Suche löschen...
Der sächsische Erzähler : 31.03.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193403313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19340331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19340331
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-03
- Tag 1934-03-31
-
Monat
1934-03
-
Jahr
1934
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 31.03.1934
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
schnell und wie viele Hasen nach einem bestimmten Muster «er sofort liefern könne. Dazu lasen sie ein Schreiben vor, daß die Notlage de« Ortes genau geprüft werden solle und daß vorläufig durch «inen Gesamtauftrag von einigen hun derttausend Stück geholfen «erde. Bei Götzen« blieben dl« Männer am längsten, denn außer diesem Schreiben lasen sie noch ein zweit« vor, in dem stand, daß dem kleinen Götz eine besondere Anerkennung für sein vertrauensvolles Schreiben an die Reichsregierung zu teil werden solle. Das Hasenmusterstück- war schon längst von Haus zu Hau« gewandert, sogar schon ein wenig unansehnlich gewor den; trotzdem aber wurde es in der Schulstube aufgehängt, die eine Art Museum für alle Musterstücke des Dorfe» abgab. Und auf einer großen Tafel dabei standen für alle Zeiten die Worte geschrieben: „Dies ist der Osterhase, der unserm Dorfe nach langen Jahren der Nick wieder Arbeit brachte." Nordische Osterbräuche. Hexenkulk und Li-Symbol. - Von Ilse Tromm-Göteborg. Die Auferstehung in der Natur, die durch das ursprüng liche Osterfest gefeiert wurde, hatte nichts mit dem christlichen Glauben zu tun, und darin ist die Erklärung einiger rein heidnischerSitten zu finden, die sich bis jetzt auf den heutigen Tag erhalten haben: des Hexenkults und des Ei- Symbols. Den heidnischen Völkern war das Ei Sinnbild der Fruchtbarkeit, doch allmählich galt es auch als Symbol des Frühlings. Mit dem Eintritt in die Osterwoche begann seit der Ein führung des Christentums eine freudlose, düstere Zeit. Der erste eigentliche Feiertag war der Gründonnerstag, der auf wunderliche Weise die größten Gegensätze in sich vereinigte. Zu den lichteren Seiten dieses Tages gehörte die geheimnis volle Kraft, die man dem einzigen grünen Gemüse zuschrieb, das der Winterkälte standgehalten hatte. Der Grünkohl, richtig angewandt und auf neun verschiedene Arten bereitet, befaß die Eigenschaft, gegen Krankheiten und andere böse Dinge zu schützen. Zu den dunklen Seiten dieses Tages gehörte die große Macht, die den Hexen verliehen worden war. Gründon nerstag war nämlich geradeso wie die Walpurgisnacht und der Johannistag den Hexen und anderen Geisterwesen frei gegeben. Wer nicht die erforderlichen Maßnahmen getrof fen hatte, setzte sich der größten Gefahr aus. . Der dänische König Christian Xl. befahl durch einen Er laß, daß die gesamte Obrigkeit an diesem Tage ein besonders wachsames Auge auf die Menschen zu HMen habe, dk im Verdacht standen, mit den bösen Mächten im Bunde zu sein. Doch war es eine überaus schwierige Sache, die vielen Hexen zu überwachen, da sie sich unsichtbar machen konnten, wenn sie zu ihrem Versammlungsplatz, dem „Blaukullen", zogen. Die Fahrt ging dann in Windeseile. Doch zur Zeit, als die ersten KircAn im Lande standen und das Christentum ein gezogen war, hielten sich die unholden Weiber stets einen Augenblick im Turme der Kirche auf, um ein wenig Erz von den metallenen Glocken abzukratzen. So wollten sie sich wohl an den feindlich gesinnten Geschöpfen rächen. Nur die alten betagten Hexen brauchten Reiserbesen zu ihren Ritten zum Blaukullen. Die jungen begnügten sich mit kleineren Haus tieren oder vermochten sich aus eigener Kraft in die Luft zu schwingen. Diese Hexen waren allerdings die gefährlichsten, und es war beinahe unmöglich, sie zu überlisten oder sich irgendwie gegen sie zu schützen. Im Jahre 1828 bekannte eine Hexe, Jngeborg Boges- dotter, daß sie heimlich «in Kalb aus dem Stall genommen