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Oie Ereignisse in München und Wiessee. Das überraschende Eingreifen des Führers — Wie Röhm verhaftet wurde - Schilderung eines Augenzeugen Verantwortlich: Hauptschnftlciter Max Ft «derer, Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H., sämtlich in Bischofs- werda, . München, 30. Juni. Ueber die Aktion des Führers vom 30. Juni d. I. er hält die Nationalsozialistische Korrespondenz von einem Augenzeugen folgende Schilderung der Ereignisse: „Sobald dem Führer durch die Ereignisse und die Nach richten der letzten Tage über das gegen ihn und die Bewe gung geschmiedete Komplott Gewißheit geworden war, faßte er den Entschluß, zu handeln und mit aller Schärfe durchzu greifen. Während er in Essen weilte und in den westdeut schen Gauen die Arbeitsdienstlager besichtigte, um nach außen den Eindruck absoluter Ruhe zu erwecken und die Verräter nicht zu warnen, wurde der Plan, eine gründ- liche Säuberung vorzunehmen, in allen Einzelheiten festgelegt. Der Führer persönlich lelkeke die Aktion und zögerte nicht einen Augenblick, selbst de» Meuterern gegen- überzutreten und sie zur Rechenschaft zu ziehen. Zum Chef des Stabes — an Stelle von Röhm — wurde derObergruppenführerLutze ausersehen und zur Aktion hinzugezogen. Obwohl der Führer einige Tage lang ohne Nachtruhe gewesen war, befahl er heute um 2 Uhr nachts in Godes berg den Start vom Flugplatz Hangelar bei Bonn nach München. Don unerhörter Entschlossenheit war die Haltung des Führers bei diesem nächtlichen Flug ins Ungewisse. Ws der Führer mit seinen Begleitern gegen 4 Uhr morgens aus dem Münchne.- Flugplatz landete, erhielt er die Nach ¬ unerbittlich seine Rechts- und Machtmittel zur Anwendung bringen, um Geschebenes der gerechten Bestrafung zuzu führen und eine Wiederkehr der jetzt unterdrückten phan tastischen Ideen unbedingt zu verhindern. Das deutsche Volk wird erkennen können, daß in seinen Reihen kein Platz für krankhafte und asoziale Elemente ist, die aus ihrer un glücklichen Veranlagung heraus staatsgefährlichen Plänen nachgehen. Dem Führerdes deutschen Volkes und Staate» wen den sich heute alle Herzen zu. Keinen deutschen Volksgenos sen wird es am heutigen Tag geben, der nicht voll Anteil nahme des Führers gedächte, gegen dessen Person und Idee sich eine Verschwörung gebildet hatte, deren Durchführung Volk und Staat in eine Katastrophe hineingetrieben hätte, von der es sich kaum hätte wieder erholen können. Das Volk dankt dem Führer für seinen schnellen Entschluß und für die Rettung aus Gefahr. Diejenigen, die ihre Hand argen Adolf Hitler und seine Führung erhoben, um sich selbst an seine Stelle zu setzen, haben das Gegenteil er reicht: Adolf Hitlers Macht steht heute fester denn je da. Nur sein Wille gilt in Volk und Staat, und das Polk ist mehr denn je entschlossen, dem Führer auf seinen Wegen zu folgen. daß die Münchner SA. wahrend der Nacht von ihrer Obersten Führung alarmiert worden war, unter der gemeinen und lügenhaften Parole: „Der Führer ist gegen uns, die Reichswehr ist gegen uns, SA. — heraus auf die Straße!" Der bayrische Innenminister Wagner hatte inzwischen aus eigenem Entschluß Obergruppenführer Schneid- Huber und Gruppenführer Schmidt den Befehl über die SA.-Formationen entzogen und diese wieder nach Hause geschickt. Während der Führer vom Flugplatz in das In nenministerium fuhr, waren nur noch die letzten Rest« der schmählich getäuschten und wieder abziehenden SÄ.