Volltext Seite (XML)
r: »> Li „ o -- t » -- »>s r- -L ^L^«ZvL«L rr^v'b»» « «Z.ZMSLV«Kw « L'S »N« «rst^ Versuch eines Anhängers aus diesem Gebiete. Ihr Lob ist hinfällig, wenn spätere bessere Leistungen ausbleiben. Es bleibt dabei, Herr Werner, behauptete sein Gönner, die Auszeichnung ist wohlverdient, und wir sreuen uns dar über, trotzdem Herr Professor Vogel Sie uns für lange Zeit entführen will. Das bedaure auch ich, fügte Frau Schubert hinzu. — Das herrliche Genf ist also Ihr Wohnsitz, Herr Professor? — Ach, es sind so schöne Erinnerungen, die dieses „Klein-Paris" in uns zu-rückgelassen hat. Nicht wahr, Karl? — Es war nämlich unsere Hochzeitsreise, die uns nach Ihrer Heimat- stadtMrte. Mein Wohn- und Lehrsitz ist Genf, aber es ist nicht Meine Heimat, erwiderte Herr Vogel. Ich bin Republika ner und habe meine Ueberzeugung aus Deutschland nach Genf gerettet. Dort habe ich freundliche Aufnahme und Förderung meiner wissenschaftlichen Ideen gefunden und -ort wird wohl der alte Republikaner auch die letzte Frei heit finden, die nach der Auflösung der Leibeshülle dem Menschen beschieden ist. Jedermann muh geachtet werden, der seine Ueberzeu gung ehrenhaft vertritt, äußerte Herr Schubert mit Wärme hierzu. Frau Schubert bestätigte dies mit Nicken. — Aber dür fen wir den Herren nicht unsere Erinnerungen an di« schöne Schweiz zeigen? Wollen wie sich, bitte, ins Lesezimmer verfügen? Auch Herr Werner wollte folgen, blieb aber dann mit Fräulein Hildegard zurück, die ihn gezwungen lachend an redete. Sie sind ja in schöne Gesellschaft geraten, Herr Wer ner, und werden mit einem Republikaner flüchtig. — Ist ein Freistaat nicht für einen jungen Mann gefährlich? Es handelt sich um die politische Freiheit, Fräulein Hildegard, beruhigte sie Werner, die gute Sitte ist überall gebunden. Ueberall? — War sie es auch auf dem Ritterfeste? Ja, die sie befolgen, umschlingt ein schönes Band, sie bleibt unverletzlich, auch wenn sich Abtrünnige von ihr lö sen. — Ich war ja selbst Augenzeuge davon. Selbst Frauen vergessen sich. Aber selten ohne Schuld der Männer. Immerhin; eine Dame, die sich vergißt, kann nickt Er- zieherin bleiben. — Mein Vater hat Fräulein Nanon ge kündigt. Ich verstehe den Entschluß Ihres Herrn Vaters. — Doch Fräulein Duproix tut mir herzlich leid. Herzlich leid? fragte Fräulein Hildegard. Ja, denn sie ist die Verführte. Wissen Sie das denn so genau? So genau, wie es ein Augenzeuge nur wissen kann. Und Nanon steht Ihnen ja auch beruflich nahe. Sie mußten auf ihre Ehre besonders bedacht sein. Gewiß, bestätigte Werner, aber leider konnte ich die Entführung nicht verhindern. Die Kollegin würde in der Dorfschule zu Hinterwinkel sicher ebensoviel Schutz erhalten haben wie auf dem Pohlitzer Schloß. Mehr, gnädiges Fräulein, mehr! versicherte Werner. Aber ich könnte ihr den Schutz wegen meiner Abreise leider nicht lange gewähren. So gehen Ne also ins Ausland, kommen hochgelehrt zurück — höher noch als jetzt; fügte Fräulein Schubert scherz haft hinzu, und dann: Lebewohl, Hinterwinkel, für immer! Lassen Sie mich diesen Irrtum schon heute berichtigen! Ich komme in meine Dorfschule zurück und bleibe darin — ich habe keine ehrgeizigen Wünsche. „Mein Glas ist klein, aber ich trinke aus meinem Glase", sagt ein französischer Dich ter! — Mt diesem Hinweis brach Wemer das Gespräch ab, worauf er sich nach dem Befinden des Bruders Herbert er kundigte, und ob er schon seine Ausbildung im Tuchmacher gewerbe angefangen habe; er möchte sich gern von ihm ver abschieden. Ja, bestätigte Fräulein Hildegard lächelnd, schon seit mehr als acht Tagen übt er sich in der Kunst des Faden knüpfens. Er sattelte bereits vor Ihrer Ankunft sein Roß. Ich eile in sein Zimmer, vielleicht ist er noch nicht wrgge- ritten. Als sie Herrn Werner allein zurückgelassen hatte, ging dieser erregt im Zimmer auf und ab. Was sollte die.. Ver hör bedeuten? murmelte er vor sich hin. Ist