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IkOü/tLr/rkr/ «M^SWMSSSS-SS-SSSSM—S——S—-—-——MMW Velblatt z« Nr. 179 d« „SSchfifchen ErzShl-r-. > A^tkaKL s««»» ^va^üprö^ MW I! Rachdrack «lstrvrißinaldeltrLg» verbot«». -----—- WWWMMIIWMIIIWW Gute Freundschaft 3m Nymphendurger Park bei München beftnbek fich brr be- kannkeHirschgarken. Di« Tiere sind hier so zutraulich, daß sie sich friedlich neben den Menschenkindern niederlassen (Prrss«-Btld-Z«nkrale-M) Das Dettschreiben. Skizze vvtt Katharina Radetzky. Am s. August findet tri Frankfurt am Main «ln Wettkampf der schnellsten deutschen Maschinen schreiberinnen statt. Mit heißen Köpfen saßen sie an ihren Schreibmaschinen und ließen die Finger Über die Tasten eilen, di« hundertund fünfzig Stenotypistinnen, di« sich zu dem Wettschretben um die deutsche Meisterschaft eingefunden hatten. Sie zählten zu den tüchtigsten ünd schnellsten, denn Mindestens fünf An schläge ln der Sekunde wurden von denen gefordert, die an VeM Wettschreiben in der MelsterschaftsNass« teilnehmen wollten. - ' . , Die UebertraguNg des Stenogramms war bereits vor über. Jetzt galt es, eine halbe Stunde lang einen gedruckten Text abzuschreiben. Man'hatte ein Stück gewählt. Las mit Satzzeichen reichlich gespickt war. Hurtig hasteten, die Fin ger, von dem Willen geleitet, schneller, immer schnelleres Ziel zu erreichen. Das Hämmern der angeschlagenen Tasten prasselt« wie Hoaelschaüer hernieder. Da! Di« Nachbarin hatte schon das nächste Blatt «ingespannt! Eine wandte be- reich den Text um. ' Schnellet, schiieller! Die Gesichter glühten. . . Ein Hammerschlag: jähe Stille — in der Lust hielten Re Finger ein. Wer auch nur noch eine Taste niederdrückte, schied aus dem Wettbewerb aus. Dann ging ein Aufatmen durch die Reihen. Man war erlöst! Die Glieder entspann ten sich. Die beschriebenen Blätter wurden eingesammelt. Es tuschelte und summte! von Tisch zu Tisch. Sieben Seiten hatte die eine geschrieben in einer halben Stunde. Eine Kollegin errechnete, daß sie neun Anschläge in der Sekunde geschafft hatte. . .. Ruch Petermanns Hoffnung, doch «inen Preis, wenn nicht den Sieg LHr die Mitbewerberinnen errungen zu ha ben, sank innner tiefer. Sie hätte so nMwendlg eine Schreib- maschine gebraucht, um sich abends, nach.dem Dienst noch mit Abschnften oder Diktaten Geld zu verdienen. Sie hatte sich alle Mühe gegeben und ihr Bestes geleistet, aber mehr " als sieben Anschläge hatte sie Nie erreicht, weder beim Heben in den letzten zehn Wochen noch heute. Melleicht würde es wenigstens zu einem Trostpreis reichen, daß ihr Betriebs sichrer Muh sah, dke!lkrlaübnis> «ckeM>s auf ihrer Maschine im Büro üben zu dürfen, sei nicht vergebens erteilt gewesen. Aber vorbei war! es mit dem Trauny durch Neben verdienst genug Geld zu erwerben, daß Mutter es leichter hätte und sich für die groben Arbeiten im Haushalt eine Hilfe nehmen könnte. Vorbei mit Traum, das Stück Garten land pachten zu können, nach dem Mutter sich so sehr sehnte. Wie schön das gewesen wäre, im eigenen Garten Scho ten, Radieschen und Petersilie zu pflanzen,selber Erdbeeren zu ernten, die Johannisbeeren frisch vom Strauch