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terburg bsickten sie über die Wipfel. Hier, auf einem der granitenen Felsen, die wie überein» In Ehrenfriedersdorf (Ehrndorf sagten die Leute) tm Forsthous strotzten beinerne Spieße, Gabeln und Sprossen Abenteuerlich aus den Wänden. An dem Geweih eines Sechzehnenders hängte Karle Stülpner seine heißesten Wünsche auf wie eine Mütze mit Federn. — Zwischen Sauberg und Steinbüchel im Tal di« grauen Schieferdächer wußten viel alte Geschichten: Ist ein Häuer ausgezogen vor zweihundert Jahren mit Schlegel ukd Essen — Oßwald Barchel geheißen — oben am Sauberg ist er vor Ort gegangen. Ist der Stollen verfallen, in dem er werkte, sich« Lachter tief, also daß er begraben ward und niemand ihm zur Rettung kommen konnte. Nach sechzig Jahr«, neun Wochen und drei Tagen haben Ne aber in Drünlers Fundgrube «inen toten Bergmann gefunden, an dem nichts gemangelt hat. Lech, Kopf, Arm« und Beine sind beisammen gewesen; eine Berghaube, wie die Alten sie i, hat er auf dem Kopf gehabt und schwarze» Haar, «ine halbe Elle lang. Tin paar Grubenholen hat er angehabt, Schuhe an den Küß«, eine UnschKtt-Tasche und einen Tscherper, mit Mei gegeben. Obwohl man willen» gewesen ist, ihn ganz aus dem Smiberg zu bringen, ist er, da er ange griffen wo««, mitten entzweigebrochen wie ein Stück Bro< und keiner ist gewesen, der ihn gekannt hat. Aber unter den als er jenes Tages die Gabelung des Stammes «klomm, hatte er den tiefen Spalt bemerkt, aus dem mit viel« Bei nen die Rüsselkäfer stolperten, wo mulmiges Laub anein anderklebt« und stark roch, wo ein schwarzer, verquollener Lederriemen aus einem seitlichen Ritz lugte, ein Riemen, an dem ein glattes Holz hing, das sich sperrte, ein Schaft — großer Gott! — eine verrostete Flinte! Nun saß er mit ihr Hinterm Haus, und die Mutter sah durchs Gattenfenster, wie er ihr krustiges Eisen scheuerte. Dann rieb er das Feuersteinschloß, dann beklopfte er sie, den Lauf qüer über die Schenkel gelegt, mit Fingern, die voll täppischer Liebe waren. Drüberhin sann «ine sättige Kin derstirn in den grüngttden« Herbst. Di« arme Frau nickte, die Untettippe vorgeschoben, wie arme Leut« nick«, wenn sie etwas entdecken, was sie schon geahnt haben: Da haben wir die Bescherung! Sie nickte, „ „ und es kam, wie ein Sprung in ein Glas, etwas Gespanntes mit einem Batt von Drachenzähnen. Wie er den beneidet irr ihre traurigen Züge- l" ' ' Sie tat lange, als wüßte sie nichts. Als aber ihr Vetter, einem schorfigen Äitz gezogen? Ein« der Först« Müller aus Ehrenfriedersdorf, einmal vorüber- au» Silber, der an seinen sinken Zeh den Bäum« herab, daß er kaum konnte hindurchreiten, find auch etliche an seinem grün« Hute hängengeblittren. Wie « daheim den Hut abnahm, lag «in eitel gülden Kettlein darum, daß er sich sein Lebtag dran erfreuen konnte — *. Der Oheim war über Land, ab» der betreßte Diener kam und meldete, bis morgen abend müsse ein guter Rehbock in die herrschaMche Küthe geliefert werden. Karle versprach, es dem Oheim aurzurichten. Als di« zwei Reihen Meffingknöpfe nicht mehr in der Tür blttzttn, stand der Knabe noch an derselben Stelle. Er wagte nicht, sich nach dem Dinkel umzudrehen, wo di« Büch- Mit einem Satz war er bei ihnen, riß die erste vom Na gel, dazu Pulverhorn und Kugelbeutel, und stahl sich durch . die Gattentür, die in den Angeln knirschte, daß er erschrak. Mer Blatter, der dem ersten Ueber den Röhrgraben, den die Gewerke aus dem Geoerschen chres Stammes lag, breit wie eine Kttch- Walde leiteten, sprang er. Beinahe wäre « dabei über die , . — des Jungen Seele nut der Vorstelttmg Büchse gestolpert. Zanschen Blank« und Heck« stahl er sich de» ungewöhnlichen Baumes verbunden gewesen wie das hinaus zu Greifenstein« Die di« T«mmer «wer Ritt grelle Grün ihr«- waagrechten Fruhlingslaubes. Aber erst, terburg blickten sie über die Wipfel. andergeschichtete Kuchen getürmt standen, hätte er sein« Bo» gelhero. Mancher Stieglitz hatte sich hier schon in seinem Sprenkel