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DerSSGscheLrMer Tageblatt fiirAWoßwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt machungen der Amtshauptmannschaft, des Hauptzollamt« und des Be zirksschulamts zu Bautzen sowie de» Finanzamts und de« Stadtrat» zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt AleukmH und Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 . den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. » Fernsprecher««» VischosiwrrdaNr. «44 und 445. Anzeigenpreis: Die 4g mm breite einspaltige Millimeterzelle 8 Rps. An Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Im Textteil die 00 mm breite Millimeterzcile 25 Rpf. Nachlan Störung de» Betriebe, der Zeitung oder oer Beförderungselnrich- nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen tungen — hat der Bezieher reinen Anspruch auf Lieferung oder " Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreises. Lrschelnnngiweise: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feier tage. Bezugspreis für di« Zeit ein«, halben Monats: Frei in, Hau» halbmonatlich Mark 1.10, beim Abholen in der Geschäfts stelle wöchentlich 45 Pfg. Einzelnummer 10 Pfg tSonnavend- nummer 15 Pfg.) Nr. 121 Montag, den 28. Mai 1934 89. Jahrgang Der Führer in Dresden. Iubelstürme der Begeisterung bei der Ankunst. - Beginn der ersten Reichstheaterfestwoche. sö. Dresden, 28, Mak. Am Sonntag, den 27. Mai, be gann in Dresden die erste Reichstheaterfestwoche. Die Stadt hatte zu diesem Tage ein b e s o n d e r s festliches Ge wand angelegt. Nicht nur die öffentlichen Gebäude, son dern auch fastalle Drivathäuser der inneren Stadt prangten iw Flaggenschmuck. Dazwischen sah man überall das frische, liebliche Grün der Birken. Besonders eindrucks voll mit großen roten Teppichen, goldenen Hakenkreuzen und Lorbeerkränzen war das Rathaus geschmückt, über dem am Giebel der Eingangsseite ein großer silberner Adler, das Ho heitszeichen der Bewegung, angebracht war. Auch der Mo numentalbau des Opernhauses, in dem die Reichstheaterfest woche eröffnet wurde, bot einen besonders festlichen Eindruck. In den Abendstunden des Sonnabends wurden diehaupt- sächlichsten und schönsten Gebäude Dres den s, das Schloß, die Oper, der Zwinger, die Hofkirche, das Rathaus usw. von verdeckt ausgestellten Scheinwerfern be leuchtet und boten ein entzückendes Bild. Das Tagesge spräch an diesem für Dresden so bedeutungsvollen Tage bil dete die immer wieder zu hörende Frage: „Wird der Führer kommen?" Als dann am Sonntagvormittag sich diese Frage auch in der breiten Oeffentlichkeit immer mehr zur Gewißheit verdichtete und dann schließlich feststand, daß der Führer selbst der ersten Reichstheaterfestwoche in Dresden durch seine persönliche Anwesenheit die höchste Weihe geben werde, kannte die Freude und Genugtuung keine Grenzen mehr. Am Sonntag war Dresden schon frühzeitig auf den Beinen. Ueberall wur de noch schnell die letzte Hand angelegt, damit Dresden den Führer in gebührender Weise empfangen könne. Im Laufe des Sonntags hatte sich der Führer entschlossen, die Fahrt von Berlin nach Dresden nicht, wie vorgesehen, im Flugzeug, sondern im Kraftwagen anzutreten. Im Dresdner Flughafen hatte sich bereits am Vormittag eine große Men schenmenge eingebunden, die diesen Entschluß nicht kannte und erwartungsvoll dem Eintreffen des