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z ««<>..«».«.»« Der Sächsische Erzähler So»«a-e«-, de» 12. Ziurmur 1VSS iLswlH »sagt« er, „Sie ist eine große Schaulpielerin in Wien . . .ihr bengie sich beim I Ruhm aber nützt ihr nichts in den Augen Wilhelm Schöll- >en. m der Ende immer war sie blaß und ernist und ruhig, sprach nur wenig, und eines Tages raffte sie dann eine kurze Krankheit hin weg." „Gewiß war sie nicht glücklich", sagte Karoline Lude- wig, „und krankte ihr Leben lang daran. Ich kann es mir wohl denken, daß man in einer liebeleeren Ehe zugrunde gehen kann", fuhr sie sinnend fort. „Sie haben Geschwi ster?" Wieder zögerte er einen Augenblick, ehe er antwortete: „Ich hatte eine einzig« Schwester. Sie konnte nie mit dem Vater auskommen, und als di« Mutter tot war, ging sie aus dem Haufe. Das war vor vielen Jahren." „Sie ist niemals wieder zurückgekehrt?" „Vater hat ihr die fluchtartige Abreise von damals nie verzeihen können. Seitdem lebe ich ganz allein mit ihm." Karolines Augen leuchteten jetzt in einem Schimmer aufrichtigen Mitgefühls mit dem Geschick des anderen. „Was ist aus Ihrer Schwester geworden?" fragte sie fast atemlos. Großschönau, 12. Januar. Jener ln einer Möbelfabrik. In der Möbelfabrik Wilhelm Richter <S. m. b. H. entstand im Fournierraum in den Abendstunden Feuer. Es hatten sich mit Polieröl getränkte Lappen, di« in der Nähe «ine» Heizkörpers gelegen hatten, entzündet. Da im benachbarten Raum Farben und Lacke «lagert waren, konnte das Feuer für die ganze Fabrik gefährlich werden. Die auf Groß alarm herbetaeeilte Feuerwehr verhinderte «in Weitergrei fen de« Brandes. Durch dar Feuer wurde auch «ine Anzahl Ferttgmöbel vernichtet. ixr. Altlau. 12. Januar. Neuer Führer des Vanne» 102. Der bicheriae Führer des Lanner 102 (Zittau), Ge- pokaschastMhver Rudolph, hat aus beruflichen Gründen die Mchrung des Bannes niedergelegt. Mit der Führung des Bannes 102 wurde, auf ausdrücklichen Wunsch, eine aktive Einheit zu führt«, beauftragt: Unterbannführsr Förster, unter gleichgeittger Entbindung von seinem Amte als Inspekteur Süd. Vorher hat Unterbannsührer Förster einen Bann in Leipzig gesührt. Mau. 12. Januar. Tragischer Tod zweier Freundinnen. Zwei hier wohnhaft« Schwestern, die bei einer Freundin zu Besuch geweilt hatten, wurden nach kaum einer Stunde m da» Haus der Gastgeberin zurückgerufen, die plötzlich er krankt war und kurz darauf starb. Die eine der beiden Schwestern regte sich darüber derart auf, -aß sie vier Stun den später einem Herzkrampf erlag. Freital, 12. Januar, wie geschah der Anfall? Am Donnerstagabend wurde unterhalb des alten Bahnhofs in Hainsberg der IS Jahre alte Kurt Merker aus Brauns dorf schwerverletzt aufgefunden. In bedenklichem Zustand wurde er in» Freitaler Krankenhaus gebracht. Auf welche Weis« der junge Mann verunglückt ist, konnte noch nicht fest gestellt werden. Dresden. 12. Januar. Anerkennung für einen Lebens retter. Nach Mitteilung des Presseamtes Les Polizei präsidiums Dresden ist dem auf der Pirnastcbrn Straße in Dresden wohnhaft«« Buchhalter Rudolf Müller vom Führer und Reichskanzler die Erinnerungsmedaille für Rettung und Gefahr verliehen worden. Muller hat vor einiger Zeit auf dem Bahnyof Heidenau einen Knaben aus der Gefahr, von einem Zuge überfahren zu werden, ge rettet. Chemnitz. 