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Der SächW eLrMter TilgeöM fiirZKstßchwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, de« Hauptzollamt« und de« Be- zttksschulamt» zu Bautzen sowie de« Finanzamt« und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Ileukirch unöIlrngegend Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte» Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage -- Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokaffe Bischofswerda Konto Nr. 64 Erscheln«ng»w«lstr Täglich mit Ausnahme der Sonn- unk Feier tage. 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Der „Times"-Be- richterstatter sagt in seiner Meldung aus Genf, wenn kein Wunder geschehe, dann könne die Abrüstungskonferenz schwerlich fortdauern. Barthous Rede habe die letzten Hoff nungen auf fruchtbare Vereinbarungen zerstört. Sie habe zumindest für den Augenblick jeder Form eines Kompromisses die Tür verschlossen. Ob wohl die britischen Vertreter deutlich gemacht hätten, daß ihr« Bereitschaft zu privaten Erörterungen mit den Fran zosen durch die Rede Barthous keineswegs vermindert wor den sei, sei am Donnerstag keine Besprechung angesetzt worden. Die Must zwischen dem britischen und dem fran zösischen Standpunkt bleibe vorläufig bestehen. Simon habe in seiner Red« zum ersten Male angedeutet, daß die bri tische Regierung der langwierigen Erörterungen müde sei. Vielleicht habe sie gefühlt, baß der Gegensatz zwischen der britischen und der französischen Politik unüber brückbar sei. Den französischen Kreisen sei es anschei nend selbst unbehaglich geworden, wegen des vollkommenen „Nein" Barthous. Die stärksten Ausfälle Barthous seien übrigens aus dem stenographischen Bericht gestrichen wor den; aber wenn man die Rede zusammen mit der Litwi nows gelesen habe, dann zeige sich, daß eine vorsätz liche Weichen st ellung von dem Abrüstungsgleis auf bas Sicherheitsgleis vorgenommen worden sei. Die einzige schwache Möglichkeit, die sich noch zeige, sei eine Be wegung in Richtung auf den italienischen Plan. Der Berichterstatter wendet sich dann gegen gewisse übleSpekulationen der französischen Politik, die an sich keiner Widerlegung bedürften, aber doch verzeichnet werden sollen. Der Berichterstatter erklärt, es gebe noch tiefere Gründe zur Sorge. Die Haltung, die die französische Regierung am 17. April eingenommen habe, sei teilweise beeinflußt gewesen von einer naiven Spekulation aus einen Sturz Hitler». Personen, die ber fran zösischen Abordnung nahe ständen, leugneten nicht, daß diese Spekulation bis zu einem gewissen Grade bestehe. Es sei bekannt, daß die französische Politik von dem Glauben beeinflußt sei, daß das französische Nein Hitler in di« Enge treibe und daß dieser daher in sechs Monaten mehr Bereit schaft zeigen werde als jetzt, auf den Anspruch auf Auf rüstung zu verzichten. Diese französischen Hoffnungen wi- Tagesschau. * Bel den Senser Vorbesprechungen über die Saarabstlm- mung einigte man sich in syLler Nachtstunde de» Donner»lag über die Äbstlmmungsfroge lm Saargeblel. Die festgelegie Formulle- rpag bedarf noch der Zustimmung der Regierungen Deutschland» und Frankreich». Der Lordgehelmflegelbewahrer Edeu erklärte am Donnerstag, abend la einer Rundfunkrede von Sens au», die Au»slchtea für die Abrüstungskonferenz seien so schwarz wie «och nie. Die Lage sei so, daß ein allgemeine» Abkommen im Augenblick unmöglich sei, wenn weder Frankreich noch Deutschland (l) ihre letzten Erklä rungen »bänderten. * Die Meldungen der englischen Morgenbläller au» Genf sind in pessimistischem Ton gehallen. Sie bezeichnen «» al» fast «nver- «eidlich, daß der hentlge Lag da» Ende der Abrüstungskonferenz bringe« werde. Die Pariser Blätter Süßem sich heute weniger optimistisch. Sie weisen auf die in viele« Genfer «reisen bestehende Auffassung hin, die Abrüstungskonferenz abzubrechen, da keinerlei Aussichten vorhanden fefen, die scharfen Gegensätze der englischen und fron- zvsischen Meinung auszugleichen. Die Amtseinführung der dreizehn Lande»handwerksführer und dreier Stellvertreter wurde am Donnerskagnachmittag in der Ab teilung Handwerk der Au»stellung „Deutsche, Volk — deutsche Ar- beit* durch Reichswlrtschastsminifler Schmitt vorgenommen. * El« Hitzewelle sucht gegenwärtig einen Teil der Vereinigten Staaten heim. 2a einzelnen Orlen de» Staate» Zowa wurden bereit» 4Z Grad Celsius gemessen. Infolge Mangels an Regen rechnet mau mit