-For- mationen zu sehen. Im bayrischen Innenministerium wur den Schneidhuber und Schmidt in Gegenwart des Führers verhaftet. Per Führer, der ihnen allein entgegeutrak, riß ihnen selbst die Achselstücke von der SA-Unlsorm. Mit wenigen Begleitern fuhr der Führer dann unverzüg lich um r/26 Uhr nach Bad Wiessee, wo sich Röhm aufhielt. In dem Landhaus, das Röhm bewohnte, verbrachte auch Heines die Nacht . Der Führer betrat mit seinen Beglei tern das Haus. Röhm wurde in seinem Schlafzimmer vom Führer persönlich verhaftet. Röhm fügt« sich wortlos und ohne Widerstand der Haft. In dem unmittelbar gegenüberliegenden Zimmer von Heines bot sich den Eintretenden «in schamloses Bild. Heines lag mit einem homosexuellen Jung fügte sich augenblicklich widerspruchslos dem Wort des Füh rers und brachte spontan auf ihn ein dreifaches Hxil aus. Nach dem Abtransport der Verhafteten fuhr der Füh rer die Straße Wiessee — München zurück, um ein« Reihe weiterer schwerbelasteter SA-Fükrer, die unterwegs zu der befohlenen SA.,Führerbespre chung waren, auf der Straße zu verhaften. Die Wagen wurden während der Fahrt ungehalten und ihre Insassen, soweit sie als schuldig festgestellt, von der Be gleitung des Führers nach München übergeführt. Eine Reihe anderer an der Meuterei beteiligter SA- Führer wurde auf dem Hauplbahnhof in München au» den Zügen heraus in Haft genommen. Nach München zurückgekehrt, begab sich der Führer zwecks kurzer Unterrichtung zum Reichsstatthalter Ritter von Epp und dann in das Innenministerium, von wo die weitere Aktion abgewickelt wurde. Dann sprach der Füh rer zu den versammelten SA.-Führern im Braunen Haus. Die Vermutung wurde hier zur Gewißheit, daß nur ein ganz verschwindend kleiner SA.-Führerklüngel hinter diesen hochverräterischen Planen stand — die Masse der SA.-Führer und die gesamte SSt. aber wie ein Mann, wie ein geschlossener Block, in Treue zu ihrem Führer steht. Was der Führer in diesen Tagen für die SA. und die Bewegung leistete, können nur diejenigen ermessen, die in dieser kurzen Zeit unerhörter Nervenanspannung und un glaublicher körperlicher Anstrengungen an seiner Seite stan den. wieder ist der Führer durch sein persönliches Deifpielder Bewegung ein leuchtendes Vorbild von Tat kraft und Treue gewesen. Die Früchte dieser Säuberungs aktion wird da» geeinte deutsche Volk ernten. trn obskuren Persönlichkeit bedienten und sogar Faden zu einer auswärtigen Macht zogen. Diese sollte ihnen bei der Verwirklichung ihrer ehrgeizigen Pläne Hilfsstellung leisten. Von welcher Maral die Führer der Verschwörung erfüllt waren, dafür zeugt mit erschreckender Deutlichkeit die Dar stellung, die die Reichspressestelle der NSDAP, von den näheren Umständen der Verhaftungen in Wiessee gibt. Dar Stabschef der SA., Röhm, und seine Mitverschwore nen haben sich durch ihr Verhalten nicht nur des Hoch- und Landesverrates und des Treubruches ge gen den Führer schuldig gemacht, sondern sich besonders an dar ihnen unterstellten Ml. versündigt, indem sie die SA. als Mittel für ihre hochverräterischen Pläne zu verwenden gedachten. Man erklärte der SA., gegen die Reaktion solle der Schlag geführt werden, aber in Wirklichkeit machte man mit den Reaktionären gemeinsame Sache. Keiner der Verhafteten, dessen Schuld