zu ssenl Auch Blümen hätten in ihrem Garten nicht fehlen dürfen, hellblaue Cyllas, Rosen, Ranunkeln und Federnelken. Und sie hätte keine Mühe gescheut, ihren Garten zu pflegen, da mit alles gehi«h. Wie schön wäre es gewesen, an Sonntagen dann im Gatten Kaffee zu trinken oder sich einmal lang im Grase aüszustrecken. Ruch hatte auch Hunger nach Luft und Sonne... Nun war es wohl nichts damit. Jedenfalls hatte es ihr nichts geschadet, ihre Leistung an dem Können der anderen zu Messen. Es dämpfte auch das sticht auftommende Selbst gefühl, zu wissen, daß genug andere da waren, die den Posten genau so aussülstn konnten wie sie selber. Nach denklich und still beflissen tat Ruch fortan ihre Arbeit als Sekretärin in dem großen Sägewerksbetrieb draußen vor der Stadt. Eines Morgens, als sie zum Dienst kam, sah sie Blumen . auf ihrem Schreibtisch stehen: rote Nelken. . Eine Karte steckte darin. Ruch Nahm sie und las: ,Ier deutschen Mei sterin,im Maschineschreiben, unserer Neben Berufskameradin , Ruch Petermann." und schütteten ihre Späße und Anzüglichkeiten über den Heiratskanbidaten aus. Peter aber winkte gleichmütig ab und stopfte Stück für Stück seiner Habseligkeiten in den Seesack. Als er damit fertig war, zog er aus der großmächtigen Brusttasche «ine stattliche Schnapsflasche ans Licht, äugelte verliebt daMit und stellst sie — batz! — mitten auf den Tisch. So war Pestr nun mal! „Jetzt wir- noch einer verlötet", sagte er genießerisch, „und dann, Kinnings: ab durch die Mitte!" Zweimal ging die Flasche reihum von Mund zu Mund. Für eine dritte Runde wollte der Inhalt nicht reichen. „Schade!" gluckste Hannes und wischte sich die Lippen. „Wat heißt hier schade, old Whisky-Hannes?" grinste Peter und langte in die andere großmächtige Brusttasche. „Wenn Ihr SchttapStrumps meint, Peter läßt sich nicht lum pen, dann habt Ihr eine verdammt niederträchtige Meinung von mir!" — Sprach's und stellte eine zweite Flasche auf den Tisch. Das war wieder mal ganz Pestr Röhrs! Als dann auch diese Flasche ihr Leben ausgehaucht Hatto, schulterte er den Seesack und stapfte hinaus. Die ganze Crew folgte ihm johlend. Bei der Strickleiter warf Pestr seinen Seesack über Bord, so haarscharf gezielt, daß er mitten im Boot landest und der Kahn ob dieser unverhofften Last lustig Polka tanzte. Das Abschiednehmen ging kurz und schmerzlos vor sich: „Dy, by!" und „Mach's gut!" und „Gib der Jenny Saures!" — Das waren so die Worte. Und die Versicherung die ganze Crew würde natürlich ihren Bedarf an Rauchwaren vor jeder Reise in Peters zukünftigem Zigarrenladen kaufen, buchte er als erstes kaufmännisches Verdienst auf fein Konto. * Peter hatte die Jenny geheiratet. Vor zwei Wochen war die Hochzeit vom Stapel gelaufen. Und noch drei Tage nach her hatte der frischgetaufst Ehemann und Zigarrenladenbe- sitzer einen Duntje, der nicht von Pappe war. Was soll man groß über Jenny sagen? — Sie war rundlich, klein von Gestalt, mit Pausbacken und giftig blon dem Bubikopf gesegnet, rasch mit dem Wort und — nicht zu vergessen — ehemalige Witwe. Peter konnte man keines wegs ihre erste Liebe nennen. Das aber beruhte auf Gegen