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Tageblatt jLrZKWHweröa llll Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt« machungen der Amtshauptmannschaft, des Hauptzollamts und des Be« zirksschulamts zu Bautzen sowie des Finanzamts und de« Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt IkukirH und Zlurgrgend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage x Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Erfch«lmmg»welft: Täglich mit Ausnahm» der Sonn- und Feier- tage. Bezugspreis für die Zeit eine» halben Monats: Frei in» iHau» halbmonatlich Mart 1.10, beim Abholen in der Geschäfts stelle wöchentlich <S Pfg. 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Jahrgang Tagesfchav. * Reichsmlnlster Dr. Goebbels empfing am Donnerstag die Vertreter der preisgekrönten Abteilungen de» Arbeitsdienste», die sich an einem von der Reichsschrifitumsstelle veranstalteten wett, bewerb unter dem Kennwort «Die Lagerbücherei- beteiligt hatten. * Der Führer der deutschen Flottenabordnung, Botschafter von Ribbentrop, hatte am Donnerstag eine längere Aussprache mit dem englischen Ministerpräsidenten Baldwin. * In einem Leitartikel zu dem Besuch Eden» in Pari» erklärt die «Time»", daß die Vorteile de» deutschenglischen Flottenabkoni- F»en» durch die französischen Einwände nicht aufgehoben würden. * Eine Abordnung deutscher Kriegsteilnehmer au» Westfalen, die vom englischen Frontkämpferbund nach England eingeladen worden war, traf Donnerstag in Brighton ein und wurde dort Uußerordentlich herzttch empfangen. * Da» englische Lufifahrtminiflerium hat, wie der Luftfahrt, korrespondent de» „Daily Telegraph" meldet, im Rahmen de» neuen Lüfiaufrüstungsprogramm» bereit» große Aufträge auf neue Mili tärflugzeuge erteilt. * 2« der französischen Sammer gab Ministerpräsident Laval den Regierungrbeschluß bekannt, die Rekrutenkontingent« 1SZS bis 1SZS ein weitere» Dienstjahr unter den Fahnen zu halten. * Lei dem zur Zeit in der Umgebung von Lo» Angel« statt- findenden Luftmanöver rast« eine, der Armeeflugzeuge in ein Auto. Die «utolnsassen, eine dreiköpfige Familie, wurden bei dem Zusammenstoß auf der Stelle gelötet. *) Ausführliche» an anderer Stell«. anzusehen, wie etwa diejenigen Frankreichs, eine epoche machende Tatsache Dabei möge offen bleiben, ob auch ein Blick auf die Ostsee und die erstarkende russische Flotte gefallen ist. Jedenfalls wurde der Verteidigungs anspruch Deutschlands in seinen Gewässern durch das Ab kommen anerkannt. Wenn in diesem Zusammenhangs nicht von einem „Vertrag", sondern von einem „Abkommen" beiderseits gesprochen wird, so liegt dse Rücksicht auf die anderen in ein umfassendes Bertraasverhältnis einzubeziehenden Mächte auf der Hand. England insbesondere hofft aus drücklich, daß ein solcher Gesamt-Flottenvertrag zustande kommen möge. Wird dies nicht der Fall sein, wofür die Abneigung Amerikas gegen die japanische Paritätsforde rung sowie die, Ablehnung Frankreichs und die Reserviert heit Italiens sprechen, so bleibt immer die beruhigende Grundlage der deutsch-englischen Verständigung, um das Gesamtproblem zu erleichtern. Was den technischen Inhalt des Abkommens angeht, so ist zunächst die Bedingung, daß Schiffsklasse gegen Schiffsklasse aufgerechnet werden soll, für beide Seiten durchaus befriedigend. Dabei rechnen die 35 v. H. für die englische B e r t r ä g s stärke, nicht für eine jeweilige Ist stärke. Bei den Kreuzern und Zerstörern wird Deutsch land zugebilligt, diese zusammenzufassen, wie es in Italien und Frankreich geschieht. Bei den U-Booten erhält Deutschland das Recht auf IVO v. H., will aber nicht über WMW!