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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192509016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19250901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19250901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-01
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
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Sette « Leipzig «r r»gedielt Schweres llng'ück auf der Hamburger Stadtbahn Hamburg, 21. August. Auf der Hamburger Stadtbahn ereignete sich heute morgen ein Eisenbahnunglück, bei de», drei Personen schwer und ungesähr 20 Personen leicht verletzt wur den. Der Vorortzug, der um 5,54 den Hamburger Hanptbahnhos verläßt, mußte kurz vor dem Damm- tor-Bahnhof znm Stehen gebracht werden, weil die Einfahrt gesperrt war. Der vier Minuten später nom Hauptbahnhof abgcgangene Zug fuhr auf den haltenden Zug auf und zertrümmerte den letzten Wagen, in dem sich zumeist Arbeiter be fanden, die ihre Arbeitsstätte aufsuchen wollten. Drei Schwerverletzte wurden ins Kranken haus gebracht, während die übrigen an Ort und Stelle verbunden wurden und ihre Wohnungen auf suchen konnten. Der Unfall ist auf falsche Sig- n a l st c l l n n g zurückzuführcn. Eisenbahnunfälle Metz, 21. August. In Saargcmünd ist gegen 3 Uhr nachts ein von Saarbrücken kommender Güterzug mit einem auf dem Bahnhof stehenden Zug zusammengcstoßen. 13 Wagen wurden zerstört, und zwar zehn des Hal- tendcn und drei des rinsahrenden Zuges. Ein B r c m- ser wurde getötet. Der Materialschaden ist sehr bedeutend. Paris, 31. August. Wie die Blätter melden, lief der Schnellzug Paris — Calais nachts auf dem Pariser Nord bahnhof bei der Ausfahrt aus eine Lokomotive auf, wobei die Lokomotive des Schnellzuges entgleiste. Der Zug konnte seine Reise nicht fortsetzen. Zwei Personen wurden verletzt. — Nach einer Meldung des „Motin" aus Gurret, die von anderer Seite dementiert wird, ist ein Pcrsonenzug in der Nähe der Station Et. Feyrd infolge eines Sabotage aktes entgleist. Der Täter, ein junger Mensch von 15 Jahren, erklärte bei seiner Verhaftung, er hätte die Tat begangen, um sich einmal eine Zugentgleisung anzusehcn. Ekröffnttnq ves Ilvastafens „Rutzraebiet" Essen, 31. August. Die Eröffnung des ersten Verkrhrsslughafens im bisher besetzten Gebiet, des Flughafens „Ruhrgebiet" fand in Gegenwart von Obcrpräsidcnt Granowski und Regierungspräsident Bergcmann, sowie der Oberbürgermeister fast aller Städte des Industrie gebietes statt. Oberbürgermeister Bracht hielt als Wie oft wusch man sich am Hofe Ludwigs des Vierzehnten? Fast unglaublich erscheint cs uns heute, zu lesen, daß man sich am Hose des Sonnenkönigs nicht etwa regelmäßig wusch, sondern es vorzog, Gesicht und Hände cinzusalben und zu parfümieren Heute gilt es — Gott sei Dank — als selbstverständlich, sich täglich zu waschen. Nur für die Kopfhaut hat man diese Selbstverständlichkeit regelmäßiger Waschungen noch nieyt überall eingesehen und be gnügt sich vielfach damit, sie „mit wohlriechenden Wässerlein und Pomaden zu besprengen und ein- zurciben". Solche Leute sind also in der Pflege der Kopfhaut um rund LOO Jahre zurück, obwohl sie sich sagen sollten, das; auf ungesäubertcr Kopf haut auf die Dauer volles und schönes Haar nicht gedeihen kann Regelmäßige, mindestens wöchentlich einmalige