seitigkeit. Der Laden des Ehepaares Röhrs lag in einer Neben straße der Hafengegend. Nicht eben üppig — immerhin: man konnte zufrieden sein. Allerlei Seemannsvolk ging ein und aus, mancher Hafenarbeiter. Die Sache ließ sich recht gut an. Jenny umhegte ihren Eheherrn und hielt vorerst ihre rasche Zunge im Zaum. Peter indes stand hinter -em Ladentisch, wo er sich allerdings aus nahm, als hätte ihn eine Bö mit Windstärke 11 zufällig da hin verschlagen, verkaufte „Sechs Juno" oder „Zwei leichte Zigarr'n zum Groschen" oder „Ein Paket Blinkfüer", machst mit diesem ünd jenem Kunden seinen kleinen Redetörn und — kassierte. Das Kassieren brachte ihm noch den meisten Spaß. Wenn das Geld ordentlich klimperte, bekam er sogar leichtsinnige Anwandlungen. Er sah im Geiste ganze Schnapsgalerien und eine feucht-fröhliche Seemannscrew »n der Philadelphia-Bar . . . Doch, wir wissen es ja:»so war Peter nun mal! — Die Zeit verging. Und damit fand auch Jenny allmäh lich ihre spitze Zunge wieder. Das paßte nun Pestr gagz und gar nicht. Das gab dann ebenso heftige wie komische Auseinandersetzungen, die noch regelmäßig damit endeten, daß Peter in die Ladenkasse griff, eine Handvoll Geld an sich nahm, die Mütze überstülpte und abtrudelte. Nachts wankte er dann blau dem ehelichen Schlafzimmer entgegen. Jaja! Die Zeit verging . . . Und der Ehe, stellte sich heraus, war Peter auf die Dauer nicht gewachsen. — Eines Tages kam er zu Jenny in die Küche. „Du", sagte er, „die „Margarete" ist wieder da . . ." „Na, und?" fragte sie böse. „Wat und?" bollerte Peter los. „Da muß ich meine Leute mal Wiedersehn. Das verlangt schon das Geschäft. Wenn die Cr«w bei uns kaufen soll, muß man auch kauf männisch denken, Jenny. Mal ein' trinken, 'ne Runde aus geben und so ..." Nun aber hätte man Jenny mal sehen sollen, wie sie die Bratpfanne auf den Her- knallte, dst dicken Arme in Vie Hüften stemmte und kreischte: „Ha! Schönes Geschäft! Saufen willst« wieder! Weiter nischt. Wat -ie Dir bringen, brinste viermal wieder weg. Ich kenn Dir doch genügend... Und überhaupt: wat geht Dir mein Geschäft an? Jawoll! Kiek man dich so dusselig! Mein Geschäft! Du hast Dir da bloß reingesetzt, reißt die große Klappe auf und jagst den ganzen Verdienst Lurch die Kehle. Wat bisst überhaupt, hü? Soll ich sagen, wat Du bist? Soll ich Dir erst unter die Rase reiben, wat Du für -in ganz gemeiner, hergelaufener . . ." Peter hatte genug. Nein, er tat der Jenny nichts. Nöl Das wäre ihm selber zu dumm oorgekommen. Er hob sie ein fach mit seinen kräftigen Armen hoch, so daß Jenny gar nicht mehr dazu kam, ihm etwas unter die Nase zu reiben, ließ sie eine Weile gehörig zappeln und setzte sie dann — plumps! — auf den Küchentisch, daß die Teller und Taffen klapperten. Als er das vollbracht hatte, lachte er freundlich und sagst: „So, Jenny! Da bleibst Du jetzt 'ne Viertelstunde sitzen und muckst Dich nicht!" Jenny muckste sich nicht. Ihr waren längst Sprache und Spucke weggeblieben. Peter drehte sich auf dem Hacken um, ging in den Laden, schüttete den Inhalt der Kaffe in «inen Pappkarton, klemmte die Schachtel grinsend unter den Arm und machte sich auf den Weg