Volltext Seite (XML)
DEZ Q°)o L § 8 Z «8 LL- Z ssr^ SLLussrRtSLvvLA: bischer Nation römisch-katholischer Religion, teils mit und teils ohne Feld, leben von Ackerbau und Handarbeit, und stehen der größere Teil unter der Jurisdiction E. Hochwür- digeu Domshifts St. Petri zu Budissin, ein Teil aber unter Kreisamtlicher Jurisdiction zu Budissin und ein Teil unter Kloster Mariensternscher Jurisdiction. 0. Sch. Llnlerm Zodiakus von Hintenviokel oder Da» Opfer der Heimat. Eine Dorfgeschichte, erzählt von Paul Tottlöber. (6. Fortsetzung.) Hietzke reichte seinen Neffen die Hand: Schön, ihr bei den Helden, ihr habt die „doppelte"' Lebensrettungsmedaille verdient. Ich werde euch noch heute beim Amtshauptmann von Zezschwitz anmelden I Um Gottes willen nicht! verboten die Brüder. Die Mutter hat uns streng befohlen, wir sollten nischt sagen! Ja, es ist bester so. gab der Onkel zu. Eure gute Tat gehört nicht in der Leute Mund. — Bon oben hört man wieder Tanzmusik. Aber nun kommt endlich mit ins Frauenzimmer, und dann geht's in den Saal, drängte Hietzke. — Hier unten hatte Kowark mit seiner Begleitung bereits zwei Kuchenberge abgetragen, die Frau Auguste nachein ander aufgebaut hatte. Ms nun Hietzke mit den Gebrüdern Eichler eintrat, deu tete der Wendische Gesandte beruhigend auf den umfangrei-. chen, aber leeren Kuchenteller hin: War zweimal gefüllt, hoch wie Eiffelturm in Paris und fest und konnten auch unten wegziehen; denn liebe sehr Streuselkuchen, und Turm hat nur geschwankt, ist nicht eingefallen! Und müssen bei neuen Teller alle zusammen tüchtig zu langen und Ehre antun. — Und dies geschah nun auch von den Neffen; Hietzke aber meinte, er müsse sich schonen, weil er sich beim Morgenkaffee schon zu sehr übernommen habe. — Lowarks Brief nach Graf. Als Hietzke seine tanzlustigen Kirmesaäste in den Saal hinaufgeschickt hatte, wurde er von Kowark noch im Frauen zimmer zurückgehalten. Nanu, fragte sein Gastgeber, willst Lu nicht auch mit tanzen? Nein, noch nicht. Habe doch Brief nach Genf geschrieben, wie Meister Hietzke wünschten. Können hier lesen. Hietzke nahm das umfangreiche Schriftstück in Empfang, gab es aber bald wieder zurück mit der Aufforderung, der Verfasser solle es selber vorlesen. Ich kann die Schrift von Aerzten. und Postbeamten nicht entziffern, setzte er hinzu. Du wirst auch keine Ausnahme machen. Aber habe wendischen Stül und bin ganz gedankenlos. Alles gut, tröstete Hietzke. Jeder hat seinen Stül, und Müller Lahls Klavier hat sogar zweie — als Ersatz für die fehlenden Beine. — Los! Kowark las: Lieber Herr Lehrer, sage ebenso fleißiger Student und geleerter Herr Perfesser, beide in Genf! Ist längst schon Pflicht und Schuldigkeit auf liebevolle Karte zu antworten; aber habe immer verspätet und wenig Lust zu schreiben; dann bleibt alles wieder liegen. Hietzke nickt. Bleibe immer bei deinem SM, und Lahls Klavier hat sogar zweie. — Weiter! Ist gut, daß liebevoller Herr Student jetzt deutsche Na men auf Ansichtskarten schreibt, well sonst nicht lesen können. Sind immer zu Schulvorstand Hietzke gelaufen, sollte Tol patsch machen, konnte aber auch nicht und mußte schweigen, was sehr schwer fällt. Laß den Tolpatsch für dich, drohte Hietzke; dich schlägt der Wende in den Nacken. Habe nicht bös gemeint, entschuldigte sich Kowark. — Aber freut sich jeder, wenn Post kommt, und stecken alle Spiegel voll und kann sagen: Genf in Hinterwinkel. — Aber ist eine gewisse „Liebliche" in Spornitz und hofft immer und wischt dann Tränen von Gesicht, wenn leer komme. — Hat Post fühlendes Herz; tut weh, wenn zusehen muß — aber muß schweigen! Hietzke strich sich den Backenbart. — Du wirst recht ge- danken voll; aber laß den Wink stehen! Befriedigt über diese Anerkennung, las