Kopfwäsche sollte uns zur selbstverständlichen Gewohnheit werden. Am besten nimmt man dazu Pixavon, das die Kopfhaut reinigt und gleichzeitig durch seinen Teergehalt einen anregenden Einfluß auf den Haarwuchs aus übt. Verlangen Sie ausdrücklich „Pixavon" und begnügen Sie sich nicht mit minderwertigen Teerseisen. Zwischen Pixavon und gewöhnlicher Teerseife ist ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Pixavon gibt cs nur in den bekannten, ge- schlossenenLriginalflaschen Eine Flasche Pixavon Preis M. 2.50, überall erhältlich, reicht Monate. Borsitzender des Aufsichtsrates der Burag (Luftver kehrsgesellschaft Ruhrgebiet) die Weiherede auf den im Mühlheimer und Essener Stadtgebiet gelegenen Handelsflughafen. Im Anschluß an die Eröffnungs feier fanden zahlreiche Rundflüge statt. Schwere Bootsunglücke Infolge des walke nbrucharttgen Re gens, der am Sonntag über Berlin und Umgebung niedcrging, kenterte auf dem Schwiclow-Sce zwischen Baumgartenbrück und Caputh, in der Nähe der Roten Fahrwasserboje die Segeljolle „Oho", di« von dem Reichebahndirektor Ministerialrat Dr. Oskar Kroehltng au» Nenbabelsberq bei Berlin, dem Ministerialrat Wengl« r aus Karlsruhe und dessen Gattin besetzt war. Alle drei Insassen fielen ins Wasser. Ministerialrat Kroehling und Ministcrial- rat Wengler sind ertrunken, während Fron Wengler vom Reichswaffecschutz gerettet werden konnte Don morgens bis in die späten Abend- stunden suchte der Reichsuasscrschutz erfolglos den S«e nach den beiden ab, mußte seine Nachforschungen wegen des Sturms und des hohen Wellenganges ober schließlich abbrechen. Die Jolle konnte geborgen werden. * Magdeburg, 31. August. Am Sonntag ereigneten sich infolge des siark-o Windes und des Hochwassers der Elbe in dcr Näh? Magdeburgs zwei Bootsunnfälle. Beim Kreuzen konterte oberhalb Westerhüsen ein Segel boot mit zwei Insassen. Beide ertranken. Ihre Namen stehen noch nicht fest. Das Boot wurde bei Westerhüsen geborgen. Ls wies erhebliche B-- schädigungen auf. — Ein ähnlicher Unfall ereignece sich in Salbke. Infolge des Sturmes und des Wellen, ganges schlug ein Boot um. Die drei Insassen konnten noch rechtzeitig gerettet werden. Mord an einer Kriegerwitwe Ein grauenhaftes Verbreci)«n wurde Sonntag morgen gegen 10 Uhr in Tempel Hof in der Ordenümcisterstraße 51 verübt. Dort wohnte im rechten ^lügel des Erdgeschosses seit 1^ Jahren die Witwe eines im Felde gefallenen Unteroffiziers, die 37 Jahre alte Gertrud Buhle, mit dem gleich altrigen Arbeiter Gotthold Lange zusammen. Das Paar lebte äußerst zurückgezoaen und galt als fried- liebend. Nie haben die übrigen Mieter des Hauses Streit oder Zank gehört. Aus der Be indung mit Lange stammt ein sieben Monate altes Kind, während Frau Buhle aus erster Ehe »wci Kinder im »...er von 10 und 12 Jahren hatte. Am Sonntag morgen schickte Lange das zwölf jährige Mädchen fort, um eine Zeitung zu kaufen. Als das Kind zurückkehcte, wurde ihm auf sein Klopsen nicht geöffnet. Ls ging nun auf den Hof und schaute zum Küchenfenstcr hinein. Zu seinem Entsetzen sah cs die Mutter in einer großen Blutlache auf dem Boden liegen. Auf die Angst schreie des Kindes eilten Nachbarn und Polizei beamte herbei und öffneten mit Gewalt die Woh nung. Lang? konnte im letzten Augenblick daran ge- hindert werden, sich mit einem Rasiermesser hie Pulsadern zu durchschneiden. Er hatte sich schon mehrere Schnitte an den Handgelenken beigebracht. Lange wurde verhaftet. 