Volltext Seite (XML)
82 ' e«,««»«», dm 8» L«-»-. 1878» Aeltetrißische Anlage zum süchsischeu Erzähter. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Wiener Vrief. Unweit des Kaiserpavillons steht ein ziemlich großer, von Außen sehr geschmackloser Bau, er hat den Namen „Pavillon des kleinen Kindes." Wir treten ein und es empfängt uns das fröhlichste heiterste Lachen. Der ganze Raum ist angefüllt mit glücklichen Müttern, die ihre vor Freude und Seligkeit laut aufjauchzenden Kinder hierher geführt. Ist hier eine Ausstellung der wundervollsten, mannigfaltigsten Spielereien? Es scheint fast so, aber wenn wir genauer Hinsehen, finden wir auch viel Lehrreiches, Nützliches. In der Mitte der weiten Halle steht ein immenser, fast bis zur Decke reichender Christbaum, reich mit vergoldeten und versilberten Aepfeln und Nüssen, mit bunten Glaskugeln und kleinen Chocoladenfiguren behangen. Ringsherum steht das Spielzeug, für Hunderte von Kindern auf ein ganzes Jahr hin reichend. Wem sollte bei diesem Anblick nicht das Herz aufgehen, wer sollte sich nicht mit Freude und Glück der wenn auch schon längst entschwundenen Jugend erinnern ; und wer von dem Schicksal noch so hart gebeugt, in seinen Hoffnungen noch so oft getäuscht wurde, gewiß wirft doch ein Jever hier einen Blick zurück auf die glückliche Zeit der Kind heit; trotz Lärm und Gedränge versinkt man unwill kürlich in angenehme Erinnerungen und sieht sich an der Hand der liebenden Matter vor den im hellsten Llchterglanze strahlenden Christbaum geführt. — Porbei. — Neben depr nur zum Vergnügen und zur Unterhaltung dienenden Spielzeug sind auch sehr viele Spielwaaren , welche mit dem Angehmen das -Nützliche verbinden, d. h. auch zur Belehrung dienen; unter diesen nehmen unstreitig die gewiß überall so bekannten Fröbcl'schen Sachen den ersten Rang ein< auch das vollkommen eingerichtete Modell eines Fröbel'schen Kindergartens ist zu sehen. Außerdem finden wir künstliche Nahrungsmittel, als Liebig's Muttermilchextract, Kinder-Chocolade, Haus- apoteheken u. s. w. Reizende Statuetten aus Gyps -eigen uns, wie bei den verschiedenen Völkern die Mütter ihre kleinen Kinder tragen: die Slovakin trägt ihr Kind in ein großes, weiße- Tuch gehüllt Lm Rücken, die Brasilianerin läßt es auf ihrem Nacken reiten, die Lappländerin steckt es in ihre großen Stiefel, so daß nur der Kopf des armen kleinen Wesen- herausschaut u. s. w. Ändere GypSfiguren zeigen uns, wie man ein Kind nicht tragen soll, wie e- nicht fitzen und liegen soll, und an daneben stehenden Figuren sehen wir die schädlichen Wirkungen, welche durch da- fehlerhafte Sitzen, Mgssn und Tragen auf da- Rückgrat und somit auf da- Wachsthum der Kinder ausgeübt werden. — An den Seiten der Halle sind mehrere kleine Zimmer abgetheilt, welche in verschiedener Art als Kinderzimmer eingerichtet sind. Das größte, elegan teste und geschmackvollste ist natürlich das, welches unsere Kaiserin nach dem Muster des Zimmers, welche- die kleine Erzherzogin Valerie bewohnt, hat einrichten lassen; das practischfte ist das englische, wie ist da Alles hell, reinlich und comfortabel, jeder Stuhl, jeder Tisch hat andere Größe und Form, die breiten Betten sind mit dem feinsten Gewebe umgeben, so daß nicht das kleinste Jnsect durch dringen kann, der Waschtisch ist besonders reich und practisch ausgestattet. Das lehrreichste Zimmcrchen ist das der Croche, der Krippe. Da ist Alles so practisch, so den Bedürfnissen der kleinen Kinder völlig angepaßt, daß man sich herzlich freuen muß, wenn in der Wirklichkeit so für die Kinder der Ar- muth gesorgt wird. Es mag ein schweres Loos sein für den Arbeiter, der den ganzen Tag mit seiner Frau seinem Berufe nachgeht, seine Kinder fremden Leuten anvertrauen zu müssen, aber er kann es beruhigt thun, in den Krippen wird für die armen Wesen in jeder Hinsicht gesorgt, und befinden sich diese hier in den großen luftigen Räumen und itt zahlreicher Gesellschaft, wahrscheinlich Wohler, als in der engen, vielleicht feuchten Behausung der Eltern. — Sowohl das japanesische, als auch das chinesische Kinderzimmer enthält viel Sehenöwerthes. Eigent- thümlich ist das Spielzeug bei diesen Völkern, es stellt lauter Ungethüme und Fratzen vor, die freilich mit außerordentlicher Geschicklichkeit geschnitzt sind, die japanesischen Bilderbücher und Bilderbogen sind so grell und mit so schauerlichen Thier- und Drachengestalten bemalt, daß unsere Kinder davor wohl laut aufschreien würden. Merkwürdig ist aber die Haltbarkeit des japanesischen Papieres, es ist wirklich unzerreißbar. Das Harem-Leben im Orient. Die Reiseerlebnisse des Prinzen und der Prinzessin von Wales auf ihrer vor etwa 3 Jahren unter nommenen Tour im Orient sind zur Zeit in Briefen an die „Times" und in den Englischen Blättern, ausführlicher und farbenreicher aber in einem von Hem geistvollen Berichterstatter der „Times", Herrn Vr. Russell, der sich in der Begleitung des prinz- lichen Paares befand, herausgegebenen Buche Vlari in Mo Last" geschildert worden. Vor Kurzem ist jedoch in zweiter Auflage, aus der Feder der Hon. Mrs. Grey, Hofdame der Prinzessin von Wale-, ein Reisewert erschienen, da- unter dem Titel „Journal ok s visit to Lgypt, ^onstsntinoplo, Me Orimes,