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/ Sonnabend, 11. September 1S»S Veit IM 3800 »Uiili «mm»! Nr. 211. Vierter Jahrgang und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. »-»« Der Deutsche Kaiser spendete zur Hilfeleistung für die durch Ueberschweinmung verheerte mexikanische Stadt Monterey eine Gade vvn luOOl) Mark. Mutmatzlliche Witterung am 12. September: Nord- Zvinb, molkig, kälter kein erheblicher Niederschlag. "WL Das Luftschiff Zeppelin III hat heute früh 4 Uhr vOMiu. die Reise nach Frankfurt a. M. augetrcleu. Die Belastung des Ncichshaushaltetats ILIO aus dem Reichsfinalabschluß IL08 beträgt 226 Millionen Mark. Druck und Verla« Alurr vk«»-». yerl,«,.«<«>>,»«» m. b B. in Aue >. Erzqeb. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag, von Uhr. — Telegramm.Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher «. Für unverlangt eingesandte Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Diese Nummer umfußt tO Seiten. Außerdem liegt das achtseitige Illustrierte Sonntagsblatt bei. Verantwortlicher Redakteur: run Krndoltl. Für di« Inserate verantwortlich: Walter sirm». Reibe in Aue i. Erzgeb. len Richter sein. Da mir «beide als Schwadronskameraden im mer in einem Ort liegen, wird es Ihnen ja keine Mühe machen, meinen Sieg zu konstatieren." Diese Mette erregte allgemeine Freude, so daß man sich zu einem neuen Bowlcnaufguß entschloß und erst in später Nacht stunde auseinanderging. Am Mittag des nächsten Tages lag die Ulanenschwadron im Dors Grünfelde einquartiert. Der Ritt meister hatte beim Pfarrer Quartier genommen, die beiden Leutnants, Schmettwitz und Dochow, lagen etwas außerhalb des Ortes in der Oberförstcrei; dort fanden sich auch in der Kaffee stunde der Fahnenjunker Gras Rotz und der Einjährige Winkel mann ein-. Denn ihre militärische Spürnase hatte bald ent deckt, daß der Oberförster Bater von drei reizenden Töchtern zwiseben sechzehn und zwanzig war. Sie hietzen Alwine, Thus nelda und Gerda wurden aber der Kürze halber Alchen, Trullchen und Erillchen genannt. Diese drei waren entzückende Kinder, aber so scheu wie ei» junges Reh: erst gegen Abend, als sich her ausgestellt hatte, datz die Ulanen keine Menschenfresser sind, wur den sie umgänglicher, und als Baron Dochow die drei Trompeter der Schwadron bestellte, und mit Hilfe einer vom Dorfkantor geliehenen Geige, eines ziemlich verstimmten Klaviers und einer Trompete zum Tanz auffpielen ließ, da erwachte in ihnen das Weib: Sie tanzten mit wahrem Feuereifer auf dem hübschen Kiesplatz hinter dem Hause, bis die Sonne sank. „Donnerwet ter, ich habe zehn Pfund abgenommen," ächzte der dicke Herr von Schmettwitz, der unzählige Male im Walzertakt den Platz durchmessen hatte, „jetzt was anderes, meine Herrschaften! Et was, wobei man stillsitzen kann!" „Einverstanden," sagte Baron Dochow, „ich schlage vor: Pfänderspiel!" Die Mädchen kicherten, der Fähnrich und der Einjährige rie fen: Famos, famos! und der alte Oberförster schmunzelte, dicke Rauchwolken in den rosigen Abendhimmel paffend. Das Spiel dauvrte geraume Zeit und dann ging es an das Auslösen der Pfänder. Einem jeden Pfandgober wurde eine lustige Strafe zudiktiert: der dicke Oberleutnant mußte einen indianischen Kriegstanz solo aufführen, der Fähnrich einen Purzelbaum schla gen, der Einjährige ein Gedicht deklamieren: dann kamen die Mädchen an die Reihe. „Meine Damen, es ist alter Brauch, daß das schöne Geschlecht seine Pfänder in «ganz bestimmter Weitz' zeugen heben hervor, wie überaus herzlich jetzt der Verkehr zwi schen dem deutschen Kaiser und dem österreichischen Thronfolger sich der Außenwelt zeigt. Einen kleinen Mißton in dem