Kowuri. weiter-. Wachsen hier liebliche Mädchen wie Lilien in Garten. Wer den schon fleißiger Herr Student misten, wo schönste wächst. Muß Lilie aber bald gepflückt werden, sonst vergeht in Ein samkeit. — Kann auch noch frohes Ereignis in eigner Fami lie melden, las Kowark weiter vor. Wie, ein frohes Ereignis in eurer Familie? — Du bist doch kein Jüngling mehr! Nein, so ist nicht gemeint, wies Kowark zurück. — Ist kein Zuwachs mehr, fett Zwillinge ankamen. War halbe Freude damals. Kam zusammen mit Gehaltszulage; war ein Schritt vorwärts und zweie zurück, wie in Hinterwinkler Sandwüste. Nun, was ist denn da bei euch los? Eil misten doch Herr Hietzke, daß Hochzeit sein soll. Habe doch Brautpaar schon heute mitgebracht. Ach so! — Wetter im Texte! Hat mein Stephan auch liebliche Braut gefunden, und soll Hochzett sein zu Weihnachten. Und lade liebevollen Leh rer zu Fest ein und können Beispiel nehmen. Kowark, du wirst zu gedankenvoll! warnte Hietzke. — Jetzt kam der Wendische Gesandte förmlich ins Feuer: Lieber Herr Student! Cs ist ein sehr gutes Mädchär, die Selma, sehr anständig verhältnismäßig ihres Mgen, blühenden, noch nicht 18 Jahre erreichenden Leben. Prächtiger SM! Immer fort! feuerte Hietzke noch mehr an. Schwimmt Stephan in Wanne voll Milch und Honig, und haben Kollegen auch .Llbetit" bekommen; denn steckt an! Hietzke nickte: Und wird großes Wettschwimmen in süßer Wanne werden! — Welter! . Aber muß nun schließen, weil sehr verspätet habe, und grüße lOOVmal liebevollen Herrn Student und geleerten Herrn Lerfester, und schließt sich Meister Hietzke mit mir an und bleibe Ihr ganz und gar untergebener Janko Kowark (Wendischer Gesandte). Halt, Kowark, mahnte Hietzke, du hast noch was ver gessen. — Was soll vergessen haben? — Das Postskriptum! — Ts gibt keine Post ohne Skrip tum!— O ja, steht schon da. — Kowark las: P. S. Muß Einladung wiederholen. — Soll bestimmt Weihnachten die Hochzett sein mit Selma. — Ist ein sehr gutes Mädchen, die Selma; sehr anständig verhältnismäßig ihre» jungen noch nicht 18 Jahre erreichenden blühenden Leben! — Auch ist Sehnsucht nach liebevollen Herrn Lehrer sehr groß; denn wartet ein« „Gewisse" darauf. Schön, bestätigte Hietzke; deine» Brief wird der Herr liebevolle Student nicht hinter den Spiegel stecken! — Habe immer noch Postskriptum, meldete Kowark. So? Na, immer zu! — Und ist verlaufene Französin wiederaefunden worden in Spornitzer Försterei. Und sollen Reffen von Meister Hietzke beteiligt sein. — Ist aber gut abgelaufen, wie gehört habe; denn spricht sich herum, und alles gesund und munter. Und hatte gestern Weg über Försterei. Hielt gerade Kutsche aus Spornitzer Rittermit davor und wollte die gnädige Frau Muller und Kind in Schloß zurückholen; aber Frau Förster gab nicht zu, weil noch zu schwach! — Als nun Kowark seinen Ausländsbrief zusammenfaltete, erklärte Hietzke anerkennend, es sei alles schon und klar, be sonders der Schluß. Aber er verlange noch von Kowark Auskunft, woher er seine Kenntnis von der Rettung der Französin bezogen habe! Kowark legte zunächst die Hand auf den Mund und be gründete hierauf seine Weigerung damit, daß Pünktlichkeit und Verschwiegenheit die Haupttugenden der Post seien! Du wirst's von meiner Pate Frida erfahren haben, riet dann Hietzke ungehalten. Kowark schwieg wieder. Na, Schweigen is och ene Antwort, legte es sich Hietzke aus. Aber Kowark, beauftragte er diesen, der Frida kannst du gelegentlich in Spornitz mitteilen, daß ich mich mit ihr über ihre Geschwätzigkeit noch persönlich auszusprechen ge dächte! Nun aber endlich hinauf mit dir auf den Tanzsaal, du angehender Hochzeitsvater, das blühende Leben wird schon lange oben auf deine Extratour warten. Horch nur! Sie spielen eben die Kreuzpolka! —