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Der Sächsische LrMer Tageblatt firAischosswerda lltl Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der AmUchauptmannschaft, de« Hauptzollamt« und des Be- ztrksschuiamt» zu Bautzen sowie de« Finanzamt« und de» Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Ikukinß und Atmgegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Bellage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandrgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Lrschetonn-iwelf«: Täglich mit ««nahm, der Sonn- und Yeter, tag«. Lezug»prei, für di, Zeit «in« halb«» Monat«: Fr« in, Hau» halbmonatlich Mart 1.1E bet« Äbholen t» der Geschäft,- stell« wöchinMch « Psg. Ein-«lnumm«k 10 Pfg (Sonnabend- nummer 1» Pfg.) Frrnsprechrr Amt Vifchotenxrda Nr. «« und «45. Sm Fall« höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung d«, Betriebe, der Zeitung oder der Beförderungseinrich. tunaen — hat der Bezieher keinen Anspruch aut Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung d«, Bezugepreiser. Anzeigenpreis: Die 48 ww breit, einspaltig« Milltmeterzeil« S Rpf. Im Textteil die SO ww breite Milltmeterzeil« 25 Rpf. Nachlag nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keme Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Sonnabend, den 2. Juni 1934 8S. Jahrgang Tagesschau. * Vie Saarbrücker Blätter stelle« in ihren Stellungnahmen zur Festsetzung de» Abfilmm«ng,zeilpunkte, fest, daß damit die wichtigste Vorentscheidung in der Saarfrag« gefallen sei. Vesonde- rer Dank sei dem varoil Aloisi für seine Bemühungen um diese Entscheidung zu zollen. * Der englische Außenminister Simon ist am Freitag über raschend au» Genf äbgerelst. Man deutet die» dahin, daß sich eine englisch-französische Verständigung al» unmögllch erwiesen hat. * In der gestrigen Sitzung de» Hauplau»schusse» der Ab- rüstungukoafereaz gab der Vertreter Polen» eine Erklärung ab, die ein« deutliche Absage au icke Polllik Frankreich, darflevte. Der hauptmwschuß Hal seine Sitzung«» bi» Mittwoch unterbrochen. * Durch Verfügung de» polnischen Innenminister, wurde u. a. dem Lmigranlenblatt »Der Gegenangriff" in Prag sowie der „Deutschen Freiheit" in Saarbrücken da» Verbreitungsrecht in Po- len entzogen. * Am Freitag herrschten in den Vereinigten Staaten Tempe- ralurgegensätze, wie sie nur äußerst selten zu verzeichnen find. Während au» Illlnol» neue tzitzeretorde gemeldet werden, tobte >« Staate Montana ein heftiger Schaeesturm. Gleichzeitig wurde Li. Loui» von einem schweren Gewilterstarm helmgesucht, der sech» -roße Brände verursachte. * Bei einer antifaschistische« Prolestoersammlung i« Zürich kam e» zwischen Sozialdemokraten und Somanmisten z« Zusam menstößen. Eia Demonstration»!««, der eine« Gefangenen au» de» Vezirr»gesängni, befreien wollte, mußte von der Polizei ans- lelöfl werden. * Vie indische Provinz Bengalen wurde erneut von einem schweren Erdbeben Heimgesuch«. Gleichzeitig mit dem Erdbeben Erat ein schwerer Wirbelsturm auf. In der Stadl Mustazapur wurden groß« Verwüstungen angerichtet. *) Suoführllche» an ander«. Stell getroffen, die bei der deutschen Bevölkerung des Saarge bietes ganz einmütige Billigung findet. Daß der Abstim- mungszeitpunkt festgesetzt worden ist, wird sich politisch als die beste Sicherung der Ruhe und Sicherheit auswirken. Denn jetzt wird die Bevölkerung erst recht Disziplin halten, wird sich zu nichts hinreißen lasten,, was diese Ruhe und Sicherheit gefährden könnte. Mit der Festsetzung des Tages der Abstimmung ist zugleich ein Faktor