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Nr. ISS. 1 -ella-t zum Mrrr Tageblatt. S. ^ult. 1-13. kimtl. Bekanntmachungen. VI, amlttch,« «»kannlmochuna, n>«rd,n. on»Il n IN» Ich, »IN d«i> »,»»«»,« un» tttttbar ,u,,ll,M n„.,n, d,n Nml.dlLm n Lößnitz. Die von der land» und forstwirtschaftlich,n Beeuf»« genossenschaft angelegte Heberolle mit Unternehmerverzeich- ni» und Aenderung»liste für den hiesigen Bezirk auf da» Jahr 1912 liegt während zweier Wochen »om 7. d». I». ab zur Einsichtnahme fü/die Beteiligten hier au». - Der auf 6,89 Pfennig für jede beitragspflichtig« Steuer einheit bestimmte Beitrag ist zur Vermeidung der Zwangs« bettreibung bi» 29. Juli 191» an die mit Einziehung beauf tragte Schutzmannschaft abzustihren, auch im Falle Ein spruchs, der direkt an die Geschäftsstelle der Genossenschaft in Dresdens., Wiener Platz I, zu richten wäre. Lötznttz, am 8. Juli 1913. Der Rat der Stadt. Nieäerschlema. Der Auszug au» dem Unternehmer - Verzeichnt» der land, und forstwirtschaftlichen Berüfsgenossenschaft liegt vom 8. Juli bi» mit 19. Juli 191» während der üblichen Ge schäftsstunden im Rathaus au». Der Beitrag für das Jahr 1912 ist auf 6,60 Pf. für die Einheit festgesetzt worden. Ein sprüche gegen die Beitragsberechnung sind binnen einer Frist von zwei Wochen nach der Auslegung zu erheben. Niederschlema, den 8. Juli 1913. Der Gemwindeoorstand. Am 30. Juni hat der au» dem Amte scheidende Pfarrer Mülle» den Vorsitz in den beiden unterzeichneten Kirchenvorständen niedcrgelegt. Dankbar erinnern wir un» alles dessen, was er in den siebzehn Jahren seines Amtierens geschahen, wi< er unermüdlich war im Werben und Bitten, im Wirken uno Bauen für das alte wie für da» neue Gotteshaus, für d.e Gemeindediakonte wie für die Armen und Kranken, und wie er die Gemeinden mit packendem Wort, mit straffer Hand und doch warmem Herzen geleitet hat, da» soll unter un» unvergessen sein. Möge unserem verehrten Pfarrer, der aus Gesundheitsrücksichten so früh sein Amt aufgeben mutzte, «in langer, freundlicher Lebensabend beschieden sein! Die Kirchenvorstände von Ober- und Riederschlem». Lauter. Nachdem die straßenweise Nummerierung der bewohn- ten Grundstücke durchgeführt ist und die Nummerschildrr an geschlagen worden sind, wird die hiesige Einwohnerschaft ge beten, sich dieser Bezeichnung der Häuser von jetzt ab aus- schließlich bedienen zu wollen. Die für Beschaffung und Anbringung der Nummerschil der Lurch Polizeiverordnung vom 27. Februar«1913 festge setzte Gebühr von 7b Pf. für ein Schild wird in den nächsten Tagen durch die Schutzmannschaft etngezogen werden. Lauter, am 1. Juli 1913. Der Gemckndevoristand. «Moria Luis,, di« betd» sich al» äußerst glücklicher Luftschiff- typ erwiesen haben, Immerhin sind doch einig» nicht un wichtige Linderungen festzustellen. Die Viktoria Luis« Lat betspiel,weise «in» Läng« von rund 109 Meiern, die Sachsen Lei einem Durchmesser von 14,9 Metern eine solche von 142 Meter. Der Raumtnhalt der Sachsen beträgt dagegen 19799 Kubikmeter, verteilt auf 16 Gaszellen, der der Viktoria Lütke aber nur etwa 19 999 Kubikmeter. Da raus ergibt sich, daß die Sachsen etwa» stumpfer gebaut ist al» ihre Schwester. Weiter wird di« Sachsen von sech zehn Gaszellen getragen, die je in einem Glied de» Luft- schiffkörper, zwischen je zwei Querringen de» Aluminumge- rüste» eingebettet liegen, während die Viktoria Luise über achtzehn Gaszellen verfügt. Die drei Motor« der Sachsen find 188 PS stark. Einer befindet sich in der vorderen Gon del. Er treibt ein paar zweiflügelige Luftschrauben. Die blden Motoren in der Hinteren Gondel bewegen je eine