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Kunstschätze hinter Schloß und Riegel. Lin Blick in Oberlausiher Schatzkammer«. Außer den Museen der Oberlausitz, die neben anderen Altertümern auch zahlreiche außerordentlich wertvolle Kunst« schätze enthalten, bergen die Kirchen, Klöster und Schlösser unserer Heimat hervorragende Kunstaltertümer, die meist der Allgemeinheit nicht zugänglich gemacht werden können Und daher gleichsam „Kunstschätze hinter Schloß und Riegel* sind. Ein Blick in diese Oberlausitzer Schatzkammern ist ein ganz besonderes Erlebnis, zumal es oft genug die ältesten und prächtigsten Kunstwerke sind, die hier ein fast verborge nes Dasein führen. Daher ist es besonders dankenswert, daß der Bautzener Kunstveroin in seiner Ausstellung „Alt-Lau sitzer Kunst" (30. Mai bis 4. August im Stadtmuseum Baut zen), die auf eine Anregung des Bautzener Museumsdirek tors Dr. Biehl zurückgeht, die hervorragendsten. Kunst schätze der Oberlausitzer Kirchen, Klöster, Schlösser und auch Museen aus der Zeit von 1200 bis 1800 allen Volksgenossen zugänglich macht und daß sich die Oberlausitzer Schatzkam mern bereitwillig für diese Ausstellung öffnen. Zur Borbereitung dieser großen geschichtlichen Kunst ausstellung gehören Besuche in den Oberlausitzer Kirchen, Klöstern, Schlössern und Museen, bei denen ein Ausstel lungsausschuß an Ort und Stelle die Kunstaltertümer aus wählt. Diese Fahrten zu vielen Orten der Oberlausitz offen barten den Reichtum unsrer Heimat an alten Kunstwerken. Von einigen Kunstaltertümern, die sonst am Ort ihrer Auf bewahrung nicht für jedermann zugänglich sind, soll hier kurz berichtet werden. Bon den Kunstschätzen des 700jährigen Klosters Marien thal werden in -er Bautzener Ausstellung einige hervor ragende Stücke zu sehen sein. Darunter befindet sich eine holzgeschnitzte, farbig bemalte ehemalig« Altarfigur, die „heilige Anna selbdritt", ein Kunstwerk aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die heilige Anna verkörpert in ihrem Antlitz Jugend reinheit und Güte. In ihrem Arm hält sie das Christustind, nach dem Maria mit beiden Hän den faßt. Allerdings ist das schöne lebendige Kunstwerk be schädigt. Maria ist von der Gruppe losgelöst und später notdürftig zu einer vollen Gestalt ergänzt worden. Jetzt soll die malerische Gruppe wieder zusammengefügt und in ihrer alten Schönheit in der Bautzener Ausstellung gezeigt werden. Dieses Kunstwerk, eine Christusgestalt aus dem 14. Jahrhundert und ein überlebensgroßes Kruzifix sind aus der Zeit vor dem letzten großen Brande des Klosters im Jahre 1542 erhalten geblieben. Ein besonders reich ge schmücktes Stück ist ein silbervergoldetes Taufgerät aus dem Jahre 1763, das aus einer Schüssel und einer Deckelkanne besteht. Die langrunde Schüssel besitzt einen breiten Rand mit getriebenen Blumen, und auch die Kanne ist ganz mit getriebenen Schmuckformen bedeckt. Auf ihrem Bauch stad Darstellungen aus dem Leben Christi eingraviert. Rebe« den Textilien und kunstvoll verzierten alten Gläsern erschei nen zwei Tische, deren Platten mit Strohmosaiks geschmückt sind, besonders sehenswert. Di« Strohmosaiks bestehen aus kleinen verschiedenfarbigen Strohstückchen und stellen , in an mutiger Weis« Burgen und eine lebendige Iagdszene dar. Es sind Arbeiten des Oberlausitzer Hauskunstgewerbe« aus dem 18. Jahrhundert. «-fil. Iordoi. »auhrn. Madomea «u» «avivor pme 14»). Grunau bei Ostritz ist die Heimat des Hof- und Kabinetts malers Gabriel Ambrosius Donath (1684—1760), eines Mannes, der nicht nur seiner Malkunft, sondern auch seiner eigentümlichen Lebensgewohnheiten wegen bemerkenswert ist. Donath widmete sich in seiner Jugend zunächst dem Stu dium der Rechte in Prag, wurde aber dort durch die -amak in Prag blühenden Malerschulen zur Malerei geführt, der er sich fortan ganz hingab. Er porträtierte dann in Görlch und begab sich schließlich nach Dresden. Da es hier viele gute Bildnismaler gab, beschäftigte er sich mit einer dem damaligen Geschmack entsprechenden Kleinmalerei. Auf Kupfer«, Messing- und Zinnplatten matte er vornehmlich das