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Sonntag, „Frechheiten eines kleinen Staate« Eine englische Warnung an Litauen. Ministerpräsident Görings Rückreise von Krakau. Besuch bei Außenminister Beck. Warschau, 20. Mai. Neber den Warschauer Aufenthalt von Ministerpräsident, General der Flieger, Göring, auf der Rückreise von Krakau nach Berlin meldet die polnische Tele graphenagentur: Der preußische Ministerpräsident. Göring Aierrtdlwg Göring—5aval. Alle Mischen Deutschland und Frank reich schwebenden Fragen besprachen. Krakau, 19. Mai. 2m Verlauf eines gemeinsamen Früh stück», da» sämtliche Delegationen nach der Trauerfeier für Marschall Pilsudskl gemeinsam einnahmen, wurde zwischen Ministerpräsident Göring und Minister Laval eine private Unterredung geführt, in der beiderseits mit großer Offenheit alle zwischen den beiden Völkern schwebenden Fragen erör tert wurden, ohne daß dabei auf Einzelheiten eingegangen wurde. Im unmittelbaren Anschluß an die Unterredung um 21,10 Uhr verließ der General mit seinem Adjutanten im Sonderzug Krakau, um sich nach Marschall zu begeben. Eine Kompagnie der Eisenbahnbrückenbau-Abteilung erwies die Ehrenbezeigungen. Kurz vor der Abreise unterhielt sich General Göring in seinem Salonwagen mit dem Divisions und Korpsgeneral von Krakau. Als der Zug den Bahnhof verließ, präsentierte die Ehrenkompagnie das Gewehr, wäh rend eine Kapelle die polnische Nationalhymne intonierte und das zahlreiche polnische Offizierskorps salutierte. Minister Laval seinerseits soll im unmittelbaren An schluß an die Unterredung französischen Journalisten erklärt haben, daß er eine sehr interessante Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Göring gehabt habe. Er, Laval, sei stets ein Freund der unmittelbaren Fühlungnahme und Aus sprache gewesen. Am Sonntag um 22,12 Uhr verließ General Göring mit seinen Begleitern im fahrplanmäßigen Berliner Schnellzug Warschau. Bis zur Grenze war dem Ministerpräsident der polnische Oberst Morawski zur Begleitung zugeteilt. Auf dem Warschauer Hauptbahnhof hatten sich zum Abschied der polnische Außenminister Oberst Beck mit seinem. Kabinetts chef eingefunden, ferner der Warschauer Wojwode Iorisze- wicz und an der Spitze einer Reihe polnischer Offiziere der Kommandeur des 1. Armeekorps General Januszkiewicz und dep Chef des Militärflugwesens General Rajsk. London, 19. Mai. In einem Leitartikel zum Kownoer Prozeß schreibt „Sunday Dispatch": Deutschland hat außerordentliche Ge duld und Rücksicht gegenüber Litauen an den Tag gelegt. Trotz schwerer Herausforderungen hat es Frieden gehalten. Zu einer Zeit, wo so viele Fragen im Zusammenhang mit der Verbesserung der internationalen Beziehungen zwischen den Großmächten eifrig erwogen werden, sind die Frech- hetten eines kleinen Staates, der sich selbst zu viel Wichtigkeit beimißt, unerträglich. Litauen war ein Schützling der siegreichen Alliierten, aber dieser Staat und andere Länder, wie zum Beispiel die Tschechoslowa kei, müssen einsehen, daß England keine Streitigkeiten mit Deutschland will. England darf sich nicht,durch Streitgelüste dieser kleinen Staaten in einen neuen Abschnitt der Störung der internationalen Beziehungen verwickeln lassen. Die kleinen Mächte und kleinen Staaten müssen sich daran er innern, daß sie ohne die Bemühungen der Großmächte nie mals zustande gekommen wären, und ohne ihren guten Willen können sie nicht am Leben bleiben. Wir müssen sie lehren, daß ihre Nachbarn keine Streitigkeiten mit Deutsch land und keine Schau st ellung der Eitelkeit und Rachsucht dulden können, die den Weltfrieden stören. Es ist die Pflicht unserer Regierung, diese Lehre sofort und energisch zu übermitteln. traf auf der Durchreise von Krakau nach Berlin am zu einem kurzen Aufenthalt in Warschau ein. Ministerpräsident Göring besichtigte die Sehenswürdig keiten der Stadt, und nahm dann an einem vom deutschen Botschafter von Moltke zu seinen Ehren veranstalteten Früh stück teil. Im Laufe des Nachmittags stattete der Minister präsident dem polnischen Außrnminister Beck einen Be such ab. Um 22 Uhr verließ Ministerpräsident Göring Warschau. Zu seinem Abschied hatten sich Außenminister Beck und andere Persönlichkeiten am Bahnhof eingefunden. M Mer res veMm Skllvtt del der Immer fllr MkWI WM. Zur gleichen Stunde, in der Marschall Pllsudskt In der Königsgrust der Wawelburg in Krakau zur ewigen Ruhe beigesetzk wurde, sand «m Ber liner HedwigSdom ein feier liches Requiem für den großen Token statt. Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler und die Mitglieder derRetcht- regierung wohnten dieser stillen Trauerstunde bei. Unser Bild zeigt den Führer und die Mit glieder des RetchSkadlnettt neben anderen zahlreichen hohen Persönlichkeiten im Berliner HedwigSbom. Scherl-Bildmaterndlenst. Loyalität gegenüber dem tschechoslowakischen Staat betont habe, die aber von völkischen Ideen beseelt sei, werde in da politische Leben der Tschechoslowakei eine große Unbekannte bringen. Die Agentur Südost weist in einer Prager Mel dung ebenfalls auf den bedeutenden Erfolg des völkischen Gedankens hin und unterstreicht die starken Verluste, die alle Splitterparteien der deutschen Minderheit zu verzeich nen haben. Adolf-Hitler-Drücke über de» Rhein. Bei Krefeld-Uerdlnaen wir» «ins Brück« über den Rhein a«ba«k, di« den Namen b«< Führer« trage« wirb. Di« Brück« wirb eine Gesamtlänge von 887 M«l«r haben Unser Bild zeigt bl« Brücke vom linken Rheinuf«r an« mit der MitkilSffnnng, deren Spannweik« vvn 25V M«t«r im freie« Borbas überbrückt wlrb. Scherl-Bilbmalernblenst. V« „Gnadenakt" von Koivno. Das Recht! Wo bleibt das Recht? Die Umwandlung der Todesstrafe in lebenslängliche Zuchthaushaft für die 4 Opfer des Kownoer Bluturtoils mag die Umwelt vielleicht als den Willen des litauischen Staats präsidenten deuten, die Dinge nicht mit Gewalt auf die Spitze zu treiben. Für uns und in erster Linie für die Memelländer ist dieser „Begnadigungsakt" alles andere denn eine Huldigung des Rechts. Tatsächlich bleiben die Memelländer nach wie vor die Feinde des Staates und des litauischen Volkes, als die man sie in dem Kownoer Urteil hingestellt hat. Ueber das der Wahrheit ins Gesicht schla gende Kownoer Urteil brauchen wir kein Wort mehr zu verlieren. Es existiert nach wie vor und damit bleibt das Bekenntnis der Litauer zur Ungerechtigkeit bestehen. Ge rade die Niederknüppelung des Rechts ist es, die uns und alle zivilisierten Nationen in höchste Erregung versetzt hat. Denn einwandfrei steht fest, daß die Memelländer, die man auf die Anklagebank geschleppt hatte, niemals auch nur einen Augenblick staatsfeindlich dachten, geschweige denn handelten. Das Recht stand vom Augenblick ihrer Verhaf tung an bis heute auf ihrer Seite, dieses Recht wurde durch das Kownoer Urteil in Ketten gelegt, die Ketten wurden später noch straffer angezogen. Allem das Recht ist es, das die Memelländer für sich forderten, nichts anderes, keine Strafmilderung, keine Umwandlung ihrer Strafen in an dere, keine Begnadigungen ober sonstige „großmütige" Handlungen. Ihr gutes Gewissen, ihre absolute Schuldlosig keit verbot ihnen auch, den Kniefall zu tun. Aufrecht blie ben die Memelländer, weil sie nichts verbrdchen und infolge dessen auch nichts abzubüßen haben. Wer den Kownoer Prozeß auch nur zehn Minuten hindurch aufmerksam ver folgt hat, der weiß, daß die kriegsgerichtliche "Handlung von ganz anderen Voraussetzungen als denen ausging, Verstöße gegen das Gesetz zu ahnden. Verstöße gab es nicht, das hat auch das gesamte einsichtige Ausland sofort erkannt, das Mit uns einig darin war, die Verhängung von Strafen gegen Unschuldige auf das schärfste zurückzüweisen. Aber die Front der rechtlich Denkenden ist bis heute den litauischen Rechtsbeugern gegenüber unterlegen geblieben, weil man in Litauen dasRecht vergewaltigt hat, um sich imÄustausch da für einem ^Rechtsempfinden" hinzugeben, das weder diese Bezeichnung verdient noch jemals bei irgendwelchen schwan