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»T rlLS Zr »s sich aber zugunsten des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken der Alte Fritz mit allem Nachdruck. Er verband sich mit diesem und dem Kurfürsten von Sachsen und schickte zwei stattliche Armeen nach Böhmen, die von den Bundesgenossen mitbe zahlt und bestem wurden, indem zum Beispiel zu den hun derttausend Mann, di« unter dem Prinzen Heinrich durch Sachsen zogen, der Graf von Solms mit Landeskindern stieß. Da es nun in kursächsischen Gebieten an Soldaten man gelte, sah man fich schon unter den Sechzehnjährigen nach Rekruten um. So kam, dieweil der Alte Fritz dem Kaiser Joseph das Land Bayern nicht gönnte, Karle Stülpner zum Train. Und weil er einundsiebzig Zoll groß war! Wenn einer von da an nach Karle Stühmer fragt«, gab es nur die eine Antwort: Im Wald! Er warf sich ins Dickicht mit Gebärden, als wollte er ein breiter Wasser durchschwimmen. Er ging unter in den grünen Wogen, tauchte auf. ging von neuem unter u. badete umhlend in einem verschwisterten Element wie «n Schwim mer in schmeichelnden Wellen. Kein Unwetter konnte ihn vertreiben; er kroch ins Bett des Rehes, ins WurzSwerk umgesunkener Baumriesen. Wenn der Herbst im Wirbel der welken Blätter tobte oder seinen harten Regen von Eicheln und Zapfen auf ihn niedertrommeln ließ, lachte er wie ein strampelndes Wiegenkind, mit dem einer schöne Mele spielt. Kaum, daß ihn der Winter an den Herd der Mutter scheuchte; auch dann stapfte er noch halbe Tage durch Schneebruch und schräge Wehen und freute sich, wenn die Aeste ihre Pfeile au» Eis auf ihn abschossen. Immer aber, wenn er einmal heimkehrte, war er be- lqden mit den kunterbunten Schätzen der grünen Einsam keit, da buckelte er ganze Säcke voll Pitze und Beeren, Angelikawurzeln und gäbe Sterne der Arnika, schwenkte Ottern, in gespaltene Gerten mit den Köpfen eingeklemmt, schleppte abgelegt« Seweihe, Quarzdruftn, Katzenfilber, aus bröckelnden Felsen ausgekratzte Topase, oder es flatterten piepende Lögel, es schnalzten Forellen in seinem Sacktuch. Die Mutter litt an nichts weniger Mangel als an Brenn holz und Besenruten. Der kleinen Marie brachte er einmal, gleichsam als Borschuß auf das Fell des weißen Hirsches, «in grünlich schimmerndes Eidechschen mit, das so lange zu traulich auf warmen Pulftn saß und mit unbeweglichen Aeuglein rätselte, bis der Schänker es ihr aus den Händen Ganze Wochen vergingen, wo die Witwe Stülpner nicht merkte, daß einer vorhanden war, mit ihr aus einer Schüs sel zu essen. Es war, als wenn der Wald ihren Sohn an geheimnisvolle Brüste nähme und speiste und tränkte wie eine Mutter ihr rechtmäßiges Kind. Zuweilen schien es ihr aber auch wieder, als lange von draußen etwas tückisch Be gehrliches nach ihm mit grünen Armen und risse ihn von ihrem Herzen, ohne daß sie ihn zu halten vermöchte. So verschloß die arme Frau auch immer mehr alle Fra gen, Borwürfe und Ermahnungen hinter den bitteren Fal ten ihres Mundes, und nur auf dem Grund ihrer Blicke flat terte wunderlich ein stetes Dangen um den Sohn. Rekrut und Kommißritter. Nachdem ein paar Jahre so dahingegangen waren, be gann auf dem Welttheater ein Poffenspiel der Großen. MV» e» »er SchSnr-r, Sater, nicht wußte, dann „Den weihen Hirsch?" stammelte das Mädchen, di« und wann ein paar Bissen in der Kinderschürze. Hände zusammenschlagend, „ja, gibt's denn — Als die Zetten fich ein wenig beerten, fand fich wieder Da rief es ihren Namen: Der Bater drohte mit der Beschäftigung genug in Wald und Busch, die Lebensunter- Faust aus dem Schänkenfenster. die zog den blonden .