12. Januar. 2« Alt« von SS Jahre», 7 Tagen s. Di« älteste Einwohnerin von Chemnitz, Frau Amali« Ernestine Scheffler, bi« am 1. Januar ihren SS. Geburtstag f«iern tonnte, ist nach einer Mitteilung des Fürsorge- und Pflegeheimes Chenmitz-Atten-orf, wo die Greisin in liebevoller Pflag« untergebracht war, am 8. Ja nuar im Aller von SS Jahren und 7 Tagen sanft ent schlafen. Chemnitz, 12. Januar. Befriedigende Wirtschaftslage tm Chemnitzer Bezirk. In der Sitzung des Begirksaus- schusses bei der Amtshauptmannschaft Chemnitz teilte Amts hauptmann Dr. Ringel mit, -atz di« Wirtschaftslage im Be zirk befrttdigend sei. Zugestimmt wurde der Auflösung der auf dem Roten Vorwerk in Oberwiesenthal liegenden Hy pothek von 49000 Mark und des Darlehn» der Kreditan stalt Sächsischer Gemeinden von 100 000 Mark, Ipr. Alöya. 12. Januar. Der neue Amtrhauotmann von Flöha. Der Reichsftatthalter hat auf Vorschlag de» Staatsminister» des Innern den Regierungsrat Dr. Haupt, bisher bei der Amtshauptmannschaft Grimma, zum Amts hauptmann in Flöha ernannt. Amtshauvtmann Dr. Haupt gehörte der NSDAP, bereits vor der nationalen Revolution an. Er ist Teilnehmer des Weltkri«ge» und hat im Felde einen Arm verloren. Zwickau. 12. Januar. Dreijährige» Lind verbrüht. Im Waschhaus eines hiesigen Grundstücks stürzte die dreijährige Tochter eines Landwirts in einem unbewachten Augenblick in eine mit kochendem Wasser gefüllte Holzwanne. Das Kind wurde am Rücken und linken Arme schwer verbrüht. Die Verunglückte wurde sofort ins Heinrich-Braun-Kranken- haus gebracht, wo sie den Brandwunden und einer hinzu getretenen Herzschwäche am Donnerstag erlogen ist. Ellefeld l. V.. 12. Jan. Zwei Todesopfer «ine» Der- kehrsunglück«. In -er Nacht zum Mittwoch gegen 1 Uhr fuhr -er Kraftwagen des Fleischermeisters Weiß aus Fal kenstein in Ellefeld gegen das Hausgrun-stück Adalf-Hitler- Straße 82. Der Anprall war so heftig, Laß man im Erd geschoß die Erschütterung verspürte und «ine Uhr von der Wand fiel. Bon den fünf Insassen des Wagens wurde der SHährige Maurer Otto Möller aus Falkenstein aus dem Kraftwagen geschleudert und auf der Stelle getötet. Die übrigen Insassen des Wagens wurden teils schwer, teils TÜil Lackier. Wechsel in -er Leitung -er Kurrst- akademie in Dresden. lpr. Der Minister für Volksbildung hat im Einverständ nis mit dem Reichsstatthalter den bisher beauftragten Rek tor der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, Profes sor Richard Müller, vöm Rektorat abberufen. Dl« Lei tung der Staatlichen Akademie der bildenden Künste ist einstweilen dem Prorektor, Prof. Dorsch, übertragen wor den. Mit seiner Unterstützung, Entlastung und gegebenen falls Bertretung ist Prof. Dr. Krampf beauftragt worden. Der Gau Kurhessen besucht Sa Dresden. 12. Januar. Der Gau Hessen-N NS.-Temeinschaft .Kraft durch Freude" hat s... Januar einen Besuch Dresdens in Aussicht genommen. Die Fahrt beginnt am 25. Januar vormittags. Teilnehmer werden in Einzelquartieren untergebracht. Vorgesehen.sind: Führung u. Besuch der Sehenswürdigkeiten Dresdens, Be such einer Opernvorstellung in der Dresdener Staatsoper und ein sächsischer Heimatabend. Am 29. Januar beginnt morgens Vie Heimfahrt, die von einem mehrstündigen Au fenthalt in Leipzig unterbrochen wird. Auch hier ist eine Stadtrundfahrt