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Das Land der Kohle und der Eisenhütten. Ein Kapitel Saarwirtschaft. Di« Ausführungen, die Kommerzienrat Dr. h. c. Hermann Röchling dieser Tage auf der 12. Haupt versammlung des Benins deutscher Ingenieure über den Wiederaufbau der Saarkohlenzechen machte, ha ben di» Aufmerksamkeit im besonderen Maße wieder auf di« Saarwirtschaft gelenkt. Die wirtschaftliche Entwicklung des Saargebiets beruht in erster Linie auf oem Kohlenreichtum des Landes. Seit Jahrhunderten hat man die schwarzen Diamanten abgebaut, früher in verhältnismäßig primitiver Weise, indem in der Hauptsache nur die zu Tage tretenden Flöze abgetragen wur den, später, namentlich seitdem der gesamte saarländische Kohlenbergbau in den Besitz des preußischen Staates über- ging, mit den technisch vollendetsten und rationellsten Me thoden. 1816 betrug die Kohlenförderung im Saargebiet nur etwa 100 000 Tonnen, 1913 war sie auf 13 000 000 Ton nen gestiegen, und sie hat sich auf dieser Höhe auch bis etwa 1930 gehalten. Sie ist jetzt auf etwa 10 000 000 Tonnen zu rückgegangen. Die unter der Erde lagernden Schätze sind von unermeßlichem Wert. Man hat die KohlenvorrcLe des Saarbeckens innerhalb der jetzt erreichbaren Teufen auf et wa 13 Milliarden Tonnen berechnet. Das würde bei der bis jetzt erreichten Höchstförderung von 13 000 000 Tonnen eine Ausbeutemöglichkeit noch für 1000 Jahre gewährleisten. Unter den Jndustrierevieren Deutschlands steht das Saar- gebiet hinsichtlich seiner Steinkohlenförderung an dritter Stelle, und während es der Fläche nach vom gesamten deut schen Wirtschaftsgebiet nur 0,4 Prozent ausmacht, beträgt sein Anteil an der deutschen Kohlenförderung 9,1 Prozent. Der Koklenvsichtum des Landes vor allem war es, der di« französische Begehrlichkeit auf das Saarbecken lenkte. Man hat damals den fadenscheinigen Grund vorgeschoben, daß die Saargvuben als Ersatz für die von den deutschen Heeren in Nordfrankreich zerstörten französischen Bergwerke Frankreich übereignet werden müßten. Zunächst einmal sind die an den nordfranzösischen Kohlengruben angerichteten Kriegsschäden ja keineswegs und nicht einmal in erster Linie durch das deutsche Heer verursacht. Jeder, der etwa 1915/16 in den Frontabschnitten des Bergwerkreviers lag, wird wis sen, mit welcher Borliebe englische Geschütze sich die För deranlagen der französischen Gruben zum Ziel nahmen. Warum auch nicht? Der englische Kohlenbergbau brauchte auch nach dem Kriege Absatz. Die nordfranzösischen Gruben sind inzwischen längst auf Kosten Deutschlands wieder in stand gesetzt worden und ihre technischen Einrichtungen sind heute moürner, als sie vor dem Kriege waren. Die lus- bsutung der Saargruben erfolgt aber immer noch für fran zösische Rechnung, und allein in den Jahren 1920 bis 19o0 beziffert sich der reine Betviebsüberschuß, den die französische Bergwerksverwaltung aus den Saargruben zog, auf rund 174 Millionen Reichsmark. Frankreich hat sich aber damit nicht begnügt, sich aus den Erträgnissen des Gaarkohlenbergbaues überreichlich be zahlt zu machen, es hat in unverantwortlicher Weise. Raub bau getrieben, hat alle kostspieligen Neuanlagen, sowie Aus- uNd Vorrichtungsarbeiten unterlassen, wichtige Sicherheits pfeiler abgebaut, die leergegrabenen Stollen nicht wieder richtig „versetzt", das heißt zugeschüttet, so daß an der Ober fläche schwerer Schaden entstanden ist. In dem Dorfe Schnappach bei St. Ingbert haben zahlreiche Häuser ge räumt werden müssen, weil sie einzustürzen drehten, und auch sonst sind an vielen Orten Gebäudeschäden entstanden. Das Ungeheuerlichste aber ist, daß die französische Minenver waltung den an der Saargrenze liegenden lothringischen Grubengesellschaften wider alles Recht „Pachtfclder" im saarländischen Warndt eingeräumt hat, die von Lothringen aus durch unter der Landesgrenze hindurch getriebene Stol len ausgebeutet werden. Im Warndt handelt es sich um die ergiebigsten