Mährischen Kaisrrbesuch Hut der kühle Empfang gebracht, der dem Kaiser in den stockslao, - schen Orte Eroßmeseritsch zuteil geworden ist, wo ja d e r Bürgermeister sichweigerte, dem Kaiser mit einer deur- sche» Ansprache zu begrüßen, während die Aufnahme des Mo narchen in dem deutschfühlenden Jglau ost e n t a t. v h c r z l i ch mar. In diesem Vorfall spiegeln sich getreulichdie innerpoliti- ' schen Verhältnisse Oesterreichs wieder, wie sie sich augenblicklich darstellen. Der alte Nationalitäten st reit, namentlich der zwischen Deutschen uüo Tschechen, ist wieder hell entflammt und je weniger es gelingt, die Gemüten zu besänftigen, um so Mrfer toben sie. Namentlich, herrscht jetzt in N i e d e r ö st e r - reich die größte Erregung, da die Tschechen es unternehmen, in dieses rein deutsche Gebiet einzufallen, dort große Demon strationen zu veranstalten und alle Anstrengunyen machen, festen Fuß zu fassen, um auch dort schließlich zu dominieren. In Wien ist es daher schon mehrfach zu scharfen Zusammenstößen gekom men und wenn auch die Ausschreitungen der Deutschen nicht zu verteidigen sind, so ist es immerhin begreiflich, datz unter der deutschen Bevölkerung Helle Wut gegen die tschechischen Ein dringlinge Platz greift. Diese Erregung dürfte begreiflicherweise dem Einigungswerke, das Ministerpräsident Bienerth jetzt anstrebt, um das Parlament wieder aktionsfähig zu machen, kaum dienlich sein, wie denn auch die bisherigen Bemühungen durch aus vergeblich gewesen sind. Auch in England hat man seine Sorgen und wenn man keine hat, macht man sich welche. Anstatt dem in Ostasien sich vorbereitenden Umschwünge durch die intime Annäherung des englischen Verbündeten, Japan an China, die jetzt durch einen förmlichen Vertrag ihren Ausdruck gefunden hat, größere Beachtung zu schenken, erörtert man allen Ernstes die Frage, ob nicht der durch den Forscher Cook angeblich entdeckte Nordpol als englisches Gebiet zu betrachten sei, indem man sich dabei auf uralte Abmachungen stützen -will. Darauf einzugehen ist überflüssig. Sonst hat die abgelaufene Woche in der Auslands politik nichts neues gebracht. In Marokko tobt noch immer der Kriegsgott, in der Türkei ist Ruhe eingetreten und der entthronte Schah von Persien -hat sich nach Rußland begeben. Was die nächste Woche bringen wird, steht in den Sternen geschrieben Politische WocheuschM. .S Im Süden Deutschlands haben nunmehr die Kaiser- Manöver ihren Anfang genommen und es mag paradox klin gen, wenn man sagt, daß diese kriegerische Uebung auch be gleitet wird, von einem eminent friedlichen und politi schen Zweck. Dem Kaiser ist durch sie Gelegenheit gegeben, mit den betreffenden Landesgegenden und deren Vertretern in nähere Berührung zu kommen, und die Zusammenziehung von Truppen verschiedener Armeekorps, namentlich solcher verschie dener Bundesstaaten trägt, wenn auch zu Zwecken der militäri- Ausbildung unternommen, gleichfalls dazu bei, die einzelnen 'deutschen Volksstämme in gewisser Hinsicht einander näher zu bringen. Die diesjährigen Kaisermanöver sind darum nach be sonders interessant, als an ihnen die gesamte bayerische Ar mee teilnimmt, obwohl sie dem Reservatrechte gemäß, nur in Kriegszeiten dem Kaiser untersteht. Man kann hierin einen erfreulichen Beweis dafür erblicken, wie die bayerische Regierung bemüht ist, trotz aller Vorrechte dem Gefühl der deutschen Einheit Ausdruck zu geben, ein Zug, der un zweifelhaft hoch zu bewerten ist, und zeigt, wie der einst so große Partikularismus mehr und mehr im Schwinden begriffen ist, Beim Einzuge in Stuttgart fand übrigens der Kaiser Gelegen heit, wieder einmal die Friedenliebe des deutschen Reiches