^ Rundfunkrede Sr. Ms zum Lotkreuzlag. DNB. Berlin, 20. Juni. Der Reichs- und preußi sche Minister des Innern Dr. Frick wird am Freilag, den 21. Juni 1935, von 20,10 bis 20,15 Uhr über all deutschen Sender zum Rotkreuztag sprechen. MDWVVVVV 45 v. H. der englischen Vertragsstärke hinausgehen. Eine Notklausel, die dem des Londoner Flottenvertrages von 1930 angepaßt ist, sorgt für Revisionsmöglichkeit im Falle außerordentlicher Entwicklungen und fremder Baumatznah- men, und zwar auch bei den Unterseeboot e n, wobei freimütige Erörterung der Lage zugesagt wird. Daß auch hier die Einwendungen geschwunden sind, gehört zu den stärksten Ergebnissen der Aussprache. Das deutsche Volk kann mit Stolz und Befriedigung auf diesen Erfolg der Bemühungen seiner vom Führer mit starkem Willen und weiser Umsicht geführten Außenpolitik blicken, die nun auch seiner Seeoerteidigung das gewünschte Maß von Sicherheit gebracht haben. Oer Flottenfriede. Von Konteradmiral a. D. Gadow. Als nach der Stresakonferenz die berüchtigte Genfer Entschließung über den deutschen „Rüstungsvertragsbruch" erging, mahnte eine große Schweizer Zeitung Deutschland, diese grobe Auslastung so aufzufassen, wie sie gemeint sei: als geräuschvoller Schlußstrich unter den Teil V des Ver- ailler Vertrages, die Entwaffnung. Seitdem ist viel ge- chehen. Das Friedensangebot des Führers und Rsichs- anzters fand in der Welt sein Echo, am stärksten in Eng land, und dieses hat mit der ihm eigenen Vernünftigkeit die gebotene Hand ergriffen. Das am 18. d. M. geschlossene Flottenabkommen bestätigt die obige Deutung, daß ein 15jähriges Kampfkapitel wenigstens für England tatsächlich abgeschlossen ist. Die deutsche Gleichberechtigung ist ein Element seiner Politik geworden. — Die Bedeutung dieses Vorgangs prägt sich ebenso im Spiegel der Geschichte wie im Weltecho der Gegenwart stark aus. Cs wäre in solchem Augenblick verfehlt, kritisch an die mehrfachen Versuche heranzutreten, die seit Bismarcks Amtsjahren über die Jahrhundertwende bis zum Haldane- Besuch 1912 von beiden Seiten unternommen wurden, ein DertragsverhältNis zwischen den beiden Mächten herzustel len. Das Vergebliche dieser Bemühungen unterstrich im Jahre 1901 die Zeitschrift „Fortnightly Review" mit den Worten: „Geben wir es doch ruhig zu, daß Deutschland und England die einzigen Mächte sind, die sich gegenseitig vertraglich nichts bieten können . Das bestätigte sich noch mals 1912, als man mit Haldane über ein Flottenverhält- nis 10 : 16 verhandelte, wofür Deutschland die englische Neutralität im Fall« eines Angriffs wünschte. England war dazu nicht bereit. Mit solcher Forderung ist das neue Abkommen nicht belastet, vielmehr wäre es daran ebenso gescheitert, da England es deutlich genug gemacht hat, daß es keine „alten Freundschaften für neue opfern" wolle, genau wie 1912. Wenn man ferner damals über ein Verhältnis 10 : 16 oder 62 v. H. beriet, so wird die heutige deutsche Quote 35 v. H. in ihrer ganzen weisen Beschränkung sichtbar. Dieses Angebot, das die Anerkennung der enKischen Seemacht lind ihrer weltweiten Verpflichtungen in sich schließt, hält soviel Abstand, daß es von der Politik einfach nicht über gangen werden konnte. Im übrigen ist es dieselbe Quote, die im ersten Flottenoertrag von Washington 1922 Frank reich und Jralien gewährt wurde. Die Einwendungen in der englischen Oeffentlichkeit gegen das Angebot haben sich längst verflüchtigt. Man glaubte tadeln zu sollen, daß die deutsche Flotte mit 35 v. H. unter Umständen stärker sein würde, als die in der Heimat verfügbaren englischen Flottenteile. Daß der Einwand nicht curchdrang, beweist, daß England sich entschlossen hat, auch im Falle starker auswärtiger Enga- gements (Mittelmeer. Ostasien), die deutschen Streitkräfte in der Nordsee ebenso vertrauensvoll als Friedensgarantie WM WsW M MW AMWkk l» WW. „Willkommen, Kameraden!" London, 21. Juni. (Eig. Funkmeldg.) Line Abord nung deutscher Kriegsteilnehmer au» Westfalen, die vom englischen FrontkSmpferbund nach England eingeladen war, traf am Donnerstag in Brighton ein und wurde dort außerordentlich herzlich empfangen. Hunderte von engli schen Kriegsteilnehmern und eine große Menschenmenge be grüßten die 2S deutschen Frontkämpfer unter der Führung von Walter Kleinkorres. Zum Zeichen der Freundschaft wurden die Banner des englischen Irontkämpferbundes British Legion und der deutschen Abordnung miteinander gekreuzt. Der Bürgermeister von Brighton, Gibson, sagte in seiner Begrüßungsansprache unter anderem: „Ich glau be, daß wir in nicht geringem Maße dazu beitragen, die Sache des Friedens unter den Rationen der Welt zu för dern." Die gesamte Morgenpresse veröffentlicht ausführliche Berichte von der Ankunst der Deutschen