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Sonnabend, den 26. Januar 1935 90. Jahroang Aleukirch und Ilmgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriert» Sonntaasblatt-- Heimatkundliche Belage >> F«u und Heim Landwirlschastltche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. tn Bischofswerda. — Bostscheckkonto Amt Dresdrn Nr. 152t. Demeindeoerbandsgirokaffe Bischofswerda Konto Nr. 64 >r Vie es aua -rett» einspaltig» MMimeterzelle S Npf. dl« 00 nun breit« MMimeterzeil« SS Zipf Nachlaß nach den gesetzlich vorgeschrtrbenen Sätzen. Für do» Erscheinen von Anzeigen In bestimmten Nummern und an bestimmten Witzen keine Gewähr. — ErfilUungeort BIschofewerda. Lrscheinuugsmeise- TS^ich mit Lueaahme der Son«, und Feier tage. vezugeprei« für di, Feit «ine, halben Monat,: Frei tn, Fast, halbmonatlich Mart 1.1h, bei« vbholen tn der Selchäft»- stell« «iichenMch «S Pfg. «azelnummer 10 Pf» (Sonnabend nummer IS Pfg.) Nr. 22 DerSSHWeLrzWler Tageblatt firAWo^oerda IkeukirE und Ilmaeaend Einzige Tageszeitung tm Amtsgertchtsbeztrk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten D« Sächsische Erzähler ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Ämtshauptmannschaft, des Hmqäzollamt» und de» Be» -trlckschulamt» zu Bautzen sowie des Finanzamt» und de» Stadtrat» zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt 6m Falle häherer» Gewalt — Krieg oder ionsttgee irgendwelcher Im TertteU t SÄrung dee Berriebe» der Zeitung oder der Beförderung,einrich. ! nach den ges« tätigen — hat der Bezieher keinen Anspruch aui Lieferung oder > Nachlieferung der Zeiwng oder aus Rückzahlung d«, Bezug,preiiee j Tagesschau. * Der Führer und Relchakanzler sprach sich in einer llnler- redung über die Bedeutung de» deutsch-polnischen Freundschast-pak- te, au». Er betonte, eine der geschichtlich bedeutsamsten Korrekturen sei damit rechtzeitig durchMühr» wotden. * Der Organisator der nationalen britischen Arbeiterpartei, Lord Allen Hurlwood, hatte in Berlin Besprechungen mit dem Füh rer und Reichskanzler und mehreren führenden politischen persSn- Nchkeiten. - Die Aurstelluug de» deutschen Bauerntum», die Grüne Bloche 1SSS, wurde heute vormittag in Berlin feierlich eröffnet. * Die Londoner »Lim«" seht sich in einem Leitartikel für die Herstellung der Gleichberechtigung ein. Der Augenblick für dle Be tätigung der Deutschland. Oesterreich, Ungarn und Bulgarien aufer- leglen Rüfkungsbeschrönkuugen, so schreibt da. Bla«, und der«, Anatausch gegen ein allgemein« System der Rüstungsbegrenzung sei gekommen. ' * wie dem „Mäkln" au» Straßburg berichtet wird, ist dort der Sekretär der saarländischen Metallarbeitergewerkschafk, Otto Pieck, verhaftet worden. > Unter schweren Südweststürmen find in den schlesischen Ber gen ungewöhnlich starke Schneefälle niedergegangen. » Schwere Schnee- und Hagelstürme wüteten In der Nacht zum Freitag und Sonnabend über den britischen Inseln. Do, Unwetter forderte drei Lod«opfer. ' Anhalte,d« Ulegenstürme im Staate Washington und Britisch- Columbia verursachten neue Erdrutsche, so daß fast sämtliche Der- binduugen unterbrochen sind. Mehr al, 10 Städte, darunter van- cöuver, sind von der Außenwelt abgeschnltten. Die Zahl der Io- desopfer der furchtbaren Aeberschwemmungen im oberen Misstsflp- pidetta beläuft sich bisher auf mindesten, 25 Menschen. 