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kr uuojs,ch,q H>S 0 »o« -og-MsjoWs ,go»S 6uaq,V ->S S9Sk iunx 0^ wo uz^nsrlt u»g ,oa )h>n,L s>2 «st rrg »i r-fZ-s »Vlvp »rmU»S> ««»!? «b «V '-»!L a«; 9eer ^ä^ee Der Lebensroman des Raubschützen Karl Stülpner Don Kurt Arnold Findelsen «op^,ht 1S34 t, tsokhl« « Amclimg, D. M. b. Lelp^ß. (14. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Dann sprach man ungewiß, stockend. Von den Hunden, die die Knochen zerknirschten. ,L)ie Bracke, ja, ein unfläti ges Tier; sie heißt Vösenig." — „Seltsamer Name!" Man sprach von den gehäuften Häuten. „Darauf schlafen meine Gesellen, wenn Ne da sind. Sind heute in Böhmen!" — Man sprach von den Säcken und Beuteln an den Wandun gen. „Pulver, Schrot, fertige Posten drinl" — Man sprach von den Geweihen. Meist kuriose, seltene, Sxitzenachter, Kronenzehner, ungerade Ender, Rehperücken, Schädel mit Afterstangen und verkrüppelten Rosenstöcken. Merkwürdig! Geheimnisvoll! Dann ging man zur Ruhe. Der Wirt warf Felle vom Stapel und breitete sie aus. Er selber streckte sich auf ein solches Lager im hintersten Winkel. Die beiden Gäste liegen und wagen nicht miteinander zu flüstern. Sie können nicht einschlafen. Muffige Luft hängt schwer auf ihre Lungen. In regelmäßigen Abständen tappt es irgendwo, als tropfe es von der Decke. Die Hunde schnaufen und rascheln. Als sie dann doch gegen Morgen der Müdigkeit ihrer Glieder zum Opfer fallen, stehen Traumkerle neben ihnen mit Dolchen, knien ihnen auf die Brust, -raffeln sie am Hals, würgen sie — ,Hilfe! — Barmherziger!" — Nichts, nichts! — „Ach, wenn doch diese Nacht vorüber wäre!" „Äst vorüber!" lacht der Wirt, der vom im Licht der Oellampe an einer Büchse hantiert. Er weist auf einen Fels schacht über der Herdstelle, darauf jetzt Feuer knistert. Miß farben, unglaubhaft sickert da ein Geriesel Tagesschein her nieder in den Reisigrauch, der sich langsam emporschraubt. Sie springen empor und äugen nach der Tür. Der son derbare Mann ladet sie aber zum Frühstück: Brot und Warmbier! Er fragt, wie sie geschlafen hoben. „Ausge zeichnet!" Dann schiebt er endlich den Riegel von der Tür. Er steigt empor und lugt, als wolle er nach dem Wetter schauen. Er winkt ihnen und pfeift den Hunden. Aufatmend, mit erlösten Gesichtem stehen die Reisenden oben im durchsonnten Wald. Jetzt erst fahren sie heimlich nach den Geldkatzen: Alles noch da! Wohlwollend lachen sie den Langen an. Er stößt die Fichte wieder mit Wucht in den Stollen. Als sie nach stundenlangen Kreuz- und Querzügen über dem weißgetünchten Giebel einer Mühl« halten, wollen sie den Beutel zirhn und lauten Dank sagen. Der Führer winkt ab und schmunzelt. Sie wären Karl Stülpners Gäste gewesen, der nehme nichts für Nachtlager und Bewirtung. Sie sollten daraus aber ersehen, daß er kein Räuber und Mörder sei, was sie doch wohl gedacht hätten, ehe sie ihn kennenlernten. Dort kauf« die Paßstraße und sei nicht mehr zu verfehlen. Auf Wiedersehn! Als die beiden sich von ihrer Bestürzung erholt hatten, sahen sie noch, wie er fem über dem Mühlbach stand und sich wusch, während die Hunde wie besessen um ihn herumspran gen. Sie schritten kopfschüttelnd und mit großen Schritten in den Tag hinein. Bei allen Geschäftsfreunden ihrer weiteren Fahrt wußten sie nur e i n Gespräch und eine Rede. Durch diese Begebenheit wurde es bekannt, daß der Stülpner, von dem man zu allgemeiner Verwunderung und gelegentlicher Bedauernis so lange nichts vernommen hatte, wieder in den heimatlichen Waldungen sein Wesen treibe. Die Obrigkeit horchte pflichtgemäß auf, hatte sie inzwischen doch erst merken müssen, wie sehr der Raubschütz dem An sehen ihrer bestellten Wild- und Waldhüter Abbruch getan hatte. Und als der Hertzog die Frechheit hatte, dem Hofjäger Pätzold bei einem Pirschgang die Büchse glatt aus dem Arm zu schießen, ohne ihm dabei ein Haar zu krümmen, schrieb die Behörde diese Schandtat natürlich seinem Hauptmann zu. Sie erließ einen neuen scharfen Haftbefehl, erklärte den