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DerSächlWLrMer Tageökck firr Mschosswerda Akukirlk und Umaeaend Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten MKNMA Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- machungen der Ämtvhauptmannjchaft, de» Hauptzollamt« und de» Be- zirk»schulamts zu Bautzen sowie de« Finanzamt» und des Stadtrats zu V Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 86 Donnerstag, den 11. April 1V35 SO. Jahrgang Er,cheI°m>g^N«, «8»» . 5<r°spr«cher Vmi Bllchostwerda Nr. 444 und <45. «n,elge°p«ls: Die 45 L«»»»pvN» für U» »«t ««< baLe« Monate. Am (fall« von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der Im Tertteil die VO n nmnmer 1» Pfg.) Zeitung oder au Aleukinh und Zlmgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 > WM breit« einspaltige Millimetrrzell« 8 Bpt. 90 wm breit» MillimeterzrU« SS Rpf. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheine» von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätze» keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Fernsprecher Amt Bischofswerda Nr. 444 und 445. ... durch höher, Gewalt hat der Be- . ..—) auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung oe» Bezugspreise». Tagesschau. * Die englische Abordnung ist Donnerstag morgen S^0 Uhr mtt dem Pariser Nachtschnellzug in Skrrsa elagekroffen. Um 10^0 Uhr begaben sich die Mnlskeqeräfidenten und Außenminister Frank- reich, nnd England, gemeinsam «ach der Isola Bella, wo die ver- einbarte erste Fühlungnahme zwischen den Staatsmännern der in Slresa vertretenen drei Mächte fiattfand. * ver Mailänder »Popow d Rasta" bringt «inen, offenbar von Mussolini stammenden ArMet, der vor übertriebenen Erwartungen Ms. Slresa warnt. E» werde nur ein Sommuniquö herauskommen. Las den kleinsten, gemeinsame» Nenner zwischen den drei Ländern darstellen werde. * Unter der lleberschrist »Alltaaten im neuen Stil" warnt die »Tim«," vor dem französisch-sowjetrussischeu Abkommen, dessen Vorschläge geeignet seien. Europa in gesonderte feindliche Lag« zu testen. * Die Sowsetreglerung hat bei d« akauischen, lettische« u»d estnische« Regierung hinsichtlich der Frage eines Bündnisse, g^en- settig«« Beistand« vorgefragt. E» verlaalel, daß dies« neue Patt msl dem vorläufige» fraazSstsch-sowjetrussischen Abkommen in gu- sckamieuhaag gebracht werde« solle. * Auf einem Essen der englische» Schiffsdaulngenieure hielt der englische Marinemlnistrr eine Rede, in der er den Standpunkt ver trat, daß die Schlachtschiffe nach wie vor da» Rückgrat der Flotte «»»fühMe» «n anderer MellL pkoMskr Slresa. Die Tove des Palazzo Porromeo in Stresa sind geöffnet. Auf der Isola Bella, der lieblichsten Insel des Lago Maggi ore, ist alles zur Eröffnung der ersten Konferenz gerüstet. In einer Landschaft von trunkener Schönheit und berauschen der Blütenpracht worden sich ernste Staatsmänner zusam mensetzen, um das nüchterne Geschäft der Polltik zu be treiben. Zwar mögen di« goldenen Worte von Frieden und Sicherheit, die reichlich über die Lippen der Divkomaten fließen werden, zu dsr einzigartigen Stimmung diefer Früh lingslandschaft paffen, aber in den Hirnen wird kühl und leidenschaftslos gerechnet und gehandelt. Ks ist deshalb auch für uns Deutsche gut, wenn wir uns nicht allzu sehr von dem Schwall prunkender Worte beeinflussen lassen, sondern mehr auf Tatsachen und den Sinn der Reden hören. Welches Ergebnis die Konferenz von Stresa haben wird, läßt sich heute noch gar nicht abschätzen. Es ist nur bis zu einem