Flugzeugs entgegen sah. Kurz nach 3 Uhr landete denn auch eine Maschine, die Tagesschau. * In Anwesenheit de» Führer» wurde am Sonntag in Dres den die erste Reichslheoterfrskwoche mit der Aufführung von Wag ners „Tristan und Isolde" eröffnet. Dem Führer wurde in Dres den ein Empfang bereitet, wie er noch niemal» einem gekrönten Haupt zuteil geworden "ar. Vor dem Opernhaus hatten sich Zehn lausende versammelt, die dem Führer, al» er während der Pause auf dem Balkon erschien, eine gewaltige Kundgebung bereiteten. Der Führer begab sich nach Schluß der Vorstellung im Dresd ner Opernhaus auf die Bühne, um allen TNItwirkenden herzlich für das Zustandekommen der einzigartigen Vorstellung zu danken. Er unterhielt sich mit den Hauptdarstellern und mit den Bühnen arbeitern und verließ erst in später Nachtstunde da» Opernhaus, wiederum von einer großen Menschenmenge jubelnd begrüßt. Der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter lm Saargeblet ver anstaltete am Sonntag in Saarbrücken eine große Treuekundgebung für da» deulsche Volk und Vaterland. Der französische Außenminister Varlhou ist am Sonntagabend mit der französischen Abordnung nach Genf abgereist. Der Londoner „Daily Telegraph" erklärt in einem Leitartikel, daß Großbritannien mit der Umwandlung der Abrüstungskonfe- rcnz in eine Sicherheitskonferenz, in der hauptsächlich solche Na tionen vertreten seien, denen daran liege, Verbündete gegen Ja pan oder «in wiederbewaffnete» Deutschland zu finden, keineswegs einverstanden sein werde. Zn der französischen Stadl Lille kam e» zu marxistischen Au»- lkchreitungen, die ein Eingreifen der mobilen Garde notwendig Machten. ' Die österreichische Regierung Hal Über da» ganze vunde»- gcbict da» Standrecht verhängt. In Wien wurden am Sonntag an verschiedenen Steven wieder Sprengkörper gefunden. * Im Departement Lande» in Frankreich stieß ein Aulobu» mit 1? Personen gegen einen Telegraphenmast und stürzte «m, wobei er in Brand geriet. 1Z Fahrgäste verbrannten bei lebendi gem Leibe, die anderen wurden schwer verletzt. Durch brennende Teile de, wagen, wurde «in Wald in Brand gesetzt. Der Führer de» wagen» soll am Steuer eingeschlasen sein. In Pyrgo» in Griechenland richtete ein Erdbeben erheblichen Schaden an Gebäuden an. Die Bevölkerung übernachtete unter freiem Himmel. *) Aussührllche, an anderer Stelle. jedoch nur das Gepäck des Führers brachte und in der sich ferner Oberführer Schaub, der zweite Adjutant des Füh rers, sowie der Adjutant des Reichspressechefs Dr. Dietrich, Sturmbannführer Be.rndt, befanden. Gegen 8 Uhr nach mittags wurde dann auch in der inneren Stadt bekannt, daß das Auto des F ü h r e r s die Neustadt erreicht habe. In Erwartung -es Führers. In der Halle des Hotels Bellevue hatten sich inzwischen Reichsstatthalter Mutschmann, Ministerpräsident von Killinger, Innenminister Dr. Fritsch und mehrere Vertreter der sächsischen Regierung, ferner der Führer des SS.-Oberabschnitts Mitte, Gruppenführer Freiherr von Cberstein, der Führer des SS.-Abschnitts Sachsen, Ober führer Döring, Prof. Dr. Havemann von der Reichs theaterkammer, Benno von Arendt, der Präsident der Ge nossenschaft deutscher Bühnenanaehöriger u. a. eingefunden. Dor dem Hotel war eine Ehrenformation der SA. mit den sächsischen Standarten aufmyrschiert. Gegen 6 Uhr rauschte MM auf: Der Reichswehrminister von Blomberg war im Flumeug von Berlin einaetroffen und hatte im Auto das Hotel erreicht: Bald darauf kam Reichsminister Dr. G o eb - bels ebenfalls im Auto an, von der Menge lebhaft be jubelt. Im Hotel Bellevue hatten ferner bereits Staats sekretär Funk vom Rekchsministerium für Propaganda und Volksaufklärung und SS.