beseitigt, der sich als starkes wirffchaftliches Hemm nis erwiesen hat. Industrie und Handel sehen nun klarer. Sie können disponieren und planen. Die erhöhte Belebung des Wirtschaftslebens wird sich bemerkbar machen. Daß über diese Kardinalfrage eine Einigung erzielt wurde, ist nicht zuletzt den unverdrossenen, immer wieder neu erfolgten sachlichen Bemühungen des Barons Aloisi zu danken. Die deutsche Bevölkerung -es Saargebietes sieht in diesen Bemühungen den Ausdruck einer Loyalität, die man nicht allen Instanzen, die sich mit der Saarfrage zu befassen haben, zugestehen kann. Um so einmütiger ist sie in der Anerkennung, die sie gegenüber den Verdiensten des Barons Aloisi um eine Einigung empfindet. Die Bevölkerung des Saargebietes erwartet vom Döl- kerbundsrat, daß er in seiner Montagssitzung die Festset zung des Abstimmungszeitpunktes bestätigen und damit die letzte Chance benutzen wird, die ihm die Saarsrage zur Be kundung seines Willens zur Objektivität bietet. Zu erwar ten sei, daß der Abstimmungsausschuß möglichst bald ernannt werde und sich umgehend ins Saargebiet be gebe, vor allem auch, um die widerlichen, jeden Deutschen verletzenden Exzesse der deutsch-feindlichen Presse im Saargebiet unmöglich zu machen. Das Blatt schließt: Die Hauptfrage ist entsprechend un seren Erwartungen entschieden. Wir haben allen Grund, denen zu danken, die an diesem Ergebnis mitgewirkt haben, dem Baron Aloisi, dem Vertreter der deutschen Regierung, den Vertretern der Deutschen Front im Saargebiet, die sich immer wieder für die Wünsche der deutschen Bevölkerung eingesetzt haben, und schließlich erkennen wir an, daß die Vertreter Frankreichs davon abgesehen haben, die Einigung wieder im letzten Augenblick durch neue Förderungen un möglich zu machen. Ob wir auch der Regierungskommission zu danken haben, wissen wir nicht. Von Bemühungen ihrerseits um eine möglichst genaue Festsetzung des Abstim mungsdatums ist uns nichts bekannt geworden. Die „Saarbrücker Landeszeitung" sagt: Die wichtigste Vorentscheidung in der Saarfrage sei gefallen. Dadurch werde das Saarvolk endlich von der drückenden Un gewißheit befreit, die seit einiger Zeit auf ihm laste. Es sei nun frei, um die umfangreichen Borbereitun- gen für die Durchführung der Abstimmung zu treffen. Die Bevölkerung des Saargebietes habe nur den einen Wunsch, daß diese Vorbereitungen mit möglichster Beschleunigung in Angriff genommen und in Ordnung durchgeführt würden. Sie selbst werde ihre Pflicht tun und, wie bisher, mit eiser ner.Disziplin auf den Tag warten, an dem sie sich für ihr deutsches Vaterland entscheiden könne. Der 13. Ianua. werde-«in Eh re n t a g des Saarvolkes in der deutschen Geschichte sein. Auch die Landeszeitung zollt dem Baron Aloisi besonderen Dank für seine Ver dienste für diese Entscheidung. Ihm sei es nicht zuletzt zu danken, daß Deutschland und Frankreich sich auf eine Lö sung hätten einigen können, gegen die manche dunklen Kräfte eifrig gearbeitet hätten. Wir gehen unseren Weg weiter, an dessen Ende ein herrlicher Sieg für unser Deutsch land stehen wird. dnb. Senf, 2. Juni. In den gestrigen Abendstunden ist die Einigung über die Saarfrage erzielt worden. Die Abstimmung wird am 13. Januar 1935 flattflnden. Vom Berliner Auswärtigen Amt ist durch den Fervfvrecher eine Mstätlgung der getroffenen Abmachungen emgegangen. Reichsaußenmlalster v. Neurath wird seine Zmlimmung noch telegraphisch abgeben. Auch die französische Regierung ist den Vereinbarungen beigetreten. Formal bedarf er dann noch der Bekanntgabe -es Völkerbundsrates, der