feststeht, wird der Strafe entgehen, auch dieienigen nicht, die nicht an der Spitze der Verschwörung standen, sich aber zum Treubruch und Verrat verleiten ließen. So wird die zweite Revolu tion gegen diejenigen durchgeführt werden, die selbst am meisten von ihr gesprochen und die sie selbst heraufbeschwo ren haben. Der Staat steht unerschütterlich fest und wird MW «M M «e AMlWIlliN. Berlin, 30. Juni. In der Sonderkotnferenz für die in ländische Presse hielt Ministerpräsident Göring folgende Rede: „Meine Herren! Seit Wochen und Monaten beobachte ten wir, insonderheit die verantwortlichen Dienststellen — das ist meine und die des Reichsführers der SS., Himmler — beobachtete die Partei, daß ein Teil der obersten SA.-Aührer sich von den Zielen der Bewegung und des Staate» abgewandk hat und seine eigenen Interessen, seinen eigenen Ehrgeiz und zum Teil auch seine unglückliche Ver anlagung in den Vordergrund stellte. Immer wieder kamen die Klagen aus dem Lande, daß diese SA.-Führer brutal gegen die Bevölkerung auftraten. Die Klagen häuften sich, daß Dinge geschahen, die mit dem Rechtsbewußtsein des Volkes nicht mehr über einstimmten. Die Klagen häuften sich, daß alle Beschwerden bei den obersten SA.-Führern keinen Sinn hatten. Leider Gottes hat auch derStabschef Rö hm, ein aller Kämp fer, für den der Führer besonders leidenschaftlich und treu in schwerer Zeit einaetreten ist, infolge seiner unglücklichen Veranlagung sich auf ein Gebiet treiben lassen, das für rhn verhängnisvoll werden sollte. vielelchk gerade durch seine Veranlagung umgab er sich in seinem ganzen Stab und den führenden Stellen dec SA. mit solchen Männern, die nun ihrerseits in ihm den Gedanken erweckten, daß er der Starke Deutschland« wäre. So kam es, daß von selten der Obersten SA.-Führung Pläne geschmiedet wurden, um die Bewegung zu schädigen, den Staat zu stürzen und einen Staat aufzurichten, der dan nein Staat dieser kranken Individuen geworden wäre. Der Führer hat diese Gefahr genauestens verfolgt. Als klar und eindeutig feststand, daß die Oberst« SA-Fuhrung dar Gerede von der zweiten Revolution zur Tat werden lassen wollte, mußte zugegriffen werden. Der Führer hat blitzartig eingegriffen. Ex hat in München und in Wiessee, wo der Stabschef sich befand, kur zen Prozeß gemacht. Bor Tagen hat er mir den Befehl ge geben, aufs Stichwort zuzuschlagen, und mir da mit vollziehende Gewalt übertragen. Die armen SA-Männer sind verführt worden. Sie wurden alarmiert und bewaffnet und wußten nicht, wozu. Maa sagte: Gegen die Reaktion und marschierte , gemeinsam «lk ihr. Das war das Verwerfliche, daß die Oberste SA-Führung da» Phantom einer zweiten Revolution gegen die Reaktion errichtet« und selbst mit ihr eng verbunden war. Der Hauptmittelsmann war der frühere Reichs kanzler und General Schleicher, der die Ver bindung knüpfte zwischen Röhm, einer an», ländischen Macht und zu jenen ewig unzu friedenen gestrigen Gestalten. Ich habe meine Aufgabe erweitert, indem ich auch gegen diese Unzufriedenen einen Schlag führte. Es war selbst verständlich, daß General Schleicher verhaftet werden muß te. Er versuchte bei der Verhaftung einen blitzartigen j Ueb erfüll zu machen auf die Leute, die ihn verhaften sollten. Er ist dabei ums Leben gekommen. Die Dinge sind nun so: Im ganzen Lande ist Ruhe. Einige rabiate Ge sellen, die noch glaubten, die Parole der