einer Mißernte. * Zu Südweststanktelch stad infolge wolkeubrucharliger Re- grnfälle große Ueberfchwemmungen elngetreten. Der Crntescha- iea ist sehr groß. wie au» Tsilslkar gemeldet wird, sind in der Außenmongolei bei dem Versuch, Hau»tlere zu beschlagnahmen, schwere Anruhen ousgebrochea. Lei den Zusammenstößen zwischen Mongolen und Russen wurden 30 Rusten astdergemetzett. ») Ausführlich« an anderer Stelle. derleat der „Times"-Berichterstatter damit schlagend, daß er erklärt, alle, die in letzter Zeit über Deutschland Erfah- runaen gesammelt hätten, seien der Ansicht, daß sich diese Spekulation auf sehr zweifelhafte Annahmen gründe. lieber die für heute erwarteten Vorschläge der kleinen Mächte sagt der Berichterstatter, da Frankreich es bereits abgelehnt habe, die wesentlichen Punkte dieser Vorschläge in Erwägung zu ziehen, so sei es zweifelhaft, ob ihre Erör terung Wert habe. Einen anderen Erörterungsgegenstand könnte Litwinows Anregung bilden. Henderson habe ge stern erwartet, daß Litwinow «ine Entschließung einreichen werde, aber dieser habe es nicht getan. Statt dessen habe er Unterredungen mit Benesch, Titulescu und Ruschdi Bey gehabt, dessen Vorschlag auf Wiederbefestigung der Darda nellen anscheinend sehr gut in den russischen Plan des ge genseitigen Beistandes hineinpasse. Der Berichterstatter des „Daily Herald" sagt, die An nahme, daß Barthous erstaunliche Angriffe auf Sir John Simon nur auf eine plötzliche Gereizheit zurückzuführen ge wesen seien, sei dadurch zerstört worden, daß das fran - zöfische Kabinett die Rede ausdrücklich ge- billigt habe. In weiten Kreisen herrsche die Meinung, daß Barthou nicht nur Frankreichs Haltung gegenüber der deutschen Aufrüstung habe klar machen wollen, sondern, daß er auch zeigen wollte, daß Frankreich jetzt mehr auf Rußland als auf England als seinen Verbündeten für die Sicherheit blicke. -i . - Pari», 1. Jrutt. Mg. Funkmeld.) Der „Jour" schreibt zü der Billigung der Genfer Rede Barthous durch den fran zösischen Ministerrat, die Billigung wart an und für sich nicht notwendig gewesen, wenn man die Ausführungen des Außenministers in allen Einzelheiten vorher feftgelegt hätte. Die französische Regierung habe Wert darauf gelegt, daß man in Genfer Völkerbundskreisen wisse, daß sie ge schlossen hinter Barthou stehe. Der französische Außenminister, der ziemlich frei gesprochen und sich vorher nur einige Notizen gemacht habe, scheine im Eifer des Ge fechts oder durch die Notwendigkeit einer Erwiderung auf die Ausführungen Sir John Simons den Rahmen über schritten zu haben, den er sich ursprünglich im Einvernehmen mit der Regierung gestellt hatte. Pessimistische Rundfunkrede Edens aus Genf. dnb. London. 1. Juni. (Drahtb.) Der Lordgeheim- siegelbewabrer Eden hielt Donnerstag abend von Genf aus eine Rundfunkrede, in der er sagte, die Hoffnungen aus eine erfolgreiche Beendigung der Abrüstungskonferenz, die be reits vorher schwach gewesen seien, seien nach Schluß der Sitzung am Mittwochabend (Änm. d. Schrlftleitung: Ge meint ist natürlich nach der Rede Barthou») noch geringer geworden. 2n den 18 Monaten, in denen er, Eden, an der Konferenz tellgenommea habe, seien viele Wechselfälle und einige kritische Augenblicke zu verzeichnen gewesen, aber niemals seit Beginn der Konferenz feien die Aussichten so schwarz gewesen wie jetzt. Eden fügte hinzu, er habe eine düstere Schilderung der Aussichten gegeben, aber es sei ihm nichts anderes übrig geblieben, wenn er offen sprechen wollte. Man müsse die tatsächliche Lage ins Auge fassen, und diese sei so, daß ein allgemeine» Abkommen im gegen wärtigen Augenblick unmöglich fei, wenn weder Frankreich noch Deutschland (i) ihre letzten Erklärungen abänderten, wenn sich in den nächsten lagen eine Gelegenheit bieten sollte, die Schwierigkeiten zu überwinden, so werde sie von der britischen Delegation mit Eifer ausgenuht werden. Die englische Oeffentlichkeit rechnet mit dem Ende der Abrüstungs konferenz dnb. London, 1. Juni. (Drahtb.) Die Meldungen der englischen Morgenblätter aus Genf sind in pessimistischem Ton gehalten; sie bezeichnen es als fast unvermeidlich, daß der heutige Tag das Ende der Abrüstungskonferenz bringen werde. An diesen Erwartungen ändern auch nichts die Nachrichten von den „tapferen Bemühungen" der kleineren Mächte, die die Denkschrift vom 14. April verfaßt haben, also Spanien, die Schweiz, Holland, Schweden, Norwegen und Dänemark. Daß man auch in