sich die von Deutschland und Frankreich gemeinsam getroffenen Vereinbarungen zu eigen machen muß. Alsbald nach der Verkündung dieses Volkerbundsbeschlusses wird die Äbstimmungskom- Mission gebildet werden müssen. Diese Kommission wird sich aus neutralen Mitgliedern zusammensetzen. Selbstverständlich wird die Abstimmungskommission in den nächsten Monaten an der Saar die entscheidende Rolle spielen. Was die Einzelheiten der Rückgliederung des Saargebietes nach Deutschland nach der Durchführung -er Abstimmung anbelangt, so gelten hierfür die Bestimmun gen des Saarstatuts, und zwar kommt hierfür der Artikel SS in Frage,, in dem bestimmt wird, daß erst nach Vorlle- gen des Wahlergebnisses über die praktische Durchführung der Rückgliederung Beschluß zu fassen ist. Die Regierung«- kommissidn unter Führung des Französlings Knox ist da mit für die Volksabstimmung ausgeschaltet, wenn auch ihre Verwaltungstäfigkeit natürlich zunächst unberührt bleibt. * Das Deutsche Reich hat das allerstärkste Interesse daran, und es weiß sich damit durchaus einig mit der über wältigenden Mehrheit der deutschen Saarbevölkerung, daß es psychologisch und politisch von allergrößter Bedeutung sein muß, wenn nach 15 Jahren des Schweigens und der Knebelung die Saarbevölkerung endlich einmal vor der Weltöffentlichkeit feierlich und eindrucksvoll bekennen darf: Die große Mehrheit des Saargebietes will zurück zur Hei- mat! Gegenüber dieser Möglichkeit und der raschen Durch setzung des Abstimmungstermines hatten und haben alle jenen Bedenken zurückzutreten, die vorhanden waren und vorhanden sind. Das Beispiel Oberschlesiens hat uns nur zu deutlich gelehrt, was alles für Komplikationen «ntstehen können, wenn der Abstimmungstermin immer wieder hin ausgeschoben wird. Cs heißt, daß die Italiener und Engländer sich äußerst befriedigt über die deutsche Haltung gezeigt haben und über die Bereitschaft, sehr vieles an sich Untragbare in Kauf zu es wird vermutet, daß eine englisch-französische Verständigung sich als unmöglich erwie sen hat. Als letzte der Großmächte hat in einer sehr abgewoge- nen Rede Polen durch seinen Außenminister erklären lassen, daß es im Prinzip für alle Maßnahmen für „die Legren- zung und Herabsetzung der Rüstungen" sei. Mit dieser Er- klärung rückt Polen ganz deutlich von der französischen Po- litik ab, und die Wirklichkcitspolitik seines Außenministers, des Obersten Beck, hat die polnische Großmacht in die Reihe der Staaten geführt, die wie Deutschland, England und Ita lien einen neuen europäischen Zustand herbelführen und die Wiederkehr jener Politik verhindern wollen, die auch der amerikanische Vertreter Norman Davis als veraltet bezeich nete. Norman Davis hatte gemeint, man könne da» Sicher- heitsbedürfnis einer Nation dadurch befriedigen, daß man sich stärker rüste als eine andere Macht und Militarbünd- Vr. 12« Saarabstimmtmg am 13. Januar 1933 nehmen, um zu dieser Einigung und zur Terminfestsetzung zu gelangen. Noch hört man naturgemäß erst aus nicht amtlichen Quellen Einzelheiten über die vollzogene Eini gung. Es schien schon vorher ziemlich sicher, daß die Saar nicht unter internationale Polizeiherrschaft gestellt werden würde. Schwer anzunehmen, daß die ordnungsliebende deutsche Bevölkerung in ihrer musterhaften Disziplin der Saarregierung Gelegenheit geben sollte, noch einmal den Saar-Ausschuß des Völkerbundes mit dieser Frage als entscheidende Instanz zu behelligen. Wenn wir recht unter richtet sind, war es auch nur unter dem Eindruck der Fest setzung des Abstimmungstermins