das nun Eifer- — Dann war Vie Lieve — iinv Hai ....Ve ¬ gard nicht immer im Ton der Rede, im Bllck, im Druck der Hand, in allen Zeichen, worinnen Licke spricht, sich ssen- bart? — Wie ist sie heute so ganz verändert! — So ganz! — Heute! — Der Tag ist schlecht gewählt, Hilde. — Aus den Augen, aus dem Sinn! — Ich Tropf, ick Tor! Er lacht bitter. Dom Herrenhaus zur Dorfschtlle und umgekehrt! So weit geht das Anpassungsvermögen unter Menschen .ucht, Erich, du großer „Biolog". Werner nmhte sein Selbstgespräch abbrechen, als Fräu lein Schubert zurückkam. Herbert ist leider schon auf Pferde- fiügeln nach der Stätte seiner neuen Tätigkeit aufgckr^cken. Doch wird er sich gewiß noch vor Ihrer Abreise in die Ge filde der Gelehrsamkeit einen Glückwunschbesuch erlauben. Werner verneigte sich dankend. — Da kam Professor Vogel aus dem Lesezimmer zu.uck und wandte sich sogleich an Fräulein Schubert. Soeben er fahre ich, daß in Ihrem Hause eine Landsmännin von mir anwesend ist. Ihr Herr Vater wird mir die Freude berei ten, sie mir vorzustellen. — Als Herr Schubert mit Fräulein Duproix eintrat, be grüßte sie Herr Vogel sogleich herzlich Ich freue mich, hier in -er Ferne «ine Landsmännin kennenzulernen. Lu- proix? sprach er nachsinnend vor sich hin. Ich kenne einen Studenten an unserer Universität, Charles Duproix. Das ist mein Bruder, erklärte Fräulein Duproix voll sichtlicher Freude. Welch seltene Fügung, hier seine Schwester kennenzu lernen. Es ist ein befähigter, strebsamer Student, »yr Herr Vater lebt nicht mehr, wie ich von Ihrem Bruder er fahren habe. Er ist in Deutschland als Biolinvirtuos ge storben? Ja, antwortete Fräulein Duproix schmerzlich bewegt. Meine Mutter kehrt« dann mit meinen Geschwistern nach Genf zurück. Ich selbst blieb in Sachsen, wo ich meine Aus bildung als Sprachlehrerin nicht aufgeben wollte. Ihre Frau Mutter unterhält in der Rue des Alpes ein Pensionat, aus dem wir schon manchen tüchtigen Studenten erhalten haben, erinnerte sich Herr Vogel. — Hall, Herr Werner, da haben wir ja eine prächtige Unterkunft für Sie. Herrlich, daß die Wahl schon hier in Spornitz stattsinden kann. Und was Ihre Führung betrifft, so kann ja Fraulein Duproix einen Empfehlungsbrief mitgeben. Alle lachten. Hildegard, die bisher vor sich hingesehen hatte, wandte sich jetzt mit der Frage an Herrn Werner: Wie steht ge wöhnlich im Führungsattest der Studenten geschrieben? — Ueber das Verhalten des Herrn „So und So" ist nichts Nachteiliges bekannt geworden! Wiederum folgte allgemeine Heiterkeit. Da kommt mir noch ein guter Gedanke, fuhr Fräulein Schubert fort. Da Nanon ihre Stellung in unserem Hause oufgibt, so kann sie mit Ihnen, Herr Werner, gemeinsam zu ihrer Mutter nach Genf reisen. Wahrhaftig, ein guter Gedanke, lobte Werner. Fräu lein Duproix, ich biete Ihnen« meine Begleitung und mei nen Schutz an. Abgemacht! Nicht wahr? Nein, nein, wies Fräulein Duproix heftig ab. Ich bleibe in Sachsen, das meine zweite Heimat geworden ist. Die Sorgen meiner Mutter will ich nicht noch durch meine Anwesenheit vermehren. Aber einen Brief will ich mir er lauben, Ihnen mitzugcken, wenn ich Sie nicht damit be lästige. Wir tragen die Last abwechselnd, Fräulein Duproix, beruhigte sie Herr Vogel. Frau Schubert, die inzwischen in der Küche Anwei sungen für die Mittagstafel gegeben hatte, kehrte jetzt zurück. Ich bitte, meine längere Abwesenheit zu entschuldigen, meine Herren, bat sie. Sie sind selbstverständlich unsere Gäste heute mittag. Die Herren verneigten sich dankend. Aber etwas Geduld sei noch nötig, fügte sie lächelnd hin zu. Sie wolle den Herren ein Sondergericht <>er Spornitzer Rittergutstafel auftragen lassen, das Sorgfalt und einige Zeit beanspruche. Herr Vogel verneigte sich diesmal besonders tief. Er habe Geduld immer sehr geschätzt, besonders vor dem Essen, denn sie schärfe den Appetit in Erwartung seltener Tisch genüsse. Auch Werner gab das zu.