zu betonen und hervorzuheben, wie gerade das Bürgertum dank dieser Periode des Friedens so große Erfolge hat erzielen kön nen. Im übrigen verfehlte der Monarch auch nicht in seiner An rede auf die Begrüßungsansprache des Stuttgarter Oberbürger meisters die Einigkeit der deutschen Stämme zu un terstreichen, was wohl mit Rücksicht auf den Aufenthalt in Süd deutschland geschah uni) vielleicht auch als avis au lecteur für gewisse Leute im Ausland beabsichtigt war. Politischen Hintergrund hatte auch die Teilnahme desdcut - schen Kaisers an den großen österreichischen Manö ver n in Mähren, die zwischenn die süddeutschen Manöver ein geschoben worden war. Die Einladung an dem deutschen Kaiser sollte wohl erneut den Dank für die tatkräftige Unterstützung darstellen, welche die Donaumonarchie in den Balkan-wir ren durch Deutschland erfahren hat und wiederum der Welt zeigen, wie innig die beiderseitigen Beziehungen sind: wird doch überdies der österreichische Thronfolger den deutschen Kaisermanövern beiwohnen, wie dies bereits im Vorjahr der Fall war. Män hatte früher geglaubt, daß der Thronfolger von dem festen Bündnis mit Deutschland nicht all zuentzückt sei und datz später zwischen Wien und Berlin eine etwas kühlere Stimmung herrschen würde. Nun gilt aber der energische Thronfolger als der Hauptinspektor der österreichischen Balkanpolitik und wenn er wirklich früher der deutschen Politik und derem Träger nicht so sympathisch gegenüber gestanden haben mag, so mutz sich diese Stimmung nach der tatkräftigen Se kundantenleistung gründlich gewandelt haben, kenn alle Augen- Das Wichtigste vom Tage. Die Wahlen zur zweiten Kammer des sächsischen Landtages sind auf Donnerstag, den 21. Oktober, festgesetzt worden. auslöst," sagte Baron Dochow. „Ich berufe mich auf Ihren Papa — wie, Herr Oberförster?" „Natürlich, Mädels," lachte der Forstmann, „nun mal hübsch still gehalten — einen Kuß in Ehren kann niemand verwehren!" Alchen, Trullchen, Etlichen protestierten lachend und wollten hinter die Stachelbeersträucher flüchten, aber Dochow war schneller, und als Alchen sich eingeholt sich, fügte sie sich ins Unvermeidliche. „Das war Nummer ein," sagte der Baron, als er spät abends mit dem Kameraden zur Ruhe ging, „morgen worden wir weiter sehen!" „Dies war auch zu leicht," knurrte der dicke Oberleutnant. „Na — die ande ren beiden Proben werden Sie wohl schuldig bleiben!" — Es schien beinahe so, -als ob er Recht behalten solle, denn Töffelberg, das Quartier des nächsten Tages, war ein ganz kleines armes Dorf ohne Kirche, und daher auch ohne die Hono ratioren Pastor und Künstler.,, Die Offiziere lagen elend in schlecht gehaltenen Bauernstuben und näherten sich von Kon serven, die für solche Fälle mitgenommen werden. Desto woh- ler fühlten sich die Mannschaften, und Christian, der Bursche des Baron v. Dochow strahlte über sein ganzes breites Gesicht. Er war hier in seiner Sphäre und schäkerte mit den beiden Töchtern des Bauern, denen er hinter der Scheune beim Einbringen des Getreides half. Besonders Mine, die Aeltere, erregte sein Wohl gefallen, wiewohl Karline, die Jüngere, eigentlich die Hüb schere war. Mit den gesunden Farben, das blonde Haar in dicken Zöpfen um den Hinterkopf gesteckt, konnte sie für das Ur bild eines frischen, deutschen Landmädchens gelten, das auch vor den Augen des kritischen Städters mit Ehren besteht. Sie war es, die in später Abendstunde in das Zimmer trat, wo Dochow und Schmettwitz, eine Zigarre rauchend, im Dunkeln saßen: denn zu dem Luxus einer Lampe hatte man sich in diesem Hause noch nicht aufgeschwungenn. Karline kam, um die Betten zu machen und Wasser zu bringen. Sie steckte