18000 Menschen sind obdachlos geworden. * Nach den letzten Meldungen sind von -en Fahrgästen und der Besatzung der „Mohawk" bliher 11» Personen gerettet worden, von den vermißten wurden 31 al, Leichen geborgen. Einer der Geretteten starb kurz vor der Bergung. Ausführlich« an anderer Stelle. Der Friede im Osten. Gin Jahr deutsch-polnischer UerstandigungspoMik. Die deutsch-polnische Verständigung, das Abkommen vom 26. Januar 1934 mit allen seinen weitreichenden Folgeerschei nungen, ist von einem Teil der ausländischen Presse als das „Wunder des Ostens" bezeichnet worden. Bon anderen Mei nungsmachern wurde der „Pakt", der ja kein Pakt in dem verdorbenen Sinne der französischen Cinkreisungspolitik ist, nur als ein taktisches und nicht ganz aufrichtiges Manöver gewertet, das die außenpolitische Isolierung der Reichsregie rung durchbrechen und zugleich die Polen über die angebli chen pangermanistischen Expansionsabsichten nach dem Osten Hinwegtäuschen sollte. Die Ueberraschten fingen sich in ihrer eigenen engen Vorstellungswelt. Wie ärmlich, wie beschränkt nehmen sich diese Vorurteile einer erstarrten Geisteswelt ans gegenüber dem mächtigen, vorwärtsstürmenden Geist, der durch die neueste Geschichte Mitteleuropas webt, und der Tatsachen schafft, vor deren Wirkung und Furchtbarkeit die alten Gewalten erschüttert und verständnislos zurückweichen. Für uns war dieser Versöhnungsakt kein Wunder, kein dip lomatischer Schachzug, sondern der natürliche Ausdruck unse rer Weltanschauung, die befreiende Tat zweier Männer, die ihr Volk lieben wie sonst nichts auf der Welt und die gerade alles das aus dem Wege räumten, was das Leben dieser Völker in ihrem gegenseitigen Verhältnis bedrohen und ver giften konnte. Die deutsch-polnische Einigung war nicht bloß der Abschluß eines formalen Vertrages, sondern «r be deutet« die Regelung der Lsbensbedingungen zweier Völker auf einer sehr viel breiteren und höheren Ebene. Als Polen wieder zur Eigenstaatlichkeit erwachte, als der Augenblick «kommen war, da die nationale Sehnsucht diese- lange unterdrückten Volkes ihre Erlösung fand, da ge- schah diese Befreiung auch auf deutsche Kosten und sie geschah mit einem Ungestüm, das viele Opfer undTränen in deut schen Landen forderte. Zwischen Deutschland und No en schien ewige Feindschaft herrschen zu müssen. Die damalige ranzösische Regierung stellte sich den Polen als Bundesge nosse zur Verfügung. Cs war nur natürlich, daß die ange- bobene Hilfe nicht ausgeschlagen wurde. Aber bald brach sich in Warschau die Erkenntnis Bahn, daß diese Hilfe nicht au» einem uneigennützigen Verständnis für den Daseinskamps des polnischen Volkes zu erklären war, sondern daß sie viel mehr allein dazu dienen sollte, die Warschauer Regierung vor den Wagen der französischen Hegemo» nialpolitik zu spannen und sie in immer neuem An sturm gegen das Deutsche Reich zu Hetzen. Die Fortdaue, dieser Politik hätte nicht nur einen wichtigen Teil Europas in dauernder gefährlicher Unruhe gehalten, sondern sie hatte vielleicht auch eines Tages dem deutschen und dem polnischen Volk das Leven kosten können. Die Alleinherrschaft des fron- zösischen Generalstabes über ganz Europa wäre dann nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Cs kam anders, als die Drahtzieher in Paris es sich dachten. Die nationalsozialistische Revolution stellte einen Mann an die Spitze Deutschlands, der auch für die Führung der Außenpolitik ganz neue Anschauungen und Grundsätze mit sich brachte. Adolf Hitler sah nicht in dem Gegenein- anderspiel feindlicher Kräfte, sondern in der ehrlichen Zu sammenarbeit gleichberechtigter und gleichgeachteter Völker und ihrer Regierungen das wesentlichste Element für die Er- Haltung des Friedens, für die Wohlfahrt der Nationen und für den Aufstieg der abendländischen Kultur. So war es von vornherein selbstverständlich, daß der Nationalsozialis- mus den polnischen Nachbarstaat trotz aller Gegensätze und Mißstimmungen nicht als eine Uebergangserscheinung und nicht als ein Mittel zum