50 K iriver unter Beraiftnnaserscheinnnaen ertrankt Amersterdam, 31. August. In der Nähe von Wintcrswijk wurde am Sonn tag ein großes Kinderfest veranstaltet, bei dem an die Kinder Erfrischungen gereicht wurden. Am Abend wurden nicht weniger als 50 Kinder unter Vcrgiftungserscheinnngen unwohl. Diese sind, wie sich hcrausstelltc, auf den Genuß von verdor benem Käse zurückzuführrn. Dis jetzt hat der Zwischenfall noch keine schlimmen Folgen gehabt, eine große Zahl von Kindern ist bereits wiedcrhergestellt. Ein Dampfer explodiert. Auf dem englischen Dampfer „Conerot" aus Southampton, dcr zur Der- gung angeschwemmter Güter des während des Krie ges gesunkenen Dampfers „Ecaria" verwendet wurde. Mit -kitt ZmpW Von Karl kttltn««!-, München. Lieber Hieronymus! Deinen werten Zcilenbrief habe ich erhalten. Also Du wirst nächste Woche in München eintreffen und „Dich riesig freuen, einige vergnügte Tage mit mir zu verleben". Deine genaue An- kunst wirst Du mir noch depeschieren. Nimm mir die neugierige Frage nicht übel: wer bist Du eigentlich? Ich kremple mein Gedächtnis um wie eine Hosentasche — ich finde keinen Hiero- nymus darin. Bist Du vclleicht einer, der einmal vor langer Zeit die Schulbank mit mir gedrückt hat und der dem Aberglauben huldigt, eine gemeinsame Stunde Arrest sei ein unlöslicher Seelcnknoten, ewig wie rin Ueberaangsschnupfen? Oder wurde unsere mysteriöse Bekanntschaft geboren, als wir irgendwann irgendwo zusammen eingeregnet wur- den, wobei Du mir als der Aeltere den Revolver der Duzbrüderschaft auf die Brust setztest? Ich weiß cs nicht. Ich erinnere mich nicht mehr: bist Du lang, kurz, dick, dünn, alt, jung, versteuert oder unversteuert? Trägst Du eine Brille, Zwicker, Glatze, Monokel, Lackstiefcl, Röllchen? Bist Du Jurist? Kaufmann? Theologe? Mediziner? Gerichts vollzieher? Straßenränder? Kameltreiber? Laternen anzünder? Ehrendoktor? — Du kannst mich tot schlagen (es muß nicht gleich sein), ich erinnere mich nicht mehl. Und auch Dn, lieber Hieronymus, würdest Dich meiner ganz gewiß nicht erinnern, wenn Du nicht „nächste Woche nach München kämest und Dich riesig (!!) freuen würdest, mich . . ." Ich ahne, teuerer Hieronnmns, wie Dn Dir die gemeinsamen vergnügten Tage vorsullst! Und des halb erlaube mir. Dir schonend einige unwesentliche Aufklärungen zu geben. Die beiden Pinakotheken — es gibt eine alte und rine junge — befinden sich in dcr Barcrstraße und cs gibt nichts Unvergeßlichere^ als mutterseelen allein dorthin zu wandeln. Lasse Dir das ja nicht entgehen! Cs gibt in den Pinakotheken einen durch- aus nichl zu teuren Katalog (ich besitze ihn, aber ich verleihe ihn nicht), in dem Du alle Fragen, die Du au mich richten könntest, garantiert richtig beant wortet findest. Ich weiß weder, in welchem Restaurant man für I das wenigste Geld die größten Portionen kriegt, f nocy mit welchem Zug man am besten nach Salz- bürg, Garmisch, Kufstein, Yokohama und den Fidschi' Inseln fährt. Es ist mir unbekannt, wie viele Zigarren man zollfrei nach Grönland mitnehmen darf und wie man am geschicktesten fünf Koffer über die kaukasische Grenze schmuggelt. Hingegen ist der Weg nach dem Hofbränhaus mit Leichtigkeit allein zu finden. Freibilletts kann ich Dir keine verschaffen, weder