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DerSSchjWLrMer 90. Jahrgang Nr. 79 ,i«hi offenbar ln -er durch feine Verträge mlt Deutschland und Sowsekruhland geschaffenen Lage immer noch eine bessere Sicherung al» in vielseitigen Abkommen, die die Gefahr in Tagesschau. * 2m Gesetz für dle Förderung de» Wohnungsbau« wird be stimmt datz die Entlastung d« Althausbefitz« durch dle Senkung der Mehtussteuer dem Reich ia Form einer Anleihe zum Zweck« de» Wohnungsbau« zur Verfügung gestellt wird. Dle Hausbesitzer erhalten Anleihepapiere in entsprechender Höhe. * Nach englischen Meldungen plant dl« litauische Regierung einen neuen Schlag gegen da» Memelgebiet. Sie beabsichtige, den Völkerbund zu ersuchen, da» jetzige Memelstatul durch eine uobe- dlngte Anerkennung der Souveränität Litauen» über da» Gebiet zu ersetzen. * Vie Besprechungen Eden» mlt dem polnischen Außenminister Heck haben sich, wie zuverlässig verlautet, so gut wie au»schlietzlich Um die Frage de» Ostpakt« bewegt. Polen beharrt aus seinem ab lehnenden Standpunkt. Die Pariser Zeitung „Le Jour" will wissen, datz Eden dem polnischen Autzenmlnister al» Grundlage für ein Sompromißabkom- men den in London au»gearbeitetea Luftpakt habe anbieten wol len. Er Hobe jedoch davon abgesehen, da ein solcher Vorschlag von vornherein zum Mißerfolg verurteilt gewesen sei. Rach dem „pellt Puristen" sucht man im französischen Aus wärtigen Amt nach einer neuen Ostpaktformel. Sie soll durch Ihre Geschmeidigkeit alle bereit» getroffenen Abkommen unberührt süs sen und gleichzeitig Deutschland die Möglichkeit geben, anch noch später beizutreten. Man habe daran gedacht, au» einem regiona len Abkommen «ia europäisch« Abkommen zu machen. Die französische Abgeordnetenkammer Hal mU 410 gegen 1Z4 Stimmen der Regierung Flandin da» Vertrauen ausgesprochen und sich al»dana bi» zum 2S. Mal vertagt. »ei Schießübungen der amerikanischen Flotte wurde der 10 000-Touneu-Kreuzer „Rockhampton" von einem ungeladenen Torpedo getroffen. E» wurde eia Loch in einen Brennstoffiank de, Schiff« gerissen. Der Kreuzer muß ln» Trockendock gehen. Ausführlich« an anderer Stell«. Polen bleibt -em Ostpakt abgeneigt. Die Besprechungen Edens in Warschau. — Polens Politischer Standpunkt unverändert. Tagröück firIWOwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt« machungen der Amtshauptmannschafh de« Hauptzollamls und des Be« ztrk»schulamts zu Bautzen sowie de» Füranzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt rung der allgemeinen Wehrpflicht seinen östlichen Nachbarn an die Wand drücken werde, verfängt in dem aufgeklärten Warschau nicht mehr. Dort hat man sich genauer und erfolg« reicher mit Idee und Programm des nationalsozialistischen Staates befaßt, als in Paris. Dort hat man erkannt, daß der von Wolf Hitler proklamierte Grundsatz, fremdes Volks tum achtep, keine bloße Phrase ist, wie etwa die scheinheili gen Friedensbeteuerungen gewisser französischer Politiker. Dort weiß man die kürzlich von Dr. Goebbels geäußerten Worte richtig einzuschützen, daß es nicht wahr sei, daß Deutschland den Korridor, Teile der Tschechoslowakei, Oester reich und Elsaß-Lothringen oder sonstige Gebietsteil« gefor dert habe. Aber man mag sich auch in der polnischen Haupt stadt gelegentlich des englischen Besuches jenes Ausspruches erinnern, den einer der engsten Mitarbeiter Stalins, Kaga- nowitsch, noch im Januar getan hat. Dieser erklärte damals in der „Jstwestija", daß der Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland die Lage Sowjetrußlands in Europa ver stärke und daß Sowjetrußland die Politik verfolgen müsse, di« Konflikte zwischen den europäischen Staaten zu verschär fen. Hier liegt