in die Philadelphia-Bar. Dort, " -st alten Kameraden von der „Margarete" längst ver- Verwirrt franst Ruth, was da» zu bedeuten habe, es sei doch wedep Fasching noch der 1. April, daß man sie zum Narren haben könnte. Da umschwirrst es sie. „Hören Sie denn nicht Rund- funk? Gestern abend im Nachrichtendienst ist es doch be- kanntgegeben worden: Ruth Petermann ist die deutsche Meisterin im Mafchtneschreibenl" — Eine Schreibmaschine hatte sie gewpunen und eine Summe bares Geld, das ein Gönner noch ich letzten Augenblick gestiftet, obendrein. Als Ruch Pestrmann äoends nach Hause kam, fand sie auch den Brief vor, dirr die Nachricht bestätigst: sie hatte zwar wirklich nur sieben Anschläge in der Sekunde geleistet, aber eine feh lerlose Abschrift geliefert. Die anderen aber, die noch mehr geeilt, ja gebasstt hatten «mutzten es sich gefallen lassen, daß ihnen flir jeden Fehstr fünfundzwanzig Anschläge abgerech net wurden. Das beste aber war, daß der Betriebsleiter der Siege rin, in Sorge, er könnte seine Sekretärin sonst verlieren, ihr Gehalt erhöhst und ihr selber gestand, wie sehr er ihre Ar- beitskrast schätze und wie unentbehrlich sie ihm als Mit- arbeiterin geworden, sei. Am selben Tage ging Ruth Petermann hin und pach- test ein kleines Stück Land, ihren Traum zu erfüllen. Wetterwolke«. Wolken steigen auf am fernen Himmelsrande, , Wachsen drohend Menn mittagsschwülen Lande, Türmen sich zll schroffen Himmelsbergen, Finstre Riesen über Erdenzwergen. Und es wächst der unsichtbaren Kräfte Ballung, Bis entfesselt sie in urweltmächt'ger Wallung Sich verströmen und aus Kampf und Ringen Neuen Lebens Segensströme dringen. Julius Bansmer. Der ewige Matrose. Skizze von H erbertLefliboudois. i: Pestr Röhrst seit zwanzig Jahren Vollmatrose, ohne groß« Aussichten, es jemals in der Seefahrt zu etwas zu bringen, schlenderte den Kirchenmauerkai entlang und pfiff vor sich hin. Die Treppe zürn Fährdampferponton sprang er, immer zwei Stufen auf einmal polternd hinunter, legte -arm die Hände in Trichterform vor den Mund und rief mit mächtiger Stimme über das Wasser: „Margarete, ahoi!" Bon jenem Dampfer, dem der Ruf galt, löste sich ein Boot, das der Wachmann mit bedächtigen Armschwingen mählich der Anlegestelle entgegenwriggte. Dort angekom men, stieg Peter ein, flozke sich auf die Bootsbank und ließ sich zum Schiff Hinüberfahren. „Alles in Butter?", fragte -er Mann am Riemen. .Klar!" sagte Pestr, streckte, die Beine lang aus und lachte breit. „Ich hab abgemustert, gleich meine Heuer vom Büro geholt und brauch jetzt bloß noch meine Klamotten zu packen. Dann hqu ichabl" „Nana", meinst der andere, „wenn man alles gut geht . , Peter setzst eine ungeheuer selbstsichere Miene auf. „Quäffel nicht lange,,Hannes! Wird schon gut gehn. In vier Wochen heirate ich die Jenny — und sitz in meinem eignen Laden. Als Jantje ist nichts mehr zu hol'n. Schiet an See fahrt!"- l Sie erreichten die „Margarete" und kletterten über die Strickleiter an Bor-. Ihre Schritte knallten laut auf die stählernen Decksplatten. Im Logis wurde Peter mit großem Hallo empfangen. Die nicht abgemusstrten Kameraden umringten ihn lärmend