für die Theater und Kabaretts, noch für die Elektrische, die Bavaria, die Sternwarte und den nächsten Ringkampf. Ich kann Dich nicht perlönlich vorftcllcn dem Erzbischof, dem Ministerpräsidenten, der Lola Monte-, und mit Richard Wagner habe ich jeden Verkehr abgebrochen. (Bitte, diese letzte Mitteilung vertraulich behandeln zu wollen.) Ich kann Dir auf eine Zehnpfennigzigarre keine Preisermäßigung verschaffen. Hingegen will ich Dir, falls Du so etwas sammelst, gerne ein eigenhändiges Autogramm meiner Köchin besorgen. Sie kocht aus gezeichnet, was Du sicher begeistert bestätigen wär- heft, falls ich Dich zum Essen einliide, was ich leider nicht tue. Und wenn ich mir noch so sehr den Kopf zcr- breche, ich habe keine Ahnung, was Du Deiner Frau aus München Praktisches in dcr Preislage von fünfzig bis achtzig Pfennig mitbringen könntest. Deine Ansicbtspostkartenverle willst Du gewiß mit Vergnügen selber dickiten. Ich bin nie zu Hause und mein Telephon ist kaput. Mein Hund ist sehr bissig, das heißt: er beißt nur Leute, die mir unsympathisch sind. Aber Du kannst unbesorgt sein, es heilt wieder. Na, wie geht's denn sonst, altes Haus? Gesund- hcitlich immer auf dem Damm? Sicherlich hast Du inzwischen rine Menge Kinder gekriegt, falls Du ver- heiratet sein solltest, wozu ich Dir nachträglich Herz- lichst gratuliere, und etwas Unpraktisches wollte ich Dir nicht zur Verlobung schenken. Du hast vollkommen recht: Deine Kinder sind die reizendsten, die ich je gesehen hab« (falls sie über- Haupt existieren), alle wie aus dem Gesicht geschnit- tcn, und man sollte wirklich aus dem Ausspruch Deines Jüngsten eine Humoreske machen. Wende Dich einmal an Gerhart Hauptmann Daß unser beider Bekannter Theodor, den ich ebensowenig kenne wie Dich, sich als gemeiner Kerl entpuppt hat, ist ja schauderhaft, und Du hast's schon immer gesagt. Ich autorisiere Dich hiermit, meinen Namen unter die herzlichen Ansichtskartengrüße zu hat sich im Hafen von Le Havre eine Kesselexplo- sion ereignet. Das Schiff wurde in zwei Teile zerrissen und sank. Die beiden an Bord befind- lichen Personen kamen ums Leben. * Alpenflugdienst über den Gemmering. Der erste regelmäßige Luftverkehr über di« Alpen, den die österreichisch« Luftverkehr» A.-G. von Wien nach Klagenfurt betreibt, hat im ersten Vierteljahr eine 100proz«ntige Rcgelnüißigkeit aufzuweisen. Dieses Betriebvergebnis, dem die andauernden Fehlschläge auf der Arlberg-Fluglinie der französischen Gesell, schäft entgegenstehen, zeigt die besondere Eignung gerad« der Semm«ring-Lini« für die Ucberquerung der Alpen im Luftverkehr. * Weitere Opfer de» Typhus- Zwei weitere Per- sonen sind in Hanau an Typhus gestorben. Die Zahl der Todesfälle infolge der Typhuseptdemie hat sich damit auf 40 erhöht. Neuerkrankungen wurden nicht gemeldet. Zwei neue Seekabel nach Sylt. In den letzten Wochen sind zwei neue Fernsprechkabel neuester Bau- art zwischen dem Festland bei Südwesthörn und der Insel Sylt bei Morsun durch das Watt ausgelegt worden. Die Kabel werden nach ihrer Bauart später auch die Verbindung des deutschen Landfernkabcl- netzes mit einem neuen Fernsprechscekabel von Sylt nach Norwegen Herstellen können. Flugzeugabstürze. Einer Meldung des „Echo de Paris" zufolge stieß auf dem Flugplatz von Paris ein Militärflugzeug beim Landen gegen einen Baum und wurde vollständig