vier flügelig« Luftschraube. Bon der vorderen Maschinengondel wird das Luftschiff gelenkt. Sie enthält alle Steuerräder, Ballast, und Ventilzüge. Die Maschinen der Sachsen ent wickeln eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometer in der Stunde. Das Luftschiff Sachsen. Das Luftschiff Sachsen, das morgen, am Sonntage, un sere Stadt Aue und viele andere Ort« des oberen Erzgebirges besuchen soll, ist das siebzehnte Zeppelin-Luft- schiff und gwitz der stolzeste und schönste Luftkreuzer, der die Hallen der Zeppeltn-Luftschiffwerft am Bodensee verlas sen hat. In ihm ist die Fülle der Erfahrungen vereint, die seit dem Jahre 1900, in dem Gras Zeppelin die ersten Ver suche unternahm, bis hinauf zur Hansa und zum ersten deut- scheu Marine-Luftschiff I-1 gemacht worden sind. Die Sach- sen ist bezüglich ihrer Gestalt, Konstruktion und maschinel len Anlagen ein Schwester schiff der Hansa und der Zur Führung des Luftschiffes sind acht Lis neun Per sonen erforderlich. Der Führer, zwei Steuerleute, «in oder zwei Monteure befinden sich in der vorderen Gondel, ein Fabrtkingenieur, zwei oder drei Monteure in der Hinteren Gondel. Die beiden Maschinengondeln sind durch einen lan gen Laufsteg verbunden. In diesem eingebettet befindet sich die Passagi« rkabine. Sie ähnelt dem Speisewagen eine» O-Zuges, ist aber geräumiger. Die Kabine der Sach sen ist sehr elegant und komfortabel. Die innere Ausstat tung ist von Professor Pankok entworfen. Alle Metalltetle sind innen mit Leder überzogen, der Fußboden mit einem Teppich Lelegt. Ein Toilettenraum mit fließendem Wasser am Hinteren Ende der Kabine bietet alle Bequemlichkeiten besonder» Lei langen Fahrten. Tine Station für drahtloseTelegraphieistanBord: bet jeder Fahrt ist sie in Betrieb. Di« Passagierkabin« der Sachsen bietet Raum für 28 Personen — mehr al» di« bisher erbauten Passagierluftfihiffe. Nicht auf allen Fahrten können die Plätze voll besetzt werden. Wieviel Fahrgäste mitgenommen werden können, hängt von der Länge und Art der Fahrt ab. An den Fahrten der Sachsen am 6. Juli von und nach Leipzig z. D. können nur je 18 Fahrgäste teilnchmen, bei der Rundfahrt über Au« wegen der dabei erforderlichen vie len Höhenoeränderungen nach dem Ergebnis der von Dir. Eckener von der Delag in Zwickau an Ort und Stelle vor. genommenen Prüfungen und Berechnungen nur 12 Per- sonen. Dr. Eckener, der erfahrene und rühmlichst be- kannte Führer verschiedener Zeppeltnluftschiff«, wird übri gens die Sachsen Lei ihrer Auer Fahrt selber steuern. Die Sitze in der Passagierkäbine sind sähr bequeme leichte Korb möbel. Große Klappfenster gewähren einen ungehinderten Ausblick nach allen Seiten. Was eine solche sZeppelinfahrt über Dörfer, Städte, Schlösser, Berge, Wald und See und Auen für den Naturfreund bedeutet, ist in Worten schwer zu schildern. Die Sachsen kann trotz ihrer Jugend bereit» auf eine ganze Reihe erfolgreicher Fahrten zurückblicken. In einem Zeitraum von kaum vier Wochen führte sie etwa vier zig Fahrten aus. Am 3. Mat dieses Jahres wurde sie erst in Dienst gestellt, und schon am folgenden Tage flog der Kreuzer in schneller Fahrt von Friedrichshafen nach Augs- bürg und zurück nach Friedrichshafen. Am 9. Juni legte das Luftschiff in Rekordzeit die gewaltige Strecke Baden- Oos bis Wien unter persönlicher Führung des Grafen Zeppelin zurück, um bereits am 10. Juni nach dem Boden see zurückzukehren. In der Nacht vom 17. zum 18. Juni flog dann die Sachsen von BadenOo» nach Hamburg und von da au» am 22. Juni nach Leipzig weiter, wo sie fast jeden Tag Passagierfahrten unternimmt. Manch einsamer Wanderer wird sich mittlerweile