vielleicht eine Erklärung dafür, daß eine deutsch-französische Verständigung trotz des Angebotes des Führers bisher nicht zustande gekommen ist, und daß der Begriff der „feindlichen Gruppenbildung in Europa" einen so breiten Raum in der polnischen Beweisführung gegen die angeblichen Vorteile eines Ostpaktes einnimmt. Diese Zu sammenhänge auch Mr. Eden durchschauen zu lassen, wird ein« Hauptaufgabe der leitenden Männer des neuen Polen sein. selbst verschuldeten Krieges wird, anderseits würde es die Bildung feindlicher Blocks in Europa begünstigen, di« di« englische «benso wie die polnische und deutsche Regierung unbedingt vermieden wißen möOen. Ein weiteres stichhal tiges Argument, das die Polen gegenüber dem Ostpaktplan angeführt haben, besteht in dem Hinweis auf die bereits ab- geschloffenen Nichtangriffsverträge mit dem östlichen und wEtlichen Nachbarn, die den Frieden im Osten bereits weit gehend stabilisiert haben. Besonders der deutsch-polnische Berständigungspakt hat auf lange Zeit die Ruhe in Ost europa sichergestellt, so daß ein künstlicher Sicherheitsvertrag nach Art des Ostpaktes mit gegenseitigen militärischen Ver pflichtungen überflüssig und gefährlich erscheinen nmß. --.as hier durch eine unmittelbare Verständigung zwischen den Völkern bereits erreicht worden ist, kann kaum durch «in bes seres System ersetzt werden. Dieser Erkenntnis, werden sich auch die amtlichen Londoner Stellen auf die Dauer nicht ver schließen wollen. Der von den Führern des deutschen und des polnischen Volkes emgsMagene Weg der Zusammen arbeit zwischen gleichberechtigten Staaten hat sich als gang bar erwiesen. Es liegt also kein Grund vor, ihn zu ver lassen. Es ist zwar in einem Teil der ausländischen Presse, so weit sie insbesondere der an einem Krieg interessierten Rü stungsindustrie hörig ist, in den letzten Tagen versucht wor den, Polen von Deutschland abspenstig zu machen. Aber die Warschauer Zeitungen haben diesen Hetzern, u. a. auch Herrn Pertinax vom „Echo de Paris", bereits die richtige Antwort erteilt. Di« Lüge, daß Deutschland nach Einfüh- 2n amtlichen Kreisen werden diese Gerüchte nicht I stätigt. Man hört dort, daß Polen» politisch Standpunkt unverändert sei. Polen st offenbar ln der durch feine Verb " Sowsekrußland geschaffenen Lag Sicherung al» in vielseitigen Abi sich bergen, daß Polen in eine deutschfeindliche oder ruß- landfeindliche Gruppierung elnbezogen wird. Edens Alerredmig mit pilsodski. London. 3. April. (Eig. Funkmeldg.) Der Souder- korrespondenl der «Time»" in Warschau befaßt sich beson der, mlt der Unterredung zwischen Eden und Marschall Pilsudski, dem einzigen Mana, der endgültige Entscheidun gen treffen könne. Dle yaapffrage Eden» sei gewesen, wel che Haltung Polen gegenüber dem Ostpakt elnnchme. We Anzeigenpreis: Die 4S uuu breite einspaltige Millimeterzeil« 8 Rpf. Im Textteil die 90 wm breite Millimeterzeile 25 Rps. Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Eejchelanng»weffe: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier tage. Lez»g»prei» für die Zeit eine» halben Monat«: Frei ins Hau» halbmonatlich Mark l ist beim Lbholen tn der Geschäfts- stell« wöchentlich 45 Pfg. Einzelnummer 10 Pfg- (Sonnabend nummer 1v Pfg.) Akukirch und Umgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt - Heimatkundliche Bellage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Marschau, 3. April. (Eig. Funkmeld.) Dle Bespre chungen Eden» mlt dem polnischen Außenminister Beck am Dienstag haben sich, wie zuverlässig verlautet, so gut wie ausschließlich um die Frage de» Ostpaktes bewegt, von maßgeblichen polnischen Stellen wird immer wieder betont, die Unterredungen hätten lediglich