eigenen Zweck betrachtete, sondern als das Eigentum eines Volkes, dessen unbeugsamem Lebens willen und dessen heroischem Daseinskampf die höchste Ach tung gebührt. In Warschau erkannte man früher als in anderen Hauptstädten die Grundgedanken des Nationalsozia- lisym». In Warschau erinnerte man sich, daß auch in frü here« Jahrhunderten beide Völker manchmal gemeinsame Wege gegangen waren. So ergriff Marschall Pilsudfki, der einst den polnischen Freiheitskampf geführt und dann seine unbestrittene Autorität in Volk und Staat durchgesetzt hatte, sehr bald die Gelegenheit, um mit der neuen deutschen Re- gierung in Verhandlung zu treten. Er erfaßte als Staats mann mit klarem Verstand die Situation, die durch die na tionalsozialistische Revolution in Deutschland geschaffen war. Er erkannte die Möglichkeiten, die das autoritäre Regime in Berlin und Warschau für den Ausbau der deutsch-polnischen Beziehungen und für die Verbesserung der internationalen Atmosphäre bot. Berlin, 26. Januar. (Eig. Funkmeld.) „Tie Grüne Woche Berlin 1935", die Ausstellung des deutschen Bauern tums, veranstaltet von der Gemeinnützigen Berliner Aus- stellungs-. Messe- und Fremdenverkehrsgescllschaft, unter Mitwirkung des Reichsnährstandes, ist heute vormittag in Gegenwart von über tausend Ehrengästen aus allen Gebie ten des öffentlichen Lebens feierlich eröffnet worden. Auch Bauernabordnungen aus Frankreich, Norwegen, Polen, Schweden und Ungarn sind nach Berlin gekommen, um diese größte Winterschau zu besucben. „Die Grüne Woche" gibt einen umfassenden Ueberblick über die Agrarpolitik des Dritten Reiches. In vielen Son derschauen des Reichsnährstandes, des Reichsforstamtes und der deutschen Jägerschaft sowie anderer beteiligten Organisationen wird das Gesamtbild vervollständigt. Am besten acht die kulturelle und agrarpolitische Bedeutung der diesjährigen „Grünen Woche" daraus hervor, daß von den 69 006 Quadratmeter Hallenfläche über 54 000 Quadrat meter für die Sonderichauen und Veranstaltungen in An- spruch genommen werden. Vor -er Ausstellungshalle I wehen von haushohen, mit Tannengrün umrankten Masten die Fahnen des Dritten Reiches und die schwarzweißroten Flaggen. In dem ge- waltigen Festraum, in dem die feierliche Eröffnung der Ausstellung stattfand, grüßte «in riesiges Bild des deutschen Dauern, -er inmitten eines Kornfeldes steht. Unter den Ehrengästen befinden sich zahlreiche Reichs minister und viele fremde Diplomaten. Mit der Ouvertüre zur Oper der „Freischütz" von Karl Maria von Weber, gespielt vom Landesorchester Gau Ber lin unter Leitung von Professor h. c. Gustav Havemann wurde der feierliche Akt eingeleitet. Dann sprach Oberbürgermeister Dr. Sahm herzliche Degrüßungsworte. Wohl niemand habe, s» sagt« Dr. Sahm, ein stärkeres Interesse an einer leistungs fähigen und leistungsfreudigen Landwirtschaft als gerade di« großen Städte, nirgends als in den Fragen der Er- nährung komme so stark die Schicksalsverbundenheit zur Geltung, die alle schaffenden Kräfte unseres Volkes in Stadl und Land zu einer Notgemeinschaft unlösbar verknüpfe. Nach einigen Vorverhandlungen wurde am 26. Januar 1934 im Auswärtigen Amt jene inhaltsreiche Erklärung un terzeichnet, deren wichtigste Einzelheiten hier noch einmal kurz angedeutet seien. Zunächst erklären sich beid« Regie rungen für den Grundsatz der unmittelbaren Verständigung von Staat zu Staat. Dementsprechend stellen beide Regie rungen fest, daß andere internationale Verpflichtungen durch den neuen Vertrag nicht berührt werden sollen. Für den Fall der Entstehung besonderer Streitfragen verpfkchten sich beide Regierungen, ginn Zwecke ihrer Austragung unter kei nen Umständen zur Anwendung