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1878. Sonnabend, den 31. Mai. Mtristische Aeilage zum sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Pfingsten. Die Feierglocken läuten, Pfingstfreude grüßt die Welt, Des Lebens Ernst ist abgestreift Und jeder Blick erhellt. Zu Blüthenduft und Sonnenschein Rnft's freundlich uns hinaus, Denn lieblich lacht allorten Der Freude bunter Strauß. O holdes Fest der Pfingsten In schöner Maienzeit Wie wird, von deinem Glanz erfüllt, Doch jedes Herz so weit! Und jede Seele spendet dir Der Andacht hohen Zoll; Sie ahnt in dir den Himmel, Der einst uns werden soll. Es ist der LebenSodem Vom SegenSquell, dem Licht, Der heut' in Weisen mannigfach Vernehmlich zu uns spricht. Das Licht, das ist der heil'ge Geist, Dem wir die Pfingsten weih'n, D'rum kann es nur Gefährte Des schönen Frühlings sein. - Und wie wir heut' erkennen, Daß diese Himmelskrast Der Ursprung alles Lebens ist Und alles Edle schafft! So soll auf unserem Panier Sein Name leuchtend steh'n; Durch Nacht zum Licht! die Losung Soll immer mit uns geh'n. Dänn wird noch mancher Frühling Im Völkerkranz uns blüh'n, Dann wird der Wohlfahrt milder Hauch Durch alle Gaue zieh'»; Und wenn im lichten Feierkleid Uns Pfingsten dann erscheint, So wird mit altem Brauche Die neue Zeit vereint. Hauptmann Hellmuth. Die preußischen Garden am 18. August 187V. Vortrag, gehalten in der Singakademie zu Berlin am 22. Februar 1873. Am Sonnabend, den 22. Februar, sprach in der Singakademie der königliche Hauptmann im großen Generalstabe, Hellmuth, über die preußischen Garden am 18. August 1870. Er schilderte in seinem Vortrage zunächst, wie in der für die Brandenburger so ruhmreichen, aber auch so blutigen Schlacht vom 16. August es einer nur 65,000 Mann starken deutschen Armee gelang, der mehr als doppelt so starken französischen Haupt armee die von Metz über Vionville und Mars la Tour nach Verdun führende Straße zu verlegen ; so daß den Franzosen für ihren beabsichtigten Rückzug von Metz nur noch zwei Straßen übrig blieben, nämlich erstens die über Gravelotte, Doncourt, Constans und Etain, und zweitens die nördlich voll dieser über Brieh nach Etain führende Straße. Am 17. August wurden von sämmtlichen an wesenden Armeecorps große Marschbewegungen aus geführt, um dem Feinde auch diese beiden Straßen zu versperren. > Es wurden die nöthigen Dispositionen gegeben, sowohl für den Fall, daß der Feind versuchen würde, in nördlicher Richtung vorzudringen, als auch für den Fall, daß er einen Angriff in der alten Richtung versuchen würde. Am Abend des 17. August bezog das Gardecorps, welches von 5 Uhr Morgens bis 4 Uhr fortwährend auf dem Marsche gewesen war, seine Bivouaks bei Mars la Tour im Centrum der neuen Stellungen. Der Feind verhielt sich an diesem Tage ruhig. Der Marschall Bazaine war durch die unglücklichen Kämpfe der letzten Tage so erschöpft, daß er nicht daran denken konnte, einen neuen Angriff zu wagen. Er stellte vielmehr seine Armee schon am 17. August in jener durch die folgende Schlacht welthistorisch gewordenen Stellung auf, die sich von Roncourt über St. Privat nach Amanvillers erstreckte und deren linker Flügel durch die Mosel gedeckt wurde,