kenden, launischen und krankhaft veranlagten Gestalten der Vergangenheit, die über Tod und Leben entscheiden durften, zu finden war.. - Beginn -er Genfer Ratstagung. E-ens Kemiihunaen um Erledigung -es itattenifch-avefstnrfchen Streit ¬ senf, 20. Mai. (Eig. Funkmeldg.) Der völkerbunds- rak krak Montag vormittag unter dem Vorsitz des sowjet russischen Außenkommissar» Litwinow» zu seiner SS. Tagung zusammen. Wle üblich, fand zunächst eine vertrauliche Kit zung zur Behandlung von Personalfragen statt. Kurz nach 11 llhr wnrde die öffentliche Sitzung eröffnet, auf deren Tagesordnung hauptsächlich Fragen administrativer Art stehen. Ueber den Stand der ilalienisch-abesstuischen Angelegen heit verlautet, daß Lordsiegelbewahrer Eden bereit» am Sonntag Besprechungen hatte, insbesondere mit dem spani schen Vertreter de Madriga, der möglicherweise als Berlcht- erstatler in Frage kommt. Heule sollen -lese Besprechungen mit Baron Alolsl und dem aus Pari» hier elngetrofsenen abessinischen Gesandten fortgesetzt werden. Rach Mitteilun gen aus englischen Kreisen hat man den Eindruck, daß Eden aus London keine bindenden Vorschriften für -le materielle Erledigung des Streitfalles mltgebracht hat, daß aber die englische Politik unter allen Umständen irgendein Verfahren in Gang bringen wird, das einer weiteren Verschärfung vor beugt. Es ist für sie eine Frage zweiten Banges, auf welche Fragen sich diese» Verfahren erstrecken wird, insbesondere, ob nur der Zwischenfall von llalual oder auch, wie es Abes sinien bekanntlich wünscht, da» Gesamtprobtem behandelt wer-ey soll. Reben der endgültigen Erledigung de» unga risch südslawischen Streitfalles wird heute eine Besprechung zwischen dem ungarischen Außenminister Sanya und dem südslawischen Vertreter Aokitsch stattflnden. Wie man hört, haben beide Parteien den Wunsch, eine neue Erörterung im Völkerbundsrat zu vermeiden und die noch ausstehenden Punkte sozusagen durch den Austausch von Schriftsätzen zu Nären, von denen der Völkerbundsrat lediglich Kenntnis nehmen würde. 2n die Verhandlungen über eine derartige Vergleichsformel spielen allerdings auch die großen politi schen Fragen de» Donauraumes hinein, indem die Kleine Entente ihre Haltung gegenüber Ungarn, die sie al» sehr versöhnlich betrachtet, von einem gewissen ungarischen Ent gegenkommen hinsichtlich de» Vonaupakte» abhängig machen will. Ueber die Danziger Frage hört man, daß sie frühesten» am Freitag zur Verhandlung kommen werde. Der Danziger Vertreter, Senatsrat Boettcher, der dem Dan ziger Staatspräsidenten vorausgefahren ist, hat in den letz ten Tagen eine Reihe vorbereitender Besprechungen im Völ- kerbundssekretarlat und mit den Mitarbeitern des englischen Berichterstatter» gehabt. Französische Stimmen zur Eröffnung -er ersten Ueichsanto-ahn. DNB. Pari», 20. Mai. (Eig. Funkm.) Die Pariser Blätter bringen mehr oder weniger ausführliche Berichte über die Einweihung der ersten Reichsautobahn Frankfurt am Main—Darmstadt durch den Führer und unterstreichen in diesen, Zusammenhang besonders die Ausführungen Dr. Goebbels, der darauf hingewiesen habe, daß Deutschland sich in großen friedlichen Arbeiten verewige. Die zahlreichen Reden, so schreibt der Berliner Sonderberichterstatter des „Echo de Paris", hätten außerdem mit auffallendem Nach druck auf den friedlichen Charakter der Arbeit hingewiesen. Oberst Lawrence gestorben. DNB. London, 19. Mai. Oberst Lawrence, der am Montagvormlttag in der Grafschaft Dorset mit seinem Kraft rad verunglückte und seitdem bewußtlos im Militärhospital lag, ist am Sonntagvormittag kurz nach 8 Uhr gestorben. Der durch sein abenteuerliches Leben bekanntgewordene Oberst Lawrence führte zuletzt den Namen E. T. Shaw und tat bis vor kurzem als gemeiner Soldat in der britischen Luftstreitmacht Dienst. Während -es Weltkrieges wurde er al« Führer der aufständischen Araber bekannt. Bei den afghanischen Wirren spielte er ein« unaufgeklärte Rolle. U V ! ! W U LV Hz H L L H I Li i . W iD'W r U I