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Viilagi za Nr. SSS de« Rier Tageblattes >md Anzeiger« st», da« Erzgebirge. Dien«tag den LI. Dezember 1-1«. Die sächsischen Truppen im Zeläe. . V. Grüben und Dämme. (Schluß) Mit den Adlösrmgsb«spr«chungon beginnt er seinen Dienst auf 4, aus 6 Tag«. Ich kann auch von einem Regimentskommandeur berichten, der 17 Tage draußen gewesen ist und bähet ein 75stAndige», dann noch ein 4Sstüudig« Trommelfeuer ausgehalten hat. In der Garnison lösen die Posten einander gewöhnlich mit dem Worte ob: Nicht» Neues. Hier umfaßt di« Wacht aber hundert angefangene Arbeiten, di« weiter gefördert werden sollen, tausend Bewegungen des Gegners, die vielleicht «inen Angriff für den nächsten Tag erwarten lassen. Daher dauert'» Stunden, ehe die Abschnitts- kommondeur« auseinandergehsn können, und nicht viel kürzere Zeit, bi» die Kompanien für sich mit ihrer lkbergabe fertig werden. Inzwischen melden sich un ausgesetzt die Nebenämter: Scheinjwerfer, Pioniere, Aerzte, Ordonnanzen, um Aufträge für die Nacht ent- gegenzurehmen, denn die Ablösung kann, wie das Zu- führen der Munition und des Essens, das Abtrans- pvrtieren der Verwundeten nur bei Dunkelheit ge schehen. Eine regelrechte Regierung tut sich also in dem beschränkten Raume auf, eine Regierung, die aber auch ihre Vorgesetzten hat. Die Besprechung mit die sen höheren Stäben wird gewöhnlich vor der.Ueber- nahm« gepflogen. Wie sieht's nun um mich herum aus? ES ist ein Blockhaus. Fußboden 6 Meter, Decke 4 Dieter unter der Erde. Rundum Brett an Brett in weißem Holz, und in den vier Ecken halbmeterdicke ungeschälte Stempel, welche die Mdlast stützen. Ueber der Decke, mW unsichtbar, liegen zwei Reihen Eisenbahnschienen eng aneinander? daran soll sich die Granate wund stoßen. An der TLrsette, als Ende eines zweiten Schach tes, ein Fenster ursprünglich Glas; jetzt durchlässiger Stoff, um nicht immer wieder ersetzt werden zu müssen. Jede nahe Granate ist der Scheibe gefährlich. Unaus gesetzt brennt Licht (elektrisches). Zwei Türen führen in Nebengelasse. Kleine Nischen zum Abstellen der Bü cher, Schriften, Ausrüstung s dann zwei Tische, ein Sofa, mehrer« Stühle, Aufhänger in Menge, Landkarten an der Wand, ein paar Photographierahmen, die Frau und Kinder in heimelige Nähe bringen, eine buntbeschirmte Hängelampe und ein Kanonenofen. Wenn der Feind sehr brav und das Wetter sehr kalt ist, macht man Wohl die klein» glühende Ofentür auf und träumt an fran zösischen Kaminen. In dem einen NeVenraum sind zwei Lager übereinander; als Matratze Holzwolle; Waschge legenheit, Regale. Im anderen fiept fortwährend das Telephon. Ti« Türen schließen von selbst. Di« Luft ist allenthalben erträglich, nur etwas trocken; man be kommt leicht Durst; Kaffes ist reichlich da. Die Ordon nanz, zugleich Bursch und Radfahrer, wärmt in einem winzigen Vorraum auf, was die Feldküche schickt. Der Kommandeur tritt gegen 11 Uh« seine nächtliche Munde an; ich begleite ihn. Tie vorderste Verteidigungs stellung ist dreifach gestaffelt (d. h. nicht typisch); wir gehen aus der zweiten in die erste, in die dritte, wieder in die erst« zurück, auf Schlangenwegen, über Hügel von Schutt, die uns zum Kriechen zwingen (dort hat die Ta gesarbeit des Feindes noch nicht wett gemacht werden küirnen) und brauchen für die Hälfte seines Abschnitts drei und eine halbe Stunde! Freilich ist eine fort während« Unterweisung und Besprechung damit verbun den. In jeden Unterstand guckt der Kommandeur hinein, wo sie grunzen (schlafen) oder buddeln. Kein Beobach tungsposten bleibt unbegangen, und jeder macht, sobald er den wohlbekannten Tritt und das Aufschlagen des Spazierstvckes hört, der als Fühl«: sehr notwendig ist, die Finger lang und schließt die Beine. Die Augen bleiben wie sonst auf den feindlichen Graben gerichtet. Er meldet, ob er Beobachtung!?