nachts über die seltsamen riesigen Lichter am Himmel wundern: denn di« Sachsen trägt als erstes Zeppeltnluftschiff, um jederzeit von der Erde aus gesichtet zu werden, elektrische Positionslater nen, am Backbord ein rotes Licht, am Steuerbord ein grü ne» und hinten ein Schlußlicht. Stolz darf jeder Deutsche sein, daß Graf Zeppelin der unsere ist. Stolz dürfen wir sein, daß kein Land der Erde ein gleich zuverlässige» und überdies technisch und ästhetisch so schönes Luftfahrzeug besitzt wie da» Zeppeltnschiff. Des halb ist es auch für jeden einzelnen Deutschen von hoher Be- deutung, wenn ihm der Anblick «ine» solchen Luftfahrzeuge» geboten wird. Ein solcher Luftriese aus der Fahrt in den Lüften bietet ein unvergleichliche» Schauspiel, eine unver geßliche Erinnerung. Rus äem Rönigreich Sachsen. Tagung de» königlich-skchsche« Mlititrveretnebunde» 1« Dresden. Der König!. Sächs. Milttärvereinsbund trat gestern nachmittag anläßlich seiner 40. ordentlichen Bundesversamm lung, mit der die Feier des 40jährigen Bestehens verbunden ist, zu seiner öffentlichen geschäftlichen Sitzung im großen Saale des Gewerbehaufes in Dresden zusammen. Der Ver sammlung wohnten Vertreter des Kyffhäuserbundes, des Deutschen Kriegerbundes, des Preußischen Landeskrieger verbandes, des Bayerischen Veteranen- und Kriegerbundes, des Badischen Militärvereinsbundes und des Landesverban des der Militärvereine im Großherzogtum Hessen bei. Der Präsident Oberjustizrat Windisch eröffnete die 40. Haupt versammlung mit einer Begrüßung der Ehrengäste und der Bezirksvorstände. Eine ausgedehnte Debatte entspann sich u. a. über einen Antrag des Präsidiums über die Reform der B u nd e ssteu e r, über die der Präsident Oberjustizrat Windisch ausführlich referierte. Nach den Anträgen des Präsidiums soll von jetzt an jedes Bundesmitglied eine Bundessteuer von monatlich 8 Pfg. entrichten, di» zur Unter- D. Är U H<-be z»m Vaterland stirbt nie in einer edlen Brust; alle Bitterkeit und aller Groll gegen da» Vater land ist nur Bitterkeit und Groll der liebe. G. 2 »na». -KM Line Lüge. Roman von Ludwig Rohmann. (7 Fu >' " .) , UnbedingtI E» kann ihr doch Bessere» gar nicht gesche hen und ich bin ruhig tn der Gewltzheit, daß Inge wenig sten» geborgen ist und, so hoffe ich, am Herzen einer teilneh. menden Freundin neue Kraft für» Loben sammeln kann. Aber auch um Ihretwillen freue ich mich der freundlichen Wendung in all den erschütternden Fügungen, di, un, in Trauer und Verzagtheit gestürzt haben. Dieser Herr Berg hat sich tn seinem Telegramm Ihnen beiden mit Rat und Tat zur Verfügung gestellt. Daß da, mehr al» «ine gefällige Redensart ist, da» beweist mir dieser Brief. Dieser Mann kann helfen, und datz er auch helfen will, da» dürfen wir nun nicht mehr anzwetfeln. Horst wandte sich ab und nahm die Wanderung durch das Zimmer wieder auf. Ich brauche kein, Hilfe, sagt« er kurz. Nun, da» mag sein, entgegnete Mander» ruhig, obschon ich nicht recht begreif», wie St« sich di« Errichtung einer Pra xi» ohne Mittel, da» beißt also doch ohne Hilf« denken. Aber immerhin: Ihr, Studien find doch abgeschlossen, Ihr Bruder aber steht im vierten Semester: er vvaucht Hilfe auf jeden Fall — einerlei, ob er seine Studien fortscht oder unmit telbar tn einen praktischen Beruf Eintritt. Er wandt« sich awPaul direkt. Oder tragen auch Sie Bedenken, di« gedo- ten« Hilfe anzunehmen? ' Paul sah flüchtig zu dem ruhelos auf und ab wandern- den Horst hinüber. Gott, meinte er achselzuckend, eigentlich hab« ich das Telegramm gar nicht so aufgefaßt, daß damit wirklich trgesid «in ernsthafte» Angebot gemacht werden sollte. Wer wenn