gewissen Grade möglich, die Einstellung der Mächte zu skizzieren, in dem Augenblick, da ihre Vertreter an dem Ge stade des oberitalienischen Sees eintreffen. Die Englän der gehen nicht mit gebundener Marschroute nach Stresa. Das hat erst kurz vorher Sir John Simon vor dem Unter haus klargestellt, indem er sagte, daß die britische Regierung ihr« Haltung nicht vorher formuliert habe, und indem er noch einmal betonte, daß die Zusammenkunft in Stresa lediglich dem Zweck weiterer Erkundigung dienen solle. Als seine persönliche Ansicht fügte der englische Außenminister hinzu, daß die Dinge noch nicht einmal auf der Sitzung des Dölkerbundsrates ihr Schlußstadium erreichen würben. Hat sich England so völlige Hanolungsfreiheit Vorbehalten, so ist doch aus manchen Andeutungen von Regierungsmitgliedern und aus den Kommentaren der Londoner Presse die Richtung der englischen Politik deutlich abzulesen, und diese zielt aus die Schaffung eines allgemeinen europäischen Sicherheits systems bei Keichgeitiger Ablehnung jedes Versuches, Groß britannien an einem begrenzten Bündnissystem zu beteiligen, das sein« Spitze gegen Deutschland richtet. Weni«r klar hatFrantretch seine Absichten ausge sprochen. Aber schon aus dem unmittelbar vor Stresa abge schlossenen Abkommen mit Sowjetrußland geht hervor, in welcher Richtung Frankreich di« Dinge zu lenken wünscht. Im Gegensatz zu den Vertretern des Inselroiches sind die Fran zosen an Händen und Füßen gefesselt nach Stresa gefahren. Ihre Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt durch die verschiede- nen Vereinbarungen mit Moskau, durch die unzähligen Pakte und Militärbündnisse mit den östlichen Vasallenstaaten, und zuletzt noch durch das römische Abkommen. Dazu treten die Meinungsverschiedenheiten in Frankreich selbst. Es ist bekannt, daß, abgesehen von den sich befehdenden parlamen tarischen Exponenten Hevriot u. Maurin, auch innerbalb der Regierung zwischen dem Ministerpräsidenten Flandin und dem Außenminister Laval groß« Gegensätze hinsichtlich der einzuschlagenden außenpolitischen Taktik bestehen. Es ist aber kein Zweifel daran erlaubt, daß trotz dieser Meinungs- oerschi«deicheit«n ein grundsätzliches Einverständnis darüber besteht, daß bas Uebergewicht Frankreichs über Deutschland Das französisch-sowjetrussische Avkommen: „Allianzen im neuen Stil." kett .erzielt, dann werden sie die Regelung in ihre eigenen Hände nehmen. Der offenbare Nachteil dieser neuen Vor schläge ist. daß sie die Neigung zeigen müssen. Europa in gesonderte feindliche Lager zu keilen. Zweifel los wird allen Ländern die Teilnahme freigefieilt werden, aber es ist anzunehmen, daß Deutschland «ad Polen die selben Einwendungen gegen diese neue Form von Pakten erheben würden, wie gegen den ursprünglichen -fillchen Sicherheitspakt. Ver katastrophale verschwenderische und zerrüttende Rüstung»«etlb«werb. der be reit» begann« hat. muß nahezu unvermeidlicherrveise ver schärft werden. Auf der anderen SÄte ist da» einzig wirksame Abschreckungsmittel gegen einen etwaigen Fre den,brecher die Gewißheit, sich einer gewaltigen Ansamm lung von Kräften gegenüberzusehea. Da» beste, was zu hoffen ist. ist. daß durch diese Methode «in unbehaglicher Frieden solange aufrechterhaltea werden kan«. bi« diese Methoden unter günstigeren Umständen einem vollkomme nen Frieden,syftem Platz machen, da, kein« Unterschiede zuläßt, die flch auf den letzten Krieg gründen «ud da» kiiaf- tlge Kriege überflüssig macht, indem es Aenderuugen otza« Lines schließt das