zuerst den Kopf ins Zimmer und rief: „Bist du drin, Krischan? Wo sind deine Leut nants?" „Im Wirtshaus!" rief Dochow, „komm rein, Kinntng, ich bin allein. Was krieg' ich denn fürs Strohbinden?" „Red kein dumm Zeug, Mutter kommt gleich!" erwiderte sie, aber der Protest war so matt, daß Dochow mit Recht das Gegenteil Her aushörte. „Einen Kutz, Karline, dann war die Arbeit doch nicht umsonst!" „Dann aber schnell - so — und nun geh' weg, Kn- Die Wette. Humoreske von R. v. Rawitz. Nachdruck verboten. Die Abendsonne blickte durch die Wipfel der Linden des Kasinogartens und warf oinen breiten Lichtstreif auch auf die von Weinlaub umrankte Veranda des Kasinos, auf der ein hal bes Dutzend Ulanenleutnants einer Erdbeerbowle wacker zu sprach. Die Herren -hatten es sich bequem gemacht: di« Zigarre schief im Mundwinkel, saßeu -sie in den Strohsesseln und plau derten von dem Manöver, das morgen seinen Anfang nehmen sollte. „Ja, Kinder," sagte ein dicker Oberleutnant mit leichtem Seufzer, „ja, Kinder die Zeit der Unruhe ist wieder mal ran! Aus dein Koffer lvben, das ist so ziemlich das Greulichste, was einem Gentleman passieren kann. Man kommt sich wie ein Student vor, der auch nur mit Stiefelknecht und Zahnbürste be waffnet, von einer Alma mater zur anderen pilgert. „Aber Slbmettwitz, wie Sie nur reden!" warf ein schlanker, hübscher Leutnant ein, „das Manöver ist überhaupt das Schönste am ganzen Jahr!" „Unfug, Unfug, Barönchen! Was soll denn daran schön sein?" „Alles, Schmettwitz, die Natur, die Quar tiere, die guten We-ine der Quartierwirte, die hübschen Mäd chen — die vor allem!" „Das ist gerade was! Hübsche Mädchen gibt es ja gar nicht!" Nanu! Zwölfe aufs Dutzend! Gott — Ulanen! Existiert etwas Lieblicheres, als ein Mädchenmund, etwas Süßeres, als ein Küßchen?" „Barönchen .Sie sprechen wie ein Don Juan, sind aber doch ein ganz zahmer Kerl. Ich wette, Sie haben noch nie einen Kutz bekommen!" „Ohoh — Schmett- wih! Sie unterschätzen mich sehr! Mädels flattern vinfach wie die Mücken ums Licht um schicksten Leutnant des Regiments!" „Das sollen sie wohl sein?" „Selbstredend! Und wenn Sio's nicht glauben, proponiere ich eine Wette dahin: In den ersten drei Quartieren, in die wir kommen, soll mir die Tochter des Hauses einen Kuß geben!" Halt' ich, halt' ich!" schrie der dicke Schmettwitz. „Ordnanz Las Wettbuch — wird sofort schriftlich fixiert: In den drei ersten Quartieren — die Tochter des Hauses — brillant! Und fünf Pullen Champagner, wie?" „Zehn'" antwortete Baron Dochow siegesgewiß — „und Sie selbst sol Jrifolge der Triole-Asfärc hat Wilhelm Sch a ck sein Reichs tags Mandat nnd den Vorsitz des Deutsch nationalen H au d lu u g S g e h ilfen-Verbau des niedcrgelegt. Morgan erbot sich in einem Telegramm an Tr. Cook, die notwendigen Ausgaben zu bestreiten, damit er in die Lage komme die Wahrheit seiner Behauptungen dar- zulegeu. Dr. Cook hat das Angebot jedoch abge- lehnt. Annoym« von Anze.gsn bis spätesten, 9'/. Uhr vormittag,. Für Aufnahme von größeren Anzeige,, an bestimmt«» Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei uns eingehen " Znsertionspreis: Die fiebengespaltenc Aorpuszeile oder deren Raum ,o Pfg., Reklamen 25 Oka Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Bezugspreis: Durch unser« Bot«n fr«i in» Hau, monatlich 50 Pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich 0» pbz. und wöchentlich ,o pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich » 50 Mk. — Durch dm Briefträger frei in, Bau, vierteljährlich ».92 Mk. — Einzeln« Nummer »0 Pfg. — Deutscher Postzeitungs- katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Aurnahm« von Sonn- und Feiertagen.