z e r st ö r t. Der Insasse wurde getötet. — Wie „Petit Parisien" meldet, ist ein mit zwei Personen besetztes Militärflugzeug bei einem Landungsversuch in der Nähe von Dam- pierres sur Charente abgestürzt. Die beiden Flieger wurden getötet. — Ein Flugzeug un bekannter Nationalität ist bei Dongio (Tessin) bren- nend in eine tiefe Bergschlucht gestürzt. Ein- zelheiten über den Unfall fehlen noch. * Hitzewelle in Bulgarien. In ganz Bulgarien herrscht starke Hitze. In vielen Städten ist dir Tem peratur auf 38 Grad Celsius im Schatten gestiegen.. An mehreren Orten sind Waldbrände en:» standen. Die neuesten Iuwelen-Moden. In der neuen Schmuckmode spielen n«ben den Armbanduhren die Ohrringe die größte Rolle; sie sind so lang, daß sie nach dem Metermaße gekauft werden könnten, und man kann sie nur im Beisein der Trägerin kaufen, weil von der richtigen Länge die ganze Wirkung ab hängt. So riesig die Ohrringe sind, so winzig sind die Uhren. Ein Zeitmesser im Durchmesser von einem halb Zoll mit Zeigern aus Onyx und einer Fassung von Brillanten ist das eleganteste, das man gegenwärtig haben kann. Gold und Platin werden hauptsächlich für diese kostbaren Uhren verwendet, und je wertvoller die Uhr ist, desto einfacher ist dos Armban d. Man trägt die Prochtuhr an ganz ge- wöhnlichem schwarzen Bände, weil das für das Hand gelenk am besten ist. Kugelketten werden noch immer getragen, und je bizarrer sie sind, desto besser. Be sonders liebt man Ketten mit Kugeln von grünem Bernstein. Für den Derlobungsring ist ein Diamant dcr schönste Schmuck; die Perle eignet sich nicht so zum beständigem Tragen am Finger, ist ober an der Halskette weiter die höchste Sehnsucht der Dame. Nächst dem Diamanten bevorzugt die neu« Juwel mode den Saphir in möglichst seltsamem Schliff, daneben den schrvarzen Onyx. Rubine sind billiger geworden und werden viel an Ringen zum Gesell schaftskleid getragen. Smaragde sind weiter der Stein des Kenners, aber weniger gesucht als früher. Die Einfachheit des Traurings sucht man durch erlesene, ganz zart ausg«führte Ornamente zu heben, die in ihrer feinen Gravierung kaum sichtbar sind. Der elegant« Trauring besteht aus Platin, damit er zu den Fassungen der übrigen Ring« paßt. Die Armbänder sind mächtige Gegenstände, manchmal mehr als einen Zoll breit und mit Diamanten ge schmückt. Wer sich so kostbaren Schmuck nicht leisten kann, sucht wenigstens durch Größe und Farbigkeit des Armringes zu wirken. setzen, die Du ihm von Deiner Reise schicken wirst. Die Steuern? Ja, da bin ich ganz Deiner An- sicht. Auch was Du über Politik sagst, habe ich be reits selbst in der Zeitung gelesen. Habe ich Dir eigentlich schon mitgcteilt, daß ich meinen Bekann tenkreis nicht zu erweitern wünsche? Auf jeden Fall war ich glücklich, wieder einmal ein Lebenszeichen von Dir zu erhalten, und wenn ich nach Lburq komme, werde ich mich „riesig (!!!) freuen, mit Är ein paar vergnügte Tage zu ver- leben". Du hast doch nichts dagegen, wenn ich ein paar befreundete Familien mitbringe? Aber um Gottes willen keine Umstände machen! Länger als mindestens acht Wochen wohnen wir sowieso nicht bei Euch. Herzlichst Dein Karlchen. Nachschrift: Mein Hundert bring' ich muh mit. Llnil Mlsckn Von Vttie« tt»u»»r. Es wird gesagt, es ließe sich der Charakter des Menschen an seiner Handschrift erkennen, und Schlüsse über