-, Alarm- oder Horch posten ist, zu welchem, kleineren Abschnitt er gehört, was er bemerkt hat (Scheinwerferbewegungen; Gewehr schüsse halblinks, halbrechts, geradeaus; Stimmen, Spa- tengeräusche, Vorschieben von Sandsäcken) und antwortet dann ebenso kurz auf die kontrollierenden Fragen: Wo liegt Ihre Gruppe, Ihr Zug? Auf welche Weise alar mieren Sie? Ist eine Patrouille draußen? Seit wann? Wird am Drahtverhau gearbeitet? Ueberall gibt der Kommandeur ermunternde Wort« beim Abschied. An den Konrpanieverschlägen finden länger« Auseinandersetzun gen mit den Führern statt, damit di« vielverzweigt« nächtliche Tätigkeit Gr gemeinsame» Ziel Innehält. Der Himmel ist schwarz. Nur die Leuchtkugeln beglänzen den kalkigen Bau. ES blendet wie frischer Schnee. Durch Sehschlitze ist minutenlang fast die ganz« Stellung unse res und des feindlichen Korps zu überblicken. Die Grä ben heben stch deutlich au» d«n grünen Feldstücken her aus. Man hat'» längst aufgegeben, die Brustwehren nach dem Feinde zu auf das Gelände einzustimmen. Bor den Fliegern ist die Verdeckteste maskierte Ritze nicht sicher, und die Schützen kennen Gr« Entfernungen auf den Me. ter. Ja, sie kennen nwhtr. MU fünftägiger Paus« geht fünf Tage lang zur gleichen Stund« drüben ein Feuer- Wehrhelm aus und nieder: «in hochgewachsener franzö sischer Kürassieroffizier, der sein Revier Nachsicht: ein« Willkommene Abwechslung im Einerlei der Beobachtung. Von unserer Artillerie irrt einer umher. Er hat sich verlaufen, Weil er heute neu vorgezogen worden ist. Ter Kommandeur übergibt ihn einem alten Manire. Armierungssoldaten begegnen uns, die zu den Stollen geführt werden. Vier Pioniere, zur Ausbesserung eines zerschossenen Drahthindernisses befohlen, liegen an den Grabenrand gedrückt, mucksniäu-:chenstill. '''Sie haben eine feindliche Patrouille bemerkt, die vorne mit der Schere herumknipst, und bereden ihren Anschlag. Einer macht di« Leuchtpistol« fertig, ein aiiderer sein Gewehr, zweie greifen an den Rettzfaden der Handgranaten. Kon zert und Feuer'iverk beginnen, das Knipsen drüben hört aus; die PioniereHaben freies Feld und gehen vor. Eine Stunde später, nicht weit davon, flickt einer unserer Pionieroffiziere am Draht und bekommt den Vergeb tungsschuß. Mit mir ist'» au», hörte man; sonst nichts. Es war aus. Da hat'» ihn erwißgt, sagen die Landser, wenn sie einem am nächsten Morgen die Stelle zeigen. Wir kehren zurück, plaudern noch ein Weilchen, dann klettere ich in meinen Verschlag i inauf — Stiefel und Gamaschen darf ich ablegen —, ver nehme wie aus Nibel- Heims Tiefen Sägen und Hämmern der Zimmerleute, auch eine Ratte, die am Holz« nagt. Mein ärztlicher Zimmergenosse, der ein paar Tage und Nächte hindurch kein Auge hat zutun können, schnarcht tot« in einer neu», tralen Schweizer Schutzhütte. Lurch den Lichtschacht dunkeln und dämmern dis Stunden der Nacht und de» ersten Morgen» in zarten Uebergängpn zu mir herein. Ich rücke an der Holzwolle, wickle mich