denkbar, daß gewisse Zu geständnisse deutscherseits in der Frage der Garantien ge macht werden konnten. Immerhin dürften diese Garantien nicht in ihrer Zeitdauer das Maß des Tragbaren überschrei ten. Cs hat sich in allen deutschen Abstimmungsgebieten der Nachkriegszeit gezeigt, daß gerade diese Frage des Schutzes der Abstimmungsberechtigten nach dem Verebben der na türlichen Erregung der Bevölkerung viel leichter zu lösen ist als man am grünen Tisch gemeinhin denkt. Die „Deutsche Front" zur Festsetzung des Abstimmungstages. Saarbrücke«, 2. Juni. (Cig. Funkmeld.) Der 1. Juni 1934 wurde ganz plötzlich zu einem Festtag, so ruft die Zei tung „Deutsche Front aus, zu einem Siegestag de» Rech- tes und der Gerechtigkeit für da» Volk an der Saar. Es gilt die Macht des absoluten Rechtes, der sich selbst die Herzen unserer erbittertsten Gegner nicht verschließen kön nen. Diese Macht ist es gewesen, die entgegen allen diplo matischen Intrigen und separatistischen Einflüskerungsbe- strebungen dennoch gesiegt bat. Das Recht der Verträge siebt für das Saarvolk eine Abstimmung nach Ablauf einer 15jährigen Trennung vor, das ist am 10. Januar 1SZS. wenn nun diese Abstimmung auf den 13. Januar 1935 fest gesetzt wurde, wurde damit lediglich einem wahrhaftigen Rechtsanspruch genügt. Die 15jährige Trennung dieses deutschen Landschaftsteile» von der angestammten Heimat war ein schneidendes Unrecht. Diese» Unrecht des Saar statuts wird am 13. Januar 1935 durch da» Saarvolk selbst wieder gulgemacht, indem es der Welt an diesem Tage einen Beweis der Treue liefern wird, der alle die, die mitschuldig waren an dem Zustandekommen dieses unwür digen Zustande», beschämen muß. Baron Aloisi gebührt der Dank nicht nur de» Saarvolkes und darüber hinaus des deutschen Volkes, sondern auch der Dank aller europäischen Staaten; denn durch die endgültige Festsetzung des Ab stimmungstage» ist ein Spannungsmoment von euro päischer Bedeutung beseitigt worden, das gerade in den letzten Wochen fast unerträglich zu werden begann. Das Saarvolk aber wurde von dem lastenden Druck quälender Zweifel befreit. Der weg ist frei, da» Ziel ist klar, und nun beginnt die letzte Etappe de» erlösenden Marsches in die Freiheit. Da, Saarvolk bewahrt Treue und Disziplin für die letzte Wegstrecke nun erst recht! Saarbrücker Nrelfepimmen rur Fest setzung des Abstimmungstages. Saarbrücken, 2. Juni. (Cig. Funkmeldg.) Die „Saar brücker Zeitung" schreibt: Mit der Festsetzung des Abstim- mungszeitpunktes auf den 13. Januar ist eine Regelung Genfer Bruch. Der englische Außenminister abgereist. — Der Hauptausschuß erneut vertagt dnb. Genf, 1. Juni. Der Beginn der heutigen Nach- miltagssihung der Abrüstungskonferenz brachte zwei tteber- raschuagen. Zunächst wurde bekaunt, daß der englische Außenminister Sir Job« Simon seine bereits heute vor mittag geäußerte Absicht, am Nachmittag Genf zu verlassen, wahrmachen und noch heute abend sich nach London be geben wird. E» heißt zwar, daß er am Dienstag der kom menden Woche nach Genf zurückkehre, doch scheint das noch nicht ganz bestimmt zu sein. Sodann verkündete Hender son, daß er den yauptausschuß bi» Mittwoch nächster Woche verlogen wolle und am Montag eine Sitzung de» Büro» der Abrüstungskonferenz elnberufen werde. Vis dahin sollten die einzelnen Delegationen miteinander darüber be raten, wie di- jetzige schwierige Lage der Konferenz zu überwinden fei. Der Entschluß Simon, zur Abreise wurde unmittelbar nach dem vom französischen Außenminister Varthou für Sir John Simon veranstalteten Frühstück bekanntgegeben,