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O»8 «rLÜIiIL: Ein Jndianerspiel und eine Geschichte Mit den anderen amerikanischen Austausch-Schülern war ein richtiger Jndianerjunge herübergekommen — Jshta Ha- nymble. Träumendes Auge, hieß er und stammte von den Dakotas. Sein bürgerlicher Name war Hugh Milford. Er trug Knickerbockers und einen Pullover, sein Vater besaß Oelfelder und die anderen amerikanischen Jungen schienen ihn nicht ganz für voll zu nehmen. Und obwohl die ganze Tertia wie ver zaubert um ihn herum war, ihn im Geiste mit Tomahawks, wilden Mustangs und aller Romantik sämtlicher Jndianerbücher umgab, stand er doch lange Wochen still abseits und niemand kam recht an ihn heran. Die großen, schwarzen Augen in dem bräunlichen Erficht schienen über alles hinweg, durch alles hin durch zu sehen, sein indianischer Name paßte besser zu ihm, als alle Hughs, Jacks. Johns usw. es gekonnt hätten. Aber da kam der Tag, an dem man beschloß, das große Geländespiel in Jndianeraufmachung auszuführen. Die Zelte wurden bunt bemalt, Kopfputze aus Federn wurden hergestellt, die Tonpfeifen vom Seifenblasenspiel wurden mit bunten Bast fäden umflochten, Bogen, Pfeile und Lanzen wurden heraus gesucht — Jshta Hanymble machte alles in seiner ernsthaften Weise mit — und dann ver ging der Tag unter Mär schen, Anpirschen, Geraus, Abkochen, großen Reden, einem Schwimmwettkampf und Austausch der Gefange nen, wobei Wolfgang als widersetzliches Bleichgesicht an den Martcrpfahl gebun den und nach Reckt und Brauch gepiesackt wurde. Es war ein sehr schöner Tag gewesen, und man hatte sich streng an die Anweisungen von Cooper, Karl May und anderen die es wissen muß ten, gehalten. Natürlich brannte es den Anführern auf der Zunge. Len neuen Jnvianer'naben als Autori tät hiuzuzuziehen. Aber seine Abstand wahrende, etwas verträumte Art schuf eine ge wisse Scheu: außerdem ging er so selbstverständlich aus alles ein, daß man kaum zweifelte, seinen vollkomme nen Beifall zu haben. Abends im Zelt aber, eng anein- andergerückr. erhitzt vom Toben, müde und aufge schlossen, da rückt- Wolfgang an den Fremden heran und fragte stolz: „Hat es dir nun gefallen? Es war doch ganz echt...?" Jshta Hanymble sah ihn mit den dunklen Augen an und lächelte: „Es Hit mir sehr gut gefallen Es war ein fohr schöner Tag. Ich