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Der SSHIW Lrzäßler S«ler« F«r»ß>r«chek Amt vlschostwerda Nr. 444 «ad 445. Anzelgeaprei«: Die 4S mm breite einspaltige Millimeterzeile 8 Npf. rei in« I« Falle von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der Im Textteil die SO mm breite Millimeterzeile 25 Rpf. Nachlatz IchSst»- Besörderungselnrichtungen durch höhere Gewalt hat der Be« nach den gesetzlich vorgelchriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen ravend« -teher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen < Zeitung oder auf Rückzahlung oe« Bezugspreise». keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. so. Jahrgang Sonnabend, den 25. Mal 1S35 Nonais: Fr« in, > in der Geschäfts« Pfg ISonnai AleukirH und Zlmgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage «< Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgtrokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Tagekkck fiirAisihoDwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgertchtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler Ist du zur Veröffentlichung de, amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, be» Hauptzollamt« mH des Be- »irksschulamts zü Bautzen sowie de« Finanzamts und de« Stadträt» zu Bischofswerda und der GemeindebehHchen behördlichersefts bestimmte Blatt Erscheftumgiweistt Täglich mit Auriwhm» der Son» und Feier« tag». Bezugspreis für die Zett «ine« halben Monat«: Fr« in, Ha« halbmonatlich Mark 1.1h, beim «bholrn k7. stelle wöchentlich 45 Pfg- Elazelnummer 10 . nummer 15 Pfg.) Nr. 121 Kompromiß in der Abesfinienfrage Tagesschau. * Ministerpräsident General Göring hat sich mit Gemahlin und Begleitung zu einer Erholungsreise nach Ragufa in Südsla- wien begeben. Er kraf Freitag nachmittag Im Flugzeug in Buda pest ein, wo er eine «inständige Unterredung mit dem ungarischen Reichiverweser Horthy hatte. * Die deulsch-rumLuifcheu Verhandluugen zur Regelung de« deutsch-rumänischen Fahluugmwrkehr» al» Ergänzung zu dem am 2S. März 1SSS abgeschlossenen Handelsvertrag sind gestern zum Abschluß gebracht worden. * Zn einer -lachtfitzuog Hal der Völkerbuudorat zwei Enk- schlietzungen im StbefslMmstreilfall zugestimmt, tu denen den Par teien eine angemessene Frist zur Durchführung de» Schiedsgerichts verfahren, gesetzt wird. Italien und Abefsiuiea haben da» Schied«- gerlchirverfahren angenommen. Di« Senser Sonderberichterstatter beschränken sich im wesent- llch«n auf eine mwfährliche Wiedergabe der Verhandlungsabschnille über den ltalienischabeWische» Streit. Wan begrüßt natürlich die vorläufig« Regung der Angelegenhelk. obgleich man zwischen den Seilen zu verficht» gibt, daß di« Möglichkeit eine» tionstikte, dadurch keine,weg» au» der Welt geschasst sei. Die Spätauogabm» der englischen Morgenblätter bringen in großer Aufmachung Bericht« über die Annahme der Kompromiß vorschläge im italienisch-abessinischen Streitfall durch Italien. ..Daily Herald - spricht von dem bl»her größten Erfolg be, VSl- knkmnde». Ministerpräfidenl MacLonald erklärle in einer Red« auf dem Zubilliuuwfefleffen fär die Mlnisterpräfldenlrn der Dominien», da» englische Weltreich setze sich für den Frieden und für die Iusam- menarbeil freier Völker eia. ') A«,führlich« gg »M« «SA ten. Dabei soll es den vier Schiedsrichtern allerdings über lassen bleiben, diese Frist zu verlänaern. Außerdem beschließt der Rat, zur Prüfung der Lage zusammenzutreten, falls am 25. August eine Regelung auf dem Wege der Schlichtung und der Schiedsgerichtsbarkeit nicht erfolgt ist. Zn der Aursprache richtete der abessinische Vertreter eine Reihe von Fra gen an Baron Aloisi, insbesondere hinsichtlich der weite ren Entsendung von Truppen und Munition nach Ostafrika. Der italienische Vertreter antwortete in einer län geren Darlegung, die