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I"K??«k,sk«^r?E*''W«Lr»MWkrj'»k»! 2 » ^.'s'-AS ^^LZ>7--« s-s - WZN,z««-ks:°;-s Sss«, LZ s.«»«?»-s-3^A^8' Vinkel für heule abend angezeigt habe. Darum sind wir alsbald aufgebrochen, fuhr er fort, um Herrn Werner wo möglich noch heute willkommen zu heißen! Weil wir aber das Schulhaus verschlossen und finster fanden, wollten wir uns hier Auskunft holen. — Bon Herrn Kaspar erfuhren wir nun schon zur großen Freude, daß Ihr Lehrer zurück gekehrt sei und auch schon an der Fesmchkeit des U.-K.-B. teilnähme. > Hietzkes breites Gesicht strahlte vor Freude, und sogleich wollte er Herrn Werner vom Kegelschubhaus heickeiholen. Doch Robert Eichler versperrte ihm den Weg. — Noch nicht! gebot er. — Dann trat er nahe an Herbert heran und raunte ihm «i: Jetzt oder nie! — Die Gelegenheit ist günstig! — Denken Sie an Hamlet Akt 2, Szene 1, die wir vorhin in Liebethal gelesen haben. — Ophelias Weigerung — Hamlets Wahnsinn — Nachahmung der Szene! Herr Schubert nickte verständnisvoll und bat Hietzke, er solle noch mit der Meldung warten; er könne nach einiger Zeit wieder nachfragen. Hietzke lächelte verschmitzt und empfahl sich; man würde ihn schon lange auf dem Wafsenplatz vermissen. Auch August hatte sich wieder ins Kegelzimmer entfernt. Nun begann Herbert das mit Robert abgekartete Spiel. Liebste Spinnmeisterin, begann er. Wie lange, u. während der ganzen Fahrt vorhin noch habe ich auf Ihr Ja gehofft und immer gewartet, daß Sie in das zarte Schlaggarn gehen würden. Aber auch heute immer wieder vergebens! Ja, liebe Gertrud, wie du mir das traute Du nicht ver weigert hast, so ergib dich doch endlich feinen ernstlichen Werbungen. Fräulein Gertrud seufzte: Herr Herbert, ich kann nicht. Der Standesunterschied zwilchen einer „Spinnmeisterin" und einem „Doppel-Fabrikbesitzer" ist unüberbrückbar. Ich bin ja auch nicht zur Verlobung mit Ihnen gefahren, son dern zur Begrüßung meines Bruders. Bitte, Robert, holen Sie ihn doch nun herüber! Nobert weigert« sich: Fräulein Gertrud, die Ueber- raschung Ihres Bruders muß sich durch Ihre Berlobungs- anzeige verdoppeln. Wie denken die übrigen? Genau so! — Ich auch so! — Fräulein Gertrud, denken Sie an unser Lesekränzchen: Hamlet, Akt 2, Szene 1: Ovhelias Weigerung, — Hamlets Wahnsinn. — Ich warne Sie vor solcher Schuld! Auch ich muß dich ernstlich ermahnen, versicherte Hilde gard. Weh mir, wenn der Ball hier oben gestört würde, be gann plötzlich Herbert, wie vorhin verabredet worden war. Liebeswahnsinn ist unheilbar! drohte Robert. Schon begann Herberts Anfall. Er löste Halsbinde und Kragen auf, druckte die Knie ein, riß die Augen auf und schritt auf Gertrud zu. — Sie wich mit einem Schrei zurück. Soeben erschien Hietzke in der Tür, um zu fragen, ob er nun endlich Herrn Werner benachrichtigen solle, prallt« aber erschrocken zurück. — O! O! konstatierte Robert, da haben wir die Hamletsche Zerrüttung! Hildegard umarmte Gertrud: Arme Gertrud! Gertrud: Mein Gott, Herr Schubert, was fehlt Ihnen? Robert: Immer noch Ihr Ja. Herbert nickt: Verrückt aus Liebel — Er fällt auf di« Knie, küßt Gertruds Hand und fährt mit dem Finger über die Stirn. — Hietzke prallte in der Tür wieder zurück. — Nun erhob sich Herbert und entfernte sich mit kläglichem Gesichtsausdruck nach dem Frauenzimmer. Mein Sott! wehklagte Gertrud, ist diese Krankheit un heilbar? Ja, wenn Rückfälle kommen, warnte Robert. Aber, Gertrud, es gibt zuvor noch eine Medizin, tröstete Hildegard. Welche! Welch«! Ihr lautes und vernehmliches Ja, verordnete Robert. Ja! hauchte Gertrud. — Da eilte Robert uach der Frauenzimmertür und rief Herbert herein. Komme herein, Hamlet: ,Ha" und nicht mehr „Nein", das ist hier die Antwort! — Fräulein Ger trud, wiederholen Sie doch einmal Ihr lautes und