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Die unsterbliche Seeschlange - Reereswunder und Meeresfabel« Ihr werdet vielleicht schon gehört haben, Latz verschieben« Leute alle« Ernstes behaupten, in einem schottischen See ein gewaltiges und völlig unbekanntes Waffertier gesehen zu haben, bas unbedingt bie berühmte »Seeschlange" sein müsse, von der di« Menschen schon seit Jahrtausenden berichten, ohn« daß es je gelang, einen handgreifliche» Beweis von diesem sagenhafte« Untier zu bekommen. , Einer der ältesten Bericht« über ein riesiges Ungeheuer des Meeres finden wir in- einer alten Chronik des Jahres 162S, in der es heißt: «... di« Seeschlange, welche ist ein griiuylich tier und 18. February gefreßen hat ayn großes Schiff. . ." Reben diese» Zeilen findet sich die allerdings furchteinflößende Dar stellung von einem schlangenartigen Ungeheuer, das gerade im Begriff ist, einen vollbemannten Zweimaster in seinem auf gesperrten Nachen verschwinden zu lassen. Aber noch im vorigen Jahrhundert erscheinen immer wieder Berichte in den Zeitungen, die Beschreibungen von „Augenzeugen" bringen. Es werden darin unvorstellbare GrößenverhSUmiss« angegeben — di« See schlange soll Lis 199 Meter lang und ungeWr 8 Meter dick sein. Einig« schildern sie nun mehr einem Krokodil in der Form ähnlich, andere erzählen von buschiger Mähne und Bärentatzen, am häufigsten werden Flossen und ein schuppiger, langgestreckt«», schlangenKeicher Körper erwähnt, und nur ein anscheinend be sonders phantafieooller Beobachter beschreibt Feuer und Rauch, di« aus dem ausgerissenen Schlund des Ungetüms dringen. Da es immer nur beide» Beobachtungen blieb und das Fabelwesen anscheinend ein« Borliebe für Skcht- und Dämmer stunden hatte, in welcher Zeit nur wenig Monn von der Be satzung an Deck wareih, wuchs das Mißtrauen bei jedem Bericht. Ni« gelang eS, ein« Seeschlange p, erleg«» oder ihrer im Beisein vieler Menschen ansichtig zu werden. Und so wurden letzten Endes di« „Augenzeugen" ausgelacht, man warf ihnen vor, sie hätten wohl zu tief ins ErogAas gesehen oder sie wollten sich Trotz des allgemein werdenden Mißtrauen» stellt« 1892 der holländische Zoologe Dr. A. T. Oudemans etwa 180 Berichte von Augenzeugen über die Seeschlange zusammen und begründete sei» Tun folgendermaßen: „Trotz alle» Gelächters ist unsere strenge Forschung seit etwa zwei Jahrzchnten doch zu der Ansicht gekommen, daß jenes Fabelwesen existiere« könnte. Und ich behaupte, daß es in der Tat ei« gewaltige» Meervngeheuer gibt, auf das die zahllosen Geschichten passen." Der ««kehrte einfach wichtig machen. Der Dichter Gustav Freytag bezeichnet« 1861 di« Geschichten von der Seeschlange als „abgedroschene Lügen", und ein kluger Kapitän sagte einmal zu dem Welt reisenden Andre» Wilsen: „Wenn man mich an Deck ruft, weil oben die Seeschlange zu sehen ist, dann bleibe ich ruhig in meiner Kajüte. Lieber beide Augen zudrücken? Denn wollt« ich nach her erzählen, ich habe die Seeschlange gesehen, so würde ich mein ganzes Leben lang für einen entsetzlichen Lügner gelten!" rechnete das Geschöpf zu den Schlaugen, nannte e» .Megophia» megophias" und vermutete darin letzt« übrig gebliebene Ver treter der vorzeitlichen Saurier. Nicht weniger aufregend als die Geschichten von der See schlange find di« Bericht« von den „Riesenkraken", die mit zahl reichen gewaltige» Wangengleichen Saugar»«» aus der Tief« des Meeres nach oben steigen sollen, und da» Schiff, da» sie mit diese» Fängen umklammern, i» di« Tiefe zichen. Hier liegt, vielleicht eher ei» Körnchen Wahrheit zugrunde, denn in der; Lat farck» man Teile einer riesigen Tintenfischart an verschißen«» Küsten angeschwemmt oder in de» Mägen der Wale. Rach diesen einzeln gefundenen Telle» rechneten es sich di« Gelehrte» aus, daß der „Riesenkolwar" zehn Arme haben muß, di« bis 17 Meter lang find und daß sei» Gewicht »agefähr 29 Zentner betrage» muß. Seine Auge» find besoßers bemerkenswert —i die haben eine» Durchmesser von fast 49 Zentimetern und stelle» damit den Srößenrekord an Tieraugen auf. Der Rieseakalmar: lebt auf hohem Meer in mittleren Tiefen. Wenn er auch kvi« Schiff in di« Ti«fe zichen kann, ein gefährlicher Bursche für die andere« Meeresbemchner ist er immerhin. Seine Fangarm« find auf der UnteHeite mit Saugnäpfen besetzt nick klammer« sich unentrinnbar an die Beute an. Am ehesten von zahlreiche» Meerfabeln fanden di« Ge schichten von den Meermännern und Meerfrauen ein Ende. Immerhin wurde noch vor dreihundert Jahren von manchen umherziehenden Schaubudenbefitzern ausgestopfte derartige Reer wunder gezeigt, die künstlich aus See robben feilen, Wach« «ch Menschenhaar zusammengebastelt war«,, de» Zuschauern aber, angrnehm gruseln machten. Diese Sag« von den j« Reer lebenden Menschen beruht aus gewisse» Robbeaarten, die beim flüchtigen Hinsehen eine gewisse Menschenähnlich!«« a«f»eis«>u- Das geheimnisvolle tiefe Meer, das de» größten Teil dev Erde bedeckt, versunkene Kontinente und ihr« unbekannte« Kwll turen verbirgt, da» in sein«« unerforschten Tiefe» zahlte« Schätze in zerfallenden Wrack» hütet, dessen Wasser um» Rmmj zum Südpol, von den chinesischen zu den amerikaaGche» «G europäischen Küsten wandern, da» Reer — trotz fest»« »ielen Namen doch nur rin Weltmeer in» Grunde — gibt em» und unserer moderne» Wissenschaft immer noch manche» Rsttfel ani