auf die Vorgeschichte des Streitfalles und seine Entwicklung ausführlich einging. Wegen der mi litärischen Vorbereitungen bemerkte er, daß, da der gegen wärtige Konflikt aus einem militärischen Angriff entstan den sei, die italienische Regierung naturgemäß darauf be dacht gewesen sei, das Gebiet ihrer Kolonien in Verteidi gungszustand zu sehen. Dabei habe sie ihre Absichten durch eine bisher, ungewohnte Offenlegung aller ihrer Maßnah men am besten bewiesen. Es sei in der Tat noch nicht dage wesen, daß eine Regierung Tag für Tag Zahlen über ihre Material- und Truppentransporte veröffentliche. Ein sehr großer Test des Personals bestehe übrigens aus Arbeitern. Die stalienische Regierung könne ebenso wie jede andere Regierung unter gleichen Umständen nicht zulassen, daß ihre berechtigten BerfeiVigungsmaßnahmen den Gegenstand von Bemerkungen von irgendwelcher Seite bilden oder zur Be unruhigung und Verwirrung der internationalen Oeffentlich- keit ausgenützt werden. Der italienische Regierungschef habe v« wenigen Tagen hierzu Wort« gesprochen, die ent schieden und endgültig seien. Der Völkerbundsrat möge sich nach den Grundsätzen des Paktes richten, wonach bei ordnungsmäßiger Einleitung eines Schiedsverfahrens für «ine andere Initiative kein Platz sei. Dieses Verfahren könne durch Manöver zur Beruhigung oder Ablenkung der öffentlichen Meinung nur gestört werden. Diese Manöver und Einmischungen könnten, wenn sie nicht im Keim erstickt würden, den Streitfall nur verschärfen, dessen Bedeutung anscheinend, auch jetzt nicht in vollem Umfange gewürdigt Werve. Die italienische Regierung wolle in keiner Weise den Auftrag der Schiedsrichter gemäß dem Vertrag von 1928 einschränken; doch dürfe sich ihre Prüfung nicht auf die Grenzfragen beziehen. Keine Autorität könne der Souve- ränitätsausübung durch die italienische Regierung den ge ringsten Abbruch tun. Indem Italien das Schiedsverfahren angenommen habe, habe es bewiesen, daß es die von den beiden Regierungen übernommenen Verpflichtungen achten wolle. Ein Austausch von Bemerkungen zwischen dem italie nischen und dem abessinischen Vertreter ergab, daß nach Auf fassung beider Parteien die Schiedsrichter nicht die Grenze festzusetzen, aber doch auch diese Frage zu berücksichtigen haben. Der französische Außenminister Laval begrüßte die beiden Entschließungen, die in glücklicher Weise die Sorge jedes Staates um feine Souveränität und die Wahrung der wesentlichen Grundsätze des Völkerbundes berücksichtigten. Beide Regierungen hätten ihren Willen bekundet, eine güt liche Lösung zu finden. Man müsse ihnen Vertrauen ent gegenbringen und hoffen, daß dies« Aussprache nicht wieder eröffnet zu werden brauche. Der Völkerbundsrat habe fein« hohe Autorität wieder einmal in den Dienst des Friedens gestellt. Der englisch« Vertreter Ed«n zollte der Verständi gungsbereitschaft gleichfalls Anerkennung und erklärte, der Streitfall habe der britischen Regierung ernste Sorgen be reitet. Die Verantwortlichkeit liege nicht nur bei den beiden Parteien, sondern beim ganzen Völkerbundsrat, der jetzt die Aufgabe habe, di« Entwickelung der Angelegenheit aufmerk sam zu verfolgen. Litwinow betonte, daß der Völkerbund sein großes Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens in allen Teilen der Welt auch bei dieser Gelegenheit bewiesen habe. Im Namen der abessinischen Regierung sprach der Pa riser Gesandte Tecle Hawariate dem englschen und dem französischen Vertreter seinen Dank sür ihr« Bemühun- gen um eine rasche und friedliche Lösung aus. Die heuti gen Entschließungen stellten hoffentlich einen entscheidenden Schritt zur Wiederaufnahme freundschaftlicher Beziehungen zwischen Italien und Abessinien dar. Abessinien werde nichts unterlassen, um das Bertrauen zwischen den beiden Ländern zu stärken. Als