Fettkohlenflöze des Saarbeckens. Der andere Pfeiler der Saarindustrie ist die Eisenhüt tenindustrie. Zwar im Lande selbst wird Erz nicht gefun den. Die Grundlage bildet das Kohlenvorkommen im Lande. Die Erzbezüge erfolgten aus Lothringen, das ja bis 1918 mit dem Reich verbunden war. Die Roheisenproduktion beträgt jährlich 1,5 bis 2 Millionen Tonnen, das sind etwa 25 Prozent der gesamten deutschen Erzeugung. In der Hauptsache wird es zu Edelstahl verarbeitet. Außerdem sind an die Eisenhütten Maschinenbaufabriken angeschlossen. Im ganzen sind etwa 30 Hochöfen, 18 Thomaskonoerter und 24 Siemens-Martin-Oefen, sowie 7 Bessemerkonverter und 5 Elektroöfen vorhanden. Auch die Eisenhüttenindustrie geht auf die ältesten Zeiten zurück. Schon die Kelten und Römer haben in den primitiven Formen jener Epoche hier Erze verhüttet. Die Eisen- und Stahlgewinnung des Saar gebiets steht unter den Jndustrierevieren Deutschlands an zweiter Stelle, und von der Gesamtroheisenerzeugung der deutschen Volkswirtschaft entfallen 25,5 Prozent, von der Rohstahlgewinnung 20,2 Prozent auf das Saarland. Di« Franzosen haben sich vergeblich Mühe gegeben, wie die Kohlenbergwerke so auch die Saarhütten mit dem wirt schaftlichen Gesicht nach Westen umzustellen. Der übersät tigte französische Markt bietet ihnen keine ausreichenden Absatzmöglichkeiten. Sie sind nach wie vor auf den deut schen Markt angewiesen. Trotz aller politischen Manöver fühlt man wohl deutlich in Frankreich, daß die Zeit der Be herrschung der Saarwirtschaft vorüber ist. Unter dem Druck der französischen Grubenverwaltung ist in die Hütten werksgesellschaften und in die Maschinenbauindustrie viel fach französisches Kapital eingedrungen. Seit einiger Zeit zieht sich dieses Kapital wieder zurück, und auch auf dem ge samten saarländischen Geldmarkt haben die französischen Gläubiger Darlehen in Höhe von rund 40 Millionen Fran ken gekündigt. Alles das ist sicherlick ein Zeichen dafür, daß man im Grunde doch mit einer Aenderung des Regimes rechnet. Eins ist merkwürdig bei diesem dichtbesiedelten und hochindustrialisierten Lande, indem beinahe 60 Prozent der Erwerbstätigen mit ihren Angehörigen auf Industrie und Handwerk entfallen. Hier ist nicht jene Jndustriewüste, wie wir sie in gewissen Landstrichen des rheinisch-westfälischen Bezirks finden, in Lenen der Hauch der Hochöfen die Vege tation wegfrißt, und in denen zwischen Schornsteinen und ragenden Fabrikmauern, zwischen Hochöfen und Förder türmen, nur öde, reizlose Flächen übrigbleiben. Im ^Saar gebiet ist die Jndustri« eingebettet in liebliche, dichtbewal dete Flußtäler, und wenn man die Bergwerkssiedlungen oder die Hüttenwerksanlagen hinter sich hat, dann tritt man rasch wieder in die Stille einer von dem Lärm und den sonstigen Auswirkungen der Großindustrie fast unberührten Landschaft. 5 Moniollven vMüUllk! Im Lokomotivschuppen der Braunkohlengrube.Georg' in Königtaxe bei Aschers leben brach ein Brand aut, dem von 6 dort untergebrachlcn Maschinen 5 zum Opfer sielen. VMlekell-VMlMug ZlMkll WIM M vm MM? Der jung« deutsch« Erfinder Gerhard Zocker bei den Vorbereitungen zmn Ab schuß seiner R«k«t«, mit der er «inen regelmäßigen Poflverkehr von der eng lischen Stadt Brighton über den Kanal durch- iähren zu KSanen glaub«, die englische Regierung !;a» ihre Genehmigung zu den Versuchen gegeben. Der Fortschritt der Arbeitsschlacht in den einzelnen Berufsgruppen. Dio bisher erreichten großen Erfolge auf dem Gebiet der Bekämpfung der Erwerbslosigkeit werden, wie das Ndz.