ich'» mir nun überlege, dann mutz ich doch sagen, Latz Ihre Auffassung manche» für sich hat, und da muß ich denn aller- dtnga gestehen: Wenn dieser Mann wirklich unserem Vater ein Freund war, dann sehe ich nicht ein, weshalb wir Söhne un» weigern sollten, seine Hilfe anzunehmen, schließlich las sen wir uns doch nicht» schenken. Ein Darlehen aber, das mir auf die Beine helfen kann, nehme ich von einem Freund wirklich lieber als von einem Wucherer. Horst blieb vor Paul stehen. Du bist beneidenswert praktisch, mein Lieber, sagte er langsam, und eine leise Bitterkeit klang au» seinen Worten. Ich fange an, zu begreifen, datz wir un» um dich nicht allzu viel Sorge zu machen brauchen und datz deine Ellenbogen- energie dir schon durchhelfen wird. Dann nahm er di« ruhelose Wanderung wieder auf. - Wer nun da» Telegramm und den Brief, fuhr er fort. Ich glaube ganz offen, datz st« Leid« zusammen einen sehr viel besseren Eindruck machen, al» da» Telegramm allein und ich Lin heute weniger noch al» gestern geneigt, den Na men «erg ernsthaft mit der Katastrophe in VeiLindung zu bringen. Aber ich mein» doch auch, datz wir un» nicht gar zu willig durch die LtHen»würdigkeit der Leut, besiegen lassen sollten. Unser« Gefühl« allein legten gestern dem Telegramm «in« besondere Bedeutung bei: unser Gefühl ist'» auch allein, da» heut, den Eindruck von gestern aufheben möchte — und da» eben ist bedenklich. Di« Möglichkeiten, dl« gchern vorhanden waren, bestehen doch auch hmtte noch un- verändert fort und damit wird un» «tn« höflich, Zurückhal tung wenigsten» so lange zur Pflicht gemacht, al» unser Ge fühl nicht durch wirklich« Beweis« gestützt wird, vor allem ab«, dürfen wir un» den Weg nicht durch Wohltat-n ver- Lauen lassen. , Inge hatte mit lebhaftem Staunen »ugehört. Aber, mein Gott, sagte sie nun ängstlich, was sind das alle» für Andeutungen? Was habt Ihr denn befürchtet? Und was sollt« denn dieser Herr Berg bei unserem Unglück verschuldet haben? Sie sah fragend von dem einen zum anderen, und als sie keine Antwort erhielt, trat sie Horst tn den Weg. Horst, bat sie, sage mir, was das ist. Ich bin doch kein Kind mehr. —> Horst nahm ihre Hände in die Seinen und er sah ihr innig in die Augen. Nein, meine arm« Inge, da» List du nicht mehr. Wärst du'» Lis vorgestern noch gewesen — was du gestern schreck licher noch al» wir erleben mutztest, da» hätte dich für'» Leben reifen und allen Zauber der «Kindheit von dir neh men müssen. Aber was du wissen möchtest, kann ich dir doch nicht sagen. Wir vermuten, datz der Tod unsere» Vater» durch besondere Umstände, vielleicht durch «ine unerhört« Treulosigkeit ein«» Freunde» unmittelbar veranlaßt wor-. den ist. Wer da, vermuten wir nur; wir haben keine An haltspunkt, und vor allem sind wir gang im Unklaren da- rüber, wer etwa dieser Freund gewesen fein könnt«. Inge war blaß geworden. Mein Gott, stammelt« sie, und nun vermutet ihr, Herr Berg — ? Horst zuckt« di« Achseln. Er ist vorerst der einzige, der sich al» intimen Freund de» Vater- zu erkennen gegeben hat. Wer ich meine, wir sollten die weiter« Besprechung all dieser Ding« auf rin paar Tage verschieben, vielleicht hat sich dann schon einige» gr- klärt — vielleicht geben Papa» Bücher und Aufzeichnungen Aufschlüsse, di* dann all« Ungewißheit beseitigen können. Sicherlich aber gibt «» jetzt Näherltegende» zu -«sprechen und zu tun. Frau Mander» trat ein und damit «ar da» Gespräch abg«schnitt»n. Am Nachmittag kam die Nachricht, datz die Leiche zur Beerdigung freigegeben sei, und nun konnte auch Mander» den Söknen nicht mehr widerstehen, die an de» Vater, Lei ch« geführt sein wollten.