Stülpner für vogelfrei und setzte, als es trotzdem nicht ge- lang, seiner habhaft zu werden, einen Preis auf seinen Kopf: Achtzig Taler für den, der ihn lebendig lieferte, fünfzig für den, der ihn übern Hausen schoß. Kaum war das in Scharsenstein durch die Gerichtshalte- rei bekanntgegeben worüen, stürzte -ie Schustersfamili« wie ein Mann mit klappernden Holzpantoffeln zur Witwe Stülpner tn die Kammer. Die Alte, hieferig und zusammen geschrumpft, stand gerade über ihre Kaktuspflanze gebückt: Immer und immer wollte die nicht blühen! Sie erschrak ein wenig und hielt den Kopf schief wie.ein Vogel. Als die schlimme Botschaft aus vielen Mündern zugleich über sie hereinbrach, vermochte ihr schwacher Sinn nicht ein einziges Wort zu ersoffen. Erst allmählich fiel ihr der Name ihres Sohnes verständlich aus dem Lärm heraus. Da ver klärte sie sich, klatschte in die Hände und lachte fröhlich. Sol cher Wirkung nicht gewärtig, schob die Familie Herbach ver dutzt wieder ab. In -er Nacht aber zog eine Macht ein wenig den Schleier von dieser Mutterseele. Aus ihrem hüstelnden Traum sprang ein baumtanger Jäger, spannte «inen Bogen und schoß einen Pfeil zischend in ihr Herz. Sie schrie wie eine Henne, die der Fuchs überfallen hatte. Die Tage her hatte sie aus ihrem Gesangbuch herausge tüftelt — denn lesen konnte sie sonderbarerweise noch —: Wett, rüst? dich, streit wider mich, — spanne den Bogen, — der Bogen wird brechen — Sie hatte das Buch aufs Geratewohl aufAeschlagen und mit gichtigem Finger nach der ersten besten Stelle gestochen gehabt. So war ihr das mit dem Bogenfpanner gekommen. Als sie früh erwachte, war nur noch ein dumpfer Tau mel über ihr und «ine rätselhafte Sorge, so daß sie schnell ans Fenster lief, den Kaktus in den Arm nahm und wie «in Windelkind schaukelte. ,Karle," sang sie dabei mit meckern der Stimme, „mein Karle"! Große Abenteuer. Man hätte denken können, daß der auf Stülpners Kopf gesetzte Preis die Zahl seiner Verfolger jäh anschwellen lassen würde; es blieb aber in der Hauptsache bei den alten Fein den. Derer «vwchrte er sich mit gewohntem Glück und alter Gewandtheit. Die Wurzel von Allermannsharnisch in fei nem Wams tat ihre Wirkung bei ihm und bei andern; aber auch die drei Kastanien in Hertzogs Hosentasche und die böh mische Marie auf des Dotzingers Brust schienen gute Mittel zu sein. Ja, es schlug den Raubschützen geradezu zu hellerem Ruhme aus, als sich doch einmal eine neue Schar mit Ge schrei aufmachte, sie zu fangen: In der kleinen Stadt Wollenstein macht« die Gilde der Bürg«rschützen viel Wesens von sich, insonderheit ihr Haupt mann, ein Schneidermeister mit Namen Hampel. Er rühmte sich gern, vom Bräuhahn angestachelt, beträchtlicher Helden taten. Und als ihm einmal beim Schützenfest der rote Mel- niker Wein in den Schädel gestiegen war, verschwor er sich hoch und teuer, er werde den Stülpner einliefern, lebendig oder tot, koste es, was es wolle! Er verstand es auch, in den Plan verrannt wie in eine Sackgasse, sein« Schützenbrüder für das Abenteuer zu gewin nen. Einesteils lockten die achtzig Taler, davon sich ein statt liches Saufgelage bestreiten lassen würde, dann stachelte eine an mehr als einer Vogelstange erprobte stadtbekannte Unfehl barkeit, schließlich blendete der hohe Ruhm so sehr, daß die Gedanken schmerzten: Denn den Stülpner gehascht zu haben, das würde ihnen von Kindem und Kindeskindern noch nach gesagt werden. So zog eines Tages der Hampelschneider aus mit seine» Schützen, den Stülpner zu fangen. Regen war gefallen, tagelang; der Waldfluß schäumte hoch. Der Busch stand voll Tauperlen. So schritt es sich gut in der Frühe. „Gewehr umgehängt! Schritt gefaßt!" Der Schnappsack poltert am Unterteil. Der Hauptmann, den Marschtritt der Genoffen im Ohr, zieht den Zwirn in die Länge: „Wenn der Fuchs im Eisen is, ruf ich: Hände hoch! Gesichter soll er da schneiden wie der Has beim Bader! Und dann, Leute, drauf und drüber, sag ich e^ch: Arme auf den Buckel und zugeschnürt! Neun Ellen