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Wer hat hier gespielt? (Zu dem Bild auf Seite 1) Mutti hatte zur Erdbeermilch gerufen l Ist es ein Wunder, wenn dann alle Spieljachen unbeachtet liege« bleiben? Außer dem ist es ja auch Sonntag und man ist im Garten and niemand außer der Familie kann herein. Gleich werden die Kinder aber wiederkonnnen, di« Geschnvistrr find und fich doch immer sehr gut vertragen. Dann wird der „große Bruder" komme», der Fritz. Er ist schon 14 Jahre alt, dabei aber zu seinen kleinen Schwestern richtig nett. Es kommt zwar nicht ost vor, daß er mit ihnen zusammen ist. Meist ist er mit seinen Freunden auf dem Sport platz. Aber wie gesagt, manchmal kümmert fich Fritz auch um die beiden kleinen Mädchen. Die zwölfjährigen Zwillinge werden wahrscheinlich zuletzt kommen, weU fich Paul bestimmt schon wieder irgendwo fest gelesen hat und Peter ihn erst sucht. Wenn Peter nicht ab und zu dafür sorgen würde, daß Paul mal seine Spiele mit macht, die allerdings meist sehr wild find und den ganzen Wald erschallen lassen — Paul würde nur noch lesen und bauen. Da für hat er aber auch in allen handwerklichen Stunden die beste» Nummern. Ingrid wäscht fich bestimmt als einzige von den Kindern nach der Obstsupp« di« Hände. Sie ist zwar erst zehn Jahre alt, macht aber sehr geschickte Handarbeiten. Dor allem auch des- halb, weil fie ruhig und überlegt an jede Arbeit herangeht und fich zur Ausführung auch Zeit läßt. Hanna, die Nein« Mutti, nmß fich bestimmt erst noch um Baby kümmern, das doch erst anderthalb Jahre alt ist. Sie betreut es »ich bleibt bei ihm, wenn alle Kinder weglaufen. Sie putzt ihm das Näschen und verfucht sogar, es in den Wagen zu heben. Das ist aber doch noch recht schwer für das kleine Fräulein. Und ihr, die ihr weder Fritz, noch Peter und Paul, noch Ingrid, Hanna oder Baby kennt, habt ihr gemerkt, wem die Spielsachen gehören, wer di« Häkelarbeit und wer den Klingel wagen an fich nehmen wird, wenn die Vesperstunde vorüber ist? Malerei im Kin-erziurrner Ur müßt euch von Mutti Handlungsfreiheit für euer Zimmer ausbitten. Aich dann müßt ihr wohlüberlegt daran geh«, es «ach euren eigen« Ide« zu verschönern. Sicher hat Mutti nichts dagegen, wenn euer Kinderzimmer gestrichen« Wände hat. Sie rührt euch di« Färb« an und dann wird ge strichen. Aber schön vorsichtig. Es empfiehlt fich auch, nur die untere Hälfte zu streichen, damit ihr nicht auf Leitern Hemm toben müßt. Und dann — schaut euch mal eure Wände an. Wo find fie erneuerungsbedürftig? Doch nur so hoch, wie ihr reichen könnt, nicht wahr. Auf gestrichenen Wänden könnt ihr aber mal«, soviel ihr wollt. Sie find ganz einfach wieder ab- zuwaschen. Eine Arbeit, die ihr doch sicher in eurem eigenen Zimmer nicht der Mutti überlaßt! Da ihr gerade einmal beim „Arbeiten" seid: Wie wär's oenn, wenn ihr euch einmal diese lustige Wachstuchtiere selbst machtet? Man kann die wunderbarsten Spiele mit ihnen machen. Eie nehmen einen Puff nicht übel und glänzen immer vor Vergnügen! — Ihr bittet am besten Mutti, daß fie euch di« Tiere aus Wachstuch-»schneidet — fie bekommt die Schnitte dazu überall — der größte von euch näht nun die Haut des Times zusammen, bis auf einen kleinen Schlitz. Dadurch stopft ihr alle das Tier mit Kapok aus, einer ganz weichen Masse. Wenn es schön fest gestopft ist, wird die kleine Oeffnung auch noch zugenäht und — fertig ist das Tierchen. Auf dies« Weise könnt ihr euch einen ganzen Zoo anlegen! Geburtstag ohne Mutti Ein ganz besonderes Fest In acht Tagen sollten die Zwillinge 10 Jahre alt werden. Schon fett Monaten sprachen fie von nichts anderem^ Sie wollten fich am liebsten die gang« Klass« ejnladen, fie wollten Spiel« im Garten machen. Sie wollten, wollten, wollten ... Und dann wurde Mutti krank. So krank, daß der Arzt manche Nacht dablieb, daß Vater nicht mehr ins Geschäft ging und den Kindern ruhig gesagt wurde, wenn man etwas von ihnen hörte, würden fie zur Großmutter geschickt. Eine furcht bare Drohung. Denn natürlich wollte man in diesen Angsttagen ganz nah Lei Vater und Mütter sein Mutti wurde langsam gesund. Zehn Tage vor dem ereignisreich« Tag stand fie sogar schon allein von ihrem Stuhl auf und ging ganz langsam durch die Wohnung. Und heute hatte fie den Kindern die Tür aufgemacht, als fie aus der Schule kamen. — Am Nachmittag schlichen fich di« Zwillinge an Muttis Touch. Eie machte doch immer di« Augen auf, wenn «ins ihrer Kiicher diese stille Nachtischruhe unterbrach. In der folgenden Unterhaltung wurde dann ein Plan geschmiedet, der die Vorarbeit« zu dem fernsten Geburtstag darstellte, den die Zwillinge je erlebt hatten. Am Festtag waren die Leiden als erste wach. Sofort standen fie auf, kochten Kaffe«, deckten einen festlichen Tisch und er warteten die überraschte Familie. Der Geburtstagstisch stand diesmal in Muttis Zimmer. Er wurde einfach ins Eßzimmer getragen, Aich all di« herrlichen Dinge, der Fußball und die neue Puppe, der Stickkasten und der 24 farbige Tuschkasten, er regten lautes Entzücken. Rach dem Mittagessen verschwand Trudel, Las Zwillings mädchen, und holte Schlagsahne, di« fie auch gleich schlug lohne zu naschen). Helmut, der Zwillingsjunge, hatte inzwischen den Kaffeetisch gedeckt, für die Familie und die vier Lest« Freunde und Freundinnen. Dieser Tisch wurde «in wahres Kunstwerk. Schon seit drei Tagen hatte er Lunt« Ornamente aus Papier geschnitten, Bänder hatte er fich erbettelt und selbst geplättet, Tischkarten wunderschön gemalt. Auf jeden Platz kam ein Windbeutel mit viel Schlagsahne — Kuchen konnte doch nicht gebacken werden — und in der Mitte stand noch «in« Schale mit Kleingebäck. Nach der Kasfeestunde wurden Schreibspiele gemacht, sogar Mutti spielte mit. Keiner wurde laut, nicht ein einziges Mal bekam Mutti Kopfweh. Obst konnte auch noch gegessen werden, und vor dem Abendessen gingen die Freunde. Nachdem nun die Zwillinge auch noch den Tisch abgeräumt hatten, fielen sie ihrer Mutter um den Hals. So schön war noch kein Geburtstag gewesen. 2 — i