mit. Omnibussen vorgesehen. Nach dem ge meinsamen Mittagessen wird dann die Rückfahrt in den Heimatgau angetreten. Die Kosten betragen 88 Mark. Eine neue Elbbrücke bei Pillnitz geplant Virna, 12. Januar. Zur Bewältigung des starken Durchgangsverkehrs im Raume zwischen Dresden und Pirna sowie zur Zugänglichmachung des in diesem Raume gelegenen Siedlungsgebietes ist ein neuer Flächenauftei- lungsvlan ausgestellt worden, der in der letzten Sitzung des Bezirksausschusses zur Sprache kam. Für den Fall, daß Las in Aussicht genommene Staubecken bei Graupa-Birkwitz zur Ausführung kommt, sieht die Planung eine neue Ber- kehrsstraße Dresden—Zschachwitz-Graupa—Bastei pvr mit dem Bau einer neuen Elbbrücke oberhalb von Pillnitz. Ale erhoffe, daß ein anderer deine Lasten auf sich nimmt,' denn so lang in dir, o Wanderer,' Goikes Licht und Flamme glimmt, ist dir auch die Kraft gegeben, seiber deine Last zu heben. Detlef Sch müde. MiN!iIii!iiii»i!i!iiiiNiiIiiiiijiIi,i,«MiIiiiIiiiMiiIi»ii»!ii!iiiiiiiM!WMiIiiiiiiiIiiIIM!iWi!IiiiMiiiiiii^IiiIII»iIM Lopvrigki, dv Karl Köhler L Co. Berlin - Zehlendorf. >4. i.örli'eKlMg.' ' ,ÄüchSruck verboten. Drei Briefe begann er dann an seinen Vater zu schrei ben, aber immer wieder verwarf er sie als schlecht und falsch formuliert. Er fand wohl nicht den richtigen Ton, -en an deren zu überzeugen; alles was er schnob, kam ihm selber hölzern und ungeschickt vor. So logt« et schließlich alles beiseite und nahm sich vor, am Abend, wenn er ganz alleitt sein würde, in seinem Zimmer zu schreiben. Am Nachmit tag wollte er erst wieder einen längeren Spaziergang unter nehmen, um sich seinen Brief nochmals gründlich zu über legen. Von feiner Wohnung aus ging er durch -i« schönen Anlagen der Promenade auf Vie Ziogelbastion zu. Jmm«r wieder dachte er dabei nach, welche Einleitung «r dem Schreiben an Wilhelm Schöllhammer geben solle, er kam aber nicht über die ersten zehn Worte hinaus, denn seine Gedanken irrten unablässig ab; sie umkreisten fett gestern all«, ohne daß «r sich dessen selbst bewußt wurde, das Mäd chen dort oben in dem Kontor des Baumeisters. Wie schön müßte es sein, einen Menschen wie sie zur Gefährtin zu haben! Mit ihr nach arbeitsreichem Tage im Geschäft über geistige Dinge zu reden, Alltaassorigen zu ver gessen und sich wirklich als Mensch zu fühlen; das ganze Leben mußte dann leichter zu ertragen sein!. Er seufzte. Welchen müßigen Träumen er nachhing! Plötzlich stutzte er, blickt« schärfer hin und musterte fast er schreckt di« Gestalt, die von einer Seitenstraße her durch das Tor kommend jetzt vor ihm herging; die -unkl« Seidonman- tille über dem Hellen Wollkleide, dsn breitkrempigen Som merhut, mit Rosen und einem blauen Bande verziert, aus dem blonden Haar. War sie das nicht, an die er auf dem ganzen Wege bisher gedacht haü«? Hatton sein« Gedanken und Wünsche sie herbeigezogen? Kein Zweifel, das war Karoline Ludewig. Sollte er sie ansvrechen? Aber noch während er es überlegte, be schleunigte er seine Schritte, um sie einguhoken. Gang rot war sein Gesicht, als er jetzt neben ihr ging und den Hut lüftete. ' „Guten Tag, Fräulein Ludewig", sagte er und blickte sie mit unverhohlener Freud« an. Sie erschrak ein wenig, dann schoß «in heißes Rot in ihre Wangen. „Ab, Herr Schöllhammer." Ohne alle Ziererei reichte sie ihm