in den geflickten Teppich und sinn« nach, ob eine Granate, die über mir krepieren will, nicht auch noch die lumpigen 10 Zenti meter Weges zurücklegen könnte, die meinen Leiv von der Teck« trennen. Aber der Zweifel beunruhig! mich nicht weiter, ich schlafe dabei ein; nur einmal wird der Arzt gerufen: ein Soldat hat sich an einer Leuchtpistole verletzt, er wird verbunden und vor Tag in» Lazarett abgeschoben. Wer am Tage selbst verwundet wird, hat'» weniger gut. Ep muß bis zur Nacht im Unterstand bleiben. Ter Feind beschießt die SanitätS- »vis die Mu- nitionsautvs. Die Tagesrund« mach« ich wieder mit. Sie durchfurcht die andere Hälfte der Stellung, die grö ßere Sie ist nicht ganz harmlos. Denn gleich nach dem Frühstück macht sich der französische Artillerist Bewegung aus unsere Kosten. Er füttert seine Geschütze und läßt sie srohnen. Mein Begleiter sagt mir zwar, e» träfe sich meist so, daß sie den östlichen Teil beschössen, »Venn er im 'westlichen wäre; und umgekehrt; aber apch er ver laßt sich nicht daraus. Und bald wird's, um mit meinem Landwehrmann von gestern zu reden, etwas warm. Schrapnelle genießen keine Achtung mehr; Gr« Blüte zeit ist verstrichen, »veil sie sich nur im Weichen Humus ergehen. Man sieht sie feuerwerkartig oben Platzen; und je höher sie dabei stehen, um so leichter werden sie be lächelt. Es gibt dann nur Sprühregen. Man merkt's auch schon am Knall, daß sie eine liebenswürdige Ader haben. Ich mußte immer ans Sedanfest im Leipziger Schützenhause Henken. Und dort war'S vor 30 Jahren sehr hübsch. Granaten — so von 15 bis 28 Zentimeter Durchmesser — kündigen sich beklemmender an; Ichon weil sie sich überhaupt ankündigen. Man hat das Ge fühl, sie setzen was durch, und grüßt sie durch einen be scheidenen Kniefall im Graben. Haben sie sich aber aus getobt — das geht sehr geschwind —, so wird man frech und beguckt den Schaden hochgerichteten Haupte». Aha, 50 Meter hinter uns! — Kaum gesündigt, schon zur Rechenschaft gezogen: 8 Meter vor un» ein« zweitel Der Trichter sein ausgerundet, die Peripherie bt» auf S Meter an uns heran. Ich Weitz nicht, ob die Sonn« plötzlich «in paar tausend Kilometer näher gerückt ist: ich nehme di« Mütze ab. Der LSderschutz ist etwa» naß. AVer was rann man tun! Der Feind schickt keinen Be» Pyießungsplan herüber, und sein« Richtkanonier« näh men'» wohl auch nicht gar zu genau. St« schütten da» Zeug »vie «inen Korb Aepsel auf unser« Straßen. Wir gehen also nicht schneller und bleiben auch nicht seltener in den Nischen, am Scherenfernrohr stehen, um die Ge gend zu genießen; halten nur instinktiv einen Abstand voneinander, mit der unausgesprochenen .Absicht, datz von zweien einer übrig bleibe! Da — ein geräumiger freier Platz vor uns, den die Franzosen besonders lieben. Er besteht aus vielen Gruben, di« zu einer einzigen zusammengefallen sind. Hier prügelt und britzelt es in Privatfeldküchen: delikat« Speck- und an dere Liebesgabenkistengerüche ziehen, vvn rauch schwacher Holzkohle genährt, wie ALelS Opfer nach, oben, locken aber, Hoffen »vir, keinen Flieger an, der für solche Ver gnügungen wenig Sinn hat. Auch neapolitanisch« Stra ßenbilder werden gestellt: Hemdm, Strümpfe, Taschen tücher hängen zum Trocknen an den Fassaden. Die Ord nung geht so tveit, daß an den Wänden sogar Sammel kästen für Patronenhülsen angebracht sind, ein echter Kriedensbrauch wie der, daß im ganzen Feindesland hin ter