seine Wesensart ließen sich aus den Besonderheiten seines Ganges entnehmen, oder am Ton, mit dem er einen Befehl erteilt. Man könnte sogar behaupten, daß Bet rach- t ungen über Wesens unterschiede sich anstellen lassen an einem Tag von wolkenreichem und zweifelhaftem Himmel. Man überzeuge sich: Die kleinen und scheinbar nebensächlichen Dinge sind es, die uns blitzhaft ein Momentbild vom Menschen geben — unmittelbar und spontan — und aufschlußreicher al» manche seiner Handlungen, die unter bestimmten und absichtsvollen Gesichts- punkten unternommen werden. Könnte man nicht sogar — wenn man wollte — die vier Temperamente der Menschen aus der Art ihres Anklopfens entnehmen? ZumBeispiel: DerMe l a n ch o l i ke r. Er klopft in einem langsamen Rhythmus, dunkel, fast scheu, an die Tür. Und nicht allein mit dem Knöchel des Mittelfingers, er klopft eigentlich mit dcm ganzen Handrücken, weich und verschwommen . . . Man sicht ihn gleichsam draußen stehen, sicht ihn durch die noch nicht geöffnet« Tür, schüchtern und ein wenig unsicher in dcr Haltung, dieser Haltung, die sein ganzes Entmutigtsein ausdrückt. Man spürt von ferne seine trübseligen Gedanken, die ungefähr fol gendes ausdrücken mögen: Es wird aus meiner An olenstsg, «le« 1. September MnUe» M hkkilM In der Nacht vorn Ireitaa »um Lorrn* abend ist in der Sternwartenftraste, Nähe Rastplatz, ein Malermeister von einem unbekannten Manne freundschaft lich anaefprochen worden, aleichzeitia ist von der entaeaenaesetzlen Ttrastenseite ein anderer Unbekannter aekommen und hat den Anaefprochenen ohne weiteres zu Boden aefchla gen. Als sich der Neber- fallene, der sich eine Hand verstaucht und einiae Hautabschürfungen erlitten hat, wieder erheben konnte, waren die beiden Kerle Vers chwunden und mit ihnen die Brieftasche des Verletz ten mit 16tt Mark, einer Krieasbeschä- diatenkarte und verschiedenen anderen Papieren. Die Täter werden beschrieben wie folgt: Der eine: 28 bis 30 Jahre alt, bartloses, volles Gesicht, hell- grauer Hut, Heller Ueberzieher und Anzug. Der andere: 25 bis 28 Jahre alt, blond, bartlos, dunkler Anzug, Stehkragen mit umgebogcnen Ecken. Wer Angaben hierzu machen kann, wende sich an die Kriminalpolizei. Preissenkung durch Selbsthilfe Vom Presseamt wird uns geschrieben: Reich, Staat und Gemeinden sind im Interesse dcr Gcsun' dvng unseres Wirtschaftslebens mit allen zu Gebote stehenden Mitteln eifrig bemüht, eine Senkung der Preise, vor allem der Gegenstände des täglichen Be darfs, herbeizuführen. Die Bemühungen der Be hörden können aber nur Erfolg haben, wenn die Ver braucher selbst an der Erreichung dieses Zieles tat- kräftig Mitarbeiten. Diese Mitwirkung der Vcrbraucherschast muß vor allem darin bestehen, daß sie Waren, für die unangemessen hohe Preise gefor dert werden, nicht kaufen und Fälle besonderer Preistreiberei bei der nächsten Ratswache zur An zeige bringen. Wenn z. B. für ein Pfund Birnen, wenn auch erster Sorte, 70 und 75 Pfennig und für 1 Pfund Gravensteiner Aepfel 60 Pfennig gefordert werden, während der Vorkriegspreis für diese beiden Obstarten 25 und allerhöchsten» 30 Pfennig betragen hat, so muß die Derbraucherschaft in ihrem eigenen Interesse die Abnahme solcher unangemessen teuren Mare ablehnen. Haltet den Mädchenräuber nicht für allzu gefährlich, solange es sich um einen Knaben im zarten Alter