habe und mit diesem über Berg und Tal, See und Wald zum Blaukullen geritten sei. Sie hatte vorher noch ihren Mann auf die grausamste Weise betrogen, indem sie aus allerhand Leinenzeug eine Frau geformt und diese Puppe neben ihn in« Bett gelegt hatte. v Bis weit ins neunzehnte Jahrhundert war es in der schwedischen-Provinz Smäland noch gebräuchlich, durch Läu ten der Glocken am Aschermittwoch nachßSonnenuntergang und am Gründonnerstag nach Sonnenaufgang „die Hexen herunterzuholen". Einmal flogen, just als die Gkocken zu läuten begannen, drei Hexen gerade Über den Kirchturm. Natürlich fielen sie augenblicklich herunter, doch verwandelten sie sich sofort in drei Ziegen, die schleunigst in eine alte, ausgehöylte Birke flüchteten. Ein beherzter Mann erwischte eins dieser Tiere und gab ihm einen kräftigen Schlag auf das Bein. Seit je ner Stunde hinkt« ein altes Bauernweib in Häramo, und es fiel keinem «in, daran zu zweifeln, daß sie auf dem Blau kullen gewesen war, um dort ihr Unwesen zu treiben. Eine andere Hexe verwandelte sich beim Herunterfallen in ein weißes Schwein, während drei andere splitternackt aus der Luft herunterkamen. Natürlich vergewisserte sich jeder, wie es in seiner eige nen näheren Umgebung bestellt war, Nahm man z. B. ein Ei, das am Gründonnerstag von einem Huhn als erstes ge legt worden war, mit zur Kirche, um es «insegnen zu lassen, und hielt man es gegen die Sonne, so sah man deutlich alle Hexen, die in der Nacht am Feste teilgenommen hatten. Am Langen Freitag der Karwoche durfte sich keiner sei nes Daseins freuen. Die Schrecken und Selbstkasteiungen er reichten dann ihren Höhepunkt. Man peitschte einander, als das Christentum ins Land gezogen war, mit Reiserbüscheln, um an Christi Leiden zu erinnern, und noch heute gelten diese Reiserbüschel als ein österliches Symbol. Man befestigt daran bunte Federchen und Papierfetzen zum Schmucke und verkauft sie zu wohltätigen Zwecken. Der Freitag galt im übrigen als Fasttag für Mensch und Vieh. Man verzehrte nur eine dünne Mehlsuppe und aß gesalzenes Brot dazu. Das Brot erzeugte entsetz lichen Durst, der wiederum an Christi Durst gemahnen sollte. Der Sonnabend endlich bedeutete Schluß der langen Fastenzeit. Die großen Vorbereitungen zum Osterfest fin gen an. Man wartete begreiflicherweise mit großer Unge duld auf den Glockenschlag zwölf, der dis Rückkehr und die Herrlichkeit des Lichtes einläuten sollte. Die ärmere Bevölkerung sandte ihre Kinder aus, von Hof zu Hof, um Eier zu betteln. Die kleinen stießen in ein Ochsenhorn, um damit ihre Ankunft zu verkünden, und man nahm sie überall freundlich auf. Sobald die Glocken zu läuten begannen, brach der allgemeine Jubel los. Am Ostermorgen wanderte alles zur Kirche; es war dabei Sitte, dem Pfarrer Eier mitzubringen, der somit reichen Vorrat er hielt, von dem er lange Zeit zehren konnte. Nachher vergaß man bei Spiel und Tanz sehr bald die bösen Hexen und ihr unheimliches Getriebe. Peter Götz offeriert Osterhasen. Skizze von F. I o h n. Am Ende einer Welt, die weder durch Radio noch durch Eisenbahnlinien mit der unfern verbunden ist, liegt- das Dorf der Heimarbeiter und am Ende der Dorfreihe Götzens Haus. > Daß gerade von hier aus eine entscheidende Wendung ins Leben der Heimarbeit kommen würde, hätte niemand ge dacht. Denn was sollte schon Großes in diesem Dorf der Ar mut geschehen? Seit Jahren waren sie fast ohne Beschäfti gung und Götz ein armer Tropf wie alle, der zu Weihnachten einige Weihnachtsmänner und zu Ostern einige Hasen machte und von den paar Mark das ganze Jahr leben mußte. Wer brauchte denn heute Osterhasen, heute, da die meisten Men schen in der Welt kaum noch Geld für ein Brot haben! Das war das A und O aller Gespräche, die man unter den Dörflern führte. Unter sich waren die Heimarbeiter immer geblieben, erstens kam kein Zuzug in dies Dorf, das keinen Ackerboden besaß, und dann gab es draußen keine gelernten Heimarbei