vernehm liches Ja! ..Ja! — Nun hört einmal den angehenden Pastörkanvidatenk murmelte Hietzke, der wieder in der halben Tür stand. — Beglückt ausrufend: Süßes, sanftes Vögelchen; umarm te Herbert seine geliebte Ophelia. Seinen Helfershelfer Ro bert aber entließ er mit den Worten: vielen Dank, Robert; du kannst nun vorläufig ins Frauenzimmer gehen und dich nach deinen hilfreichen Bemühungen stärken. Wir folgen auch noch nach. — Sich wieder an Gertrud wendend: Ich bin überzeugt, Gertrud, daß heute abend noch ein zweites Vögelchen ins Garn gehen wird; denn das beste Heilmittel gegen die Eifersucht ist die Sehnsucht. Und an Hildegard: Ihr werdet beide wohl nun mürbe und in normalem Zu stand sein. — Nicht wahr, Gertrud, nur deine tägliche Nähe war schuld, daß ich verrückt wurde. — Er küßte sie. — Und immer noch nickt ganz normal bin! ergänzte Hietz ke, der diesmal vollständig eintrat, aber bald wieder ver schwand, um nun Herrn Werner endgültig herbeizurufen. Er könne ja auf der Kegelbahn die Entfernung mit seiner Reisemüdigkeit begründen. ch Als einige Zeit darauf Herr Werner ins Gastzimmer eintrat, eilte ihm seine Schwester freudig entgegen: Will kommen! Willkommen! lieber Bruder. — Wie garstig, uns erst so spät Nachricht über deine Heimkehr zu geben! Cs war mir unmöglich. Tag und Stunde früher zu be stimmen, entschuldigte sich Erich; Professor Vogel wollte seinen Famulus nicht vor Ablauf der Kündigungsfrist frei- geben. — Er blickte Hildegard lächelnd an und reichte ihr die Hand. Hoffentlich berührt meine Ueberraschung niemand unangenehm. Das hoffen wir auch unserseits, nahm Herbert an. — Hier stelle ich dir meine liebe Braut vor, mein Bögelchen, Vas unterm Zodiakus ins Netz gegangen ist. — Ich gratu liere dir zu deinem neuen Schwager! Dann ging er auf Hil degard zu: Und es soll heute noch so weitergehen, er- mahnte er seine Schwester, aber zu Geistesstörungen laß es dabei nicht erst kommen! — Komm, Gertrud, bat er seine junge Braut, gehen wir ins Frauenzimmer, und überlasten wir die beiden auch dem himmlischen Zodiakus da oben. — Wie kann nur die Eifersucht so blind und häßlich sein, begann Hildegard leise, da doch die Liebe dahinter steht. Und wie blind muß die Liebe sein, die durch die Eifer sucht hindurch nicht die Liebe sieht! — Sie schauten sich mit leuchtenden Äugen an. Wie schwer hat Nanon gelitten, und wie edel haben Förster Eichlers an ihr gehandelt, berichtete Hildegard mit leidsvoll. — Aber am reinsten ist Johannas Herz geblieben! — Dann setzte sie, niederblickend, hinzu: Mutter und Kind sind wieder bei uns. Die „Fremde" wieder in ihrer Spor nitzer Heimat. Es soll keine Wunder geben, Herr Werner, aber in Johannas Krankenzimmer ist eins geschehen! Ein Wunder? Ja, ein himmlisches Wunder. — Als Herr Pastor Pall- mer Johanna einen seiner trostreichen Krankenbesuche ab stattete, bat sie ihn nach einiger Zeit, er möge sie nun ver lassen, zuvor aber das Fenster öffnen, damit der Himmels bote zu ihr hereinkommen könne! Nun hat Herr Pastor Pallmer draußen vor der Tür ge horcht. — Hilde lächelte. — Er glaubte als Seelsorger dazu berechtigt zu sein — und vernahm, daß Johanna mit je mand sprach und sagte: Bote des Himmels und seines Frie dens, wann holst du mich hinauf in deinen Engelssaal; mei ne Seele ist müde; ach trage mich auf deinen Flügeln zur ewigen Ruhe! Ein Engel war sie schon hier auf Erden! rief Herr Wer ner ergriffen aus. Hilde fuhr fort: Dann hat sich Herr Pallmer nicht mehr halten können und hat durchs Schlüsselloch gesehen und em Bild beobachtet, das er zunächst für Sinnentrug gehalten hat: Johanna liebkoste auf ihrem Bette eine weiße Taube mit blauem Bande um den Hals, die im Schnabel ein Blatt vom Oelbaum hielt. Herr Werner ergriff Hildegards Hand und drückt« sie sanft.— lFortsetzung folgt.)