letzter Redner erklärte Alois!, auch er wolle dan ken, wisse ober nicht, ob er mehr Dank auszusprechen als entgegenzunehmen habe. Hierauf wurden die genannten Entschließungen ange- nommen und hi? Sitzung gegen 2 Mr geschlossen. Stuf, 24. Mai. Nach einem Tag voll angestrengter Verhandlung«, über den italienisch-abessinischen Sire«, die dürch wiederholte Rückfragen in Rom fast stündlich in einen neuen Abschnitt eintraten, wurde gegen 23 Uhr im Völker- bundrhause mitgeleilt, daß die angekündlgte Nachtsihung de» Rate» stanfiuden «erde. Up» 23 Wr betraten Laval und Aloisi da» Völkerbunds hau», wo nach dem Eintreffen von Eden und Litwinow zu- nächst in engerem «resse eine abschließende Aursprache stakt- faM. Wie verlautet, ist in den späten Abendstunden eine nvüe Ankwort an» Rom elnäekroffen, die eine Verein barung auf der Grundlage ermöglichen soll, daß der Völker- bundvkat den Parteien zunächst eine angemessene Frist zur Durchführung de» Schiedsgerichtsverfahrens seht und sich die Parteien verpflichten/ in dieser Zeit nicht zum Kriege zu schreit«. Zwei EnWießungen des Vökkttbmldsrals. DNB. Genf, SV. Mai. In der Nachtsitzung des Völker- bundsratee legt« Litwinow dem Völkerbunderat zwei Ent- Meßungsentwürfe vor« Di« erste Entschließung acht da- ooy aÄ> daßMdkt italienische «'S. abesMische altf d«r Ratssitzung vom Januar 1SSS bereit erklärt haben, die w»gert des Zwischenfalles vom ö. Dezember 1SS4 entstan denen Streitigkeiten gemäß dem italienisch-abessinischen Ver tag von 1V28 tzu regeln. Nach Erschöpfung der direkten Verhandlungen auf diplomatischem Wege seien di« beiden Pamsien zur Ernennung ihrer Schiedsrichter M Sinn« dieses Vertrages geschritten, und sie seien bereit, diesen Schiedsrichtern auch die Regelung der inzwischen an der italienisch-abessinischen Grenze eingetretenen Zwischen- tille zu übertragen. Die italienische Regierung erhebe ent- prechend einem an sie gerichteten Wunsche keine Einwen- mngey hinsichttich der Staatsangehörigkeit d«r von der abes- Mischen Regierung bestimmten Schiedsrichter. Die beiden Regierungen seien sich darüber einig, den Zeitpunkt, an dem das Schlichtung!?- und Schiedsverfahren beendet sein soll, auf den 2V. August festzusehen. Demgemäß fordert der Rat den Generalsekretär des Völkerbundes auß in der Zwischenzeit den RätsMitgliedern all« Nachrichten, die ihm von den bei den Parteien, insbesondere über den Fortgang der Arbeiten der Schiedsrichter, zugehen, mitzuteilen. Zn der zweiten Entschließung erklärt der Rat, daß er den beiden Parteien alle Freiheit zur Lösung des Streitfalles gemäß Artikel 8 des italienisch abessinischen Vertrage» vom 2. August 1S28 läßt. Der Rat beschließt wieder zusammenzutreten, falls die vier Schieds richter sich bis zum 28. Juli nicht geeinigt und auch nicht über die Wahl eines fünften Schiedsrichters verständigt hät- WeltpolM. Unsere Frage an England. Der Lichtblick durch -en Wall -es Miß« trauens. Am Schluß der großen Unterhausdebatte, in der die englische Luftaufrüstung beschlossen wurde, in der aber auch — und das gab ihr eine gewisse historische Bedeutung — die erste offizielle Antwort auf die Rede Adolf Hitlers erfolgte, erklärt« der Abgeordnete der Labour Party, Sir Stassord Cripps: „Wenn Hitler es ernst meint, dann ist der gol den« Augenblick gekommen, auf den die englische Re gierung gewartet hat, die Gelegenheit, alle Dinge für die kol lektive Sicherheit zu tun, denen die englische Regierung Lip pendienst leistet ... Es ist eine Gelegenheit, die zu versäu men nach Ansicht der Arbeiterpartei ein Verbrechen wäre. Dies ist eine letzte Gelegenheit, um die größt« Tragödie, die Europa Heimsuchen könnte, zu verhüten." Streicht man von diesen Worten den dünnen Schimmel pazifistischer Ideo logie, so kann man in ihnen sehr wohl ein für die englische