den Gräben keine Flurschäden gemacht werden dür fen. E» sind genug Befehle, die Fluren zu schonen, er gangen, und nicht nur die bebauten Teils betrifft es, sondern alles, was nüben den Wogen liegt. Der drol lige Ausspruch eines Kavalleristen klingt damit zusam men: Wenn ich nicht einmal jetzt querfeldein reiten darf, dann macht mir der ganz« Krieg keinen Spatz mehr! Au» der'guten alten Zett des vorigen Iahte» er zählen ein paar Türschilder, die inzwischen -«schüttet waren: aus ein« zersplitterten Hotzsäule, unter dem gemalten Druckknopf ein« elektrischen Klingel ist in verwischten Buchstaben zu lesen: Hier schlafen drei brave sächsische Landwehrleute, bei plötzlich etnbrechendem Frieden bitten sie stark zu klingeln. Und aus dem letz- ten Sommer unsere» Mißvergnügens stammt der Ouar- tierzettel: Belegt mit zwei Mann und 10 000 Fliegen. Was das zweit« Jayr vom ersten auch unterscheidet, ist die vollständig« Säuberung des Vorgeländes. Keine Pferdeleiber, wie sie di« Lage des Bewegungskrieges auch hierher geworfen hatten, sind unverscharrt geblieben, uns jeder Verwundete wird mit Lebensgefahr herein geholt. Man atmet reine Lust. Die Gräben selbst Wer- den allmorgenlich vom Kahrdiensten regelrecht ausgesegt. Und nicht minder sauber sieht es in den Herzen unse rer Soldaten au». Si« schätzen Gve Taten nicht eben hoch, niemals ab« hoffärtig «in. Und wenn man ihnen sagt, datz dis Heimat trotz allen Nachrichten doch nicht den rechten Begriff vvn den MAhseli^eiten habe, unter denen sie hier draußen leben, da bekommt man zur Antwort: Das ist ganz gut! Aergerlich werden si« nur, wo sie auf einen Bluff Hin einfallen. Hat die französische Artilleri« stundenlang gefunkt und hört das Granatfener plötzlich aus, so krie chen sie au» ihren Löchern, um sich aus den Infanterie angriff vorzubereiten. Der ist an der Stelle, wo ich bin, Monate hindurch auSgoblieben. Sind sie so an ihr« Echießlöch« gelockt worden und erwarten sie dort den Sturm, dann sängt Wohl heimtückisch di« feindliche Artillerie wieder an und hat leicht« einen Erfolg. Dies« List kränkt unsere Leute sehr und sie gehen deswegen jetzt »licht mehr ohne bestimmte Postenaufforderung an Gr« Außenplätze. Was versucht der Gegner dann? Er zeigt unserem Posten augenblicksweise, daß « seine Stahl helme aufsetzt (ein Zeichen für den Angriss), dann er tönen drüben einzelne Hourra-Rufe, das Avancier signal wird sogar geblasen, einige Arme scheinen aus dem Graben zu wollen. Uns« Posten handelt unter- weisungsgemäß und alarmiert seine Kameraden, sie guk. ken und horchen aus ihren Karnickellöchern heraus, da setzt ein neu« Granatenhagel von drüben hier ein und sie freuen sich ihr« Vorsicht. Einer berichtete lachend: Ta Hamm mer awer Widder nein gemacht; dis Affen veralwern eenen ja bloß. Oie unterrkiiciinelen Kanker» macken kieräurcli bekannt, cls6 sie ikre Kassen sm kreitag, äea 24. verember um l ßslir miltsxs »cbüeöen veräen. ^llxemetae veulbcde Lreä!1-^a8taI1, ^elxstelle ^ue. Ldeimiltrer kaak-Vereio, pillale ^ue. iMleläeulscde Privatbank ^.-6., ^dtelluar ^ue. kmIs-lirlM IM», radellos«« Ei«. Fahrzeiten: Wochentags von 1 Uhr nackm. bis 11 Uhr nachts. Sonn- und Feiertag» ganzen Tag. (Konzerte werden hier bekannt gemacht). Um gittigen Zuspruch bittet Thiabet. Freibank S<di»chGok Sa«. Morgen Mittwoch vorm. von 10 Uhr bi» vachm. S Ubr Berkaus von minder«. 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