Volltext Seite (XML)
AMachtMeqe in ftnherer Leit. Zu den charakteristischen Merkmalen der Fastnachtsfeier in deutsiben Landen gehören vor allem Üebermut und tolleAusgelassenhelt.diesichim Umherschwärmen in allerhand Vermummungen, in Tanz und Spiel und man cherlei Neckereien aüstoben. Zu den letzteren zu zählen sind, wie Sartori in seinem »Handbuch der deutschen Ällkskunde" schreibt, das „Bartzieren-, das „Wurmhaspeln- und die »HunHernmühle-, in der di« alten Weiber wieder jung ge machtwerden. Auch auf gröberen Unfug, wie das Abziehen von Rädern, das Vertragen von Pflügen, Eggen und Wagen, das Herunterholen von Schildern und ähnliches, muß jeder Hausbesitzer gefaßt sein. Fastnächtsscherze in verschiedener Form hat es auch von jeher in unserer Ober lau sitz und im benachbarten Nordvöhmen gegeben. Daß dies« „Scherze" ost recht derberNatur waren, ersieht man daraus, -aß laut einer chronikalischen Meldung aus dem Jahre 1504 auf dem Zittauer Märkte zur Aschermittwoch ein „Spiel von der Bratwurst und dem Heringe" gehalten wurde, bei dem de^ Derspieler in die „Röhrbütte" geworfen wurde. Man be denke, ein kaltes Vad Mitt« Februar ist immerhin kein zarter Scherz. Auch in etwas späterer Zeit war gerade in Zittau das Werfen in den Röhr kästen ein beliebter Fast nachtsscherz. So wurde auf dem Markte zur Fastnacht ein hölzernes Haus errichtet und erstürm» Die In sassen wurden gefangengenommen und in den Röhrtasten geworfen, wo sie natürlich pudelnaß wurden. Der Brauch wurde solange geübt, bis einige Teilnehmer zu Schaden kamen, ja sogar den Tod davontrugen. Daraufhin wurde die Sache — sicher zum Leidwesen der lieben Jugend — ver boten. Welch' traurigen Ausgang ein Fastnachtsscherz nehmen kann, wird uns bereits aus dem 14. Jahrhundert aus Görlitz berichtet. Hier veranstalteten im Jahre 1365 di« „Tuchmacher einen Fastnachtsumzug oder ein Spiel — unsere Quelle läßt dies nicht genau erkennen —, bei dem sie alsBärenver kleidet gingen. In den Händen trugen sie brennende Fackeln. Durch irgendeine Unvorsichtigkeit gerieten ihre Pelze in Brand, und sie mußten einen jämmerlichen Tod er leiden. In Schluckenau duxch-og, während sich der „Narrenfest, zug" durch die Straßen bewegt«, eine „Rarrensicher- heitswache" die Stadt und nahm zahlreiche Berhastun. gen vor, von denen sich di« Gefangenen nur durch ein Läse- geld freikaufen konnten. Auf eine volkstümliche Eigenart können jedenfalls die Abschlußfeiern der Fastnacht in Kreibitz und Umgebung Anspruch erheben. Hier findet man heutigentags noch das sogenannte fragender Junggesellenlade". In einem Festzuge wird von den vier ältesten Junggesellen eine alt« Lade auf dem Rücken getragen und diese unter Musikbegleitung zu dem ältesten Junggesellen oder zu dem, der nächstes Jahr heiraten will, geschöpft, wobei eine launige Rede gehalten wird. Der Frag liche zahlt einen Geldbetrag und die Spende wird bei einem fröhlichen Beisammensein bei Musik und Tanz „umgesetzt." Auch das Faschingssuchen am Aschermitt woch, das als Beschluß der Fastnacht gilt, ist noch an vielen Orten üblich. Mit Laternen ausgerüstet gehen die Faschings sucher in die Häuser und Stuben, um den verschwundenen Fasching zu suchen. Bei dieser Gelegenheit lassen sie au» den Speisekammern irgend etwas mitgehen, eine Wurst oder andere Lebensmittel. Dieses wird bei -em sogenannten Faschingsbegra» ben im Gasthaus unter allgemeiner Heiterkeit vertritt. In manchen Orten bildet den endgültigen Abschluß der Fastnacht das Baßbegraben. Nach dem Faschingssuchen wird nämlich im Wirtshause die Baßgeige begraben. Die Musik spielt dabei ohne Baß und alle Teilnehmer bringen ihre Trauer über die entschwundene schöne Zeit dadurch zum Aus druck, -aß sie zum Scheine „flennen" und „knutschen". — O. Sch. Seiträge M Geschichte von Nemitz-Thmitz. Bon Gewerbeoberlehrer Hans Z a u n i ck - Neugersdorf i. Sa. (Fortsetzung aus Nr. 7 vom 18. Februar.) 3. Das Demiher Erbrichtergut. Eine reiche Ausbeute auf dem Gebiete der Fastnachts scherze bieten auch die nordböhmischen Grenzortschaften So hören wir beispielsweise aus Warnsdorf, daß in dieser Stadt bereits in den siebziger und achtziger Jahren des ver gangenen Jahrhunderts besondere Fastnachtszeitun- üen herausgegeben wurden, die unter einem bestimmten Losungswort erschienen ... So nannte sich 1874 eine solche Zeitung „Die Blutwurst", 1875 „Die Knackwurst", 1876 „Die Preßwurst", 1878 „Die Schwarzwurst", 1880 „Die Weiß wurst", 1882 „Die Zungenwurst", 1884 „Die Krapfen", 1885 „Die Hummel" (eist Warnsdorfer Fastnachtsgebäck), 1886 „Die Wurzelbürste". Die deutschen Kolonisten wurden um 1200 von einem Führer (.Lokator") ins Waldland gebracht. Unter seiner Leitung wurde das neue Dorf angelegt, die Fluren aufge teilt; ihm lag die Handhabung der Polizeigewalt und mit den von den übrigen Bauern gewählten Schöppen die Aus- Übung der niederen Gerichtsbarkeit ob. Dafür bekam er eine größere Freihufe als die anderen überwiesen, in Demitz 4. Ferner waren mit dem Richteramte wertvolle Berechtigun gen verbunden. Für Demitz ergeben sie sich aus dem unten abgedruckten Freiheitsbrief, der sich noch heute im Besitze des Demitzer Erbgerichtes befindet. (Ich danke seine Be kanntschaft im Jahre 1922 dem damaligen Besitzer, Herrn