Auffassung gültiges Urteil erblicken. Herr Baldwin, wie auch die „Times" jetzt meint, Englands Premierminister in spe, sprach von einem Lichtblick; Sir Stassord Cripps von einem goldenen Augenblick. Beide meinten sie das selbe. Beide haben ihrem Optimismus aber auch einen Dämpfer aufgesetzt, den Cripps in die Worte kleidete „Wenn Hitler es ernst meint". „Ne.ws Chronicle" hat aus diese laut und im stillen gestellte Frage bereits eine Antwort er teilt, indem sie erklärte, was den Vorwurf der Unaufrichtig keit beträfe, so sei Hitlers Rede unumwunden gewesen. Ein Intrigant, dem es daran gelegen hätte, im Trüben zu fischen, würde eine ganz andere Sprache geführt haben. Es ist na türlich begreiflich, daß die englische Presse, die durchaus nicht immer der englischen öffentlichen Meinung gleichzusetzen ist, und auch ein Teil der englischen Politiker das Mißtrauen gegenüber dem ehrlichen Friedenswillen Deutschlands noch nicht verloren haben, das gerade vor der Rede des Führers und bei ihrer Ankündigung von gewissen interessierten Sei ten genährt und geschürt wurde. Niemand hat hier ein Wunder erwartet, am wenigsten wir Deutschen, die wir wis sen, daß es bei der Beurteilung der von England gegenüber dem europäischen Kontinent einzuschlagenden Politik inner halb maßgebender Kreise verschiedene Strömungen gibt. Der Umschwung der öffentlichen Meinung kann ja auch nie mals auf ein Wunder zurückgeführt werden, sondem allein auf das ehrliche Bemühen, Mißverständnisse zu zerstreuen und Aufklärung zu geben. Es muß seine Zeit währen und es bedurfte der Anstrengung aller Gutwilligen, um in den rings um Deutschland aufgerichteten Wall von Mißgunst und Mißtrauen eine Bresche zu schlagen, die groß genug wurde, um auch Herrn Baldwin die Möglichkeit zu geben, — nach seinen eigenen Worten — „Ausschau nach Licht zu halten". Im Banne -es Opportunismus. Die englische Presse verstünde ihr Handwerk schlecht, wenn sie an die Rede des Führers nicht Fragen und Ver mutungen knüpfte. Es gehört nun einmal zur Tugend bzw. Untugend der Presse, neugierig zu sein. Nur glauben wir, daß diese Tugend im Falle der Führerrede zu west ae- trieben ist. Die Rede selbst enthält bis ins einzelnste alles Wissenswerte. Aber da die englische Presse das Frage- und Antwortspiel nun einmal eröffnet hat, so wollen wir nicht müßig bleiben und unserseits die Engländer fragen, wie sie ihrerseits über Vorkommnisse und Entwicklungen urteilen. Wir sind uns dabei bewußt, daß sich die englische Politik weniger von bestimmten Grundsätzen als vielmehr von einem sehr realistischen Opportunismus leiten läßt. Harald Nieol- son hat diese Art englischer Politik in der Biographie seines Vaters, der von 1998 bis 1916 Unterstaatssekretär im Foreign Office war, folgendermaßen umschrieben: „Die Engländer wissen weder, wa sie tun, noch was sie tun wol len; dafür aber wissen sie genau, was sie nicht tun wollen und neigen dazu, sich an dieses Negativum zu klammern und es zu verkünden, statt die von einer positiven Politik erforderten Berechnungen vorzunehmen. Die Lücke zwischen unserer bewußten Erkenntnis von dem, was wir nicht tun wollen und der unbewußten Erkenntnis, daß wir es schließlich doch werden tun müssen, wird von den ausländi- schen Beobachtern unvermeidlich als Heuchelei oder noch Aergeres ausgelegt. Unsere Kritiker begehen den Irrtum, ein rein psychologisches Problem für «in ethisches zu halten. Doch können wir selbst nicht von dem intelligentesten und nachsichtigsten Ausländer verlangen, daß er unsere Behand lung dieser oder jener Frage nicht als den Höhepunkt des Opportunismus betrachtet". Geht man diesem Opportunis mus nach, der gewiß — was wir gar nicht bestreiten wol len — psychologischer Natur, aber trotzdem in kritischen La gen recht bedenklich ist, so kommt man unschwer zu der Fest-