gefang«, zuweilen saß auch ein Hänfling oder ein Kreuzschnabel fest. Die trug « dann zum Berkaus und zum Gewinn de» Ohm» Hinunter in die Häuser. Hier kannte er jedes alte StMlenloch, jede Pinge, drin ein unfündig« Zinn ober Silberschacht verfall« war. Und auf den höchsten der Felsen, der sich ein wenig nach Ost« neigte, al» wolle er zu TM schießen, war er einmal emvorgeklettett, wennschon ihm das niemand drunten in der Stabt glauben wollte. Aber da» Hinaufkommen war gar nicht so schwer gewesen — ei, und die Sicht üb« alle Wipfel hin, die da oben möglich war! —, das Heruntersteigen nur hatte seine Tücken gehabt. Hier hatte der Badstübner, der Holzhauer, einmal einen alten rostigen Schlüssel gefunden, groß wie ein Stiefelknecht, hatte! Üiü> kurz darauf, was" hatte der Junge selber au» einem schorfigen Ritz gezogen? Einen schmal« klein« Ring , .. nm sinken Zeigefinger paßte. Al» «r kam, gäb-st« ihm den Jung« mit, heftig, überstürzt, mit lär» ihn geputzt Hatte, was war zum Borichein gekommen? Gin mendm Motten. Kreuzlein und alte Buchstaben: M.A.R.I.A., ja, der Name Dann weinte sie lange in die blaue Schürze — Maria! D« Ring hatte er dem Oheim lieb« gar nicht ge- ten! Bisher hatte « immer geglaubt, das besorgten nur die dorflJst auch einmal einem Förster oben «, den «reif« kleinen Kmder und vielleW noch Frauen Und Fräulein» d« fein« Leute, wie droben im Schloß manchmal welche aus den Fenstern guckt«! Fremd und vornehm sah das btt der Mutter aus. Als sie nach einer Weil« ungewiß aufbllckte, machte er «ine kleine Gebärde des Lächelns nach ihr hin, verlegen, aus dem Mund winkel heraus. Sie streckte den Arm nach ihm. Da setzte er sich dicht zu ihr auf die Truhe und barg d« Kopf unt« dem feucht« Kattun ihrer Schürze. Die Flinte im hohlen Baum. In einer hohlen Buche oben im Wald hat eine alle Flinte gestand«. Die Buche, gewaltiger als alle Bäum« im Umkreis, sen"hing«. Aber da sah « sie im Spiegel, hatte immer schon gewinkt mit verbeult« Ri«senannen,,rnit Mit einem Satz war er bei ihnen, riß ungeheuren Fratzen in der Borke, mit Wurzeln, die schlan- genhaft um grüne Blöcke griffen, als wollt« sie sie zermal men. Der Kreis roter Blätter, der stets nach dem erst« Frost um die Säule il "" weihtenne, war in > Nun hat sich der Vater doch zu Tode gehustet- D« Wald bat «s nicht.mehr verhindern können. Nun liegt er im Sarg, lang, steif, kalt, aber sauber in seinem Jägerrock. Zwei Ker zen brennen zu seinem Haupte. Wie jeyes tote Reb im Schuppen hat er gestern geblickt, starr und gläsern, nachdem eres zu Ende gemacht hat, bis ihm die Mutter unter Schluchzen die Lider geschloffen. Nun stand sein« Nase scharf wie ein Berg aus gelbem Stein im Gesicht, und daneben schattige Schlucht« aus Mt- tem Quarz, und der Bart hing wie Broncheettsickicht. Nun lagen seine behaarten Hände still beieinander wie aus Blei; die Mutter hatte sie fall« wollen, aber sie war« immer wieder auseinandergefallen. Nun lagen di« großen Hände mit den zerschlissenen Fingernägeln, als hätten sie ni« ge- mußt, wi« ein Flintenhahn gespannt wird. Der Knabe stand in der verdunkelten Kammer und sah . . Zu, wi« die Kemen um die versunkenen Augen hüpft«. Er sind beisa weinte nicht. Verwundert sah er aus den großen Mann, der benutzten, die Laune gehabt hatte, sich hinzustrecken undliegenzublei- ben, während draußen der Helle Morgen Llätttr von den Bäum« pflückte, während draußen dann und wann aus den Wäldern ein Schuß herüberrollte wie ein Peitschenschkag. Der Gestorbene war ein verdrossen« Mensch gewesen, "L wortkarg, jäh zum Zorn geneigt. Was der Knabe in sich al- "^ tttner A L^annt hat. Ab« mtter d« feine Erbschaft fühlte, war nicht viel mehr als der Gedanke Frühe? War sie am End/*zar nicht zu Mtt gewes«? Der der ehrwürdige Herr Pfarrer hat eine schöne Leichenpredigt vaar kalte Kartoffeln neuesten— er wußte er nicht. Aber sie Marals er, oer Pfarrer, g^ooren. LRtTso v^^D^aroke Leute überbauvt «eM« kimT . . Wahrlich, es hatte sonderbare Dina« gegeben in ltzrn- t