di« Hand. Er blieb an ihrer Seite, und sie gingen nun langsam«» Schrittes die Promenade entlang. i Einen Augenblick läng herrschte verlegenes Schweigen zwischen ihnen, dann fragte Hermann: „Wi« gcht es Ihnen und Ihrem Vater?" Dabei sagte «r sich selbst, daß er be stimmt nicht im Sinne Wilhelm Schöllhammer» handele, wenn er sich teilnehmend nach dem Befinden seines größ ten Schuldners erkundigt«. Karoline sah ihn schmerzlich lächeln- von der Seite an. „Oh, ich dank« Ihnen", sägte sie dann. „Vater fühlt sich nicht wohl, dk« Sorgen lasten allzu -rückend auf ihm." Erst nach einer Weile wagt« sie bi« Frage: „Waren Sie so freundlich, an Ihren Herrn Vater zu schreiben?" Hammers." Er stockte einen Augenblick in seiner Rede, weil er den Namen des Vaters so vor ihr ausgesprochen hatte, wie er diesen bei sich selbst inrmer nannte. Der Gedanke „Mein Vater" war ihm gänzlich ungewohnt; immer bezeich nete er den Vater vor sich selbst mit seinem vollen Namen wie einen Fremden. Sie hatte dies« sonderbare Ausdrucksweise eines Soh nes seinem Vater gegenüber sehr wohl bemerkt und auch sein unwillkürliches Erschrecken vor ihr, der Fremden, aber taktvoll ging sie darüber hinweg. „Sie ist Schauspielerin geworden und berühmt, sagen Sie? Hoffentlich hat sie dann im Ruhm ihr Glück gefun den." „Sie Ist weit über Oesterreichs und Deutlchlan-s Gren zen hinaus bekannt unter ihrem Künstlernamen Camilla Schöller." „Oh natürlich", sagte sie rasch, „ich habe ost von ihr gehört; ich glaube sogar, ich habe sie einmal in einer Zeit schrift in der Rolls der Maria Stuart abgebildet geschen. Was haben Sie für eine berühmte Schwester, Herr Schöll hammer!" Er zuckte die Ach'eln und lächelte bitt«r. „Was nützt es mir! Sie ist dem Eltcrnhause völlig entfremdet; wir wechsln während des ganzen Jahres kaum zwei Briefe miteinander, und auch von denen darf mein Vater nichts wissen, sonst würde er mir schwere Vorwür fe machen .. . wegen der Verbindung mit der Komödiantin, wi« er sie nennt." Karoline schüttelte den Kops. Sie, die an ein ruhiges und glückliches Familienleben gewöhnt war und sich mit ihren Eltern vorzüglich verstand, konnte «in solches Verhält nis zwischen Vater und Kindern gar nicht begreifen; denn auch der junge Schöllhammer schien ja dem Vater völlig fremd gegenüberzustehen. „Ist Camilla Schöller nicht mit einem großen Schau spieler verheiratet?" fragte sie. „Jawohl, mit Demarque. Aber auch von dieser H«i- rat hat mein Vater keine Notiz genommen. Als ich ihm eines Tages davon sprach, hat er -ie Nachricht mit ein paar verächtlichen Worten abgetan." Sie waren jetzt fast an -er Anhöhe der Ziegelbastion, dem Usberbleibsel eines ehemaligen Feftungswalles an der O-er, angelangt, und Karoline blieb plötzlich stehen. „Ja, wo bin ich denn jetzt hingeraten!" rief sie. „Ich wollte doch in -ie Albrechtstraße einbiegen, well ich dort «ine Besorgung zu machen hatte, und nun . . . bin ich immer weiter gelaufen." Sie sahen einander an, unü ein leichtes Rot huscht« da bei wieder über die Wang«n des Mädchens. Dann lachten sie beib«. lSortietzun- folgt.) „Ich will es heut« abend tun", sagt« er eifrig. „Ich kam bl» jetzt nicht dazu." Und als sie ihm daraufhin einen raschen, fragenden Blick schenkte, als verstünde sie ibn nicht ganz, fuhr er ein wenig verlegen fort: „Es ist nicht so