ter, die mit so viel Zähigkeit Generation um Generation immer dasselbe betrieben, Hasen stopften, Weihnachtsmänner machten bei ganz bescheidenem Verdienst und zwölfstündiger Arbeit. Aber die Liebe zur Sache und zur Heimat hielt den Stamm der Eingesessenen hier fest. Mit diesen Gedanken und Anschauungen war Peter Götzens Jüngster ausgewachsen, in die Schule gekommen und einer von denen geworden, die stundenlang in die Ecke star ren und das große Wunder erwarten. „Wer braucht heute noch Osterhasen, wer zahlt dafür noch Geld!" Wundert's, wenn diese ewige Klage wie ein Mühlstein in seinem Kopf herumaing, daß er fast gar nicht mehr hinhörte, wenn der Lehrer* irgend etwas Neues erzählte? Wundert's, daß schließlich auch die zu Hause gar nichts Neuts mehr auf nahmen? Wer hatte sie schon alles zu Wohlstand führen wollen! Ausbeuter, zuletzt jener rote Mann, der manchmal herauf kam, die letzten Groschen holte und von Rußland als der Ret tung sprach. Jetzt, da er mit einem Male nicht mehr- kam, vermißte man ihn nicht, «ar froh, daß Man nichts mehr von den Moskowitern hörte. Und schließlich, was ssllte schon ein Heimarbeiter, der nie hier weggekommen war, wo anders anfangen! Wie hätte der sich hier losreißen können? So ertrug man das alte Maß von Sorgen weiter in Schweigen, bis Götzens Jüngster eines Tages die Stille durchbrach und von Hitler erzählte, der allen Arbeit bringen wollte. Der Lehrer hatte gestern davon gesprochen. Was die für Augen machten, als Peter mit einem Mal so ins Reden kam! Aber schließlich, was sollte das? „Wer braucht Häsen in dieser Zeit!" so lautete des Vaters Schluß rede. Aber in dieser Nacht hatte der Junge keine Ruhe. Er dachte hin und her, und am nächsten Morgen nach der Schule kramte er etliche Plüschreste aus der großen Kiste hinter der Arbeitstafel und verschwand im Stall, wo er nach einigen Stunden einen wunderschönen Osterhasen fertiggestopft hatte. Heimarbeiterjunaen sind von Hause aus geschickt, darum war der Osterhase prächtig geraten. Dann ging Peter zum Nachbarn Schmidt, der sein Pate war, und lieh sich unter einem Vorwand 25 Pfennige und einen Bogen Papier. Darauf schrieb er in bester Sütterlins- schrift: „Lieber Herr Hitler, solch eHasen wie diesen machen wir alle hier. Auch wir Jungens können schon solche machen, aber wir haben keine Aufträge. Wenn Sie uns einen Auf trag gäben, würden wir alle wieder Brot kaufen können. — Peter Götz, 10 Jahre alt." Damit war das Werk getan, das dem Dorf der Heim arbeiter Segen bringen sollte. Nach zwei Monaten kamen einige braune Leute in das Dorf, gingen von Hau» zu -aus und stellten Listen auf; wie Dom Nötfiur und Äöckshom zum Osterfest. Von M. A. v. Lülg-udorff. Als Bonifatius im achten Jahrhundert das germa nische Land durchzog, um den Deutschen das Christentum zu verkünden, hatte er in manchen Teilen de» Landes einen schweren Stand, denn das Volk hing noch an seinem ur alten Götterglauben. Wenn der Frühling nahte, brann ten ringsum die „Nütfiur", die Feuer, mit denen man die Götter ehrte und deren Flammen Menschen und Tiere seg neten, über die sie leuchteten. Bis endlich Bonifatius im Jahre 742 ein Konzil abhielt und das Anzünden der Nüt- fiur mit einer Strafe von zweieinhalb Unzen Goldes ver bot. Nur hat es nicht viel geholfen. Die Feuer brannten weiter und brennen heute noch. In Mitteldeutschland nannte man sie sogar noch Jahrhunderte später in der Erinne rung an Wotan, besten Wogen einst zwei Böck« gezogen hatten, „Bockshorn", und genau so wie einst sprangen die Menschen durchs Bockshorn, und die Hirten jagten ihre Tiere durch den glühenden Holzstoß. Auf diesen altdeut schen Frühlingsbrauch ist das bekannt« Wort vom „Bocks- Hom-Jagen" zurückzuführen. Als alle Strafen fiir das Abbrennen der Fvuhlingsfeuer den Widerstand im Volke nur erhöhten, ließ man den Brauch schließlich writerbestehen, nannte aber die Feuer im christlichen Sinn« „Osterfeuer". Allerdings auch in