informatorischen Cha rakter gehabt, von irgendwelchen konkreten Vorschlägen könne daher keine Rede sein. Vie Aussprache mit Eden ist, wie man hört, in sehr herzlichem Tone und mit größter Offenheit geführt wor den. Eden habe Minister Beck eingehend über da« Ergeb nis der Berliner und der Moskauer Gespräche unterrichtet und er ist mit den polnischen Anschauungen über die gegen wärtige politische Lage eingehend bekannt gemacht worden. Zur Unterstreichung der immer wieder heroorgehobe- nen Feststellung, daß bei den Warschauer Gesprächen selbst- verstäridlich keinerlei Entscheidungen fallen, wird auch auf die Einladung Lavals nach Warschau hingewiesen. Alle Entscheidungen über die gegenwärtig behandelten Fragen können frühestens bei der Konferenz in Stresa greifbare Gestalt annehmen. Biele in Kreisen der Journalisten umlaufende Gerüch te wollen .wissen, bei dem l^stündigen Tee-Empfang bei Marschall Pilsudski sei es zu sehr lebhaften Unterhaltungen über die gegenwärtigen politischen Fragen gekommen. Sehr hartnäckig behaupten sich in Warschau Gerüchte über einen neuen Kompromißvorschlag zur Ost paktfrage, der bei der Aussprache mit Eden aufgetaucht sei. Es zeige sich darin das Bestreben, Polen den Beitritt zum Ostpakt zu ermöglichen, indem aus ihm die Verpflichtung zur gegenseitigen Hilfeleistung gestrichen und dafür eine Beratung der Mächte eingesetzt würde. Erst nach einer solchen Beratung könnte dann durch die Unterzeichner des Ostpaktes über die Stellung von Waffenhilfe beschlossen werden. be ¬ im Moskauer Kommunique bestätigt würde, bilde dieser Pakt «och immer einen wesentlichen Teil der von Großbri tannien befürworteten Vorschläge für die Sicherung des Frieden« ln Europa, wie glaubwürdig berichtet werde, könne Marschall Pilsudski nur die entschiedene Weigerung Polens wiederholt haben, sich an einem Pakt, zum minde sten in seiner jetzigen Form, zu beteiligen. Die Aussichten für den Ostpakk seien daher nicht gut. Eine Aenderung in der Haltung Polens werde als beinahe unmöglich betrachtet. Die einzige Möglichkeit einer Aenderung würde vielleicht der Besuch Lavals bieten. Es scheint somit, daß die Organi sierung des europäischen Friedens im Osten wie im Westen durch die in der englisch-französischen Erklärung vorgeschla genen Methoden nicht zustande gebracht werden könne. In Marschall Pilsudski, dessen Leben dem Kampf für dle polnische Unabhängigkeit gegolten habe, sei die Furcht Po len» vor einer neuen Teilung lebendig verkörpert. Eine freie Volksabstimmung würde für ihn nach Ansicht urteils fähiger Leute eine überwältigende Verkrauenvkundgebung bringen. Dec Korrespondent führt dann die bereits häufig von polnischer Seite vorgebrachten Argumente gegen den Ostpakt an. Er stellt ferner fest, datz der Ostpakt Polen nicht sehr viel mehr an Sicherheit bieten könne, als es schon besitze. Er verspreche Polen zwar die Unterstützung der baltischen Staa ten und der Tschechoslowakei. In Polen erinnere man sich aber «och sehr lebhaft daran, daß im Jahre 1920 und wäh rend des Krieges mit der Sowjetunion dle Tschechoslowakei den Polen die Waffenhilfe versagt habe. Bor etwas mehr dls einem Jahr sei die Bevölkerung von Westpolen noch tief beunruhigt gewesen, weil man an die Gefahr eines deutschen Einfalls glaubte. Der deutsch polnische Pakt habe diese Befürchtungen beseitigt. Aus die sem Grunde sei er volkstümlich. Nachdem es so viel erreicht habe, wolle Polen jetzt nichts tun, um zu Deutschland In Ge gensatz zu treten. In seiner jetzigen Gestalt werde Polen d«n Ostpakt be« stimmt nicht annehmen. Es erhebe nickt so sehr Einwände gegen die Verpflichtung, gegen einen Angreifer automatisch Beistand zu leisten oder zu erhalten, als