Kreisen der britischen Delegation in Genf sehr stark damit rechnet, daß ein Schei tern der Konferenz schwerlich vermieden werden könne, geht aus der gestrigen Genfer Rundfunkansprache des Lordsie gelbewahrers Eden hervor. Besonderes Aufsehen erregt natürlich der Umstand, daß der bisher immer optimistische Präsident der Abrüstungskonferenz, Henderson, ähnliche Äußerungen getan hat. Der Genfer Korrespondent des „Daily Telegraph" sagt in seinem Bericht, cs herrsche eine Art Verzweiflung. Aller dings verlaute in Genf, daß die sogenannten neutralen Mächte heute ein Abkommen vorschlagen würden, das in Einklang mit ihrer Erklärung vom 14. April stehe. Angeb lich würden die Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion diesen Vorschlag unterstützen. Die Rede Bar thou» vom Mittwoch habe in Genf Ueberraschung und Feindseligkeit verschiedener Stärke erregt. Zn britischem Kreisen sei bekannt, daß die gegen den britischen Staats sekretär des Aeußern gerichteten persönlichen Bemerkun gen keine Antwort finden würden. Anderseits seien die beiden Staatsmänner aber gestern nicht zusammengetroffen. Das Klatt Mussolinis zur politischen Lage Europas. Mailand, 1. Juni. (Eig. Funkmeld.) Der „Popolo d' Italia" befaßt sich mit der Zuspitzung der politi schen Lage Europas. Nach dem Mißerfolg der Ab rüstungskonferenz, so schreibt das Blatt, hat sich seit einem Jahre die politische Spannung in Europa zweifellos ver schärft. Die Völker entfremden sich nicht nur dem uto pischen Völkerbund und den tatsächlichen Abrüstungsmög lichkeiten, sondern sie beginnen den Rüstungswett- lauf. Mussolini hatte mit dem Viererpakt und seinem Abrüstungsmemorandum eine Brücke zwischen Frankreich und Deutschland gelegt. Hätte man von seiner Vermittlung Gebrauch gemacht, so wäre der Kontinent von der Kriegs atmosphäre befreit und befände sich auf dem Wege der Er holung. Das alte Europa hat der Zusammenarbeit noch mals bas gefährliche Spiel der Gewalt vor gezogen. Unabwendbar wiederholen sich die Zustände, die dem Weltkrieg vorausgingen: Gewaltige Rüstungsaus gaben, Anstrengung von Uebereinkommen, Zwischenfälle und Verschärfung der Spannung. Nach einem Hinweis auf die Rüstungen der europäischen Großmächte kommt das offiziöse Organ zu dem Schluß, daß die schlimmsten Aus sichten die Spannung zwischen Frankreich und Deutschland wegen der Saarabstim mung biete, indem sie in gewisser Hinsicht an die Span nung wegen Bosnien und der Herzegowina sowie an die Marokkoaffäre vor dem Kriege erinnere. Italien treffe für diese Verwicklungen keine Verantwortung. Im Gegenteil habe sich die Verschärfung trotz der rechtzeitigen Vermitt- lungs- und Wiederannäherungsversuche Mussolinis ent wickelt. Genf, 1. Juni. 2n später Nachtstunde des Donnerstag wurden nach mehrstündigen Verhandlungen zwischen den Vertretern Deutschlands, Italiens und Frankreich» Formu lierungen für die Lösung der Abstimmungsfrage im Saar gebiet feftgelegt, die den Regierungen Deutschland, und Frankreich» zur Beschlußfassung übermittelt worden sind. Man erwartet eine Entscheidung bi» Freitag mittag. Nachdem am Donnerstag die Stellungnahme der deut schen wie der französischen Regierung zu den Dermitte- lungsvorschlägen des Barons Aloisi eingegangen war, konnte in einigen Punkten auf einer neuen Grundlage weiter verhandelt werden. Auch diesmal wurden die Ver handlungen von den Italienern geleitet; eine unmittelbare deutsch-französische Aussprache hat nicht stattgefunden. Di« neuen deutschen Vorschläge wurden zunächst mit den Jta- lierner besprochen. Am Anschluß hieran wurden dann im Laufe des Abends wieder Besprechungen zu dritt abgehal ¬ ten. Trotz der erheblichen Schwierigkeiten, die noch vor handen waren, ist es zu einer Einigung in der Abstim mungsfrage gekommen. Die Polizeifrage hotte am Don nerstag nicht mehr die Rolle gespielt, die ihr in der inter nationalen Oeffentlichkeit vielfach zugewiesen wurde, zumal der Gedanke der Entsendung einer internationalen Truppe nach dem Saargebiet sich sowieso schon als undurchführbar erwiesen hat. Ein sehr harter Kampf ist vor allem noch in der Garantiefrage zu führen, wobei der Streitpunkt der Abstimmungsgerichte in erster Linie einer Lösung entge gensieht. MklM U Ws Slk SM MMlkll. Line belgische Warnung an Frankreich. Brüssel, 31. Mai (Drahtb.) Die Taaeszeitung „Ding- tidme Siöcle" veröffentlicht am Donnerstag einen äußerst freimütig geschriebenen Leitartikel zur Saarftage, in dem