-Gruppenführer Dietrich aus Ber lin Wohnung genommen. Begeisterter Empfang -es Führers. So wie der Führer ist wohl noch niemals ein gekröntes Haupt in der sächsischen Landeshauptstadt empfangen worden. Die ganze Stadt schwelgte in Jahnen. Vie gesamteBe - völkerung hatte sich ausgemacht, um durch ein viele Kilo meter lange» Spalier dem Führer ihre Huldigung darzubringen. Schon unterwegs, al» der Führer die sächsische Landesgrenze erreichte, wurde er fast in jedem Dorfe von jubelnden Menschenmassen be grüßt, obwohl erst im letzten Augenblick die Bevölkerung durch telefonische Anrufe erfahren hatte, daß der Führer sich im Auto von Berlin unterwegs befinde. Ursprünglich halte man mit dec Benutzung eine» Flugzeuges gerechnet. In Dörfern und Städten standen überall große Menschenmen gen. 2m letzten Augenblick wurden die Fenster beflaggt und Blumen auf den weg gestreut. Man sah es manchem an, daß er unvorbereitet, so wie er ging und stand, in Hemdsärmeln und Pantoffeln auf die Straße geeilt war, um einen Blick zu erhaschen. Die Nähe Dresdens kündigte sich schon kilometerweit vorher durch Stlmmenbrau- sen an, das vom winde weit über Land getragen wurde. Schon weit vor der Stadt Dresden hatten BDM. und HI. Spalier gebildet. In mustergültiger Disziplin standen die Jungen und Mädels, in ihren Gesichtern leuchtete gläubige Begeisterung; und viele verspürten vielleicht zum ersten Mal, daß diese Stunde ein großer Augenblick in ihrem Leben, in ihrer Erinnerung sein werde: die Stunde, in der sie ihrem Führer ins Auge blicken dursten. Bon -er Sta-tgrenze an bildeten etwa 38 000 SA.-MSnaer und 20 000 SS.-Männer mik Fahnen und sämtlichen Musikkapellen Spalier bis zum Hotel Bellevue. Gauleiter Relchsstatkhalter Mutschmann war zusammen mit Gruppenführer Dietrich bis zur Stadtgrenze dem Führer entgegengefahren, den er dort Im Namen Sach- sei» begrüßte. Der Reichsstallhalter fuhr sodann ln seinem wagen dem de» Führer, voran». Am äußersten Flügel de» S«.-Spaller» stand der Führer der SA -Gruppe Sachsen, Gruppenführer Hayn, und brachte dem Führer den Gruß der sächsischen SA. dar. Dann begann der Llnzug in die Stadt, ein Einzug, wie ihn wohl kaum ein König einmal haben kann. Hinter dem SA -Spalier drängte sich viele Glieder tief die Menschenmenge. Alle Dächer waren beseht. An den Bäumen und Straßeapseilern hängen die Menschen wie Trauben. Auf die Gesimse hakte man sich gestellt, um von fern den Führer zu sehen. Stellen weise war der Weg mitBlumen übersät. Selbst alte Mütterchen hatten sich an die Straße gestellt und stundenlang dort im kalten Wind verharrt. Sie waren nicht zu bewegen, ins Haus zu gehen, weil sie Angst hatten, den Augenblick zu verpassen. „Einmal will ich den Führer vor meinem Tode sehen", sagte ein alles Mütterchen und hielt standhaft die Stellung. Der Straßenbahn- und Om- nlbusverkehr wurde, als die Ankunft des Führers zu erwar ten war, abgestoppt und umgeleikek, so daß die Einfahrts straße vom Verkehr frei wurde. Vor dem Hotel Bellevue nahmen, als der Führer die Sladtgrenze erreicht halte, Ministerpräsident Obergruppen führer v. Kittinger, SS.