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b'KÄÄiWMtz Wege kamen di« Güter an ihn. Richt durch Erbschaft, durch Kauf. Die beiden weiblichen Besitzer verkauften sie ihm. Von diesem wieder kamen sie auf den Sohn, »my wieder nicht durch Erbfolge. Der Vater lebt« noch, als der Sohn die Herrschaft antrat, und er lebte noch, als diesem sie der Tod wieder aus den Händen nahm. Nein, durch Kauf. Der Vater verkaufte sie dem Sohn, das war im Jahre 1774. Johann Karl Wilhelm v. Gastell war damals gerade 25 Jahre alt. Er diente als Leutnant im kurfürstlich sächsi schen Regiment Prinz Gotha. Bier Jahre später heiratet er die Tochter seines Hauptmanns Schröter. Und das ist auch wieder bezeichnend für die Edlen o. Gastell, sie heiraten zumeist bürgerlich. Schon der Vater, wie wir sahen, und dann eigentlich auch die Witwe unseres Gastell. Zwar war es ein o. Großmann, den sie nahm, aber dieser hatte seither nur Großmann geheißen, und war, weil er es durch Tapfer keit bis zum Geheimen Kriegsrat gebracht hatte, erst kurz zuvor vom Kaiser in den Reichsadelsstand erhoben worden. 1778 hatte Johann Karl Wilhelm v. Gastell die Jung frau Johanna Juliane Renate Schröter zum Altar geführt. Es sollte dem Bunde nur ein kurzes Glück beschieden sein. Sieben Jahre später raffte der Tod den Satten dahin. „Nach einer kurzen Niederlage", wie es in der Chronik heißt, die Leiden eines langen Siechtums waren ihm also erspart geblieben. Was di« Ursache seines Endes war, ist ungewiß. Vielleicht starb auch er „an der Geschwulst", wie es von dem späteren Hinscheiden seines Vaters berichtet wird. Johann Karl Wilhelm v. Gastell hatte ein Alter von erst 35 Jahren erreicht, als er starb. An der Bahre des so früh Verstorbenen trauerten die junge Witwe und der greise Vater. Kinder waren dem ehelichen Bunde nicht entsprossen. Der Vater hat den Sohn nicht lange mehr überlebt, anderthalb Jahre später folgte er ihm in die Ewigkeit nach. Als man den jungen Gutsherrn zu Grabe trug, es war an einem frostkalten Wintertage, stand an seinem Sarge ein junger Geistlicher, Johann George Pech, damals noch Kate chet zu Neukirch, ein Mann mit einem warmen Herzen, da von nicht nur sein altersschwacher Pfarrer Reichel, sondern auch alle seine Pfarrkindcr tagtäglich genugsam erfahren haben, weshalb sie ihn nachher, als jener starb, selbst zu ihrem Pfarrer machten. Dieser fromme Mann also hielt dem Toten die Grabrede. Und er hat darin mit schlichten Worten all das ausgesprochen, was die bewegte, welche die frische Gruft umstanden. Daß er es aufrecht damit gemeint hat, bezeugt ein frommes Carmen, welches er nachher, al» er vom offenen Grabe in seine Predigerstube heimkehrte, zu Papier gebracht hat. „Trösten soll ich euch? Ich kann nicht trösten: ach, ich fühle selbst den bittersten, den größten Schmerz der Wehmut, und mein eignes Herz suchet Trost für seinen großen Schmerz." Der jähe Tod dieses Edlen, der in der Blüte des Mannes dahingehen mußte, brachte ihm die ganze Nichtigkeit des irdischen Daseins zur äugen- AWMkIWelM.M«, SMM als SlklliMlaMkf. WMM, SlikMlW M SllMWlM j. Zur 150. Wiederkehr seines Todestages am 17. Januar. Von Otto Flösse!. Am 17. Januar vor 15V Jahren starb in Steinigtwolms dorf Johann Karl Wilhelm v. Gastell — „der Ehrenfeste Edle v. Gastell." Der Ehren waren ihm in seinem kurzen Leben nicht wenige zuteil geworden. Davon reden di« Titel, mit denen man ihn ausgezeichnet hat. Er war nicht nur „des Heiligen Römischen Reiches Ritter", er war auch „kurfürst lich sächsischer Kriegsrat" und kurfürstlich sächsischer Offizier. Vor allem aber: er war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Steinigtwolmsdorf, Ringenhain, Oberneukirch und Schwarz- naußlitz. Das freilich nur auf kurze Zeit. Wie denn die Edlen v. Gastell in unserer Heimat überhaupt nur vorüber gehend Gäste gewesen sind. Sie hatten nicht oielhundert- jähriges Heimatrecht in der Lausitz wie die anderen, ur alten oberlausitzer Adelsgeschlechter, die v. Gersdorff und die o. Schönberg, die v. Kyaw oder gar die v. Haugwitz, die schon um 1200 hier saßen und deren Nachkommen Jahr hunderte hindurch in Gaußig, Drauschkowitz, Weifa, Neu kirch und Frankenthal anzutreffen waren. Die Heimat der Ritter v. Gastell ist eigentlich das Elbe land. Dort wohnt« Erdmann Gottfried v. Gastell, der Erb lind Gerichtsherr zu Struppen, der Heimat unseres Leberecht Götzinger, dort auch dessen Sohn, der Königlich polnische und zugleich kurfürstlich sächsische Hofkommissar Gottfried Wilhelm v. Gastell, der Vater des vor 150 Jahren Verstor benen. Wie sie nach Steinigtwolmsdorf gekommen sind? Das ist. so leicht nicht erzählt. So viel steht aber fest: Auch für sie galt, was man dem alten Oesterreich nachsagte, daß es seine Hausmacht vergrößert hätte: „tu kelix Austria mibe!" Zu deutsch also: „durch Heirat." Wenngleich wiederum die Güter ihnen in erster Linie nicht als Morgengabs zufielen, sondern sie durch Kauf erworben werden mußten. Das ist nämlich das Eigenartige in diesem Ge'chlccht, daß der Besitz auch unter den allernächsten Verwandten nur käuflich wech selte. Wie gesagt, es ist eine etwas vertrackte Geschichte, trotzdem — sie soll erzählt werden. Damals also gehörte das Rittergut Steinigtwolmsdorf Christian August Beyer, einem sehr vermögenden Bauern. Dieser verkaufte — und damit geht der Verkauf in der Ver wandtschaft schon an — dieser verkaufte 1745 seinen beiden Nichten Steinigtwolmsdorf samt dem zugehörigen Ringen hain. Oberneukirch und Schivarznaußlitz. Eine der beiden Nichten nun, Henriette Caroline Bener, heiratete zwei Jahre später jenen Gottfried Wilhelm v. Gastell, und auf diesem 3 2 D-ff 3 S Z U , NnsersSeimat Sonntags GeiLcrge zum KächstscherrcLrzätzkr i SVK r- I II N.r. 14.ZMMM