die sem Wort« die Bezeichnung „üsheren", des altheidnischen Frühlingsfestes der Westgermanen beibehaltend, das sich vermutlich auf die Tageslichtgöttin Austre bezog. Und als Osterfeuer flammen sie denn, auch heute noch über das Land oder saufen als glühende Feuerräder ins Tal hinunter. Ihr Sinn ist der gleiche wie vor zweitausend Jahren. „Was das Feuer nimmt, das gibt es zehnmäl wieder', sagen die Leute, wenn sie das Holz zum Osterfeuer aufschichten, denn man weiß, daß die Flammen den Boden fruchtbar machen und dem Menschen, den sie treffen, Kraft und Gesundheit bringen. Wieviel sich von diesem Brauchtum in unseren Oster- bräuchen erhalten hat, läßt sich kaum sagen, weil sie ja eigentlich fast alle in ferner Vergangenheit wurzeln. So sah im dreizehnten Jahrhundert ein Mönch in Heisterbach im Rheinland mit Entrüstung, daß die Lauern einen Wid der mit bunten Bändern geschmückt auf einer Art Bühne aufstellten, um ihn herumtanzten und ihn dann unter Ju- belgeschrei schlachteten und verzehrten. Das war also noch «in recht kräftiger und urwüchsiger Ueberrest alten Heiden brauchs. Und heutck? In der einsamen Jachenau, dem wunderschönen Gebirgstal in Oberbayern, findet jedes Jahr zu Ostern die „Widderweihe" statt. Ein Bauer treibt einen mit bunten Bändern gezierten Widder, dessen Hörner schön vergoldet sind, vor die Kirche, wo der Priester das Tiek segnet. Die Zeremonie wird ganz und gar im christlichen Sinne vorgenommen. Aber reicht ihr Ursprung nicht in die Zeit zurück, da der Widder den Göttern als Dankopfer dargebvacht wurde? In seiner „Germania" berichtet Tacitus, daß die ger manischen Jünglinge bei den größeren Festen einen eigen artigen Tanz aufführten, in dem sie zwischen Schwertern und Speeren, die sie einander wie zum Angriff entgegen hielten, tanzten. Dieser mit „Kunstfertigkeit und Anmut" getanzte Waffentanz erinnere ihn an die Zeremonie, die auch in seiner römischen Heimat üblich sei, wenn es gelte, den Sturm- und Kältedämon aus dem Land zu vertreiben, um die Frühlingsgöttin zu empfangen. Es mag auch sein, daß zwischen den germanischen und den römischen Waffen- tänzen gewisse Aehnlichkeiten bestanden, um so mehr, als sie ja auch von den Deutschen hauptsächlich bei den Früh lingsfesten getanzt wurden. Nur mit dem sinnbildlichen Vertreiben des Winters hatten sie nichts zu tun. Waffen tänze waren auch bei den Kelten üblich, und Ueberreste von ihnen erhielten sich in England bis um die Mitte des vori gen Jahrhunderts. Im deutschen Land lebt der uralte Brauch aber heute noch fort im österlichen „Schwertertanz". Wenn in Traunstein, der bergumkränzten bayerischen Stadt, alljährlich am Ostermontag der berühmte „Georgi- ritt" abgehalten wird, zu dem von nah und fem die Bauern mit ihren schönsten Rosten herbeikommen, um sie vom Priester segnen zu lassen, ^findet im Anschluß an die Feier auf dem Stadtplatz der „Schwertertanz" statt. Im Lands- knechtskostüm und mit frischem Buxbaumgrün geschmück ten Schwertern tanzen junge Leute einen seltsamen Reigen, bei dem die Tänzer mit ihren Schwertern die verschieden? sten Figuren bilden, während die Musik eine alte eintönige Weise spielt. Noch ein anderer Brauch hat sich in einen fröhlichen Osterbrauch verwandelt. Wie es bei den Römem üblich . war, beim Friihkngsfest den Winter zu verjagen, so gab es auch bei den alten Deutschen solche Scheinkämpfe zwischen Winter und Sommer, bei denen natürlich der Sommer sie gen mußte. Cs waren Natursplele, entstanden aus der ge sunden Freude am Wiedererwachen der Natur. Aber es waren dennoch Kämpfe, bei denen Mann gegen Mann kämpfte, denn so leicht ließ sich der Winter nicht vertreiben. Solche Kämpfe, nunmehr Osterkämpfe genannt, trifft man nun auch heute noch oft genug an. An manchen Orten sogar in der eigenartigen Form, daß die Burschen und Mädchen eines Dorfes die beiden Parteien bilden. Im Westfälischen fechten die Schuljungen die Osterkämpfe au« und bekämpfen