andere aus. Dieses keineswegs nur theore tische Problem wird aber schon sehr vereinfacht, wenn der ge plante umfassende Sicherheitspakt nicht auch jene Klausel ent halten würde, di« zum militärischen Vorgehen aller Pakt teilnehmer gegen einen möglichen Friedensstörer verpflichtet. Besteht aber Frankreich auf der Beibehaltung einer solchen Klausel, der sich alle europäischen Staaten zu unterwerfen haben, dann bleibt nur die ander« Möglichkeit, sämtliche Bündnisverträge und Militärabkommen Frankreichs mit an deren Staaten für null und nichtig zu erklären. Schon aus dieser kurzen Ueborleguna geht die Zwiespäl- tigkeit der französischen Sicherheitsthese, so wie sie m Stresa vorgebracht und den beiden anderen Mächten zur Annahme empfohlen werden soll, klar und deutlich hervor. Es sollt« den englischen Staatsmännern bei dem bewährten Freund schaftsverhältnis zwischen Großbritannien und Frankreich nicht allzu schwer fallen, ihre Kollegen aus Paris davon zu überzeugen, daß di« von Hitler gemachten Vorschläge nicht nur weit ehrlicher, sondern auch für die Sicherung de» Frie dens sehr viel fruchtbarer sind, als jene Paktentwürfe, die das gefährliche Spiel von Versailles fortsetzen und im treuen Gewand« die alten Ziel« der Hegemonialpolitik zu verwirk lichen suchen. ' in jedem Falle gewahrt bleiben müsse. Nachdem der Ost pakt endgültig zu den Allen gelegt worden ist, haben sich in Frankreich Mer neue Pläne herausgebildet, Mischen denen man selbst und die übrigen Mächte wählen muffen. Der «ine sehe ein ausgedehntes Sicherheitssystem vor, das sich auf ver- einbarte Rüstungsbegrenzung und Garantien gegenseitigen Beistandes gründet, der ander« beaünsttae ein enges System von Bündnissen zwischen den an ver Aufrechterhaltung des Friedens besonder» interessierten Staaten. Nach unserer Auffassung gibt es Mischen diesen beiden Plänen keine Dahl. Denn während der eine sich offen gegen Deutschland richtet, tut es der ander« nur versteckt. Der große Europa pakt, der Garantien gegen -inen Angreifer in Aussicht nimmt und «ine Rückkehr zur Völkerlmndstagung darstellen soll, die durch Definition des Angreifers und, durch feste Verpflich tungen zu militärischen Mionen verstärkt werden soll, ist in dieser Form «in für viele Staaten unannehmbares Projekt. Es braucht nur angenommen zu werden, Laß eines der mit Frankreich verbündeten Länder zum Angriff auf einen Nach barstaat schreitet. Schon in diesem Falle würde Frankreich vor di« juristisch unlösbare Frage gestellt sein, ob es seiner Verpflichtung aus dem Bündnisvertrag oder seiner Ver pflichtung aus dem europäischen Sicherheitspakt folgen soll. DNB. London, 11. April. (Eig. Funkmeld.) Unter der lleberschrist »Allianzen im neuen Stil" sagt „Times" in einem Leitartikel, der Aufbau des kollektiven Derteidi- gungssystems ohne Deutschland und ohne Großbritannien habe bereits begonnen. Frankreich und Sowjetrußland hätten anv Vorabend von Stresa vereinbart, einen Pakt ge- genseltigen Beistandes zu unterzeichnen, der sich innerbalb des Rcchmens des Völkerbundes hatten solle. Tatsächlich handele es sich um den Versuch, die Genehmigung des Völ kerbundes für ein Verteidigungsbündnis zu gewinnen. Gleichzeitig seien anscheinend Vorkehrungen getroffen war- den, um die Verzögerungen zu vermeiden, die von der ge- wohnlichen Prozedur des Völkerbundsrates untrennbar sind. Genaue Einzelheiten des neuen Vertrages seien noch nicht bekannt und er werde tatsächlich vor Lavals Besuch in Moskau nicht unterzeichnet werden. „Times" gehl