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VS7 wurde wieder in der Lausitz und durch ganz Sachsen «in Erdbeben bemerkt. 1280 war nicht nur in der Lausitz, sondern in all«» Ländern ein« so wohlfeile Zeit, daß ei» Schessel Korn 22 Pfennige, «in Huhn 2 Pfennige und eine Mandel Eier einen Kreuzer galten. 12S8 blühten schon am Dreikönigrtag di« Bäum«. ISIS bis 1L17 herrschte in der Lausitz «ine große Teuerung. ISIS ward in der Zittauer Gegend das Lot Brot um einen Groschen verkauft. Rinde und Laub wurden zu Brot verbacken. 1SSL war ein so gesegnetes Jahr, daß der Scheffel Korn nur jcknen böhmischen Groschen galt. 1348 blühten den ersten März schon Korn und W«in- 1362 galt der Scheffel Korn einen halben Taler, es «ar da mals teure Zeit. 1304 war ein Sommer mit großer Hitze und Dürre. 1395 war so wohlfeile Zeit, daß der Scheffel Korn S Groschen Und Hafer 1 Groschen, ja selbst*!- Pfennige gatt. 1399 herrschte eine große Käke. 1408 ebenfalls so große Kälte, daß in der Zittauer Gegend das Lieh in den Ställen erfror. Der Schnee drückte die Dächer ein. 1416 waren Korn und Mehl fast gar nicht zu -«kommen. Man dß Eichenrinde, Stroh, Knospen. Es starben viele vor Hunger. 1419 war so warme Witterung und zelliger Frühling, daß die Bäume im März schon blühten. 1430 reist« da» Korn schon zu Ostern. 1433 und 1436 herrschte «in« solche Kälte in der Lausitz und durch ganz Deutschland, daß selbst die größeren Ströme zufrvren. Der Schneefall war in der Lausitz so bedeutend, daß die Kommu nikation gehemmt ward. 1438 war wohlfeile Zeit. Ein Scheffel Korn ward um sechs kleine Groschen gekauft. . 1445 bekam man den Scheffel Weizen für 12 Groschen, Hafer für 6 Groschen. 1468 hatte man ungewöhnlich« Frühlings- und Sommerkälte. Ende Mai fiel noch eine bedeutende Menge Schnee. 1500, 1502 und 1513 wird erzählt, daß in den Wintern Wild und Vögel erfroren. 1522 war ein so schöner Herbst, daß die Rosen wieder blüh ten und reife Erdbeeren gefunden wurden. 1542, am Sonntag nach Egidi, erschienen in der Löbauer und Rothenburger Gegend so viele Heuschrecken, daß die Sonne verfinstert ward. Aus der Rothenburger Gegend wird erzählt: „Dann sind sie vor Kälte alle gestorben, an etlichen Orten kniehoch gelegen, davon großer Gestank entstanden, wovon sehr viele Leute in der ganzen Gegend vergiftet wurden." 1545 und 1546 gefror der Wein in den Fässern. 1548 war wohlfeile Zeit. 1551 war der Winter warm und ungesund. Um Weihnachten schrie der Kuckuck, und das Gras konnte gemäht werden. 1568 herrschte in verschiedenen Gegenden der Lausitz die Pest, so starben allein in Löbau gegen 1000 Menschen. 1581 herrschten wieder so große Schneefälle, daß Dächer und Bäume unter der Last des Schnees brachen (des. in der Zittauer Gegend). Eine ähnliche Schneemenge fand sich 1583 in einzel nen Teilen der Lausitz. 1584 wütete besonders in Budissin die Pest so heftig, daß die vberamtskanzlei nach Löbau verlegt werden mußte. 1587 wurde es im Sommer plötzlich so kalt, daß sich die Ar beiter zur Zeit der Ernte in Petze kleiden mußten. 1595 gab es wieder einen strengen Winter, daß in der Zit tauer Gegend die Brunnen erst gegen Pfingsten austauten. 1598 starben in Löbau an der Pest 530 Personen. 1608 herrschte ein besonders strenger Winter. Auch den Som mer über war es nicht warm; so sollen noch um Johannis auf dem Felde bei Löbau die Ziegen erfroren sein. Es fiel damals Hagel und Schnee. 1611 wütete in Budissin abermals die Pest. Der Landtag mußte in Löbau abgehalten werden. 1620, am 20. August, war so starkes Cis, daß man darüber fahren konnte. 1620 bis 1622 war die Teuerung, besonders durch die schlechten Münzsorten, welche sich in den Kriegsjahrcn eingcschlichen hatten, hervorgerufen. 1626 starben in Löbau 800 Menschen an der Pest. Es siel am 26. April so großer Schnee, daß man bis an die Knie darin ging. 1635 und 1655 herrschte eine so große Kälte, man mußte die Bier- und Weinfässer mit Aexten aufhaucn. 1650 erschienen sehr viele Heuschrecken. 1680 herrschte in der Oberlausitz und in Meißen die Pest. Es starben damals in Dresden gegen 1000 Menschen. Besonders hart wurde Kamenz betroffen. Daselbst starben 1500 Menschen. Das Bich im Stall brüllte nach Futter und mußte verhungern, weil niemand da war, der es versorgte. Die Toten wurden in großen Pcstgruben begraben, nachdem man sie vorher mit Kalk bestreut hatte. 