-Gruppenführer Freiherr von Eber stein, Oberbürgermeister Zörner-Dresden und eine Reihe weiterer Persönlichkeiten Aufstellung, kurz nach S14 Uhr kündete Slimmenbrausen das Herannahen -es Wagens des Führers an. Lin zackiger Befehl: „Augen rechts t" Dann setzte der Präsentiermarsch ein, der auf seinem ganzen Triumphzuge schon dem Führer von allen SA.-Sapellen entgegengeklungen hakte. Der Führer stieg aus, schritt die Front der Ehrenfor mation der SA. ab und begrüßte herzlich den Ministerpräsi denten Obergruppenführer von Killinger, den Generalinten danten der Sächsischen Staatstheaker Geheimrat Dr. Adolph und die anderen Anwesenden. Im Wagen des Führers be fanden sich noch der Adjutant Gruppenführer Brückner und der Reichspressechef, SS.-Gruppenführer Dr. Dietrich. Nach der Ankunft des Führers marschierte die Ehrenformation ab. Dann wurde die Absperrung etwas gelockert, so daß die Men schenmenge etwas näher an das Hotel gelangen konnte. Zill Opernhaus. Für 8 Uhr abends war die feierliche Eröffnung der Reichs-Theaterfestwoche im Opernhaus angesetzt mit der Rede des Reichspropygandaministers und der sich anschließenden Aufführung von Wagners „Tristan". Allein schon eine Stunde zuvor durchwallten festfroh gestimmte Besucher die schönen Räume des Opernhauses. Auch abgesehen von der aus verkehrstechnischen Gründen notwendig gewordenen An ordnung, die Plätze früher als gewöhnlich einzunehmen, wä- - ren an diesem Abend wohl die meisten schon rechtzeitig er schienen. Denn man wollte sich vorbereitend an Ort und Stelle in die „Stimmung" des Abends versetzen und die all mähliche Formung seines volksgemeinschaftlichen Bildes mit erleben. Das Innere des Opernhauses zeigte festlichen Schmuck. Aber stilvoll war jedes überladene Gepränge vermieden. Blattpflanzen in den Wandelgängen und mit dem Hoheits zeichen bestickte, mit Goldgirlanden verzierte Samtteppiche an einigen Logen des Zuschauerraumes: das genügte vollauf, um den Sinn des Abends symbolisch zu verkörpern. Unterdessen hatte sich das Haus gefüllt. Allerseits war dem festlichen Ereignis auch durch entsprechend festliche Klei dung Rechnung getragen worden. Die Parteiuniformen und die Uniformen der Reichswehr belebten das festfrohe und doch auch wieder ernste Bild. Das Land Sachsen war durch seinen Reichsstatthalter Mutschmann und durch seine Minister mit Ministerpräsident v. Killinger an der Spitze vertreten, die Stadt Dresden desgleichen durch Oberbürgermeister Zörner. NSDAP, und Reichswehr hatten führende Persönlichkeiten entsandt. Eine Liste der geladenen Gäste nannte wohl an die 180 bekannte Persönlichkeiten: Staatsmänner, Diplomaten, Vertreter von Kunst und Wissenschaft, hohe staatliche und städtische Beamte — aber wen man davon wirklich zu Gesicht bekam, blieb dem Zufall überlassen. Alles hatte inzwischen die Plätze eingenommen. Erwar tung fieberte durch das Haus. Da — wenige Minuten vor 8 Uhr — erklingen Hcilrufe, die Arme haben sich zum deut schen Gruß erhoben: Adolf Hitler ist in -er großen Mittel lose erschienen. Er trägt Frack. Mit erhobenem Arm grüßt er wieder holt zurück. Dann nimmt er mit den Damen und Herren feiner Umgebung Platz. Mit ihm zusammen sitzen in der er sten Logenreihe Dr. Goebbels und Reichsstatthalter Mutsch-