zweiten Revolution fortsetzen zu müssen, werden bas sehrschwerzu bü- ßen haben. Die Gewalt, meine Herren, ruht fest in den Händen des Führers und in den Händen derer, denen er durch sein Vertrauen die Aufgabe Wertragen hat. Die Aktionen haben sich reibungslos ohne Widerstand vollzogen, da die Führer schon vorher überall verhaf- § tet waren. Der Prozeß -er Säuberung wird nun rück sichtslos vorwärts getrieben. Der Führer wird nicht mehr länger dulden, daß in Staat nnd Bewegung Männer an der Spitze sieben, die dvrch unglückliche Veranlagung asoziale und amoralische Elemente geworden sind. Dir werden auch nicht dulden, daß von einer zweiten Revolution noch ge schwätzt wird. Es wurde eine zweite Revolution vorbereitet, aber gemacht wurde sie durch uns gegen diejenigen, die sich verschworen haben. Die zweite Revolution hat dazu geführt, daß gerade die, die gegen den Staat revolnerten, Haupt und Leben lasten mußten. Sie sehen daran, daß der Staat wohl manchmal zaudern kann, wohl manchmal warten kann, daß auch der Führer manchmal wartet und lange abwägt und auch die Verdienste erwägt und versucht, die Leute auf den Pfad der Rechtschaf fenheit zurückzuführen. Wenn Wer das Reich in Gefahr ist, wenn letzten Endes die Bewegung betroffen wird, wenn vor , allem Treulosigkeit bei diesem Werke Pate gestanden hat, i wird rückhaltlos burchgegriffen. Der Schlag hat sich gerichtet gegen die Meute rer, gegen alle unzufriedenen Kreise derReakti 0 n. Wir ' werden die SA reinigen von all den Elementen, die jetzt erst in die SA. hereingekommen sind und dort Führerstel lungen einnehmen. Wir haben gehandelt, damit der alte SA-Mann, d. h. der SA-Mann, der 1928, 1929 und 1930 die Dinge geschmissen hat, wieder zu Ehren kommt. Ileberall können Sle heule feststellen, daß diese Leute innerhalb der Bewegung am schlechtesten stehen, daß andere Führer geworden sind, die es nicht verdient haben. Wir werden gerade diese Säuberung durchführen, um wie der der SA. ihren allen, hervorragenden Ruf zuteil werden zu lasten. Es ist bedauerlich, und Sie werden verstehen, wie schwer für uns alle es gewesen ist, uns von einem Teil der Männer trennen zu müssen, die wir einst geschätzt und ge achtet haben. Eine» aber steht fest: Der uatioualsozialistische Staat ! steht über allem. Mr werden diese Gelegenheit des Sav- bermachens nicht vorübergehea lasten, ohne nun einmal rück- > haltlos und rücksichtslos die Dinge la Ordnung zu bringen, die in falsch verstandener Milde und Bescheidenheit vergessen worden sind. Aus dieser Aktion muß Hervorgehenein sauberer, gefestigter Staat. Da» Volk muß wls- fen, daß es uns ernst mit der These ist» alles für das Volk zu tun. Das Volk soll erkennen, daß eia bitteres und scharfes Gericht mit denen abgehalten wird, die sich an ihm versündigt Haven und ihre Macht mißbrauchten, um da» Volk zu erdrücken." Heines bot sich den Eintretenden «in s ling im Bett. Die widerliche Szene, die sich dann bei der Verhastund von Heines und seinem Genossen abspielte, ist nicht zu beschreiben. Sie wirft schlagartig ein Licht auf die Zustände in der Umgebung des bis herigen Stabschefs, deren Beseitigung dem entschlösse- neu, tapferen und unerschrockenen Handeln de» Füh rer» zu verdanken ist. Mit Röhm wurde auch der größt« Teil seines Stabes verhaftet. Die Stabswache Röhms, die zur Ablösung gegen 8 Uhr auf LasWagen in Wiesjee eintraf,