-Büro meldet, in besonders interessanter Weise sichtbar in der ausführlichen Betrachtung der Beschäftigung in den einzelnen Berufsgruppen, die die Reichsanstalt für Arbeits vermittlung und Arbeitslosenversicherung regelmäßig durch führt. Aus der letzten Aufstellung dieser Art, die soeben ver öffentlicht wird, ergibt sich z. B. für die deutsche Landwirt schaft, daß ein unverändert fortbestehender starker Kräftebe darf nicht vollständig gedeckt werden konnte. In Ostpreu ßen werden zwar zusätzlich 21000 Landhelfer beschäftigt; dennoch blieben im letzten Berichtsmonat 10 237 Stellen für männliche und 4489 für weibliches Gesinde unbesetzt. In Brandenburg wurde beobachtet, daß die in früheren Jahren in die Stadt gezogenen Landarbeiterfamilien sich verstärkt um Deputatsstellen bewerben. Vom Rheinland wird gemel det, daß aus neun industriellen Bezirken der Landwirtschaft über 3000 Kräfte zugeführt werden konnten. In Sach sen ist es dem BdM. gelungen, eine Anzahl Mädchen zur Aufnahme von Landarbeit, teilweise nach vorher erfolgter Umschulung, zu bewegen. Im allgemeinen wird festgestellt, daß der Mangel an qualifiziertem Bauernpersonal in den landwirtschaftlichen Hauptbezirkcn noch groß ist. Von den übrigen Wirtschaftszweigen sei u. a. der Berg bau erwähnt, der im Ruhrgebiet die Feierschichten im Mai um durchschnittlich rund 4500 arbeitstäglich auf 14 500 ar beitstäglich senken konnte. Auch wurden Neuanlegungen von Kräften in größerer Zahl vorgenommen, so daß die Be legschaftsziffer «ine weitere merkliche Zunahmö erfuhr. Die Gefamtzahl der im Ruhrbezirk Arbeit suchenden Bergarbei ter verminderte sich um rund 1900 auf rund 85 800. Im Erzbergbau stieg die Belegschaft der Siegerländer Gruben. Eine seit 1927 stilliegende Grube mit einer Belegschaft von 200 Mann soll demnächst wieder in Gang gebracht werden. Die Erzgruben im Bezirk Gießen waren voll beschäftigt; dis geförderten Erze reichten zur Deckung der Aufträge nicht aus, so daß auf die Haldenbestände zurückgegriffen werden mußte. In der Industrie der Steine und Erden ist es zu den bis dahin, üblich gewesenen größeren Abberufungen von Arbeitskräften nicht mehr gekommen. In der Eisen- und Metallindustrie waren z. B. in Ostpreußen fast sämt liche Zweige besser beschäftigt als vor einem Monat. In der Nordmark wurden erhöht Schiffszimmerer usw. einge stellt. Der Bedarf an Kupferschmieden konnte nicht gedeckt werden. Die Besserung der Kaufkraft macht sich nicht nur in der kürzlich gemeldeten Steigerung des Umsatzes des Bäckerge- werbes bemerkbar, sondern auch in der Erleichterung der Situation in der Spielwarcnhcrstelliing. So konnten in Mitteldeutschland die in diesem Wirtschaftszweig am Jahresschluß entlassenen Arbeitskräfte zum größten Teil wieder eingestellt werden. Bemerkenswert sind auch die Fortschritte in der Süßwarenindustrie. Die früher üb lichen Saisonentlossungcn konnten in Mitteldeutsch land und Bayern in diesem Jahr erheblich vermindert werden. Neues aus aller Welt. — Dorfbrand in Aegypten. — 10 Tote. In einem Dorf in der Nähe von Bilbeis ereignete sich ein Brand von großem Ausmaß. Dabei kamen 10 Personen ums Leben, während 40 Leute schwere Verletzungen erlitten. 200 Be hausungen wurden durch das Feuer zerstört. — Tragischer Ausgang einer Kaninchenjagd. In Eng land, in der Nähe von Harwich, waren zwei' junge Leute ausgegangcn, um Kaninchen zu schießen. Sic hatten sich hinter einer Hecke niedergelassen, als sie in einiger Entfer nung sich etwas bewegen sahen. Der eine griff zum Ge wehr, zielte und schoß ab. Im selben Augenblick ertönte ein entsetzlicher Aufschrei. Der Schütze rannte hinzu und mußte zu seinem Entsetzen fcststcllcn, daß er nicht auf ein Kaninchen geschossen hatte, sondern auf den Kopf eines jun gen Mädchens, das sich jetzt in seinem Blute wälzte und kurz darauf starb. Es mar die 22jührigc Ethel Harvey, die mi' ihrem Verlobten in einer Mulde jenseits der Hecke gesessen hatte. Der unglückliche Schütze holte sofort einen Arzt, aber es war bereits zu spät. kann mit dem Bezug aus den „Sächsischen Erzähler" be gonnen werden. Bestellungen nehmen fortwährend unsere Zeiningsbotcn in Stadt und Land, sowie die Ge- ichäftsstelle entgegen. Lo Wiakk »»In LoMaßssu»«n6 au«. Os» .,^rb»it«ckum"; ckl« 2»it»ckrilt ck»r-dt5KO unck l)^ vsrStleiO- lickt» cki»:« kilck, «svr cki» v»nU»lm«fi«y 5tr»k»n in i.onina--<ck 15». ktvMMHMA