^ovf hallt für zwei Anspruchslos« abwarf. Die Mutter konnte Mischen die Schlütern und lies fort, daß die Röcke flogen, nicht mehr auf di« Höfe gehn, sie hatte die fallende Sucht. — --- Die Bauern waren zufrieden m» dem Hütejungen, der auch auf dem Acker mit zugriff, und schimpften nur, wenn er bald wieder aus dem Dienste lies. Wohl derer von Einsiedel. Und der : Sein neuer Hundebub instand als der Iagdgehilfe! „War nicht umsonst beim Ohm in Ehrndorf, Herr Förster! .Hast recht, Bub. Morgen kommst du mit zum großen Treiben!" Aber in der Winterhälste der Schulmeister (sommers war kein Unterricht), der kriegte drei stelle Striche Mischen den Brauen, wenn er den Jungen hoch und breit Mischen den Türpfosten stehen sah. Wie lange war der Junge wie der nicht in der Schule gewesen? Sieben Tage, neulich stnfl «Hierher, du Galgenvogel!" Er nachm ihn beim Ohre und stieg das Stüflein zu sei nem Tisch hinauf, auf daß er ein wenig größer wäre. „Warum warst du nicht in der Schul«? Was hast du hier an der Hand gemacht? Nun?" „Ein Hund hat mich gebissen!" „Warum warst du nicht m-er Schule? Sprich! Maul auf!" „Schule ist nicht nötig!" Der Schulmeister bekion seinen gefürchteten Zinnober- kapf. „So, Schule ist nicht nötig, du Höllenbrand. Was ist denn nötig? Wie? Hä? Bogelftellen? HasenschießeN?" Die Jungen gestalt strafst« fich: «Der Wald!" Ein Stock fuchllelte, daß es aussah, al» prügelten zwan zig Stöcke. Der Geschlagene -ab keinen Laut von sich, biß die Zahne zusammen, schmaust« nur. „War ist nötig, du Strauchdieb, hä?" brüllte der Schul meister und hing fich förmlich an den großen Iungen.F, Was ist nötig?" Da schnellte der herum, schüttelte den Mann ab und schoß zur Tür hinaus, daß ein Holzpantoffel voranflog. Die Schuljugend, die atemlos mit gestrecktem Halse ge sessen hatte, sich seine Augen sprühen wie die einer bösen Katze. Bon dem Tage an kam er überhaupt nicht mehr zur Schule, kümmerte sich mich nicht weiter um seine ehemaligen Epielgefellen. Rur der kleinen, feinen Marie de» Schankers gegen über hatte er das Gefühl als müsse er sich irgendwie recht- " Der Kurfürst Maximilian Joseph von Bayern war ge- fertigen und in einem besseren Lichte zeigen. Freilich hatte storben, und Joseph, der römische König, streckte von Oester- er gesehen, wie chr die Augen entsetzt aus dem blaffen Ge- reich her die Hand aus nach dem Bayernland. Dies verbat ficht sprangen, als der Hagel der Stockschläge ihm auf Arm - - .... . und Rücken niederging. So erzählte er ibr bei nächster Gelegenheit umschichtig die groß« Sache mit seinem ersten Bock: „Richtig aufs Blatt getroffen, Marie, richtig aufs Blatt. Keine zehn Tropfen Schweiß hat er verloren, wie er rannte. Du weißt doch, was Schweiß ist beim Wild? Schweiß ist Blut! So muß nämlich ein richtiger Jäger schießen, verstehst du. Und ich weü»e einer, Marie, kannst mir's glauben. Der Stollberger Förster haks auch gesagt. Ich seh zu, daß ich meinem Ba ler seine Stelle kriege, jawohl! Und dann heirate ich dich!" Er hotte tief Atem. Biel Reden war nicht seine >, aber hier mußte er wohl .in übriges tun; denn die Mäd- . ... --- ch^u,«, Ihn > " und ruckte sich den Hosengurt hoch, kie Dresdner Brücke. Was war da für ein breites Wasser! ^du denfft wohl, ich bring s zu nichts? Guck dich mal um. uri!> Häuser, hoch wie Bäume und ganz aus Stein. Und hier! Er warf die Arme auseinander, als wollte er Berg Menschen zehnmal vornehmer als daheim die Herrschaft aus und Tal umfassen. „Der ganze Wald muß me. ne werden, j>ern Schloß! Und die Furage war auch besser als seiner jawohl, meine! Mutter Wassersuppe. Nur daß die Mutter nun wieder zu Sein« Augen brannten. Es war. als stünde einen Puls- den Bauern auf di« Höfe gehen mußte, ging ihm ein wenig schlag lang em tolles Herz aufgeriffen und es könnte einer verquer. Und daß man ihm keine Flinte in die Hand drückte, durch die Augen tief hineinsehen. - sondern einen Pferdestriegel! Ulnd dann schieß ich -en weißen Hirsch und scheu? dir - Aber di« Wett war bunt wie ein Distelfink, und ftder dar Fell, und im kannst dir eine Decke draus machen lassen!" Tag zwitscherte in einer anderen Melodie, emer fraß förm»