sich oft tagelang, bis endlich jede Partei ihr eigenes Oster- seuer anzündet, womit dann der Aried« wieder hergestellt ist. ihrer Ganzheit ein lebhaft buntes Mosaik dar, so ist auch I -wiederum feder einzelne der Stücke «in bunter Farbenkrei sel und zeugt davon, mit wieviel Liebe, Fleiß und wie mit seltener Geschicklichkeit hier Herz und Hand zugleich am Werke waren. Es ist geradezu erstaunlich, mit wie immer neuen Einfällen der mit liebevoller Versunkenheit in sein Werk arbeitende schlichte Mann de» Lande» die weiße Scha le zu schmücken verstanden hat. Neben allerlei erdachten Ge bilden, Mustern und Kanten, sind es besonder» Blätter und Bwten, Weidenkätzchen, Gänseröschen, auch Tiere aus der ländlichen Umgebung, Hühner, Tauben, Rehe, Hasen, Schmet- terlinge, erste Frühlingsboten, die den Ausschmuck dazu lie fern. Die Eier der Klostergegend um Marienstern atmen insbesondere den frommen Sinn der dortigen Bevölkerung. Sie sind ausgeschnitten und im Innern ausgepuht mit klei nen, aufgestellten Heiligenbildchen nach Art der Stammbuch blümchen, die wir in unfern Kindertagen so abgöttisch ver ehrten. Das Osterlamm, Jesus den guten Hirten mit den Lämmern, Engelsgestalten und vieles andere bergen sie in ihren kleinen weißen Schrein. In der Tat, die Weihnachts krippen scheinen hier ein österliches Seitenstück gefunden zu haben- Manche der Eier trcmen Austchristen: Erinnerungs- wyrte, Sprüche, Verse, gute Lehren, Widmungen — in wen discher, doch auch in deutscher Sprache. Hier eins, auf dem zu lesen ist: „Liebe erfüllt die Erde und mehr den Himmel". Dort eins mit frommem Blumenspruch: „Kaz ta roza lilija koye cista wutroba." Denn überwiegend sind die Aufschrif ten von frommer Art, doch kommt nicht selten auch Humor zu Worte. Bei allem aber muß man die Geschicklichkeit in der Behandlung der Fläche bewundern. Nicht ein Ge genstand, bei dem die räumliche Anordnung, die Verteilung des Schmuckes auf der doch immerhin nur ganz geringe Aus- dehnuNgsmöglichteiten bietenden Rundung nicht geschmack voll, wirkungsvoll und gefällig wäre. Noch eindrucksvoller fast sind die Ausstellungen, welche die Gesellschaft für Heimatkunde in Hoyerswerda veranstal tet. Nicht nur wegen der ungemein größeren Mannigfal tigkeit der Sammlung — sind doch hier viele Tausend so bun ter Osterwunder zu bestaunen — sondern auch, weil sie einen tiefen. Blick in die bäuerliche Werkstatt des ländlichen Oster- mannes tun lassen. Hier gibt es nämlich Eier, die Wachs schmuck tragen, und diese sind wohl die wertvollsten, beweisen sie doch die bäuerliche Art wie keines der anderen alle. Sie atmen Erdgeruch, sie sind der Widerschein der sommerlich blühenden Heide. Kein andrer Schmuck ist so kostbar, so bauernecht wie dieser. Vor langer Zeit, da brachten fromme Menschen, wenn sie sich einen Schatz im Himmelreich erwer ben wollten, der Kirche Gaben dar von Wachs, dem Edelsten, das ihre Felder trugen. Ist es hier nicht ein gleiches? Das Ei, ein festlich Tabernakel, von Gott geheiligte Monstranz, weil sie das Leben alles Lebens birgt: so gläubig fromm ge schmückt! Gewiß, vorm Richterstuhl der hohen Kunst werden alle die kleinen Erzeugnisse bäuerlichen Fleißes nicht bestehen, wenn sie auch in der volkstümlichen, in der bäuerlichen Hand werkskunst noch immer ihren Platz behaupten werden. Das ist's ja aber gar nicht, was man an ihnen sucht. Ihr Wert liegt auf ganz anderem Felde: Sie sind uns sinnenfälliger Beweis dafür, daß im Bauern noch Gemüt, Sinn für Be schaulichkeit und stille Freude, daß in ihm Dankbarkeit und fromme Andacht waltet, daß er sich solche Denkungsart zu wahren wußte, auch über alle Zeiten hohlen Glanzes und zunehmender Veräußerlichung hinweg. In solchem Lichte werden sie bestehen, bestehen wie all die alten schönen Oster- bräuche, die man nun wieder in den Ostertagen übt in un serm Lande, überall, wo fromme Bauern wohnen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)