gegen eine Störung der Sicherheit, Li« Polen durch seine eigenen Bemühungen sich geschaffen habe. Anders geartete Vorschläge würde es in Erwägung ziehen. Nach glaubwürdigen Jnformatstmen habe es aber selbst keine derartigen Vorschläge zu mach«,. Einen Ostpakt allerdings, der mit der Garantie Großbritan niens ausgestattet sei, würde Polen zweifellos mit Freude annehmen; denn es würde dann wissen, daß es keinen Krieg in Europa geben würde. Aber an «ine solche Möglichkeit glaube wohl niemand. Auf jeden Fall warte Europa be« sorgt darauf, welche Gestalt die britische Politik annehmen werde, wenn Eden in London seinen Bericht erstattet hat Edens dritte Etappe. Die polnische Hauptstadt bildet die dritte und zu gleich letzt« Etappe der Informationsreise, die der Abgesandte der englischen Regierung, Mr. Eden, durch die wichtigsten europäischen Hauptstädte unternommen hat. Denn die vorher erfolgte Teilnahme des Lordsiegelbewah rers an der Pariser Dreierkonferenz und der noch geplant« Abstecher nach Prag sind gewissermaßen nur Zutaten, um Len anderen Mächten das englische Gericht möglichst schmackhaft zu macken. Die wichtigsten Stationen sind Ber lin, Moskau, Warschau. Nur hier konnten die Engländer neue und für ihre künftige Politik maßgebende Gesichts punkte kennenlernen. Die Haltung Frankreichs und die mit ihr fast identische Haltung des tschechoslowakischen Va sallenstaates sind in London sowieso bekannt. In Berlin, wohin auch der englische Außenminister mitfuhr, konnten sich die britischen Staatsmänner von dem Friedenswillen des deutschen Volkes und seiner Regierung, aber auch von der deutschen Zurückhaltung gegenüber den mit heimlichen Konfliktsmöglichkeiten geladenen Beistandspakten überzeu gen, in Moskau fanden sie Helle Begeisterung für den Ge danken eines östlichen Sicherheitspaktes, zugleich aber auch das Zugeständnis, daß sich dieser Pakt nicht gegen irgend einen dritten Staat richten solle. Cs mußte daher der War schauer Besuch in den Augen der" Engländer von vornher ein als ein diplomatischer Akt von höchster Wichtigkeit er scheinen. Wie würde sich Nilsudski, und das heißt Polen, zwischen das deutsche „Nein" und das russische „Ja" stellen? Die Polen haben diesen Geisteszustand und die durch die bisherigen Besprechungen entstandene Lage zu benutzen versucht, um sich in psychologisch geschickter Weise mit dem englischen Besuch ins Einvernehmen zu fetzen. Und die Engländer wiederum haben begriffen, daß Mr. Eden hier vor dem schwierigsten Teil seiner Aufgabe stehe. Sowohl hinsichtlich der Methodik als auch der Zielsetzung der polni schen Außenpolitik wurde di« Uebereinstimmung mit den ähnlich gelagerten englischen Interessen von der Warschauer Rsgierungspreffe geflissentlich betont. In der Tat verpflich tet ja die geographische Mittellcwe Polens die Warschauer Staatsmänner zu derselben Vorsicht und Zurückhaltung, zu derselben Bermittlerstellung und zu derselben Abscheu vor außenpolitischen Abenteuern, wie sie sich die Engländer aus anderen Gründen auserlesen müssen. Mit Recht glaubt da her auch die polnische Politik bei dem englischen Besuch Verständnis dafür erwecken zu können, daß der Ostpakt in seiner gegenwärtigen Form den Warschauer Interessen nicht gerecht werden kann. Denn einerseits würde dieses Pro jekt jene auch von Deutschland befürchtete GHahr heraufbe- schwören, daß das eigene Land zum Schauplatz eines nicht Fernsprecher Amt vischos»werdo Rr. 444 und 445. Im Fäll« von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der BelSrderungseinrlchtunaen durch höhere Gewalt hat der Be zieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung dr» Bezugspreises. Mittwoch, den 3. April 1935