ZUSAMMENFASSUNG Der Halbhorst von Netzschkau ist als Teil einer Südost-Nordwest verlaufenden Schollenzone zu betrachten, die sich vom Nordwestrand des Bergener Granites bis in den Kern des Bergaer Sattels verfolgen läßt. Diese Schollenzone kann als räumlich und zeitlich begrenztes Glied einer langlebigen Bewegungszone aufgefaßt werden, die bereits an der Wende Mittel/Oberdevon durch dictyogenetische Bewegungen (R. SCHOENENBERG 1950), im höheren Oberkarbon durch das Aufdringen der Granite des Westerzgebirges (E. PVFFE 1930, H. Koelbel 1954) sowie mehraktige, jüngere, zeitlich nicht genau zu fixierende bruchtektonische Be wegungen, die im Gebiet zwischen Greiz und Gera Zechstein und Muschelkalk be troffen haben, wirksam war. In der nordwestlichen Verlängerung dieser Zone liegen im Bereich des Thüringer Beckens die saxonischen Bruchstrukturen des Leuchtenburg grabens und des Weimarer Grabens. Die innere Tektonik des Halbhorstes von Netzschkau zeigt Südwest—Nordost strei chenden Faltenbau. Die Faltenachsen fallen fast ausschließlich nach Nordosten ein. Anzeichen einer Querfaltung im Sinne einer Achsenscheitelung wurden nicht festgestellt. Aus dem nordöstlichen Streichen abweichende Achsen von Kleinfalten werden nach R. Balk [2] als disharmonische Falten aufgefaßt, die größere streichende Störungen an zeigen können. Im Südostteil des Halbhorstes herrscht südostvergenter Faltenbau mit deutlich ausgeprägter Transversalschieferung («x-Typ der Schieferung nach R. Hoeppe- NER 1956). Der Nordwestteil des Halbhorstes wird durch flache, kuppel- oder antiklinal- artige Lagerung schwach epimetamorpher Phycodenschichten gekennzeichnet. Klein falten erlaubten eine genauere Bestimmung der Transportrichtung, die im nordwest lichen Teil nach Nordwesten, im südöstlichen Teil nach Südosten gerichtet ist. Im nord westlichen Teil des Ilalbhorstes ist Schubklüftung (s 2 -Typ der Schieferung nach R. Hoeppener 1956) vorherrschend. Transversalschieferung tritt nur untergeordnet in Gesteinen quarzitischer Zusammensetzung auf. Die flache, weitspannige Lagerung der Phycodenschichten im Nordwestteil des Halbhorstes läßt im Verein mit der beginnen den Metamorphose (Phyllitisierung) und dem Auftreten der Schubklüftung auf ein tieferes tektonisches Niveau als in der Zone der Südostvergenz schließen. Die Unter suchungen E. Schroeders (1958) haben für das Gebiet des Hirschberg-Gefeller-Neben sattels zu ähnlichen Ergebnissen geführt. Der Halbhorst von Netzschkau wird an seiner Südwest- und Nordostflanke von der „Reuther Verwerfung“ bzw. der „Göltzschtalverwerfung“ begrenzt. Beide Brüche finden im Kern des Bergaer Sattels in der Gommlauer bzw. der Zoghaus-Untergrochlitzer Störung ihre Fortsetzung. Eine einseitige Ankippung von Südosten kann auf Grund der Kontur dieser „Netzschkau-Gommlauer Hebungszone“, deren südöstlicher Teil der Halbhorst von Netzschkau darstellt, angenommen werden.