von Gewalt zu schreiten. Aber sie nehmen auch keinen Bezug aus den Völkerbund, sondern sprechen nur von Verfahrensarten, die allein für diese beiden Länder Gültigkeit haben Schließlich sprechen beide Regierungen den Wunsch nach einem gut nachbarlichen Verhältnis aus, das auch den übrigen Völkern Europas zum Segen gereichen möge. - Die unmittelbare Folge dieses für einen Zeitraum von zehn Jahren bestimmten Abkommens war ein reicher geistiger und materieller Gütersegen, der sehr bald zwischen den beiden Völkern einsetzte. Es sei nur erinnert an die gegenseitige Vereinbarung über die öffent liche Meinungsbildung in beiden Ländern vom 26. Februar, an die Wiederherstellung des Wirtschaftsfriedens durch die Unterzeichnung des Protokolls vom 7. März, an die Aufhe bung der Zeitungsverbote und die polnische Einfuhrverbots liste für deutsche Waren, an die gegenseitigen Besuche der Volkswirtschaftler und Journalisten, an die Regelung des Grenzverkehrs, an den Besuch Dr. Goebbels in Warschau, wo der deutsche Reichsminister einen Vortrag über „Das nationalsozialistische Deutschland als Faktor des europäischen Friedens" hielt und von Marschall Pilsudski empfangen wurde, an das deutsch-polnische Rnndfunkabkommen, an die Ausweitung des deutsch-polnischen Warenaustausches und schließlich an -ic Erbebung -er beiderseitigen Gesandtschaften zu Botschaften. — Aber das alles waren nur dle äußerlichen, gleichsam offiziellen Zeichen einer tiefgreifenden Sinnesände rung, die nicht nur die beiden benachbarten Völker erfaßt hat, sondern die ihren heilsamen und wegweisenden Einfluß auch auf die gesamteuropäische Politik ausübt. In dieser Schicksalsverbundenheit lieg« -ie Synthese beschlossen, um deren lebensvolle Darstellung und Verwirklichung sich diese Ausstellung bemühe, die Synthese zwischen Erzeugung und Verbrauch, zwischen Industrie, Handel und Landwirtschaft, die Synthese schließlich zwischen Stadt un- Land in ihrer für unser ganzes innerpolitisches Leben ent'cheidendcn Bedeutung. Berlin sei leibst einer de> größten Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte und ander seits der größte Verbraucher landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Reich. Ich danke allen, so schloß der Oberbürgermeister, die unsere Ausstellung in so wirksamer Weise unterstützt haben Möge die „Grüne Woche", die das eigentliche Wesen deut schen Bauerntums zum Ausdruck bringt, eine feste Brücke zwischen Stadt und Land schlagen, denn sie zeigt die inne ren Bindungen, die das ganze deutscheVolk zu einer organischen Einheit zusammenfügen und weift dar auf hin, daß an erster Stelle die Verpflichtungen stehen, die wir Deutsche unserem Volke gegenüber haben. Nach Oberbürgermeister Sahm hielt, stürmisch begrüßt, Ministerpräsident Hermann Gäringdie Festansprache. Zum Schluß sprach noch Reichsernährungsminister Wal ter Darrö. Seslch eines englischen poMns beim Führer. DNB. London, 25. Januar, wie Reuter au» Vertin meldet, hatte Lord Allen hurlwood in Berlin Besprechun gen mit dem Führer und Reichskanzler Bitter, mit dem Mi nisterpräsidenten Göring und anderen führenden politischen Persönlichkeiten. Lord Allen Hurlwood ist der Organisator der nationalen britischen Arbeiterpartei und steht in engen persönlichen Beziehungen zu Mac- Donald. Sein besonders lebhafte, Interesse gilt Fragen der internationalen Politik, wahrscheinlich ist in seinen Berliner Unterhaltungen die Stellung Deutschland« zur Abrüstungsfrage und die allgemeine euro- pätsche Lage zur Behandlung gekommen. 2m Augen blick liegt kein Anlaß vor, zu vermuten, daß der Reife Hurt- Oie Ausstellung -es deutschen Bauerntums. „Die Grüne Woche Berlin 1935" feierlich eröffnet