Volltext Seite (XML)
ke ntha l uns Rammenau waren Lan-tt mehrere hun dert Keder beschäftigt. Lieser Handelsartikel ging vorwi«- '-r gend nach Holland. Die Ausfuhr betrug in den Jahren 17S4 bis IMS täglich 8060 bis )2000 Stück. Die Bedeutung, des Laufitzer Leinewandhandels geht auch daraus hervor, daß es schon seit 1658 in Zittau ein Sffentliches Leinwandhaus gab^ Im Jahre 1705 schloffen sich hie Zittauer Leinewanohändler zu einer Gesellschaft zusammen, die besonders die Leinewandaus fuhr nach England betrieb. Insgesamt wurde der reine S«vinn aus dem Lausitzer LeineivandHandel zur damali gen Zeit auf jährlich 3 Millionen Taler berechnet. Der zweitwichtigste Erwerbszweig war die Tuch macherei und der Tuchhandel. Die ersten Lausitzer Tuchfabriken« soweit sich diese Bezeichnung auf die damali gen Betriebe anwenden läßt, wurden in der ersten Hälfte, des 13. Jahrhunderts angelegt. Mit der Tuchmacherei, dem Wollespinnen, Krämveln, Tuchscheren, Färben usw. beschäftigten sich gegen 5000 Menschen, nicht gerechnet die jenigen, die-mit der Schafzucht und Tuchausfuhr Lohn und Brot fanden. Jährlich wurden gegen 27 000 Stück Tuche nach dem Ausland versandt, besonders nach Italien um» der Levante. Der Levantehandel war es überhaupt, der zur damaligen Zeit für die Lausitz eine große Rolle spielte. Hinsichtlich der Feinheit und Gute der Tuche sowie der Dauer Und Schönheit der Farben zeichnete sich besonders die Sörlitzer Tuchmacherkunst aus. Hauptzen tren der Tucherzeugung waren Bautzen, Görlitz, Zittau, Kamenz, Lauban, Seidenberg, Bernstadt und Schönberg. Das Wollkrämpeln erfolgte am besten in Görlitz und Mus kau. Die Strumvfstrickerei hatte ebenfalls größeren Umfang und wurde betrieben in Bautzen, Kamenz, Wei ßenberg, Elstra, Wittichenau und Hoyerswerda. In Stadt und Land waren etwa 7000 Menschen mit Strumpfstricken beschäftigt. Di« meisten Strumpfwaren gingen nach Ruß land, Polen, Kurlaich, in die preußischen, dänischen und schwedischen Staaten. Die jährliche Ausfuhr bezifferte sich ^uf über 50000 TÄer. Die Bandfabrikation war ausschließlich in Pulsnitz und Umgegend, Elstra, Rei chenau «sw. heimisch. Die Banderzeugung verzeichnete einen jährlichen Umsatz von 13000 Talern. Die Verarbei tung von Baumwolle erfolgt« in Kattunfabriken. In der Oberlausitz gab es damals 6 Kattundruckereien, und «war 2 in Bautzen und 4 in Zittau. Der Absatz gmg haupt sächlich nach Böhmen, Schlesien urch nach der Leipziger Messe, der Jahresumsatz stellt« sich auf über 10 000 Taler. Barch«nt, aus Baumwolle und türkischem Garn ge webt, wurde zumeist in Bautzen hergestellt. Der Tabak anbau wurde zuerst in der Herrnhuter Kolonie Kleinwelka bei Bautzen versucht, allerdings mit negativem Erfolg. Weitere Versuche machte man m Hoyerswerda, Königs brück, Muskau, Ruhland, Rietschen usw. und erzeugte jähr lich rund 70 Zentner. In größerem Umfange erfolgt« die Verarbeitung ausländischen Tabaks in Herrnhut, Bautzen und Kleinwelka. Eisenhämmer gab es in Creba, Boxberg, Bärwalde, Burghammer, Spreewitz, Bernsdorf, Keula usw., die Papiererzeugung wurde in Bautzen und Muskau betrieben, in Bautzen g<ck es auch eine Pul vermühle und einen Kupferhammer. Papiermühlen gab es ferner in Zittau, Moys, Mefsersdorf, eine Glashütte in Rauscha bei Görlitz. Daneben wurde die Pechsiede rei und Kohlenbrennerei vorwiegend in der Gör- litzer Heide sowie in der Gegend von Muskau und Königs brück betrieben. Vereinzelt vertreten waren semer Wachsbleichen, Töpferei, Drechflerwaren, die besonders im Queiskreise ge- fertigt wurden. Feine Tischlerwaren, die den englischen um nichts nachstanden, wurden in Görlitz, Herrnhut, Nies- ky und Kleinwelka hergestellt. Di« Tischlerarbeiten der Brüdergemeindeorte zeichneten sich besonders durch einen äußerst seinen und dauerhaften Lack aus. Di« Hutfabrl- kation war besonders in Zittau, Görlitz und Bautzen zu Hause. Ein Hauptnahrungszweig der Städte war vor allem auch di« Bierbrauerei. Am bedeutendsten war diese in Zittau. Erhebliche Umsätze hatte auch der Groß-, Klein- und Grenzhandel zu verzeichnen. Mit Genugtuung unrd. festgestellt, daß ^durch