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466 NACHWORT. NACHWORT. Der Verfasser des umfangreichen und für die Palaeontologie der mitteltertiären Schichten höchst wichtigen Werkes, dessen Schluss hier vorliegt, hat die Freude nicht erlebt, dasselbe zum befrie digenden Abschlüsse zu bringen. Gerade als er die Hand an die letzte Lieferung, welche die Austern und Anomien umfassen sollte, zu legen begann, raffte der Tod ihn plötzlich und unerwartet inmitten der Sammlungen hin, die seiner Leitung anvertraut waren und entriss ihn viel zu frühe der Wissen schaft. Den Aeusserungen der Trauer, die von allen Seiten einliefen, schlossen sich ebenso häufige Anfragen über das fernere Schicksal des unvollendeten Werkes an, so wie vielfache Wünsche, dasselbe möge durch andere Hand dem Schlüsse zugeführt werden. Aber nicht nur diesen Aufforderungen gegen über schien die Vollendung des Werkes geboten; sie war auch ein Act der Pietät, den man dem Verewigten schuldete, welcher dasselbe zu seiner Lebensaufgabe gemacht hatte und mit unermüdetem Eifer das erforderliche Material von allen Seiten zusammen zu bringen bemüht war. Dies mag zur Entschuldi gung dienen, dass ich, wenngleich speciell mit der Palaeontologie des Wiener Beckens weniger ver traut, die Bearbeitung des Schlussheftes des HoERXEs’schen Molluskenwerkes übernommen habe. Die damit verknüpften Schwierigkeiten weiss Jedermann zu würdigen, der mit der ungemeinen Veränderlichkeit der Austern in ihrer Schalenform und der daraus hervorgehenden Unsicherheit und den Schwankungen in der Umgrenzung der einzelnen Arten vertraut ist. Dieselbe würde sich über haupt für ein beschränktes Gebiet, wie z. B. für das Wiener Becken, nur dann mit etwas grösserer Sicherheit durchführen lassen, wenn derselben eine monographische Bearbeitung sämtlicher lebender sowohl als fossiler Austern vorangegangen wäre. Dazu stand mir aber weder ein hinreichend umfas sendes Material, noch die zu solch einem ausgedehnten Studium erforderliche Zeit zu Gebote. Ich will daher keineswegs in Abrede stellen, dass man über die Begrenzung der aus dem Wiener Becken angeführten und beschriebenen Arten leicht anderer Ansicht und vielleicht geneigtseinkönne, ihre Zahl zu vergrössern. Mich hielt davon einerseits die Unmöglichkeit ab, an solchen in ihren Extremen anscheinend sehr verschiedenen, jedoch durch zahlreiche vermittelnde Zwischenglieder verknüpften Formen constante Unterscheidungsmerkmale nachzuweisen; anderseits war durch vorliegende Vor arbeiten meinen Ansichten wenigstens theilweise schon eine bestimmte Richtung vorgeschrieben. Hoerxes hatte die von ihm zusammengestellten reichen Suiten der Austern des Wiener Beckens zwar schon einem sorgfältigen Studium unterzogen, aber leider von den Ergebnissen desselben noch nichts zu Papier gebracht, so dass die Arbeit ganz von Neuem begonnen werden musste und daher den daraus zu ziehenden Schlüssen kein Zwang angethan wurde. Dagegen wurden diese doch von einer anderen Seite wenigstens theilweise beeinflusst, indem die achtzehn der bildlichen Darstellung der Austern gewidmeten Tafeln theils und zwar in der Mehrzahl schon auf Stein gezeichnet, theils in ihren Contouren vorbereitet Vorlagen. Es wurde dadurch nicht nur die Zahl der zu unterscheidenden Species schon angedeutet, sondern auch die beliebige Auswahl der abzubildenden Exemplare jeder