1691 war eine hitzige Krankheit, so „daß viele Menschen im Kopfe verwirrt wurden". Einige starben auch, „weil die Winde keinen Ausweg hatten." 1709 zeigte sich in der Lausitz wie im übrigen Deutschland eine ruhrartige Krankheit. Der Winter war einer der strengsten. Am 17. Mai siel noch so viel Schnee, daß Aest« unter feiner Last brachen, Obstbaume erfroren, Bögel tot niederfielen, viel« Menschen kamen um. Dabei herrschte das Jahr über großer Waflermangel; man mußt« das Wasser förmlich kaufen. 1715, am 10. Februar, herrschte ein heftiger Orkan, mit Blitz, Donner und Erdstößen verbunden. Er währte acht Tage und rich tete schweren Schaden an. So warf er allein im Kottmarwalde, auf dem Löbauer Berge und lm Möchnsbufche 20000 Stamme Nieder. 1729 erschienen besonder» bei Gröditz große Scharen Heu- fchrecken. 17« wurde di« Lausitz auch von der sog. russischen Krankheit, einem Schnupfen mit Kopfschmerz verbunden, heim- 1805 «ar sehr merkwürdig da» Erscheinen großer Züge von Schmetterlingen, die von Westen kamen, sich in großen Haufen sammelten und starben. w. L. Helmgenifen (Eine wahre Begebenheit au» Fischbach» Vergangenheit.) Das Leben spielt oft wunderlicher, als es sich unser Ver stand träumen läßt. Ts schreibt Romane, wie sie sinnreicher keine Feder auszudenken vermag, und schafft Zufälle, so rät selvoll, daß wir sie mitunter als das Ergebnis erfindungs reicher Phantasie anzusehen geneigt sind. Davon legt auch eln Vorfall Zeugnis ab, der sich vor 50 Jahren in Fisch bach zutrug. Es war am Himmelfahrtstage des Jahres 1885. Ostern lag damals früher als heute, und so feierte man auch den Himmelfahrtstag zeitiger, er fiel auf Donnerstag, d. 16. Mai, Das Wetter war freilich alles andere als mailich. An Stelle des Himmelfahrtsgewitters stellte sich in diesem Jahre unge wöhnlich heftige Kälte ein. In den nördlichen Dellen der Lausitz hatte es die Nacht vorher Frost gegeben, der in Gär ten und Fluren verschiedentlich Schaden angerichtet und na mentlich das Getreide, das schon im Halme stand, auf weite Strecken hin vernichtet hatte. Noch schlimmer sah es im sächsischen Erzgebirge aus, dort war sogar Schnee gefallen und die Schneefälle hielten auch in den fügenden Tagen noch an. In dem kleinen Fischbacher Kirchlein hatte sich eine groß- zählige Gemeinde zum Frühgottesdienst eingefunden, trotz des schlechten Wetters — oder gerade eben deswegen. Wenn der Himmel nicht Einsehen hatte, drohte der Ernte Gefahr, und die Fischbacher waren dazumal weit mehr noch auf die Früchte des Feldes angewiesen als heute, wo so manches Stück Land, das seinerzeit noch unter dem Pfluge war, bebaut oder gewerblichen Zwecken zugeführt worden ist. So wollte man den Herrgott bitten, daß er seine Hand von seiner Gemeinde nicht abziehe und ihr gnädig sei auch in künftigen Zeiten. Die Fischbacher sind von jeher fromme Seelen und treue Kirchgänger gewesen, sie hielten fest an Glauben und gottesfürchtiger Art. Heute kam aber noch etwas hinzu, was ihre Schritte nach dem Gotteshause hatte lenken heißen. Ihr Pfarrer hatte sich für diesen Tag entschuldigen lassen. Es war ein noch junger Mann, der bei ihnen doch schon in großem An sehen stand. Obschon sie nun schon viel von seinen Predig ten hielten, sahen sie es doch nicht ungern, wenn auch einmal ein Fremder bei ihnen einkehrte, das Wort zu verkünden. Das sollte heute am Himmelfahrtstage geschehen. Für den verhinderten Ortspfarrer war ein Verwandter desselben, der Pastor Rose aus Dresden, angekündigt, ein alter Herr, dem — obschon er, im verdienten Ruhestand lebend, seit Jah ren die Kanzel nicht mehr bestiegen hatte — der Ruf eines tüchtigen Kanzelredners vorausging. Auch die Fischbacher batten von ihm viel Gutes gehört. Drum waren sie heute in so großer Zahl erschienen. Und nicht nur sie. auch die Ein wohner der benachbarten Dörfer hatten den weiten Weg nicht gescheut, sondern sich veizeiren auf die Beine gemacht. Eine so stattliche Gemeinde hatte das Gotteshaus lange nicht in seinen Mauern vereinigt Im Schiss und auf den Emporen war kaum ein Platz mehr zu finden, gar auf dem Altarplatz batte man schon Stühle ausskellen müssen, um kehren wollte keiner. Es war ein würdiges Bild, wie der bejahrte Diener des Herrn, weißhaarig schon und mit gebeugtem Gang, zum Al tar schritt, den andächtig Lauschenden das Evangelium zu