gütig, und alles in allem — und du versyürst Dankbarkeit — war es doch wie der ein gesegnetes Jahr ... Die Gedanken gehen, und die Stunde ist weitergegan gen, rasch, rasch. Vergeht denn immer so rasch und unwie derbringlich die Zett? Es rückt schon auf zwölf. Gleich wird «in All«» versinken in das große Meer der Jahre, die schon niedergestiegen sind. Ein Neues wird aufstehen. Di« Stund« der Besinnung vackt stärker und stärker nach uns. Der fröhlich« Lärm ist gedämpfter geworden. Nun sind die letzten Minuten der Stunde, nun hört er ganz auf. Mr treten zum Fenster, öffnen es, sehen in die Nacht, nach d«N Sternen. Wir sHen durch die Straß«, und da — Llchtglanz fällt auf die Straße au» geöffneten Fenstern, überall sind die Fenster geöffnet, ein paar Rufe werden laut, vergchen, und nun ist es still. Es sind die letzten Mi nuten der Stunde, und die Herzen stehen offen . . . Urberall um uns sind Stadt und Land, mit Lichtern besteckt, aber doch ungewiß im Dunkel, wie das, was vor uns liegt. Kommt, Frauen, Jungens, Freunde, alles, was gut« Nachbarschaft, was gut« Kameradschaft ist, wir wollen in dieser Stunde, in diesen letzten Minuten der Stunde zu sammenstehen, wieder und besonders zusammenstehen. Wr wollen angesichts des neuen Jahres erkennen. Laß wir zu sammenstehen müssen. Dann aber wollen wir, ob mit feier licher Rede oder nur in unseren Gedanken, dies neue Jahr schon begrüßen. Mr danken dem allen Jahr mtt allem, was es für uns spann und ersann. Nun aber kommt gleich das neue, wir wollen ihm schon unsere Wünsche bring«». Unseren vornehmsten Wunsch gleich im Anfang: Gott behüte im neuen Äcchr unser Vaterland! Er behüte unser deutsches Land, alles, alles, was Heimat ist! Er behüte diese Stadt mtt ihrem lauten, donnernden Ruf, er behüte die weiten, stillen Aecker des Landes, Städte und Wald und Dörfer und Düne und Meer! Das neue Jahr sei wieder gut mit dem Volke, das in diesem Land wohnt, mtt den Ernsten und mit dem lachenden Jungvolk. Sei gut, neues Jahr, mit allem, was Arbeit tut, mit den Männern der Fabrik und dem Fischer, der im Sturm sein Segel stellt! Sei gut für Gelehrte und Künstler und Soldaten und Bauern und für jeden, der als ein Ehrlicher die deutsche Sprache spricht, und das ist die stärkste Bruderschaft, di« wir nur kennen... Dann aber noch zu uns selbst, neues Jahr, zu unserem enaen eigenen Lebenskreis. Sei gut, neues Jahr, auch zu ihm und uns! Trage uns behutsam und stark, wie du uns ge tragen hast, daß wir alle an deinem Ende, wir alle dir dan ken dürfen, daß keiner aus unserer Reihe fehlt ... Und jeder von uns versuche, ein Vorbild zu sein, auch im Eifer, im Vorwärtskommen, aber vor allem in Kameradschaft und Güte. Jeder arbeite für den anderen und dabei unentwegt an sich selbst, immer für das ein« — nennen wir es Heimat oder Vaterland . . .! Da, jetzt ist die letzte Minute, jetzt sind die letzten Se kunden gekommen. Sie wink«n drüben u. wir wollen zurück winken. Ja, diese Stunde der Besinnung ist auch die Stun de der großen Bruderschaft. Jetzt — und glückliches und gesegnetes neu«» Jahr! Aus dem Stundenglas der Ewig keit ist ein Sandkorn gefallen. . .. ^ Ja, und ia. Ihr könnt es, Jungens, mtt frohem Lärm beginnen. Ihr seid jung, wir tragen die Sorgen für euch, und es war immer so: wenn der König stirbt, dann muß man den neuen König mit lautem, jauchzendem Zuruf be grüben k Der alte König ist tot! Es lebe der neue König, da neue Jahr! Cs läutet von den Türmen der Kirchen. Der letzt« Stundenschlag, der zwölfte. Ist nun verhallt. Ex schwebt noch über die Dächer, dann ist er ganz pergangen. So, und nun kommt vom Fenster zurück. Nun wollen wir dem neuen Jahr noch mtt einer Stunde begegnen. Wie froh und stark wir uns fühlen! Auf di« Stunde, die vergangen ist, ist diese neue Stunde der Zuversicht und Hoffnung gefolgt. Wo ist — jener Bote . ..? Wie er gekommen war, so still ist er wieder von un gegangen. Denn wir sind Mensch«»! Mr schauen vielleicht noch wie versonnen hinter ihm her, dann aber richten wir wieder unsere Blicke geradeaus, um in den nächsten Tag, um in das neue Land zu marschieren .. i