leicht, Fraulein Ludewig, meinem Vater einen einmal ge faßten Entschluß auszureden. Vielleicht . . . vielleicht hab« ich sogar Unr«cht getan, als ich Ihren Vater Hoffnungen machte, -aß mein Vater seinen Willen ändern und auf mei ne Vorstellungen hören könnte. Sie kennen meinen Vater Si« sech ihn erschrocken an. „Oh Gott, es wäre surchtbar, wenn Sie bei ihm nickts für , uns erreichten. Ich glaube, mein armer Vater würde Msäntmenbrechen, wenn er völlig ruiniert wäre. Schon jetzt glaube ich mitunter, er ist schwer krank und hält sich nur noch mühsam aufrecht, um seine geschäftlichen Angele genheiten zu ordn««." Tranen traten in Hre Augen, trau rig blickte sie gradeaus. Wieder faßte ihn tiefes Mitleid mit ihr. „Seien Sie nicht traurig. Fräulein Ludewig", sagte —. ging nun etwas dichter neben ihr und beugt« sich beim Sprechen wie tröstend zu ihr hinab, «was an mir liegt, soll gewiß geschehen, meinen Vater günstig zu stimmen. Vielleicht ..." ein guter Gedanke war Hm plötzlich gekom men, „fahre ich selbst zu ihm und r be persönlich mit Hm. MüiHlich kann Ich Hm die gange Angelegenheit vie! besser darleqen als schriftlich. Ja, das wird das beste sein." Sie sah ihn aus ihren großen schönen Augen voll Dank barkeit an. „Das wäre sehr schön von Ihnen, Herr Schöllhammer, und wir würden Ihnen niemals vergessen, was Sie damit für uns getan haben." Er wehrte verleo-n ab. „Ach, Sie sollen mir nicht danken, ich weiß ja nicht ein mal, ob mein« Mission Erfolg haben wich." „Ist Ihr Herr Vater so böse und hart?" fragt« sie zag haft. Er zögerte einen Augenblick mit der Antwort, dann sagte er: „Ich glaube nicht, daß er böse ist. Hart und streng, ja, das war «r von je, «wer ein gerader unü unbeft«chlicher Cha rakter ist er, dem niemand sein« Bewunderung verfagen wird, der ihn. näher kennt. Nur ... nur ... «ie soll sch das ausbrücken . . . . . „lieben wich ihn niemand können", ergänzte sie leise, ... „das wollten Sie doch wohl sagen." Er erschrak, wie st« es verstand, sich in seine Gedanken hineinzufiihlen, wie sicher und fest sie das aursprach, was er heimlich immer gedacht hatte. Wie kam er, der sonst stets Zurückhaltende, Verschlos sene überhaupt dayu, diesem Mädchen, das er heut zum zweiten Mal« sah, eine Charakteristik seines Vaters zu ge ben und sie damit einen Blick in sein Inneres tun zu lassen, das er vor den Augen seiner Mitmenschen sonst ängstlich verborgen kielt! Sie sahen einander an, unü plötzlich hatten beide das Empfinden, als seien sie sich gar nicht mehr fremd. „Habe ich Si« vielleicht mit meinen Worten verletzt?" fragte sie. „Nein, nein, durchaus nicht", beeUte er sich zu ver- sichern, „Ihre Annahme war nach der Schilderung, die ich Ihnen von meinem Vater gab, durchaus berechtigt." „Sie leiden unter seiner Art?" fragte sie ohne jede Neugier. Sie hatte wohl gar nicht das Gefühl, daß sie sich mit dieser Frage in eine fremde Angelegenheit dränqt«, im Gegenteil, in ihren Worten lag etwas teilnehmend Mütter liches. Er mußte es wohl instinktiv auch so empfinden, denn er zögert« nicht «inen Augenblick, Hr zu antworten. „Wir haben von je alle darunter gelitten." „Sie meinen Ihre ganz« Familie?" Er nickte. „Ich kann mich nicht erinnern, meine Mut ter jemals fröhlich gesehen zu haben. Nie hat sie mit uns Kinder« gelacht «der sich an unseren Spielen gesreut.