dann zu einer Erörterung de» franzö- sijch-sowjetruffischen Plan« über uud beschäftigt flch iu die sem Zusammenhang mit den Artikeln IS. 15.16 und 17 der Völkerbundssahuag. Dm Blatt schrei«: „Frankreich und Somselrußland wollen also elueu Streit dem Völkerbund ,unterbreiten. aber weun der Völkerbund keine ««stimmig- Stcha. April. (Eia. Funkmeld.) Mit dem sahr- planmäßiaen Pariser Nachnchuellzug ist Donuer»1ag mor gen um Uhr die englische Abordnung für Stresa. an ihrer Spitze Ministerpräsident MacDovald und Außenmi nister Simon. bealeitet von Unkerslaatssekretär Vanfittart und dem italienischen Botschafter in London, Grands, hier eingetxvffen. Mussolini war zu« Empfaag der englischen Staatsmänner am Bahnhof erschienen. Al» der Zug flch näherte, erklang die englische Nattonalhumne. Nachdem MacDonald den Zug verlassen hatte, schritt er gemeinsam mit dem italienischen Regierungschef die ausgestellte Ehren- kompaule ab uud wurde daraufhin von Mussolini an seinen Vagen geleitet, um mit Simon nach dem Hotel zu fahren. Mnffoliai begab flch in Begleitung von Botschafter Grandl sofort zur Jsola Bella. Um 10.56 Uhr verließen die Ministerpräsidenten und Außenminister Englands und Frankreichs ihr Hotel, um flch mit ihrer Begleitung im Motorboot nach der Rota Vella zu begeben, wo die vereinbarte eiste Fühlungnahme zwischen den Staatsmännern der in Stresa vertretenen drei Mächte stattfand. Italienische Warnung vor übertriebenen Erwartungen. Das Ergebnis von Stresa wird nur ein allgemeines Kommunique beratender Art sein. Mailand, 11. April. (Eig. Funkmeldg.) „Popolo d'Ita- lia" bringt «inen offenbar von Mussolini selbst stammenden „Unser Plan" überschriebenen Artikel, der erneut vor noch nicht gerechtfertigtem Optimismus warnt, s Um allen Alarm- Beginn -er Besprechungen in Slresa Meldungen «ntgeaenzutreten, heißt es darin, erschein« e» nütz lich, erneut zu bestärken, daß von Stresa nicht der Krieg aus gehen und auch nichts beschlossen werde, was «inen solchen in der nächsten Zeit unvermeidlich machen würde. Das solle aber nicht heißen, daß Stresa den „ewigen Frieden" sicherstel len werde. Dieser Friede hänge vor allem „von jemand ab", der nicht in Stresa anwesend sei. Wenn nicht der Krieg und auch nickst der Friede, was also werde in Stresa herauskom- men? Darauf könne man antworten, daßeinKommu- niquS herauskommen werde, das den kleinsten ge meinsamen Nenner zwischen dm drei Ländern dar stellen werde und, wenn nicht Unvorhergesehenes eintrete, nur allgemeiner und beratender Art sein werde. Man muß noch berücksichtigen, heißt es wei ter, daß manche grundlegende Frage von Stresa die drei Abwesenden, nämlich Deutschland, Rußland und Polen, angeht. Im Schachspiel des Ostens ist alles noch im Fluß. Um ein für allemal die Phantasien des sensationslüsternen Journalismus zu zerstreuen. Muß erklärt werden, daß ke in geheimnisvoller „italienischerPlan" besteht. Es ist also grotesk, Schlußfolgerungen aus nicht bestehenden Grundlagen aufzubauen. Der italienische Plan, der alle Ita liener angeht und dsn alle Italiener kennen müssen, ist fol gender: Bis zur Klärung des Horizonts Aufrechterhaltung einer ständigen Streitmacht von 600 000 Mann, Ausrüstung, dieser Streitmacht mit den modernsten Waffen, Beschleuni gung der Luft- und Seerüstungen. Dieser „Plan" ist un erläßlich für die Garantie des Friedens in Europa und vor allem zur Sicherung des Friedens Italiens. Di« „Erkundun gen", die Italien in den letzten Tagen eingezogen hat, haben zu diesem Schluß geführt.