die Hülfe der Fabrikanten weit mehr Geld ins Land gezogen, als für fremde Vrodukte und Warr» ausgeführt" wird. Unser Lausitzer Wirtschastsge- biet Hatte also damals eine stark aktive Handelsbi lanz. Es wurde geschätzt, daß im Jahr für reichlich 2 Millionen Taler m«hr inländische Erzeugnisse aus» als aus ländische Fabrikate bzw. Rohstoff« «ingHührt wurden. Eine Laufitzer Kriegserinnerung aus alter Zeit. Die verkannten Schwaben. (Nachdruck verboten.) v. Wir leben in diesen Tagen in der Erinnerung ay die große Zeit vor 20 Jahren, als der Weltkrieg ausbrach und auch unsere Lausitzer Heimat in den Bannkreis eines gewal tigen, alle Lebensverhältnisse erfassenden Geschehens zog. Das weckt zugleich die Erinnerung an denkwürdige Ereignisse ernster und heiterer Art in weiter zu rückliegender Zeit, an denen die Lausitz ja in -eson- detem Maße reich ist. Sin solcher Zwischenfall, der einer gewissen Komik nicht entbehrt, sei heute der Vergessenheit entrissen. Es war in den denkwürdigen Tagen der Schlacht bei Bautzen am 20. und 21. Mai 1813. Das Heer Napoleons stand mit 140000 Mann Infanterie, 15000 Reitern und gegen 10 000 Mann Artillerie auf einer 16 Kilom. langen Kampffront den verbündeten Preußen und Russen gegen über. Die Verbündeten versügten über 63000 Mann Jn- santerie, 8500 Mann Artillerie und Pioniere und 26000 Mann Reiterei einschl. der Kosaken. Vom Czornebob bis zum Gleinaer Windmühlenberge bei Baruth an der sächsisch- preußischen Grenze erstreckten sich ihre Truppen. Auf dem linken Mögel der Verbündeten kämpften hie Russen unter Miloradowitsch. Das Bergland war fett Tagen mit Russen besetzt, di« Gebirgsdörfer mit Einquartierung überlastet. Unmengen von Verpflegungsmitteln mußten herange schafft werden, und es war ost nicht ganz einfach, di« unge heuren Kolonnen ausreichend mit Speise und Trank zu ver- sthen. Da mußte am Abend oft «ne dicke Mehlsuppe aus reichen. Der Bäcker von Mehltheuer am Czorneboh macht« eine Riesenschüssel von Mehlsuppe zurecht und stellte sie im Backofen warm, bis seine Belegschaft aus dem Gefechtsfelde zurück war. Mit gesegnetem Appetit kamen seine Kämpfer heim und stürzten sich über den Mehlbrei her. Dieser mun dete ihnen ausgezeichnet, und die wahrscheinlich nicht ver wöhnten Ruffen empfanden es als eine besondere Delika tesse, daß die Speise inzwischen noch einen ungewöhnlichen Zusatz erfahren hatte. Die Suppe hatte nämlich größere Mengen von Schwaben, den bekannten Hausschwaben, an gelockt, die auf dem glatten Rand der großen Tonschüssel ausgerutscht und in di« Suppe gefallen waren. Den Wirts leuten war bei der damaligen mangelhaften Beleuchtung der Vorgang entgangen. Die russischen Kostgänger hatten aber daran keinen Anstoß genommen und ihre Abendmahlzeit mit dem größten Appetit verzehrt. Am nächsten Morgen bestellten sie sich wieder Mehl suppe, wobei sie aber zur Bedingung machten, daß die Suppe wieder „solche kleine Krebse" enthalten müsse. Auf diese Weise erfuhren die braven Wirtsleut« erst von dem Mal heur, das ihnen am Abend zuvor widerfahren war. Die Ueberlieferung dieses heiteren Zwischenfalles, di« noch heute in der heimischen Bevölkerung fortlebt, berichtet leider nicht, ob man den russischen Wünschen Rechnung getragen hat..- MM Könen Meise MS iiie SMlM. Llae Erinnerung an die Zeit vor 125 Jahren. Als Freiberger Bergstudent hat der gefeierte Freiheitssänger Theodor Körner im August des Jahres 1809 von seiner Vaterstadt Dresden aus eine Fußreise durch di« Oberlausitz nach dem Riesengebirge unternommmen. Auf Veranlassung seines Leh rers, des aus der preußischen Lausitz gebürtigen Bergrates Werner in Freiberg, ist Körner, der in der Tracht eines Bergmannes reiste, mit seinem Studienfreunde Fritz Henoch, dem Sohne des Akziseinnehmers vom Elbtor in Dresden, zum Zwecke mineralo gischer Beobachtungen am ersten Tage, den 10. August, über Bischofswerda nach Bautzen gewandert. Am nächsten Tage setzten die beiden ihren Weg nach Reichenbach fort und am darauffolgenden bis Görlitz. Hier schrieb Körner den ersten Brief an seine Eltern, in dem er meldet, daß er am „lOten in Bautzen