in Brighton. «Dai ly Telegraph" schreibt unter anderem: „Die deutsche Ab ordnung wurde von den englischen Frontkämpfern mit den Worten „Willkommen Kameraden" begrüßt. Die deutschen und englischen Kriegsteilnehmer schüttelten sich die Hände und umarmten sich. Unter den Engländern waren viele krlegsverlehte. Lin kriegsblinder Offizier schüttelte den Deutschen mit den Worten „willkommen Brüder" die Hän de. Reben ihm war ein Soldat, der ein Vein verloren hatte. Die Deutschen reichten ihm die Hände. Später mar schierten die Frontsoldaten durch die Straßen und deutsche Flaggen wehten neben den Fahnen der British Legion." „Rew Lhroniclc" berichtet: „Unter denen, die den Deutschen die Hand schüttelten, waren manche Kriegers- Witwen, die die Auszeichnungen ihrer gefallenen Männer trugen. Als die Deutschen durch die Stadt marschierten, brach die Menschenmenge immer wieder in stürmische Hoch rufe aus." „Daily Mall" schreibt: „Al, die Deutschen da» letzte Mal nach Brighton kamen, waren sie Gefangene, die von bewaffneten Wachen eskortiert wurden. Yente wurden sie vom Bürgermeister empfangen und begeisterte Men schenmenge und flatternde Banner begrüßten sie." „Preß Association" erklärt: Vie Wahrheit der Aeuße- rung de» Prinzen von Wale«, daß es keine geeignetere Or ganisation gebe, um den Deutschen die Hand der Freund- schäft entgegenzustrecken, als dem englischen Frontkämpfer bund, wurde gestern in Brighton bewiesen. Llilierredlmg zwischen Baldwin und v. M-enirop. DNB. London, 20. Juni. Der Führer der deutschen Alotkenabordnung, Botschafter v. Ribbentrop, hatte am Heu- tigen Vormittag eine längere Aussprache mit dem englischen Ministerpräsidenten Baldwin. Anschließend nahmen die technischen Verhandlungen ihren Fortgang, weitere Sitzun- gen sind für Freitag und höchstwahrscheinlich auch für Sonn abend vorgesehen. Es ist anzunehmen, daß die deutsche Flot- kendelegation London nicht vor Sonntag verlassen wird. Die Unterredung des Botschafters v. Ribbentrop mit Ministerpräsident Baldwin in der Downing-Stveet 10 am Donnerstagvormittag dauerte etwa 40 Minuten. Es war die erste Begegnung des Botschafters mit Baldwin seit sei nem gegenwärtigen Aufenthalt in London als Führer der deutschen Flottenabordnung. wie die „Times" meldet, habe sich die Unterredung zwischen dem englischen Ministerpräsidenten Baldwin und Botschafter von Ribbentrop auf verschiedene Gesichtspunkte des deutsch-englischen Abkommen» und auf die Möglichkeit seiner Eingliederung in eine allgemeinere Konvention für die Regelung der Floktenrüstungen erstreckt. Das Blatt be richtet gleichzeitig, daß Ribbentrop am Donnerstag früh mit dem Bischof von Chichester zusammengekrofsen ist und mit ihm die deutsche Klrchenfrage erörtert hat. Anschließend fand «ine Unterredung Baldwins mit dem Välkerbundsminister Eden statt, der sich am Freitag zu Be sprechungen mit der französischen Regierung über Fragen des Flottenabkommens und der europäischen Lage nach Pa ris begibt Englische Politiker für die Gleich- derechtigung Deutschlands. London, 21. Juni. (Eig. Funkm.) In einer Zuschrift an die „Times" erklären der frühere Arbeiterabgeordnete Buxton, der Dekan von St. Paul, Powys Treenwoon, und andere führende Persönlichkeiten, es seien noch wenige An zeichen vorhanden, daß man den Gesamtvorschlägen Hitler» in wirklich offener und ehrlicher Welse gegenübertrete. Wenn dies getan werden könne, dann biete sich ein« wirkliche Mög lichkeit zur Erzielung einer europäischen Versöhnung und zur Beendigung der Austeilung Europas in Sieger und Be siegte. Es sei die Gefahr vorhanden, daß man den Grund satz der Gleichheit aus den Augen verliere. Wenn ein kollek tives System jemals verwirklicht werden solle, dann müsse man zeigen. Laß es nicht nur eine Konstruktion für die Ver ewigung des Status quo sei. Wenn der Friede in Europa wieder hergestellt und Deutschland in die Gemeinschaft der Nationen zurückaebracht werden solle, dann müsse das grundlegende Unrecht richtiggestellt werden, daß die 14 Punkte Wilsons in Versailles nicht verwirklicht worden seien und daß Deutschland einen diktierten, an Stelle eine» frei- ausgehandelten Friedens habe unterzeichnen müssen. Nicht