von zwölf Jahren handelt! Es ist im Gegenteil ein reizender sommersprossiger Bengel, der absichtslos zu größter Heiterkeit reich lich Anlaß gibt. Willi heißt der kleine Bursche. „Willi, der Mädchcnräuber" heißt die kleine Ge schichte, die uns Rich. Crampton im 8. Heft von „Der Die Das" über ihn erzählt. Neben dieser Erzählung finden sich viele andere noch, nicht weni ger interessant und nicht weniger wertvoll: Von Florian im Loch; von der geizigen Frau Maria Krümel; von einem angeblichen Arzt; von Job, dem Trainer der Menagerie des Hopkins-Zirkus und einem Bären; von der hübschen Frau Dalac, die an Kleptomanie litt; von Stubb und dem Walsteak; von Saul, der als sein eigener Bruder lebte, — lesen Eie! Es ist ein Raritätenkabinett der Abenteuer und der Charaktere, das sich sehen lassen kann! „Der Die Das" ist für 0 60 Mark überall zu haben, oder direkt zu beziehen durch die Leipziger Verlagsdruckerei G. m. b. H., Leipzig, Johannis gasse 8. gelegenheit doch wicdcr nichts werden. Wozu mache ich eigentlich diesen unnötigen Versuch? Mit raschen kurzen Schritten kommt derLholc - riker über den Flur ... Er klopft — sicher — energisch — fest — prägnant —. Ein Mann, der weiß, was er will. Vor allen Dingen will er nicht lange warten, er hat keine Zeit . . . Hört er kein „Herein", beginnt er erneut zu klopfen. Heftiger, stärker. Fast klingt cs drohend. Er wartet wieder einen Augenblick . . . Dann aber setzt ein wahres Trommelfeuer seines abgehärteten Knöchels ein . . . Die Zornesader schwillt auf seiner Stirn — und — da er immer noch nichts hört — drückt er mit Heftig- keit die Klinke nieder. Aber die Tür ist verschlossen! Mit einem wohlgemeinten Fluch, empört, als sei ihm eine persönliche Beleidigung widerfahren, geht er von dannen. (Eigentlich ist es auch unerhört von dem betreffenden Herrn, nicht auf dcm Büro zu sein, wenn der Herr Choleriker kommt!) Dcr Phlegmatiker nähert sich gemütlich und ein wenig schlenkernd dcr Tür, durch die er ein gelassen zu werden wünscht. Er klopft — meist drei achtlos hingewischte Klopfer —, nicht zu laut und nicht zu leise, nicht zu rasch und nicht zu langsam. Kommt von drinnen keine Antwort, so entschließt er sich, nach einer Weile noch einmal zu klopfen, genau in der gleichen Art wie zuvor. Und hört er wieder keinen Zuruf, so zieht er sich zurück, und gelassen denkt er: Na, denn heute nicht . . . Versuche ich's ein anderes Mal wieder. Charmant und leicht klopft der Sanguiniker an. Ist er gerade guter Laune, so wartet er gar nicht erst ab, bis er durch einen Zuruf von drinnen zum Eintreten aufgefordcrt wird. Er klopft und macht die Tür zu gleicher Zeit auf. Und obwohl dies nicht so ganz korrekt ist, wird es ihm sogleich verziehen, da er so heiter, mit einem so liebenswürdigen Ge sichtsausdruck ins Zimmer tritt. — Natürlich gibt es noch viele Abstufungen und Schattierungen des Klopfens, die nicht erwähnt sind, wie es Schattierungen und Mischungen der Tempera mente gibt. Und dies hier sollte nur ein kleiner Versuch über die Variationen des Anklopsens sein, nicht mehr. Niemand wird hingehen und eine Wissenschaft daraus machen, noch eine Theorie davon obleiten. Noch wird irgendein« Universität einen Lehrstuhl der „Philosophie des Anklopfens" errichten. So ernsthaft war es wirklich nicht gemeint!
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